Alltagstauglichkeit und Hundesport?

  • Interessant, interessant.. Da wird ein thread eröffnet mit dem Titel "Alltagstauglichkeit und Hundesport?" und zack wird nur noch über pöhse Beißmaschinen, die natüüürlich nur im SD zu finden sind, geredet..

    Generell kann ich diese Diskussionen nicht mehr hören, schon gar nicht wenn soviel Unwissenheit im Spiel ist..

    Zum Thema (und das lautet Hundesport nicht VPG bzw. Schutzdienst, denn UO und Fährte dürfte ja wieder mal keinen stören)..
    Ich verlange, dass meine Hunde zwischen Freizeit/Alltag und Arbeit/Sport trennen! Egal welcher Sport, es wird getrennt! Das erreiche ich indem ich Rituale einführe, im Alltag ggf. andere Grenzen setze als im Sport und indem ich am Gehorsam arbeite.
    Zu mir hieß es mal "der soll Leistung im Sport bringen, nicht im Alltag funktionieren". Sollte sich das tatsächlich beissen, dann liegt mein Schwerpunkt absolut im Alltag!

  • Ich kenne Malis, die im Obi der HF an der Jacke hängen oder ins Bein beißen, wenn es nicht schnell genug geht. Ich kenne Schäfis und Malis im Schutzdienst, die nicht sauber trennen, die lieber an den Helfer gingen als an den Arm. Ich kenne Hunde, die im Agi vor lauter Hochputscherei aus dem Parcours rennen und in den erstbesten anderen Hund beißen. Ich kenne Hunde, die im THS aus der Bahn rennen und nen anderen Hund zusammen beißen. Ich kenne Obi-Hunde, die den Helfer, der das Apportel bringt, verbellen. Ich kenne in jeder Sportart Hunde, die total daneben sind, weil sie hochgeputscht werden, falsch trainiert werden, mit zu viel Druck gearbeitet werden, teilweise mit Starkzwang gearbeitet werden. Ich kenne viele Diensthunde, die nie und nimmer in nem Cafe sitzen könnten, weil sie alles beißen würden, was näher als 3 Meter kommt. Ich kenne viele Diensthunde, die frühzeitig aus dem Dienst genommen werden mußten, weil sie "nicht sauber" sind.

    Warum muß man den Schutzdienst schön reden? Schutzdienst passiert leider leider immer noch seeeehr sehr oft mit viel Druck, Zwang, Starkzwang usw... Daß all das den Hunden nicht gut tun kann und sie Verhaltensauffälligkeiten entwickeln ist ja wohl logisch. Und doch: Wehrtrieb ist nichts anderes als Angstaggression. Aber auch das kann man sich natürlich schön reden. In meinen Augen hat Schutzdienst überhaupt nichts mit Wehrtrieb zu tun. Ein "sauberer" Hund geht über Spiel-und Beutetrieb. Denn Schutzdienst für den privaten Hundehalter sollte nichts anderes als ein Spiel sein.

    Jedenfalls sind all das Gründe, die mich dazu bewogen haben, mit dem Hundesport aufzuhören. Ich mag diese ganzen gestörten Hunde nicht mehr sehen, diese gequälten Seelen, diese armen Sportgeräte. Natürlich gibt es Ausnahmen, ich selber habe ja auch anders trainiert. Aber die Ausnahmen sind leider selten. Viel zu selten, zumindest in meiner Umgebung hier. Und da möchte ich einfach nicht mehr dazu gehören.
    So viel Spaß wie es mir und meinen Hunden auch gemacht hat, aber ich komme auf Dauer nicht damit klar, immer wieder so viel Hunde-Elend zu sehen.

    Achso: Ja, ich habe auch schon Rettungshunde gesehen, die echt alles und jeden ankläffen und verbellen, die um jeden Baum rumrennen, auf dem Hundeplatz hinter jedes Versteck schauen und total nervig immer nach Bällchen gierten, weil sie im Training damit belohnt wurden und geirig drauf gemacht wurden.

  • @FräuleinWolle

    Stop! :D

    Das ist mir zu einfach und zu pauschal!

    Immer wenn ich mit meinem Hund einen Sport ausüben möchte, dann trage ich eine große Verantwortung. Dass genügend Hundehalter das nicht so sehen, das macht den Sport an sich nicht schlecht, denn das liegt nicht am Sport, sondern an der Grundhaltung dieser Menschen.
    Mit einem Mastino Neapolitano Agility zu trainieren oder sich auf einen Halbmarathon vorzubereiten, das wird allgemein als Wahnsinn akzeptiert. Dass aber ein DSH/Boxer/sonstiger Gebrauchshund nicht für VPG, ein Border Collie nicht fürs Agility oder ein Pudel nicht Obedience geeignet ist, das wird verdrängt. Das sind schließlich die Hunde dafür.
    Ob ein Hund für einen Sport geeignet ist, das muss der Hundehalter idealerweise alleine beurteilen können, aber zumindest mit Hilfe von Trainern, anderen Sportlern und Züchtern zu einer realistischen Einschätzung kommen.
    Es wird bereits bei der Gesundheit der Hunde ohne Ende geschludert, beim Wesen ist es noch schlimmer.
    Aber das liegt eben nicht am Sport an sich. Das gibt es genauso beim Joggen oder Spielen auf der Wiese.

    Und zum Schutzdienst, sorry, aber den verniedlichst du. ;) Nur über Beute- und Spieltrieb, das geht nicht. Da bleibt kein normal veranlagter Hund im Laufe seiner Karriere. Er wird Wehrtrieb zeigen. Und Wehrtrieb ist keine Angstaggression. :hust:

    LG
    das Schnauzermädel

  • Also klar ist, dass es immer und in jeder Sportart schwarze Schafe gibt!
    Wenn ich höre, dass die VPGler angeblich ihre Hunde so anschreien, da muss ich nur mal auf ein Agility Turnier gehen! Da fallen mir die Ohren ab.
    Und Zwänge, deren Auswirkungen wegen falscher Handhabung oder zu wenig Wissen in die falsche Richtung sich auswirken, das passiert auch unabhängig von der Sportart!
    Da brauch man ganz sicher auch nicht glauben, dass es im Agility/Obedience anders ist, tut man dies, so macht man sich da was vor.

    Mal ganz davon abgesehen, sind die Hunde, die Auffälligkeiten im Alltag zeigen, viel viel öfter Hunde, die nirgendswo im Sport gearbeitet werden! Denn wer mit dem Hund Sport macht, der macht sich wenigsten ein kleines Bisschen Gedanken drüber, was er da an der Leine für ein Tier hat und wie es sich verhält, kommuniziert etc.!

    Es kommt, wie schon geschrieben wurde, immer darauf an, wie vernünftige das zweibeinige Ende der Leine mit seinem Hund umgeht!
    Hab ich einen gefährlichen Hund an der Leine, der z.B. so aus dem TH kam, dann habe ich dafür zu Sorgen, dass nichts passiert! Und sowas ist für mich völlig von irgendwelchen Sportarten unabhängig, denn die Triebe hat der Hund so oder so! Wenn er sie halt nicht im Sport lernt zu kontrollieren, wird er sie dann irgendwann halt im Alltag zeigen.

  • Hallo

    Zitat

    Generell kann ich diese Diskussionen nicht mehr hören, schon gar nicht wenn soviel Unwissenheit im Spiel ist..

    Die Welt dreht sich.
    Davon bleibt auch das DF nicht verschont.
    Früher wurden derlei Überheblichkeiten von einem
    Moderator abgestraft.
    Heute bringt sie der Mod gleich selbst. :ops:

    Ich werde sicher meinen Trainingsansatz überdenken,
    wenn Du uns von unserer Unwissenheit erlöst und
    uns einfach an Deinem Wissen teilhaben lässt.

    Dass ich mich nicht an Dich oder Deine Hunde
    erinnern kann, muss ja nichts heißen, :roll:
    man kann sich schließlich nicht an alle Menschen in der Szene erinnern.

    Ich gehe natürlich davon aus, dass Du sagenhaft viele Prüfungen
    mit beeindruckenden Punktzahlen und verschiedenen Hunden gelaufen bist. :gott:

    Solllte das allerdings nicht der Fall sein,
    dann solltest Du Dich verbal bei uns
    Normalsterblichen einsortieren. :???:

  • Ach sooo man muß also zig Prüfungen laufen um zu wissen wie ein gescheiter Aufbau aussieht? :lol: Mit wieviel Hunden muß ich welche Prüfungen mind. gelaufen/bestanden haben um sagen zu können, nicht alles im SD ist scheiße und/oder das es auch dort Idioten gibt!? Muß ich erfolgreiche Agi-Turniere laufen um zu sagen auch da gibt es Leute die tackern? Muß ich mehrere geprüfte Rettungshunde haben um zu sagen, auch dort gibt es Leute die mittels Tacker am verbellen arbeiten!? Interessant, interessant.. Dann frage ich mich, wie es Leute ohne großartige Prüfungen zum Trainer in Vereinen schaffen (nö damit meine ich nicht mich) :hust:

    Wir zwei dürften übrigens recht ähnlicher Meinung sein, zumindest wenn ich deine Aussagen mal querlese...

  • schnauzermädel:

    ich habe doch nicht den Hundesport an sich verurteilt. Das käme mir nie in den Sinn. Mir hat bisher jede Sportart mit meinen Hunden unendlich viel Spaß bereitet. Ich habe nur für mich persönlich entschieden, daß die Szene nicht meine ist. Ich persönlich mag dieses viele Elend nicht mehr sehen.

    Und naja: Wehrtrieb, Schutztrieb, Beutetrieb... Da hat wohl auch jeder seine eigene Ansicht. Deswegen wird es wenig Sinn machen, darüber zu diskutieren. Aber von wegen über den Wehrtrieb gehen: mein erster Hund Bodo war ja schon fast 5 Jahre als er zu mir kam und er hatte nie gelernt zu spielen. Nun suchte ich damals eine Möglichkeit ihm Spiel schmackhaft zu machen, um ihn damit auch motivieren zu können. Ein Kumpel von mir trainierte mit der Schäferhündin seines Vaters in einem Verein auf BH. Ich damals noch tooootal naiv, fragte den Kumpel um Rat. Ob er ne Idee hätte, wie ich Bodolein zum Spielen bekäme. Der schlug mir wirklich allen Ernstes (und dieser Ernst ist das tragische an der ganzen Sache) vor: Bind Bodo an den Zaun und verprügel ihn mit dem Spieli. Irgendwann beißt er rein. Ich war total geschockt, meinte auch: Ich will ja, daß mein Hund spielt und nicht vor Angst in das Ding beißt. Ja, aber so macht man das, damit der Hund an die Beißwurst (später Arm) geht und die haben alle viel Spaß dabei.

    Und nein, Bluey fiel nie in einen Wehrtrieb. Für den war das immer einfach nur ein maßlos lustiges Spiel um Beute.

  • Ich komm mal zum Thema zurück :hust:

    Zitat

    Hallo

    Was steht bei Euch im Vordergrund,
    wenn sich der Hundesport und die
    problemfreie Alltagseignung beißen?
    Nehmt Ihr für den Hundesport
    kleinere Defizite im täglichen Miteinander in Kauf?

    Ich denke, das kommt auf den Hund an.

    Bei einigen Hunden konnte ich mein Verhältnis zu ihnen und das Teamgefühl,
    und somit auch die Alltagstauglichkeit über den Hundesport (welchen auch immer) stark verbessern.

    Bei anderen war's genau andersrum.
    Da war zu viel Stress dahinter und mir ging's wie der Dame, von der Du schreibst, Walter :-)

    Ich sehe immer wieder, wie mit Hunden, die kein (oder noch kein)
    Stressmanagement haben, Agility und Canicross betrieben wird.
    Das kann sich eigentlich nur negativ auf die Alltagstauglichkeit auswirken.

    Ich würde auf alle Fälle erst mal versuchen, meinen Hund alltagstauglich zu machen,
    bevor ich ihm den u.U. grossen Druck eines Sports auferlege.

    LG
    Chrissi

  • Zitat


    Und nein, Bluey fiel nie in einen Wehrtrieb. Für den war das immer einfach nur ein maßlos lustiges Spiel um Beute.

    Entschuldige, aber deine Hunde zeigen andauernd im täglichen Leben Wehrbereiche und in einem Sport, der das geradezu fordert, da dürfen sie es nicht zeigen? :???:

    LG
    das Schnauzermädel

  • Fräulein Wolle:
    Was ist also die Alternative? Keinen Sport, keine Rettungshundearbeit, keinen Dienst? Und statt dessen?
    Auf die Couch?
    Ich bestreite nicht, dass es in allen Bereichen schwarze Schaafe gibt, aber für mich ist ein Hund ohne Job keine Alternative
    Das Malis, Graue, Herder, etc zu Übersprungshandlungen neigen ist doch bekannt, nur ist die Frage warum tuen sie das und wäre das besser wenn sie keinen Sport in welcher Form auch immer machen. Ich bin der Meinung, dass dieses Verhalten NULL mit dem Sport zutun hat, sondern mit Veranlagung und unzureichend aufgebauter Frustrationstolleranz.
    Mir liegt es fern den Schutzdienstsport oder auch irgend einen anderen in den Himmel zuloben, denn es gibt überall Probleme. ABER ich sehe für mich keine Alternative meinen Hunden wirklich gerecht zuwerden.
    Hunde haben meiner Ansicht nach ein Anrecht auf Auslastung. Ob ich nun Fährte, Dummyarbeit mache, Rettungshunde, Zos, what so ever, ob im Verein oder für mich selber, Probleme können immer auftreten.
    Ich kann nicht erkennen, dass meine Hunde sich im Alltag besonders auffällig verhalten, bloß weil ich Rettungshundearbeit mache.
    Klar sind die absolut beutegeil, klar sind sie extrem aufmerksam und bieten Verhalten an, aber all das sehe ich als großen Vorteil an.

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