Ziehender Ridgeback und jetzt kann keiner mit ihm Gassi gehen

  • Das Beispiel mit dem Kind war nur auf die Kraft bezogen, ich hätte auch ältere etwas gebrechliche Person schreiben können. Um abschätzen zu können, ob meine Eltern in Zukunft mit ihm gehen könnten, wenn er dann richtig trainiert wäre.

    Wenn Hundehaltung nur mit Kraft zu tun hätte, wäre es gar nicht möglich, Rassen wie Dogge oder Neufundländer zu halten.


    Stell dir bitte nicht vor, alle Probleme würden gelöst, wenn ein Trainer kommt und den Hund trainiert. In erster Linie müssen nämlich deine Eltern von Grund auf anders mit dem Hund umgehen, wenn sich etwas ändern soll, innerhalb und außerhalb des Hauses. Das wird eine große Umstellung, und die Frage ist, ob deine Eltern das wirklich wollen.


    Ridgebacks sind aktive Jagdgebrauchshunde, die konsequent erzogen werden müssen und andererseits auch nach Auslastung verlangen, zB in Form von Mantrailing, Dummysport o.Ä. Man kann ja den Hund nicht ständig nur einschränken und ihm klarmachen, was er alles nicht darf, man muß ihm auch rassegemäße Betätigung bieten. Bisher sind Menschen aus Sicht des Hundes allenfalls Treibanker am anderen Ende der Leine. Was er braucht, ist aber eine ernstzunehmende Führungspersönlichkeit, die ihm einerseits Grenzen setzt, mit der er aber andererseits tolle Abenteuer besteht.
    Ridgebacks sind eben keine Begleithunde, die einfach nebenher laufen.


    In den vergangenen 4 Jahren haben deine Eltern den Rüden nie erzogen, sondern einfach machen lassen und so gut es geht gemanagt, was nahelegt, daß sie keine Lust zu dem Arbeitsaufwand hatten. Das meine ich nicht wertend, bei einem anderen Typ Hund wäre diese lockere Herangehensweise vielleicht ganz in Ordnung. Hier ist es aber so, daß Hund und Familie in Grunde nicht zusammen passen, denn der Hund kann die Erwartung seiner Menschen an einen pflegeleichten, wenig aufwendigen Begleithund nicht erfüllen.


    Setzt euch doch mal zusammen und besprecht das innerhalb der Familie.


    (Und wenn du jemals Erfolg beim Antijagd/Leinenführigkeitstraining sehen möchtest, darf der Hund auf keinen Fall Hasen hetzen)


    Dagmar & Cara


  • Kann mir denn jemand was zu einem Gassigeher sagen? Das muss ja sicher auch offiziell vertraglich geregelt werden. Und würdet ihr da bei Facebook und über die schwarzen Bretter im Supermarkt suchen oder gibt es da noch was besseres?

    Oder vielleicht auch mal im nächst gelegenen Tierheim anfragen, ob sie euch aus ihrem Pool von Gassigehern einen vermitteln würden.

  • In diesem speziellen Fall würde ich erst einmal übers reine Management gehen. Hund im Garten lösen lassen, dazu ein bisschen Kopfarbeit und Gehorsamstraining, schon ist der Herr müde und man hat gleich was an Grundgehorsam und Bindung getan.
    Parallel den Trainer suchen und sich ein paar Flächen organisieren, auf denen alle paar Tage ausgiebiger Freilauf möglich ist. Dorthin solltet ihr mit dem Auto fahren.


    Die Methode mit Halsband und Geschirr parallel würde ich mir noch überlegen, wenn es gewünscht ist, dass der Hund irgendwann mit Hilfe des Trainers doch noch eine ordentliche Leinenführigkeit lernt. Meistens macht es nämlich dabei Sinn, das Ziehen am Halsband grundsätzlich zu verbieten, weil der Hund ja nun jahrelang gelernt hat, dass ziehen am Geschirr okay ist (d.h. es hat niemand verhindert, dass er zieht).
    Mit Hilfe eines guten Trainers würde ich wirklich mal über ein Halti nachdenken und mir den korrekten Umgang zeigen lassen. Meistens brauchen solche unerzogenen Hunde nämlich erst einmal die Lernerfahrung, dass ich als Mensch es nicht nur doof finde, wenn Hund zieht, sondern dass ich auch was dagegen tun kann. Das funktioniert über das richtig angewendete Halti in der Regel ganz gut.


    Ich hab derzeit auch so ne Kandidatin im Training: 70 kg Herdenschützermädel, das gelernt hat, es kann seine Menschen einfach mitziehen, wenn was Interessantes des Weges kommt. Da werde ich auch erst einmal das Halti draufpacken und die Halter instruieren. Madame weiß nämlich derzeit genau, dass ihr niemand was entgegenzusetzen hat.


    Wie einige meiner Vor-Schreiber schon erwähnt haben, geht es hier in erster Linie mal um die Technik fürs Notfallmanagement. Wäre es möglich, zu zweit Gassi zu gehen, so dass man noch einen zweiten "Anker" für die Leine hat, wenn der Hund startet?
    Ansonsten: Technik von einem Trainer zeigen lassen, dann Stunden nehmen für Grunderziehung und Leinenführigkeit, Halti auftrainieren und erst einmal damit arbeiten.


    Für die Zukunft wäre es nämlich für deine Eltern wesentlich leichter, einen Hund zu führen, der schon erzogen ist. Jetzt wäre die beste Gelegenheit, daran zu arbeiten.
    Ein gesunder Hund stirbt nicht, wenn er einige Zeit mit unregelmäßigen Auslaufrunden und ansonsten mit Gartengassi vorlieb nehmen muss, solange zwischendurch kopfmäßig ein bisschen was gemacht wird.


    Solltet ihr euch für einen professionellen Gassigänger entscheiden, würde ich hier auf jeden Fall niemanden aus den Kleinanzeigen nehmen, sondern jemanden, der das beruflich macht. Bei dem spielt ihr mit offenen Karten und erklärt das Problem, dann kann der Profi entscheiden, ob er sich das zutraut.
    Ansonsten finde ich die Idee, mal im örtlichen Tierheim nachzufragen, gar nicht schlecht. Manche Tierheime habe langjährige Gassigänger, die mit einem solchen Fall klarkommen und vielleicht bereit sind, gegen ein paar Euro Unkostenerstattung den Hund zu lüften. Auch hier gilt wieder: Nicht einfach irgend jemanden dranlassen.


    Ich hab schon so einige Kandidaten an der Leine gehabt, die wussten, dass sie durch gezieltes Springen in die Leine den lästigen Anker am anderen Ende aus dem Tritt bringen können. Dazu brauchst du nicht mal 48 kg Ridgeback. Mein schlimmster Albtraum war ein schmales 25kg- Hemdchen, der einfach eine derartig ätzende Sprung- Explosionstechnik hatte, dass mir hinterher immer alles weh tat, weil ich ihn abfedern musste.
    Die dauerziehende 50kg- Dogodame war dagegen wie Urlaub. :lol:


    Schreib doch mal hier rein, woher du ungefähr kommst, dann können dir ortskundige Forianer sicherlich bei der Suche nach Trainern und/oder Gassigängerprofis behilflich sein.

  • Hier mal ein Bild aus der Zeit in der ich nur mit doppelter Sicherung unterwegs war: Eine Seite der Leine war im Geschirr, die andere im Halsband. So konnte ich ihn gut halten - ihr könnt ja mal testen, ob das bei euch auch was bringt :)




    Genau das habe ich schon am Anfang empfohlen, so müßte es gehen. So könnte selbst ich einen Hund halten, der über 40 Kilo wiegt.
    Aufpassen muß man bei so einem Hund trotzdem immer, um evtl. Sprintmanöver im Voraus zu sehen.


    Übrigens, mein jetziger Hund wiegt nur 20 Kilo und selbst die hat es schon geschafft, mich von den Beinen zu holen.
    Ich sage nur "Katzen", dann wird der Turbo angeschmissen. :lol:


    Probier es einfach mal aus mit Halsband und Geschirr.

  • Danke, das Tierheim ist eine gute Idee.


    Ich komme wie gesagt aus dem kölner Westen.


    In wie Weit sich meine Eltern mit dem Kopftraining auskennen, weiß ich nicht. Außer Leckerli verstecken und suchen lassen wüsste ich da nichts.
    Ansonsten die üblichen Befehle wie Platz, Pfötchen etc.

  • Die Kombination von Brustgeschirr mit Halsband, die bei Zug seitwärts auf den Hund einwirkt, kenn ich als Dr. Mugfort Halti Harness. Am Hals wird Geschirr mit Halsband verbunden. Ich habe es bei 30 kg Hündin benutzt, das bringt auf jeden Fall was. Der Hund tut sich damit nicht weh wie mit einem Kopf-Halti und die Führung wird etwas erleichtert.


    Wie meine Vorredner schon sagten: Die meisten (weiblichen?) Hundehalter mit großem Hund und Jagdtrieb könnten im absoluten Ernstfall ihren Hund auch nicht unbedingt halten. Das ist ‚normal‘ und auch akzeptabel, wenn der Hund keine Beschädigungsabsichten hat. Aber wenn du es dir nicht zutraust (was total ok wäre), dann hilft das alles nichts.


    Probier es doch im Garten mal aus. Wenn es da geht, ab ins Auto und aufs freie Feld. Ableinen würde ich eher nicht riskieren, es sei denn dein Vater kommt mit und zeigt dir, wie er es normalerweise handhabt.

  • Der Hund tut sich damit nicht weh wie mit einem Kopf-Halti und die Führung wird etwas erleichtert.

    Das Kopf-Halti wäre ein wunderbares Hilfsmittel, würde ich in diesem Fall aber auf gar keinen Fall anraten. Einen Hund mit Halti zu führen, muß erlernt und gekonnt sein.

  • Das Kopf-Halti wäre ein wunderbares Hilfsmittel, würde ich in diesem Fall aber auf gar keinen Fall anraten. Einen Hund mit Halti zu führen, muß erlernt und gekonnt sein.

    Hab das auch gar nicht generell ablehnend gemeint. Vor allem mit einem plötzlich nach vorne gehenden Hund stelle ich es mir eben schwer zu erlernen vor.

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