Depressionen und ein Hund?

  • Hi,


    angeregt durch einen anderen Thread und meine eigene Lebenssituation, stellt sich mir die Frage, wie man Depressionen und Hund unter einen Hut bekommen kann.
    Denn bevor ich mir irgendwann einen Hund anschaffe, möchte ich einen Plan bzw. einen Blick dafür haben, wie der Hund sich eben mit Depressionen vereinbaren lässt.
    Über Behandlungsmöglichkeiten möchte ich an dieser Stelle nicht diskutieren, sondern über ein Leben mit Depressionen UND Hund.


    Ich kann mir vorstellen, dass es an guten Tagen eine super Erholung darstellen kann, wenn man rausgehen muss,kann, darf, dass man viele Leute kennen lernt und immer jemanden hat, der einem treu zur Seite steht.


    Doch was ist an schlechten Tagen, wenn man es eben mehr schlecht als recht durch den Tag schafft und die Kraft für den Gassigang nicht da ist?
    Notfallplan? Gassigänger haben? Es gar nicht erst zu einem Überdruss kommen lassen und einen regelmäßigen Gassigänger haben, der einem Spaziergänge abnimmt? Einen Hund haben, der damit zurechtkommt, oft nur zu Pipirunden rauszugehen?


    Ich weiß, dass das ein recht prekäres Thema ist, erhoffe mir aber ein paar Antworten und Erfahrungsberichte.

  • Hallo tigerlara!



    Ich werde dir mal einen Erfahrungsbericht abgeben.


    Ich hatte Burn Out und leide unter einem postraumatischem Stresssyndrom. Nicht das gleiche wie Depression, aber ich kenne es, wenn man am liebsten den ganzen Tag nur unter der Decke liegen würde und Panikattacken bekommt wenn man Menschen sieht.



    Mir helfen meine Hunde ungemein. Wenn ich einen solchen Tag habe, gehe ich genauso mit ihnen spazieren wie an meinen guten Tagen. Die Hunde merken es, wenn ich in Gedanken wo anders bin und wissen sich dann sogar zu benehmen. :D Spass beiseite.



    Geht es um dich?



    Es kommt darauf an, wie gross dein Verantwortungsbewusstsein ist. Bei mir ist es so, das ich ganz klar sage, die Hunde können nichts dafür das es mir schlecht geht und dementsprechend werden sie versorgt.
    Mir ist es wichtig das meine Hunde weiterhin ihre grosse Runde bekommen und bespasst werden.


    Mir hilft es auch, dann einen guten Tagesablauf zu bekommen.


    Wenn ich Panikattacken habe, weil zu viele Menschen um mich rum sind, dann suche ich mir Gassiecken wo ich fast alleine laufen kann.



    Mir helfen meine Damen ungemein und ich bin froh das ich sie habe. ;)

  • Es kommt auf die schwere der Depression an. Wenn ich mal wieder einen "Schub" habe, kann ich mich trotzdem hoch und raus zwingen.
    Hat man aber ganz schwere Depressionen, kann einem ein Hund in der zeit auch nicht helfen und man braucht unbedingt die Hilfe von Familie oder Freunden die sich dann mit um den Hund kümmern.

  • Hm, also für mich stellt es sich so dar.


    Der Hund ist der Grund um raus zu gehen. Der Hund ist das Zwischenstück zum Kontakte knüpfen, der Hund bringt neben Freude noch den Zwang zur frischen Luft, die einem sehr gut tut. Gerade auch im Winter.


    Wenn man allerdings schwer depressiv ist, dann sind auch das nicht zwingend Argumente, um raus zu gehen und dem Hund gerecht zu werden.


    Daher sollte man immer (ok, sollte man auch als nicht depressiver Mensch) einen Notfallplan haben. Familie, Freunde o.ä., die mit dem Hund raus gehen, dafür Zeit haben und einen unterstützen.


    Alles andere wäre dem Lebewesen gegenüber unfair, für das man eine Verantwortung übernommen hat.

  • Ich denke, es kommt auf die Stärke der Depression an.
    Bei einer leichten Depression kann ich mir vorstellen, dass es gut tut, auch an schlechten Tagen, wenn man am liebsten nix hören und sehen will, gezwungen ist, mit dem Hund rauszugehen, sich mit ihm zu beschäftigen.
    Dann trifft man evtl. Leute und kommt ins Gespräch. Das ist bestimmt besser, als sich zu Hause einzuigeln.
    Der Hund kann bestimmt auch Kraft geben, an der Depression aktiv was zu ändern.
    Wenn man das aber nicht schafft, oder Zweifel daran hat, dass man das durchhält, würde ich es mir sehr gut überlegen.
    Auf jeden Fall wäre es sehr hilfreich, jemanden zu haben, der im Notfall einspringen kann. Das gilt aber auch für Menschen ohne Depression, denn krank werden kann jeder einmal.
    Ach so noch was, ich denke, dass es vielleicht Sinn macht, einen erwachsenen Hund zu nehmen, der schon stubenrein ist. Die Nächte, bis er stubenrein ist, der ganze "Welpenstreß" löst ja selbst bei den gesunden Menschen oftmals schon so eine Art Babyblues aus.

  • Ich würde es mal so sagen, daß Hund und Depression gut zusammen geht - es wird nämlich besser!!!


    Viele Ärzte und Therapeuten raten bei Depressionen zu Bewegung und Sport - perfekt mit Hund! Bewegung an der frischen Luft mit viel Licht hilft ungemein bei Depressionen! Im Winter bin ich viel mit unserem Hund draußen gewesen, auch wenn's rattenkalt war. Aber durch den vielen Schnee hier oben, war's auch recht hell und nicht so trübe wie in einem verregneten Winter. Wenn ich dann nach einem anstregenden Winterspaziergang, in dem ich durch den Schnee gestapft bin, nach Hause kam, fühlte ich mich gleich um Längen besser. Außerdem hat man mit Hund eine Aufgabe, muß sich um jemanden kümmern, der nichts dazu kann, wenn's einem dreckig geht.


    Hilfreich wäre natürlich vor allem für die Anfangszeit einen zuverlässigen Gassigänger, der auch mal kurzfristig einspringen kann. Wenn's denn mal wirklich gar nicht gehen sollte, weiß man zumindest den Hund versorgt. Aber es wird wirklich besser mit der Zeit, ich spreche da aus Erfahrung.


    Vielleicht solltest Du Dir aber keinen allzu sportlichen Hund nehmen, der arbeiten will. Das kann dann nämlich echt zu anstregend sein. Aber einen normalen Begleithund, der gerne mal ein paar Stunden geht, sich aber auch mal ganz entspannt im Wohnzimmer lang machen kann, wenn's sein muß, wäre da perfekt. Vielleicht gibt es ja im TH solche Kandidaten.

  • Ich möchte noch zu Bedenken geben, dass eine episodisch depressive Bezugsperson auch für den Hund eine Belastung darstellen kann. Das ist zwar bei einer Erkrankung des Menschen nicht grad das erste woran man denkt, aber es gibt eben auch hier Sensibelchen und Dickfelle.
    Soll heißen, man sollte sich selbst und auch die Helfer darauf impfen den Hund genau zu beobachten und ggf. in dessen Sinne entscheiden.

  • Mhh... ich bin irgendwie verwundert über das, was du schreibst. Du willst einen Hund für die guten Phasen, wenn ich das richtig verstehe?
    Ich hätte es eher andersrum erwartet.
    Ich, zum Beispiel, bin auf den Gedanken "Hund" gekommen, als ich eine schwere Phase hatte. Ich brauchte jemanden, der einfach da ist, der mich an die frische Luft bringt und mich "zwingt" nach draußen zu gehen, auch wenn ich mich nicht aufraffen konnte. Ich fühle mich draußen gut, hatte aber nie jemanden der mitkommen wollte und gerade an einsamen Tagen/Wochen hätte ich mich alleine draußen umso einsamer gefühlt. Außerdem brauchte ich eine treue Seele an meiner Seite, die mich weder enttäuscht noch verständnislos ist oder mir sogar Vorwürfe macht (wie es Menschen ja leider so oft tun...).
    Ich denke eher andersherum. Für schlechte Phasen brauche ich den Hund, an guten Tagen wäre ich manchmal auch froh, wenn jemand anderes auf den Hund aufpasst, damit ich den Tag richtig genießen kann, ohne ständig den Hund im Blick zu haben.


    Ich denke also, das kannst nur du wissen. Für mich stellt ein Hund die wahrscheinlich beste Therapie dar... aus den oben genannten Gründen.
    Wenn dich der Hund nur weiter belastet, während du deine Depression hast, solltest du einen Notfallplan haben. Außerdem solltest du keinen sensiblen Hund kaufen, der würde sonst bei dir "eingehen" (ich kenne da so einen)


    Frag dich einfach selbst (wie Ziggy auch schon geschrieben hat):
    Bist du verantwortungsvoll genug auch in deinen schweren Phasen für den Hund da zu sein? Der Hund ist für dich da, jeden Tag. Kannst du das auch garantieren? Und wenn nicht, hast du einen Plan B?
    Und außerdem: Was überwiegt? Die guten Zeiten oder die schweren Zeiten? Es bringt glaube ich nichts, den Hund regelmäßig abzugeben an Freunde, Familie, Hundesitter , wenn er die meiste Zeit bei denen verbringt, statt bei dir.



    liebe Grüße

  • Im Grunde ist es aber schlecht, wenn man dann einen genügsamen Hund hat, denn dann wird der Zwang rauszugehen vom Tier aus relativ klein gehalten.
    Im Grunde bräuchte man als Therapie einen richtigen Kracher, einen der mindestens 20km joggen pro Tag braucht oder so, und wenn das ausfällt die Wände hochgeht.
    Aber ob das einem Hund fair gegenüber ist, ist was anderes.


    Bei mir ist es so, dass mir an manchen auch der Hund nicht helfen kann, hochzukommen. Entschließe ich mich aber doch dazu, wird der Tag automatisch besser.
    Wenn man schlechte Laune hat, sollte man aber auch nicht rausgehen, besonders wenn der Hund noch nicht fertig ist, man also auf Erziehung achten muss. Das geht dann einfach nur in die Hose.

  • Zitat

    Frag dich einfach selbst (wie Ziggy auch schon geschrieben hat):
    Bist du verantwortungsvoll genug auch in deinen schweren Phasen für den Hund da zu sein?


    Leute, bei einer wirklich(!) schweren depressiven Erkrankung hat das nichts, aber auch gar nichts mit Verantwortungsbewusstsein zu tun. ;)

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