Rat für Trainingsplan-Aufbau "Alleine-Bleiben"

  • Hallo ihr,


    ich suche euren Rat, weil ich unsicher bin wegen dem Alleine-Bleiben-Training bzw. dem Aufbau eines Plans dazu in unserer Situation.
    In den bestehenden Threads stehen schon viele Infos drin, ich habe aber glaube ich noch Probleme beim "Feinschliff" bzw. noch offene Fragen.


    Ausgangssituation:
    Enki und ich gehen zusammen arbeiten, haben also nur einen Tag in der Woche, nach Arbeitsschluss und das Wochenende um in der Wohnung alleine sein zu üben.


    1.Frage:
    Ich gehe richtig in der Annahme, dass Hunde ja auch das alleine bleiben ortsbezogen lernen oder?
    (Im Büro ist das während Meetings nämlich auch kein Problem, er legt sich dann auf seine Decke unterm Schreibtisch und pennt weiter.)


    Daheim liegt er freiwillig bereits im Wohnzimmer wenn ich in der Küche bin oder beim Duschen/Toilettengang macht er keinen Mux. Ab und zu liegt er dann vor der Tür oder steht da, aber kein Getue.


    Ich glaube aber, dass er Probleme damit hat, wenn ich ihn bewusst in ein anderes Zimmer "sperre", da fiept und maunzt er dann rum und entspannt sich nicht wirklich.
    Ich werte das aber (vielleicht zu Unrecht) als motzen, weil er nicht dabei ist, wenn ich irgendwas mache.
    Wenn ich seine "Verfolgung" unterbreche und ihn aus dem Zimmer schmeisse mit "AB" dann guckt er mir von der offenen Tür aus zu, kommt aber nicht mehr rein.


    Da ich allein-erziehend bin, musste ich nun des Öfteren so für 10-15 min. in den benachbarten Supermarkt.
    Laut Webcam-Aufnahmen ist sein Verhalten unterschiedlich: Teils fiept er und ist dann ruhig (entspannt würde ich es nicht nennen, da er weder Kong noch Knabberzeug anrührt), teilweise quietscht und mault er etwas länger und ist dann auch ruhig.


    Meine 2. Frage wäre:
    Kann ich nur davon ausgehen, dass Alleine-sein erfolgreich ist, wenn es ohne "Mucken" klappt? Oder ist eine Reaktion irgendeiner Art von ihm immer ein Zeichen von "kann nicht alleine bleiben"?


    Frage Nr. 3 zum generellen richtigen Aufbau des Trainings:
    Soll ich bewußt Türen verschließen und Räume verlassen oder ihn auf seinem Platz anbinden?
    (Da macht er Terror und führt sich auf: Leine beißen, fiepen, Teppich beißen, zerren etc.).


    Mit was starte ich denn nun am Besten?
    Also hinterherlaufen unterbinden oder Schlüssel nehmen und Jacke anziehen und irgendwas machen und gucken das er ruhig bleibt oder irgendwie ganz anders? (Ich bin verwirrt, man merkt's glaub ich :D)

  • Hallo Anika,


    nach meiner Überzeugung klappt es wirklich erst so richtig wenn es keinerlei Mucken gibt.


    Ihr beide seid wohl noch in einem Zustand, der schon so einigermaßen klappt, der aber auch noch jederzeit umkippen kann. Es muss nur mal was blödes passieren in der Zeit Deiner Abwesenheit.


    Die Idee mit Jacke und Schlüssel nehmen - und dann beobachten - macht nur Sinn wenn Enki schon DARAUF reagiert.
    Wenn er erst reagiert (mit motzen oder fiepen) sobald Du raus gehst, dann musst Du an diesem Punkt das Training ansetzen.


    15 Minuten Supermarkt sind dafür aber zu lange (da fiept er ja auch schon) ... also nochmal ein paar Schrittchen zurück und schneller wieder "nach Hause" kommen. Vor dem Fiepen.


    Anbinden ist Mist - schön das Enki Dir das so deutlich gezeigt hat.
    Er könnte sich im schlimmsten Fall strangulieren!!!


    Auf wenige Räume begrenzen muss man m.M. nach nur, wenn der Hund sonst die Wohnung komplett umdekoriert.

  • Ich denke, man kann erst dann davon ausgehen, dass der Hund richtig alleine bleiben kann, wenn er entspannt ist, nicht meckert und sich ruhig verhält.


    Zum Aufbau: wir kombinieren ganz viele Methoden (meine Hündin hat irre Probleme damit und kann es noch immer nicht richtig.. aber ich hab inzwischen die komplette Literatur zu dem Thema durch und mittlerweile einen guten Mix für unser Training gefunden, mit dem sich endlich endlich Fortschritte einstellen :) ). Was wir konkret machen:


    - Aufbruchsignale abtrainieren, d.h. immer wieder einfach mal ohne die Wohnung zu verlassen Jacke und Schuhe anziehen, sich damit mal 10min aufs Sofa setzen, den Schlüssel in die Hand nehmen und rumtragen usw. bis der Hund diese Rituale irgendwann nicht mehr als Alarmsignal für eine kommende Trennung wahrnimmt und dabei entspannt bleibt.


    - Nachlaufen in der Wohnung unterbinden


    - einfach mal Türen hinter sich schließen, wenn man den Raum wechselt (anfangs natürlich noch nicht so lange)


    - Wohnungstür immer mal wieder öffnen und schließen, damit diese spezielle Tür nicht zum Alarmsignal wird


    - Distanzen innerhalb der Wohnung schaffen, d.h. den Hund einfach ab und an bei offener Tür aus dem Zimmer (hinter die Türschwelle) schicken, so dass er lernt mentale Grenzen und auch ein gewisses Maß an Frust zu tolerieren (ich hab das positiv aufgebaut, also zwischendurch Leckerchen zugerollt, wenn sie brav hinter der Schwelle blieb. Anfangs sind schon 3 Sekunden Draußenbleiben ein Erfolg, die Zeiten kann man dann langsam je nach Lernstand ausdehnen)


    - Markerwörter einführen. Wenn ich sie mitnehme, sage ich z.B. "Gassi", wenn nicht "du bleibst hier". Während der Aufbauphase sagt man das "du bleibst hier" z.B. jedes Mal, wenn man auf Toilette geht oder in die Küche, so dass der Hund bald von selbst merkt, dass Hinterherlaufen nichts bringt, weil sowieso nichts Spannendes für ihn passiert. Es wird also ein Marker für etwas total Langweiliges, für das es sich nicht lohnt aufzustehen und hinterher zu gehen. Wenn das innerhalb der Wohnung gefestigt ist, kann man langsam anfangen es beim Verlassen der Wohnung zu sagen.


    - innerhalb der Wohnung kurz in einem Raum alleine lassen, dabei immer darauf achten, dass man den Hund zeitmäßig nicht überfordert und das Training beendet, bevor er in Stress gerät. Erst wenn das klappt und er auch mal eine halbe Stunde oder Stunde in einem anderen Zimmer akzeptiert, sollte man das eigentliche Alleinelassen in der Wohnung üben.


    - das Verlassen der Wohnung ebenfalls kleinschrittig üben und möglichst zurückkommen, bevor der Hund Stress kriegt. Anfangs sofort nach dem Schließen der Wohnungstür wieder reingehen. Klappt das, die Zeiten minutenweise langsam ausdehnen und den Abstand der Wohnungstür vergrößern.


    So, das ist momentan unser Weg :) Bei Hunden, die weniger Probleme mit dem Alleinebleiben haben als meine Hündin, kann man sicher schneller vorgehen und einige Zwischenschritte weglassen. Bei uns hat es sich leider als absolut nötig erwiesen, an jedem einzelnen Punkt ausführlich und konsequent zu arbeiten, vorher haben sich leider überhaupt keine Fortschritte gezeigt.


    Viel Erfolg :gut:



    edit: vom Anbinden halte ich auch nicht viel. Ich habe gelesen, abgesehen von der Tatsache, dass der Hund alleine ist, sollte sonst alles in der Wohnung und vom Bewegungsspielraum her möglichst normal für ihn sein. Soll heißen, wenn man ihn räumlich begrenzen will, dann muss man das bereits innerhalb der Wohnung gut üben, sonst wird das Anbinden oder das "Verfrachten" in den einen Raum, in dem er bleiben soll, schon zum Stressauslöser und zum Marker für das anstehende Alleinebleiben.

  • Ich würde am Anfang erstmal so üben, dass ich mich anziehe, rausgehe, sofort wieder reinkomme, ausziehe. Das mache ich mehrmals hintereinander.


    Wenn ich merke, dass es dem Hund zu nervig wird, ständig zu verfolgen was mit mir ist und er entspannt (geht z.B. auf sein Kissen, pennt, etc.), dann gehe ich raus, bleibe ne Minute draußen, komme wieder rein. Das ganze wieder solange bis ich sehe, dass der Hund komplett entspannt ist.


    Am Anfang in Minischritten, nach den ersten 10-15 Minuten geht se normalerweise deutlich schneller.


    Und ja es muss an verschiedenen Orten neu aufgebaut werden. Wir können unseren Hund z.B. im Urlaubsappartement nicht spontan alleine lassen, obwohl er ansonsten problemlos über Stunden alleine bleiben kann und uns gähnend entgegen kommt, wenn wir nach Hause kommen.

  • Vielen lieben Dank an euch Alle für die ausführlichen Antworten& Tipps, obwohl das Thema ja wirklich so oft diskutiert wird!


    Ich dachte mir schon, dass ich das Ganze tatsächlich daheim von vorne aufbauen muss, gut das ich das nun nochmal bestätigt bekommen habe!


    Aber ich glaube bzgl. des Anbindens liegt ein Mißverständnis vor:


    Ich würde ihn nie in Abwesenheit anbinden, ich meinte wie man dieses "bleib in diesem Zimmer" durchsetzt.
    Im ersten Schritt schließt man ja nicht die Tür, sondern man hält sich in einem anderen Raum auf.
    Da meinte ich, ob ihr anbindet oder dann quasi einfach nur den Raum in dem ihr seid als "Tabuzone" definiert.


    Sorry, drücke mich irgendwie verquer aus heut...

  • Hm, ich bin nicht sicher, ob ich verstanden habe, was du meinst :D Meinst du, wie man es durchsetzt, dass der Hund in einem anderen Raum bleibt und nicht mehr hinter dir her läuft? Falls ja, dann habe ich das ohne Anbinden gemacht und sie immer wieder konsequent auf ihren Platz im anderen Zimmer zurückgebracht, sobald sie mir hinterher kam. Das ging schonmal gut und gerne 20 Mal hintereinander, aber irgendwann hat sie dann aufgegeben und akzeptiert, dass sie nun dort bleiben soll. Wichtig ist dabei nur, dass man ruhig und geduldig bleibt und nicht innerlich sauer wird. Dann funktioniert (bei uns zumindest) nämlich erstmal gar nix mehr ;)

  • Eine Zwischenstufe zur Tür zu, wäre übrigens ein Kindergitter. Da kann er dich sehen, aber nicht hinterher.


    Man kann ein Entspannungstuch (Tuch mit Duftöl drauf) aufbauen und es dem Hund ummachen, wenn er alleine ist.


    Man kann ein optisches (größere Figur, Schirm o.ä.) oder akustisches Signal (CD o.ä.) konditionieren für 'Mama ist grad nicht verfügbar'. Nicht verfügbar sein, ist der erste Schritt vom alleine bleiben.


    Die Schritte 'Raus und Rein' kommen dann erst, wenn er das kennt.


    Wenn er an der Tür fiepst, ist Tür schließen schon einen Schritt zu weit.


    Es gibt auch diverse Futterbälle, Kongs u.ä. Das musst du aber auch erst aufbauen. Also nicht einfach geben und gehen. Dann ist es negativ, weil mit dem alleine Bleiben verknüpft.

  • Thera


    Ich glaube, wir haben den gleichen Entspannungsvortrag gehört :D


    Das mit dem Tuch klappt wirklich prima, wir trainieren damit erst seit Kurzem und die Fortschritte sind deutlich sichtbar. Man muss nur aufpassen, dass man wirklich erst die Entspannung konditioniert und den Geruch nicht gleich (oder nur) in Ernstsituationen einsetzt. An Ölen kann man Lavendel, Kamille oder Jasmin nehmen, die wirken nachweislich beruhigend.

  • Ute erwähnt es oft. :D Angelika wirkt auch entspannend. Kostet aber nen bissi. :D Jasmin ist mir neu.


    Hab grad mal in dem Skript geschaut. Nachgewiesen ist die Wirkung bei Lavendel, Zitrone, Angelika und Rose.


    Bei einem ängstlichen Hund könnte man auch eine Körperposition trainieren, die entspannend wirkt und über eine gewissen Zeit gehalten werden kann. Z.B. ein Down. Trainingsziel könnte sein, hörst du ein pöses Geräusch, geh auf deinen sicheren Platz und mache Down.

  • Jasmin wirkt angeblich wie Valium :D
    Ich habs einmal probiert, ihr ein Halstuch mit einem Tropfen anzuziehen.. sie ging innerhalb von 3min auf ihren Platz und schlief volle 4 Stunden durch (kommt bei meinem Hektikhund eher selten vor). Ich hab das alles ja ehrlich gesagt für Esoterikquatsch gehalten, bis ich es selbst ausprobiert habe und feststellen durfte, dass sie wirklich ganz erheblich ruhiger und entspannter ist, wenn ich die Öle einsetze.


    Bei einem "normalen" Hund würde ich es allerdings wohl erstmal mit normalem Training versuchen und auf den Einsatz verzichten :)

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