Alltagstauglichkeit und Hundesport?

  • Natürlich biete ich meinen Hunden eine Alternative an, natürlich machen wir dennoch "Hundesport". Nur dieses organisierte habe ich nicht mehr ertragen, weil ich persönlich hier in meiner Gegend nichts finden konnte, was meinen Vorstellungen entspricht. Ich bin auf der Suche und mich würde nichts mehr freuen, als eine Gruppe zu finden, mit der ich Hundesport betreiben könnte zum Wohle der Hunde. Den meisten Menschen macht das auch sicherlich nicht so viel aus, die machen ihr Ding und lassen die anderen Hundesportler ihr Ding machen. Mich hat es zu sehr belastet. Wenn man an allen Ecken Leinenruck und Teletakt und Stachel sieht... Für mich war das nix. Leider. Ich liebe Hundesport, wenn dabei tatsächlich der Hund im Vordergrund steht und nicht der Erfolg oder der Mensch oder andere zweifelhafte Gründe...

    Wehrtrieb? Wo muß denn ein Hund groß Wehrtrieb zeigen? Und nunja, ist ja nur meine Meinung, daß im Sport Wehrtrieb nix zu suchen hat.

  • Ich betreibe mit meiner Hündin THS. Vorher habe ich Agi gemacht, das war absolut nichts für sie, zuviel Action. Im THS wird neben der Tonnenhopserei auch noch UO gemacht und das gleicht sich aus, zumal der Slalom und der Dreisprung im Fuß zu laufen ist.

    Das sich Sport und Alltag beißen kann ich nicht sagen: Im Sport interessieren sie andere Hunde überhaupt nicht, da macht sie mit mir ihr Ding. Im Alltag sind andere Hunde nach wie vor FEINDE.

    Ich habe Leute kennengelernt, die mir geraten haben, mit ihr VPG zu machen: Fährte und UO finde ich ja noch okay, aber die Arbeit am Mann brauche ich da nicht unbedingt, auch wenn es nur um die Beute Ärmel geht. Das würde bei dem Charakter meines Hundes nach hinten los gehen, da ich sie da nicht mehr kontrollieren könnte (außer durch Starkzwang).

    Den Vorfall, den die TS beschrieben hat, hat wohl eher was mit Erziehung zu tun, als mit dem Sport, den sie mit ihrem Hund betreibt.

    Des Weiteren bin ich der Meinung, wenn man VPG vernünftig ausbildet, werden aus den Hunden auch keine Kampfmaschinen. Ich kenne keinen VPG-Hund, der im Alltag auf alles geht, was 2 und 4 Beine hat.


    LG Marion

    LG Marion

  • Ist auch immer eine Sache der Erfahrung und des HFs
    Ich halte z.B. die Hände ganz still wenn einer fragt obs n Belgier sein darf ( danke hatte ich 10 Jahre lang :/ toller Hund aber extremo schwierig in der Arbeit... Damals wollte übrigens keiner nen Belgier auch nur geschenkt haben... BTW mein Rüde war n Gröni aus Leistungszucht)
    Einfach weil ich keinBock/KeinZeit/keinWillen im Moment habe um mit einem so hochtriebigen Hund zu arbeiten
    Da bleib ich lieber bei meinen DSHs, die haben "genug" Trieb aber Eaaaaasy ( oder es kommt mir nur so vor weil ich als Jugendl. eben meinen Laski hatte ^^)
    Aber nu kommt eben der Fritze der immer Hochzuchtschäfis hatte, der will auch mal "in" sein und kauft sich nen Mali und schon haste Explosionspotential
    Der Hund ist triebig, eben genauso schnell über den Trieb aufzubauen und da wird dann die Frusttolleranz vernachlässigt ( wo Du vollkommen recht hast) und tata haste die erste Übersprunghandlung.

    Beutegeil sind meine Hunde übrigens auch aber wenn da was dran gearbeitet wird, von Anfang an, dann ist das Problem auch schnell aus der Welt( wie wuseln auch mal Kinder durch und die nehmen auch mal meinen Trainingsarm inne Finger, es muss also immer alles was "locker" laufen)

    Wehrtrieb bin ich übrigens kein wirklicher Freund von .. Auch vom sanften Wehrtrieb nicht, dafür trainier ich dann wieder zu Beutelastig .. Gibt eben nicht DEN Weg

    Aber wie bitte soll ich einen Hund vernünftig auslasten der eben genau darauf gezüchtet wurde?
    N Border soll an die Schafe, n Goldi an den Dummy aber n DSH nicht in den Schutzdienst/UO/Fährte :???:

  • In meinen Augen liegen die Probleme auf alle Beteiligten verteilt. Da sind Trainer, die mit ungeeigneten Hunden trainieren, weil der Hundehalter es wünscht oder mit Nachdruck verlangt. Da sind die Hundehalter, die ihre eigenen Hunde nicht lesen können. Da ist der Sport selbst, der Leistungsdruck darin. Es ist wohl die Kombination von allem.

    Zur Ausgangsfrage: Manche schreiben hier, der Hund solle Arbeit und Freizeit trennen. Nun, da habe ich meine eigene Sichtweise. In meinen Augen ist der Alltag der Job meiner Hunde. Im Alltag sollen sie klar kommen, mir treue Begleiter sein. Der Hundesport ist ihr Hobby, ihre Auslastung, da dürfen sie ohne Streß ihren Dingen nachgehen, natürlich unter Anleitung, aber eben dort können sie sich austoben.

    Für mich ist ganz klar, daß Distreß im Hundesport nichts zu suchen hat. Was hat denn der Hund noch davon, wenn er ständig mit Druck, Zwang und Starkzwang gearbeitet wird? Macht ihm dann seine "Auslastung" denn noch Spaß, ist das wohl sinnvoll? Oder geht es da nur noch um Erfolge und Profilieren der Hundeführer? Wo geht es wirklich um die Hunde und wo geht es nur um den Spaß für den Hundeführer? Kann da wirklich jeder ehrlich mit sich selbst ins Gericht gehen?

    Ihr redet hier von schwarzen Schafen, von blöden Ausnahmen. Aber ich habe mich die letzten Jahre viel in "der Szene" rumgetrieben. In allen möglichen Hundesportarten und auch Hundeschulen ist leider Zwang und Starkzwang die Regel, zumindest in meiner weiteren Umgebung hier. Man muß nur genauer hinschauen, das können und wollen die wenigsten. Auch meine Vereinskollegen sind naiv, sehen offensichtliches nicht, weil sie es nicht sehen wollen.
    Es bricht mir das Herz, wenn ich das im Hundesport erlebe. Jede Hundesportart ist eine so tolle Möglichkeit für ein Mensch-Hund-Team. Warum wird das nicht genutzt? Warum wird all das wegen Erfolg und Egoismus und Leistungsdenken in den Dreck gezogen? Natürlich will man ein Ziel erreichen, aber warum auf Kosten des Hundes? Warum nicht MIT dem Hund? Eben als Team.

    Was hat ein Hund von 2-3 mal die Woche Hundesport, wenn er im Alltag nicht klar kommt? Woraus besteht denn das Leben eines Hundes?

    Und doch: ich kenne verdammt viele VPG-Hunde, die im normalen Leben absolute Krücken sind, die am Stachel ne Runde um den Block geführt werden, wenn überhaupt und ansonsten nur Box und Hundeplatz kennen. Das sind leider keine Ausnahmen. Bei uns hier in der Gegend ist das die Regel. Aber ebenso die Regel sind dauerkläffende Agi-Hunde, die auch beim Spaziergang kläffend ums Frauchen rumhüpfen und ihr Bällchen verlangen.

    Ich will nicht sagen, daß es in jedem Verein so ist oder in jedem Bundesland oder in jeder Gegend. Dazu fehlt mir der Überblick. Aber hier im Saarland und in der angrenzenden Pfalz... Da sieht die Realität leider leider immer noch so aus. Wenn man mutig genug ist, genau hinzuschauen.

  • Die gibts... Im Überfluss... Auch hier

    Aber so langsam stirbt die "alte Garde" weg, und es mag sich makaber anhören: Dat is jut so ( zumindest für den Sport)
    Ich hab mir nach meinem Umzug so viele Plätze angeschaut :roll: und Anfangs war ich "die keine Ahnung haber die mit rosa Wattebauschen wirft" naja zumindest gibbet bei uns keinen Starkzwang mehr ( Warum? Aufklären und vor allem : Besser machen)

    Aber das Bild wandelt sich deutlich... Wenn ich dran denke wie es zeitweise abging als ich 16/17 war, da war an einen Platz ohne Brüllaffen und Stachler garnicht zu denken, die Muttis machten Würstchen warm und die Männer kamen vom Platz, Hund in die Box und dann erstma lecker Bierchen und politisches Stammtischgeschwafel

    Heute geht es doch mehr um den Hund und die SV Plätze werden langsam mal wach das es "so" eben nciht mehr gewünscht ist ( unser Vereinschef freut sich nen Beutel darüber das in 2 Jahren der Platz von 3 Mitgliedern auf 54 anwuchs... warum wohl :roll: )

    Ganz ehrlich, wenn die Tendenz so weitergeht, bin ich zufrieden.

    Mal ganz am Rande ... Ich "profiliere" mich oder vielmehr meine Art zu arbeiten natürlich über meine Hunde :lol: Das Wort wird immer so in die negative Ecke gedrängt und ja ich profiliere mcih auch viel über meine Hunde weil sie viel Platz in meinem Leben einnehmen und es sich oft um meine Jungs und Mädels geht < Fragt hier wer nach mir ... Achso die aus der E... Str. mit den tollen Schäferhunden

    Binsch stolz druff :p

  • Naja, bei uns ist es so, daß einige Plätze auf dem Weg zum Besseren waren, es schon richtig gut aussah und dann die Leute mit dem Starkzwang doch wieder die Überhand gewonnen haben. Das verstehe ich einfach nicht, aber es geht wohl schneller und einfacher. Ist bequemer... Keine Ahnung.
    Mein alter Verein (also der, bei dem ich angefangen habe, vor meinem letzten Verein) war ganz ok, als ich damals eintrat. Es gab Leinenruck, aber viel Leckerli, viel Spielzeug, KEIN STachel, erst recht kein Teletakt, kein Schlagen, kein Treten, kein Starkzwang. Ich brachte den Clicker hin, der Leinenruck wurde immer weniger, so mancher trainierte nach Lind. Doch dann bekamen manche Leute wieder Welpen, wollten mit denen möglichst schnell möglichst viel erreichen. Stachel wurde wieder genutzt, wenn auch heimlich. Leinenrucke und Gebrüll war wieder an der Tagesordnung. Sie brachten Verbündete aus anderen schlimmen Vereinen mit, die "fortschrittlichen" wurden rausgeekelt, rausgewählt, rausgemobbt. Heute ist wieder Leinenruck ganz normal, Stachel und Teletakt werden wenig heimlich recht offiziell genutzt. Dennoch versagen die Hunde bei Prüfungen, werden dann nur umso mehr gedrillt. Traurig, aber wahr. Und so in einigen Vereinen gerade in den letzten Jahren geschehen.


    Und ja klar, kann man sich über seine Hunde profilieren, aber nicht auf deren Kosten und das wird leider meistens so gemacht.

    Ich ging einmal toootal optimistisch und naiv in den Hundesport. Es machte mir Spaß und ich dachte, für jeden wäre der eigene Hund wichtig, wertvoll. Ich dachte, es ginge um den Hund bei der Sache. Der solle Spaß haben und wenn man anderen zeigen konnte, was für einen tollen Hund man hat, dann umso schöner... Aber leider leider ist es für (meine persönliche Erfahrung) 98 % der Hundesportler nicht der Hund, der wichtig ist. Sondern nur der Erfolg. Nicht der Hund soll toll sein, sondern der Hund soll nur zeigen, wie toll doch der Hundeführer ist. Er soll funktionieren, parieren, gehorchen. Der Hund soll am Prüfungstag alles meisterlich vollbringen, egal wie sehr der Hundeführer versagt. Da leisten sich Hundeführer so schlimme Fehler, aber wehe der Hund läßt sich dadurch aus dem Konzept bringen. Was ich alles für Schimpftiraden auf Prüfungen nach dem Lauf hörte. Wie die Hunde vorher und nachher gerüsselt werden. Was die teilweise vor und nach Prüfungen im Training erleiden müssen. Ich raffe das einfach nicht... Wir sind doch ein Team. Ich kann doch von meinem Hund nicht mehr verlangen, als ich selber leisten kann. Wie soll mein Hund in einer Prüfung cool und gelassen und konzentriert sein, wenn ich selber mir in die Hose mache, zittere und nicht links von rechts unterscheiden kann? Es wird verlangt und durch gesetzt, notfalls mit Gewalt. Das finde ich sooo traurig...
    Hundesport an sich ist etwas so wunderbares. Die Möglichkeit mit meinem Hund gemeinsam als Team Aufgaben zu lösen, etwas zu erarbeiten, eine Bindung zu schaffen, zu vertrauen... Dieses Glücksgefühl, wenn wir eine Einheit sind, uns ergänzen und eine harmonische Vorführung voller Motivation und Freude am Tun geben können. Das kann ich doch gar nicht erleben, wenn der Hund nur als Befehlsempfänger und Ego-Vergrößerung genutzt und betrachtet wird...

    Ups, ein wenig lang geworden... :ops:

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