Beate und Klaus

Beate und Klaus VII

So ein Mist, die Nuckelpinne kommt absolut nicht aus den Puschen. Wo ich doch so gerne ganz schnell nach Hause käme. Gott gebe, dass uns kein Unglück passiert, denn wenn die Polizei mich erwischt, wie ich ohne Lappen fahre, kann ich mich auf lange Zeit davon verabschieden.
Die arme Beate muss immer noch weinen. Ich begreife einfach nicht was, sie so runtergezogen hat. Mist, dahinten kommt ein Streifenwagen. Gleich bin ich fällig. Warum habe ich mich nur auf diese Scheiße eingelassen? Beate bringt mir nur Pech. Erst ist der Führerschein weg nach dem verkorksten Kinobesuch, und jetzt kommt es bestimmt erst richtig dicke und ich kriege saftigen Ärger.
Oh Mann, die fahren weiter. Noch mal Glück gehabt.

Jetzt schwitzt der Tropf Blut und Wasser, weil er einmal im Leben etwas riskiert hat und ohne Führerschein gefahren ist. Ein Mann braucht ja nicht gleich den Rambo zu geben, aber er muss sich auch nicht direkt einnässen, bloß weil ein Polizeiwagen vorbeifährt. Als wenn irgendwo ein Schild an meiner Karre aufleuchten würde,
‚Hey Schutzmeister, der Fahrer hat keine Fleppen’. Gleich sind wir zu Hause, dann nehme ich mir einen Aufheller, lege mich einfach ins Bett und verschlafe den Rest des Tages.
Ich dachte, ich hätte den Mist mit den Düster-Attacken endgültig überstanden, aber so ganz stimmt das wohl nicht.

Sie hat sich ins Bett gelegt, aber als ich gehen wollte, hat sie meine Hand genommen und gefragt ob ich nicht noch eine Stunde bleiben könnte, während sie schläft. Sie möchte jetzt nicht alleine sein. Hurra, das ist ein guter Anfang. Der edle Ritter in silberner Rüstung wacht über den Schlaf seiner Angebeteten. Ich gehe mal nachsehen, ob ich was Anständiges zu lesen finde.
Was haben wir denn da? Schrott, Schrott, Superschrott, was für ein übles Brutalinski-Zeug. Von wegen ‚das sanfte Geschlecht’. Aber sieh mal an, ‚Gefrorene Seelen’ von Giles Blunt kenne ich noch gar nicht.
Carmen hatte mir erzählt, dass es einen neuen Blunt gibt, aber ich habe irgendwie verpennt den zu bestellen. Ich setze mich jetzt zu Beate ans Bett, lese ein paar Seiten und wache über ihren Schlaf.
Na klar, wenn man pinkeln muss, kann man nicht einschlafen.
Oh Hilfe, String-Tanga! Ja, eine Superidee, in einem knappen Unterhemd und quasi ohne Schlüppeck vor mir her zu spazieren, wo ich sowieso schon ständiges Wellenrauschen höre, weil mir das Sperma bis zu den Ohren hoch schwappt.

Boah, mir ist gar nicht gut. Ich hab’ richtig Migräne. Ich ziehe gleich die Vorhänge zu und denke an nichts. War eigentlich sehr lieb, der Klaus. Ach, dann mache ich ihm noch eine kleine Freude und tue so als wenn ich pinkeln müsste. Dann hat er was zum Nachdenken und für ein paar feuchte Träume, oder was er sonst mit der Erinnerung anstellen will. Klar, nimm das Buch ruhig mit. Ich les’ den Kerl sowieso nicht so gerne. Jetzt war er scheinbar richtig froh, abhauen zu können. Als wenn ich nicht gesehen hätte, dass er die Jacke vor die Pistole gehalten hat. Irgendwann werden wir vielleicht mal ein Date ohne Katastrophen erleben dürfen.

Beate und Klaus VII ½

Ach, das ist ja wieder ein Mist. Ausgerechnet jetzt muss ich für sechs Tage
nach Berlin und den dicken Korbinlein ersetzen. Bandscheibenvorfall.
Wen wundert’s? Dem Meister des Extremsitzens musste ja eines Tages der Knorpel raus hüpfen. Was mache ich denn bloß mit meinem Hund?
Meike hätte ich ihn ja gern
gebracht, die ist immer nett,
aber die tanzt auf den Dog Dance Weltmeisterschaften.
Schade, wo Siggi doch so gern mit ihrer kleinen Sheltie Hündin spielt. Anna und ihr Salto-Pointer sind in Urlaub.
Die kann den Hund auch nicht nehmen.
Zu Anja will ich ihn nicht geben.
Da lernt er das Kläffen von den Bären-Burschen.
Das sagen ja sogar ihre Nachbarn.
Und Kathrin geht nicht ans Telefon.
Die hat neulich irgendwas gemurmelt,
aber das habe ich nicht verstanden.
Dann muss ich ihn wohl zu meiner Schwester bringen.
Blöde, das kostet auch wieder endlos Zeit.

Den Hund zu Klaus’ Schwester zu fahren war ein ziemlich geschickter
Schachzug von mir.
Es wirkt edel und ich bekomme ganz sicher die Chance
eins von Evas Pferden zu reiten.
Komisch., dass Eva so gut reitet und Klaus
so grauenhaft.
War vielleicht damals ein anderer Bulle bei denen auf der Weide.
Nur blöd, dass der dicke Köter nicht in meine Box passte.
Na gut, Box raus, Hund muss eben so nach hinten.
Muss halt für die eine Fahrt gehen. Uih, was war das denn.
Ich hab mich ja richtig erschrocken. Der macht ja
Geräusche wie ein Mensch beim furzen. Klasse, verdammt Klaus,
man setzt seinen Vierbeiner ins Auto oder leint ihn an,
wenn der Schmied kommt.
Hufschnitt und das geraspelte Zeug ergeben doch
so widerliche Gase im Hundemagen.
Die Scheiben beschlagen schon. Und dann noch
die Geräusche wenn die warme Luft die Flattermembran
vibrieren lässt.
Mir ist ganz eigenartig.
Ich mache besser das Schiebedach auf.
Noch besser wäre es wenn ich
das ganze Dach abbauen lassen würde.

Nu guck sich das einer an.
Das Erste was ich in Berlin sehe, ist eine hübsche
junge Frau mit zwei wohlerzogenen, großen Hunden.
Das war doch net(t).
Ich nehm’ das mal als gutes Omen.
War schon doof, dass keiner Zeit
für meinen Hund hatte. Ausgerechnet jetzt musste
Carmen beim Fotografieren
des Hundes in den See fallen. War auch eine Scheißidee den Hund
im Wasser nicht von oben, sondern frontal knipsen zu wollen.
Welcher Idiot ihr wohl den Floh ins Ohr gesetzt hat?
Egal, jedenfalls wird sie
die Lungenentzündung sicher bald überstanden haben.
Die Kamera hat sie allerdings den Karpfen vermacht.

Doch noch lebend angekommen.
Nachdem der dämliche Hund auf die Rückbank
geklettert ist, hat er ja endlich Ruhe gehalten und sogar das Feuer weitestgehend
eingestellt. Ja, hi Eva, klar lasse ich den Hund raus.
Habe ich es doch gewusst, sie schlägt gleich einen gemeinsamen Ausritt
vor. Hurra. Da nehmen wir den Siggi mit
und er bekommt direkt Bewegung.
Das Halsband? Ja, das ist schön. Hat Ivi dem Klaus gemacht.
Na eigentlich seinem Hund.
Obwohl manchmal wäre es schon besser man würde Klaus anleinen, dann gäbe es vielleicht weniger Unglücke. Und die Unterarmtasche?
Ja, von Prada, ist aber eine Umhängetasche.
Ist auch nicht meine, die habe ich mir von Janina geliehen.
Aber wo ist der Riemen, verdammt noch mal.
Siggi, du Monster, warst du deshalb so ruhig
auf dem Rest der Fahrt?