Hundetrainer und aggressive Hunde

  • Das wäre aber auch kein Gendefekt, sondern ein bewußt in Kauf genommenes Zuchtproblem. Nichts, was als Defekt mal auftreten kann.


    Für mich gibts nen Unterschied, ob etwas aus dem Ruder läuft und mit einer genetischen Disposition zu erklären ist, oder ob ich darauf hin züchte und dadurch entsprechende "problemhunde" bekomme - was meist aber gewollt war und daher bewußt selektiert wurde.

  • Hypertrophes Aggressionsverhalten ist aber kein Gendefekt, es ist ein Ergebnis von züchterischer Selektion, das eben gewünscht herbeigeführt wurde. Unter Gendefekt verstehe ich etwas wie den MDR-1-Defekt.


    LG
    das Schnauzermädel

  • Zitat

    Du musst nicht gleich bockig werden! :p


    Kommt mir halt komisch vor, denn solche Neuigkeiten würden sich wie ein Lauffeuer verbreiten.


    Wo steht das dort genau, hab keine Lust die ganze Dis. durchzulesen.

  • Ich denke, hier muss man schon unterscheiden, ob der Hund angemessen das Maul nicht mehr aufmacht oder nicht.


    Das Beißverhalten an sich ist genetisch beeinflussbar (man betrachte mal das züchterisch gewollte "weiche Maul" des Retrievers, oder das gewollte "Abtun" beim DD), situationsabhängig (warum sollte man die Gefahr eingehen, dass die Beute wieder davon rennt? Und warum sollte man einen Kontrahenten, den man endlich passend am Schlafittchen hat wieder loslassen?) und erlernt (Ein Angsthase, der gemerkt hat, dass er sich das Gruselige mit gezielten Beißattacken vom Hals halten kann, wird das tun!).


    Viele Grüße
    Corinna

  • Zur Ursprungsfrage:


    Ich bin Trainerin in einem Hundesportverein. Ich selber würde mir auch nicht bei allen Aggressionen das Training zutrauen. Es gibt Hunde, Menschen, Teams, Probleme, damit kann ich sehr gut umgehen. Und dann gibt es Hunde, Teams, Menschen, Probleme, da komme ich überhaupt nicht damit klar. Das liegt sicherlich daran, daß ich das ehrenamtlich in nem Verein mache, weswegen ich mich einfach auch lieber an den Sport halte. Das ist ja meine Hauptaufgabe. Zum anderen kann ich persönlich mit großen Hunden nicht so gut, bin gerade mal 50 kg leicht und tue mich da einfach schwer, zumal die Leute immer erst kommen, wenn das pubertierende Untier pöbelt ohne Ende und noch nie etwas von Leinenführigkeit gehört hat. Wenn ich dann die Richtung wechsele und der 50 kg Hund mal (mit Geschirr) in die Leine rennt, gibt es gleich nen Aufschrei. Die Leute, die zu uns kommen, kommen unregelmäßig, was es mir erschwert, den Hund kennen zu lernen und mich drauf einstellen zu können. Manchmal kommen sie wochenlang gar nicht, dann wieder dreimal die Woche. Zu Hause wird meist gar nix geübt, gar nix umgesetzt. Nicht mal ne Leinenführigkeit wird konsequent geübt. Die Leute kommen zu uns und wir sollen ihnen den Schalter zeigen, den sie umlegen müssen, damit alles funktioniert. Tips werden nicht umgesetzt. Da ist der Dobi aus dem Tierschutz, der draußen alles anpöbelt, der mit nix zu motivieren ist, und wenn man dann vorschlägt, es mal mit Handfütterung zu probieren, dann tut dem Besitzer der arme Hund leid. Der muß doch abends seine volle Schüssel haben... Der Ärmste. Daß der Dobi aber den Besitzer bei seinen Austickern jedesmal beißt (blaue Flecke, Blutergüsse, auch schon mal Wunden) aus Frust und Übersprungshandlung wird hingenommen. Hauptsache das Tierchen hat keinen Hunger. Wir sind ja ein Verein und da gibt es nur den Jahresbeitrag, der soviel ausmacht, wie bei Hundeschulen eine Einzelstunde kostet. Anscheinend denken hier immer noch die meisten Leute: Was nix kostet, ist nix wert. Wir sollen deren Hunde bespaßen, über die Pöbeleien und Probleme hinweg sehen, bzw. den Knopf zum Funktionieren drücken. Selber arbeiten wollen die Leutchen nicht, weil das ist ja anstrengend und dafür wollten sie keinen Hund. Sie wollten einen Hund zum Spaß haben. Dann lieber mit den Problemen leben lernen, nur noch im Dunkeln an der Flexi spazieren gehen oder nur noch den Hund in den Garten lassen. Fühlt der Besitzer sich bedroht, krempelt er lieber sein Leben um und macht dem Hund alles recht, damit nix passiert.


    ABER: Es gibt auch ein paar wenige Ausnahmen, die wirklich arbeiten, die wirklich was ändern wollen (die übrigens nach einigen Hundeschulen und Privattrainern bei uns landen).
    ABER: die sind bei uns hier die absolute Ausnahme. Selbst diese Ausnahmen tun sich mit vielem schwer, brauchen ewig etwas umzusetzen. Hier in meiner Gegend ist alles noch arg eingefahren. Hunde gehören nicht in die Wohnung, werden oft lieber eingeschläfert, wenn sie gebissen haben. Stellen sie was an, haut man ihnen den Ars.... und dann ist wieder gut. Viele laufen mit Stachel rum. Teletakt ist gang und gäbe. Zwei meiner Nachbarn halten Hunde einmal im Keller und einmal in der Garage. Beide Hunde kommen 3 mal täglich paar Minuten in den wenige qm großen Garten. Sonst nix. Das ist hier leider immer noch normal.


    Würde mich jemand fragen (den ich nicht kenne), ob ich mit seinem aggressiven Hund arbeiten würde, würde ich auch ablehnen. Aber ich würde ihn an Josef weiterverweisen, der in meinem Verein der 1. Vorsitzende ist und Trainer und sich um unsere Problemhunde kümmert.
    Ich könnte sicherlich auch mit solchen Hunden arbeiten, von dem Wissen her würde ich es mir zutrauen. Aber ich bin zu sensibel. Ich wäre zu schnell von den Besitzern gefrustet, wäre zu schnell genervt, empört, enttäuscht. Ich verlange viel von mir selbst im Umgang mit meinen Hunden und ich neige dazu, genauso viel von anderen zu verlangen.

  • Zitat

    Wo steht das dort genau, hab keine Lust die ganze Dis. durchzulesen.


    Hab ich doch geschrieben: auf Seite 131


    Das war übrigens nur die Antwort auf die Frage, ob es überhaupt Gendefekte mit Aggression gibt. Und ich meinte, wenn überhaupt, dann ist nur dies mir bekannt. Ich habe von Anfang an bezweifelt, dass der von Asterix99 beschriebene Hund einen Gendefekt hatte.

  • Es gibt noch deutlich mehr Gendefekte, die für Aggressionen sorgen können:


    - idiopathische Aggression (Wut der roten Cocker, Retriever-Wut)


    - NCL (bei Australian Cattle Dogs)


    - "einfache" Anomalien im Gehirn, die vererbt werden können oder durch eine Genmutation zu stande kommen.




    Gendefekt sagt einfach nur aus, daß sich am Hund nicht alles so entwickelt hat, wie es sollte. Es gibt Blindheit, Taubheit, fehlende Gliedmaßen... alles aufgrund von Gendefekten, die auch nur einzelne Tiere (ohne Erbgang) betreffen können. Warum soll es also solche Gendefekte nicht auch das Gehirn des Hundes betreffend geben können?
    Desweiteren kann gerade beim Hund auch nicht jede Fehlschaltung im Gehirn nachgewiesen werden. Ich möchte gar nicht wissen, wieviele aggressive Hunde wirklich krank sind, was aber aufgrund der eingeschränkten Analysemöglichkeiten nie festgestellt werden kann. Und dann wird dran rum trainiert, gedoktert, der Hund eventuell noch gequält... Ich wills gar nicht wissen...

  • Zitat

    Das wäre aber auch kein Gendefekt, sondern ein bewußt in Kauf genommenes Zuchtproblem. Nichts, was als Defekt mal auftreten kann.


    Jetzt hab ich das auch gelesen und so seh ich das auch.

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