Das Märchen: Warum macht er das nur bei mir?

  • Hallo Ihr Lieben.


    Gerade ist es mir mal wieder in nem Thread aufgefallen: Viele von Euch denken, daß der Hund bestimmte Dinge nur bei Euch zeigt, also muß es ja an Euch liegen: Jagen, Leinenpöbeln, Raufen usw...


    Das ist nur indirekt so. Wir haben dieses Phänomen im Verein sehr intensiv beobachtet, ausgetestet und konnten es besonders gut festhalten, bei Hunden, die aus dem Tierschutz neu zu jemandem kamen.


    Es liegt nur indirekt am (unsicheren) Halter. Weil, wenn Ihr ehrlich seid, wird Euer Hund das lästige Verhalten auch oft zeigen, wenn Ihr gelassen und entspannt seid.


    Warum macht er es dann aber bei fremden oder nicht so ganz bekannten Leuten nicht?


    Das ist ganz einfach: Die sind ihm nicht so vertraut. Da "traut" er sich einfach nicht. Da achtet er lieber mehr auf die andere Person und hält den Ballen flach, weil er ja nicht weiß, wie der andere so drauf ist. Euch dagegen kennt er ganz genau und in und auswendig und kann Euch super gut einschätzen und kann von daher so agieren, wie er es eben tut.


    Es ist bei uns immer wieder ein Phänomen, wenn Leute mit einem ach so problematischen Hund das erste Mal zu uns kommen. Der Hund gebärdet sich wie wild. Kaum hat ihn ein Trainer an der Leine, gibt ihm ein-zwei barsche Kommandos (kein Leinenruck, gar nix, nur ein SEHR bestimmter Ton) spurt der Hund, als hätte er noch nie was anderes gemacht. Er ist erst mal beeindruckt und verhält sich lieber unauffällig, weil er ja noch nicht weiß, was da passieren wird. Lernt der Hund den Trainer besser kennen, wird er nach einiger Zeit das blöde Verhalten auch beim Trainer zeigen. Nur weiß der dann direkt beim ersten Ansatz besser damit umzugehen, während der Hundehalter einige Anläufe braucht, bis er überhaupt merkt, daß es ein Problem geben könnte.


    So ist das auch mit Hunden aus dem Tierschutz: Die sind in der Regel (auch da gibt es Ausnahmen, aber eher wenige!) die ersten Wochen und Monate tooootal unauffällig. Egal ob es ums Jagen oder Pöbeln geht.
    Dann kennen sie ihre neue Umgebung, Junghunde werden langsam selbständig und versuchen sich zu präsentieren, oder sind einfach nur unsicher. Die Hunde kennen ihre Halter recht gut und dann kommt die erste Situation, wo der Hund was zeigt, was man nicht möchte. Man ist in aller Regel erstmal überfordert. Ist ja neu. War das jetzt nur ein Versehen? oder Zufall? Mal abwarten. Oft passiert dann ne Zeitlang wieder nix. "Harmloseres" wird ganz übersehen, auch wenn es schon in ne bestimmte Richtung geht. Und dann (meist "plötzlich") hat man ein Problem. Der Hund hat schon gemerkt, daß er damit durch kommt, man selbst ist auch schon sensibilisiert. Der Teufelskreis beginnt.


    Bei fremden Personen läuft das anders. Die hat man vorgewarnt. Der Hund zeigt erstmal sowieso länger das doofe Verhalten NICHT. Wenn er es dann doch mal zeigt, kann der vorgewarnte Mensch SOFORT reagieren, der Hund ist beeindruckt und hatte KEIN Erfolgserlebnis... Und somit denkt man mal wieder umso mehr, daß das Problem nur von einem selbst kommt, was ja so nicht ganz richtig ist.... Es fließen viele Faktoren mit ein und man selbst ist nur ein kleiner Teil im großen Gefüge...Natürlich der wichtigste, ist ja unser Hund...


    Aber: Es soll Euch Mut machen, wenn Ihr jetzt versteht, warum Eure Hunde sich bei Euch so und bei anderen eben anders benehmen... Es ist keine Hexerei und Ihr seid nicht die Versager.
    Also arbeitet mit diesem Wissen, denn es wird Euch viiieeel nützen...

  • Erinnert mich an meine Zeit als Teenager: meine Mutter hat sich immer gewundert, dass ich zu jedem Menschen freundlich, aber zu ihr immer frech war! :lol:


    Nein, im ernst: tolles und interessantes Posting. Danke! :gut:

  • Fräuleinwolle, Danke für deinen Beitrag!!!


    Manchmal zweifele ich nämlich sehr stark an mir, bin oft unzufrieden, wie ich eine Situation gehändelt habe und denke sehr oft, dass bestimmte Verhaltensweisen meines (Tierschutz)Hundes (z.B. Leinenaggression) auf meiner Unzufähigkeit, den Hund richtig zu "führen", basieren.
    Der Selbstzweifel führt aber auch zu Unsicherheit und die eigene Unsicherheit verstärkt dann nur wieder das unerwünschte Verhalten. :( :
    Also heißt es zusammenreißen und das Wissen, dass er unschönes Verhalten vor allem bei mir zeigt, weil er mit mir vertraut ist, hilft da schon ein ganzes Stück! :D


    *Lesezeichensetz*


    LG,
    Harpa^^

  • balsam für die seele :D


    erinnert mich daran das ich erst letztens furchtbar frustriert war als sich mein fröhlicher folgenix bei der trainerin wie ein musterschüler benommen hat, während er noch fünf minuten vorher bei der selben übung an meiner seite die sau rausliess =)

  • Dickes Danke an dich Tanja!!!!! :gott:


    Ich kann dieses ewige "Also bei MIR traut er sich das nicht" von Leuten, die nicht tagtäglich mit meinem Hund zu tun haben, nicht mehr hören!


    Also noch mal: DAAAAANKEEEEE!

  • Ich möchte jetzt nicht zu kritisch erscheinen, das geschrieben ist schon richtig so, aber das klingt schon ein wenig nach Entschuldigung. "Ich kann ja nix dafür, es ist mein Hund, der weiß eben genau wie ich bin."


    Das der Hund das Verhalten am Anfang und auch bei fremden Menschen unter Umständen nicht zeigt mag sein, aber...da muß ich eben mein eigenes Verhalten dem Hund gegenüber anpassen.


    Zitat

    Gerade ist es mir mal wieder in nem Thread aufgefallen: Viele von Euch denken, daß der Hund bestimmte Dinge nur bei Euch zeigt, also muß es ja an Euch liegen: Jagen, Leinenpöbeln, Raufen usw...


    Das ist nur indirekt so.


    Meine ganz persönliche Meinung...es ist direkt so...reagiere ich richtig habe ich das Problem nicht...ergo, ich muß an mir arbeiten um dem Hund zu vermitteln was ich will. Ich streite nicht ab, das das nicht jedem gleich gelingt, und das das sehr schwer sein kann, aber letztendlich läuft alles darauf hinaus.

  • Ich glaube nicht, dass Tanja es als eine Entschuldigung oder Ausrede gemeint hat. Ich habe es so verstanden, dass sie das Phänomen erklären wollte und den "Betroffenen" Mut machen wollte.


    Es ist eben oft die Arroganz der Trainer, die sich hinstellen, den Hund ein paar Minuten/Stunden an der leine haben und dann so rotzig meinen: also bei MIR macht der das nicht!! Da fühlt man sich als HH schon beschissen. Klar, muss man dran arbeiten, aber es ist eben was anderes, ob man mit einem Hund jeden Tag erlebt und der Hund eben jede Stimmung mitbekommt, oder ob der Hund nur mal eben für ne kurze Zeit "nen anderen Wind" um die Nase gepustet bekommt!

  • Das habe ich schon so verstanden. Und nu kommt das aber...:D


    Klar macht der Hund das beim Hundetrainer erstmal nicht, vielleicht auch gar nicht, da der Trainer immer gleich korrekt eingreift. Und genau das muß man eben lernen...und da muß ich nur an mir arbeiten, deswegen betrifft es meiner Meinung nach eben doch direkt den Hundehalter.


    Wobei ich dazu sagen muß, ich würde zu keinem Trainer gehen, der mir meinen Hund aus der Hand nimmt, aber gut. ;)

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