Mein Tipp: nimm Dir Pausen vom Hund. Ganz bewusst. Geh raus, triff Leute. Und: finde so schnell wie möglich jemanden, der den Hund auch mal einen Tag versorgen kann. Anstatt selbst einen Zwinger zu bauen, findest Du vielleicht ein Arrangement mit einem Tierheim oder einem professionell geführten Hundehort, wo Du Nova nach einer Eingewöhnungszeit auch mal 24 Stunden oder länger lassen kannst.
Solche Tiere sind Energiefresser, gerade, weil sie selber mit ihrer eigenen Energie schlecht haushalten können. Deshalb habe ich die Erfahrung gemacht, dass es ganz wichtig ist, sich Abstand zu gönnen. Je nach aktueller Gemütslage nimmt man das Gewinnen von Abstand allerdings nicht als positiv wahr, sondern muss fast erzwungen werden - doch gerade dann ist es besonders wichtig, auf Distanz zu gehen. Denn nur, wer ab und zu mal eine Perspektive, seinen Blickwinkel verändert, erhält ein vollständigeres Bild der Gesamtsituation und kann besser beurteilen, ob sie - für alle Parteien - noch stimmt.
Woher ich das weiss: ich nehme manchmal Hunde auf, die Nova ähnlich sind. Es sind stets Hunde, die aufgrund von Aggressionsproblematiken und Verhaltensauffälligkeiten im normalen Tierheimalltag nicht tragbar sind. Ich behalte die Tiere aber nicht und mache das von Anfang an klar, denn ich bin nicht bereit, mein eigenes Leben, das meines Umfelds und meiner Tiere für über zehn Jahre so massiv und dauerhaft einzuschränken, wie es für die Haltung so eines Hundes für den Rest seines Lebens erforderlich wäre.
Ich möchte nicht jahrelang mit der Angst leben, dass das Tier wegen eines Versehens, eines Kommunikationsfehlers, eines Unfalls, einer Unachtsamkeit ausser Kontrolle gerät und einen Schaden anrichtet, andere verletzt oder gar tötet. Ein oder zwei Jahre bin ich meist bereit, diese Last zu übernehmen - danach muss eine andere Lösung gefunden werden. Dazu kommt, dass diese Hunde so viel an Zeit, Geld und Energie kosten, dass anderes und andere deshalb unweigerlich kürzer treten müssen oder zu kurz kommen. Um das etwas aufzufangen, habe stets eine (schriftliche) Vereinbarung mit dem Verein bzw. der Organisation, dass ich den Hund jederzeit in einem ihm bekannten und für ihn akzeptablen Umfeld unterbringen kann. Diese Möglichkeit nutze ich regelmässig und sie ist auch im Falle eines Notfalls essentiell.
Abstand zu gewinnen, ist wichtig. Gerade bei so einem Hund. Bisher hatten alle Hunde, die bei mir waren, grosses Glück: jeder einzelne hat ein wirklich gutes, kompetentes Zuhause bei Leuten gefunden, die bereit waren, diese Bürde für Jahre auf sich zu nehmen. Hätte sich aber innert nützlicher Frist trotz intensiver Suche, bester medizinischer Versorgung und eindeutiger Trainingsfortschritte kein geeignetes neues Heim gefunden, wären diese Hunde eingeschläfert worden. Zurecht, meiner Meinung nach.