Beiträge von Wandelroeschen

    Hat der Hund mal Pause? Also so richtig?


    Ja, das Problem sind die fremden Hunde und Besucher - aber lass mich den Schuh mal umdrehen: kriegt dieser Hund tatsächlich ab und an mal Pause von Euch - Dir, dem Kind, dem Besuch, anderen Menschen und Hunden? Kann der sich so richtig herunterfahren und tief und fest schlafen? Im Umkehrschluss würde das nämlich bedeuten, dass auch Du mal eine Pause vom Hund kriegst.

    So ein Hund, der permanent 'auf Draht' ist, wird sich freudig auf jeden Grund stürzen, sich aufzuregen, ständig zu beobachten und ja nichts zu verpassen.

    Kann er denn auch mal ein paar Stunden alleine sein, so dass er wirklich zur Ruhe kommt oder wuselt der den ganzen Tag um Euch herum und beobachtet, was ihr tut?

    Ansonsten: es gibt durchaus Hundetypen und -persönlichkeiten, die ins gegebene Umfeld einfach nicht passen. Warum, das spielt eigentlich gar keine grosse Rolle. Aber dann wäre es für alle Seiten eine Gnade, dem Hund ein (passendes!) neues Umfeld zu finden.

    Genau deswegen plädiere ich dafür, dass eben auch - und gerade - Hunde, welche als Familien- und Begleithunde dienen sollen, auf 'Leistung' selektiert werden. Entgegen der Annahme mancher, stellt man an den Familienhund nämlich sehr klare Anforderungen: hohe Reizschwelle in Bezug auf Menschen, Artgenossen und jedwelchen anderen Lebewesen, eine enorme Toleranz und Resilienz Zivilisationsumgebungen gegenüber, dabei aber trotzdem fröhlich, aktiv und trainierbar.


    Ich bin absolut für eine Rassenhundezucht, aber gegen die gängige Zuchtpraxis der geschlossenen Zuchtbücher, für welche die FCI und ihre ihr angeschlossenen Verbände stehen. Was häufig vergessen wird: auf bei offenen Zuchtbüchern könnte es durchaus noch Möglichkeiten geben, Hunde aus Linienzucht zu produzieren und zu erwerben. Für wie sinnvoll ich letzteres persönlich halte oder inwiefern das der Gesundheit der so gezogenen Hunde förderlich ist, sei jetzt einmal dahingestellt. Es gäbe aber zumindest endlich für Züchter und Käufer die Möglichkeit, unter kontrollierten Bedingungen und in einem seriösen Verband genetisch diversere Hunde zu züchten, bzw. zu kaufen.


    Das Dokument, welches den Anlass zur aktuellen Diskussion gegeben hat, ist allerdings fraglos völlig erratisch und in seiner Intention unverständlich. Auch wenn darin sehr viele und sehr wichtige Punkte angesprochen werden, die überdacht werden sollten, scheint es eine gezielte, durchdachte Zuchtpraxis in Zukunft tatsächlich völlig verhindern zu wollen - ohne sich aber dessen bewusst zu sein. Ich habe mich hier im Forum schon sehr häufig sehr kritisch gegenüber vielen der genannten Punkte geäussert. Doch mit einer völligen Auflösung der Rassehundezucht im Gesamten wird doch das Kind mit dem Bade ausgeschüttet.


    Ich teile die Vision, die corrier vor einigen Seiten verfasst hat, voll und ganz. Danke für diesen wertvollen Beitrag!

    Hallo Maria 648,

    Du hast schon sehr viele wirklich gute Antworten erhalten. Auch ich würde Dir schwer dazu raten, nur dann einen Hund zu holen, wenn Du selbst gerne einen hättest und bereit bist, Dich für die nächsten 10-15 Jahre darum zu kümmern. Gut möglich, dass Deine Tochter ihr Interesse am Hund auch während ihrer Jugendzeit beibehält - trotzdem wird es Momente geben, in denen sie den Hund nicht betreuen können wird (Klassenfahrten, lange Arbeits- oder Schultage, etc.)

    Auch was die Rasse anbelangt, wäre ich mit einem Border Collie aus allen bereits genannten Gründen vorsichtig. Wenn der Wunsch aber Agility ist, können Shelties oder Pudel in ihrer eigenen Grössenklasse genauso erfolgreich wie die Border. Ausserdem haben sie den Vorteil, dass sie, im Gegensatz zum Border Collie, bei vernünftiger Herkunft, solider Aufzucht und gewissenhafter Ausbildung oft neben richtigen Sportskanonen auch tolle Begleiter im Alltag sein können.

    Von Testläufen à la 'wenn Du jeden Tag um 4 Uhr morgens aufstehst, 2 Stunden alleine im dunklen Wald spazieren gehst, Dich bei Regenwetter 5 mal im Dreck wälzt und dreimal wöchentlich die ganze Bude putzt' bevor überhaupt ein Hund einzieht, halte ich gar nichts. Ich fände es sinnvoller, erst einmal in der Umgebung nach einem 'Pflegehund' zu suchen, den sie ausführen darf und den ihr übers Wochenende vielleicht auch einmal 'ausborgen' könnt. Möglicherweise erlauben es die Besitzer sogar, dass Deine Tochter mit dem Hund eine Hundeschule besucht oder eben Sport macht.

    So habe ich mir als Teenager, der selber keinen Hund halten durfte, den Traum, Hunden nah zu sein, erfüllt. Bald war ich dauernd mit allen möglichen (und unmöglichen...) Hunden aus der Umgebung unterwegs. Aus der Retrospektive gesehen, hat mir das sogar sehr viele Vorteile gebracht: ich konnte ganz unterschiedliche Hundetypen kennenlernen und viele Erfahrungen in den verschiedensten Bereichen sammeln (Hundeausstellungen, Hundesport, usw.).

    Da ich auch schon über den Working Cocker nachgedacht habe, und mein Mann sich die nächsten Jahre nen Cocker wünscht, hatte ich zunächst an diese Lösung gedacht, da die ShowCocker doch eher zu ruhig sind. (Ja ein ruhiger Hund wär mal was feines🤪)

    Sind die kleinen in ihrer Duracellhaftigkeit mit Terriern zu vergleichen oder doch anders?

    Ich liebe ja diese flinke, flotte verrückte Art von meinem PRT-Patterdale und kann gut damit arbeiten.

    Manchmal denk ich aber auch drüber nach, doch etwas mit 2 Gängen weniger zu halten🤔

    Neee, Terrier sind auf Trieb so: 'woistderFuchswoistderFuchswoistderFuchs? und die Working Cocker eher so: 'waskannichtunwiekannichestunlassesmichschnellertun!'

    Hallo Looking,

    Ich kenne Working Cockers aus meiner Zeit in England, wo sie - gerade im Norden - sehr verbreitet und beliebt sind. Dort hält gefühlt jeder entweder einen Border Collie, einen Cockapoo oder einen Working Cocker (wo sie häufig einfach Cocker Spaniel genannt werden). Unsere Nachbarn hatten je zwei, im Tierheim gab es sie wie Sand am Meer und auf der Hundewiese waren sie - zusammen mit den Cockapoos - ebenso stark vertreten. Showcocker hab ich in meinem Umfeld in den ganzen Jahren genau auf der Crufts und sonst nirgends gesehen.

    Ich liebe die kleinen wuseligen Dinger, aber man muss damit schon umgehen können und sich von ihrer ständigen Aktivität nicht anstecken lassen. Manchen Leuten gefällt das, andere halten die ständige Bewegung, in der diese Hunde sind, kaum aus und es macht sie kribbelig und wütend. Ich habe die Working Cocker nie als nervös im Sinne von 'nervlich instabil' erlebt, aber wenn sie wach sind, wackelt vor Enthusiasmus permanent der ganze Hund. Unter Anspannung und Stress wird das noch extremer. Trotzdem gibt es darunter ganz sicher auch sehr unsichere, ängstliche Vertreter. Gerade auch darum, weil sie zu absoluten Modehunden mutieren und im Moment auf Teufel komm raus vermehrt werden. Die Preise sind völlig explodiert: vor einigen Jahren waren Working Cockers noch relativ problemlos auch mit KC Stammbaum für £400-700 zu bekommen, heute kosten sie häufig locker das doppelte.

    Aus vernünftiger Zucht sind sie freundlich, leicht zu erziehen (wenn man mit 'schnellen' Hunden gut zurechtkommt) und sehr hübsch anzuschauen. Einige bringen ordentlich Jagdtrieb mit. Mit den Cockern, die man hierzulande so antrifft, auch in der Jägerwelt, hat diese Rasse überhaupt gar nichts gemein: sie sind viel schneller, aktiver und quecksilbriger. Sie schnüffeln, rennen, wedeln und tun überhaupt alles schnell und in manchen Augen hektisch wie der Teufel, können aber durchaus zu zufriedenen und - im Rahmen ihrer Möglichkeiten - zu ruhigen Hausgenossen erzogen werden. Sind sie unerzogen, zeigen sie sich völlig ausser Rand und Band, ich habe aber nur sehr selten unverträgliche Exemplare kennengelernt. Bei der britischen Polizei werden sie gern zu Sprengstoff-, Bargeld- und Drogenspürhunden ausgebildet. Sie können zu absolut verrückten Balljunkies gemacht werden. Duracellhäschen oder starkes ADHS trifft es dann ziemlich gut.

    Falls Du Dir wirklich einen Working Cocker holen möchtest, würde ich sehr genau darauf schauen, woher das Tier kommt und auch den Weg nach England zu einem etablierten und vernünftigen KC Züchter nicht scheuen.

    Bei Tierschutzhunden aus dem Ausland - gerade wenn man sie nur über Social Media kennt - gilt: alles kann, nichts muss. Darauf sollte man vorbereitet sein.

    Es gibt Hunde, die fügen sich sofort problemlos ins hiesige Umfeld ein und benehmen sich, als hätten sie nie etwas anderes gesehen. Dann gibt es andere, die sind vor Panik so erstarrt, dass sie zwei Wochen erst einmal unter sich machen, wenn ein Mensch sie auch nur anschaut. Stubenrein sind die wenigsten, leinenführig auch nicht und alleine bleiben können auch nur die allerwenigsten. Das alles zu lernen können viele, aber nicht alle.

    Ich erlebe diejenigen Hunde als am schwersten traumatisiert und als am wenigsten anpassungs- und lernfähig, die von Anfang an in einem Tierheim, einer Tötungsstation oder in einer sonstigen Institution gehalten wurden. Das sind eigentlich immer Hunde, die im besten Fall zwar mit Artgenossen, nicht aber mit Menschen gelernt haben, sozial zu agieren und ansonsten (zu) isoliert aufgewachsen sind und die 'richtige Welt da draussen' nie kennengelernt haben.

    Ehemalige Strassenhunde sind da sehr viel anpassungsfähiger und unserer Umwelt gegenüber viel resilienter, haben aber gelernt, sich alleine durchzuschlagen. Das sind aber nicht selten auch diejenigen Hunde, die jede Gelegenheit nutzen, sich vom Acker zu machen und sich lieber auf sich selbst als auf einen Menschen verlassen.

    Am leichtesten in unser Lebensumfeld integrieren sich meist diejenigen Hunde, die vorher bereits einmal einen Besitzer hatten.

    Wenn der Hund bereits in Deutschland auf einer Pflegestelle ist, gestaltet sich eine Einschätzung natürlich einfacher. Trotzdem ist es auch da sehr wichtig, genau hinzuschauen und nachzufragen, wieso der Hund auf der Pflegestelle so funktioniert wie er es tut.

    Gerade in einem Fall wie Deinem ist es nicht falsch, sich jede Möglichkeit im Kopf durchzuspielen und sich im Vornherein zu überlegen, was passieren soll und welche Lösungen Du bieten kannst, wenn dieses oder jenes Problem auftritt. Mit einem Hund, den Du nur über ein Bild kennst, holst Du Dir eine Wundertüte ins Haus, dessen musst Du Dir bewusst sein.

    Im Tierheim kannst Du den Hund erst kennenlernen, ihn vielleicht einmal an der Leine führen oder gar einen Spaziergang machen. Bei einem Hund, den Du vorher nie gesehen hast, kannst Du das nicht.

    Wenn Du wirklich völlig ohne Erwartungen an den neuen Hund herangehst, mit seinen potentiellen Verhaltens- und Erziehungsproblemen umgehen kannst und willst, über die finanziellen, zeitlichen, räumlichen und emotionalen Ressourcen verfügst, Dich verschiedensten Herausforderungen zu stellen, dann spricht nichts dagegen, genau diesen Hund zu holen.

    Wie gesagt: es kann absolut problemlos funktionieren und Du kannst jegliche Bedenken anderer als pure Panikmacherei abtun. Das Gegenteil kann aber eben auch eintreten und dann ist es nichts als fair dem Hund gegenüber, möglichst jede Situation, die sich ergeben könnte, erst gründlich durchzudenken.

    Ich kann quietschendes Spielzeug nicht ausstehen. Trotzdem lernt jeder Hund bei mir den vernünftigen Umgang mit Quietschies. Ich will wissen, wie meine Hunde darauf reagieren und inwiefern meine Hunde kontrollierbar sind, wenn sie auf so ein Spielzeug treffen. Können sie sich dabei selber gut einschränken, super. Können sie es nicht, üben wir an der Impulskontrolle. Das ist mir sehr wichtig, weil ich genügend Hunde kennen, die eben nie lernen durften, sich auch in Anwesenheit von Quietschspielzeug im Griff zu behalten und dann komplett ausrasten und nicht mehr ansprechbar sind, wenn sie dann mal auf eines treffen.

    Hallo zusammen,


    Ich wäre sehr froh Eure Hilfe und Erfahrungsberichte. Einer meiner Hunde (Hütehund bzw. Koppelgebrauchshund, Rüde, unkastriert, 7.5-jährig) wurde gestern beim TA mit Harnsteinen diagnostiziert. Symptome, die er vorgängig zeigte, waren häufiges und intensives Lecken am Penis, Unruhe und Herumwandern, sowie dringender Harndrang mehrmals am Tag, teilweise auch nachts. Ich nahm und nehme an, dass er Schmerzen hat(te).

    Der Urin des Hundes wurde untersucht und sei voller Kristalle. Daraufhin wurde ein Katheter gelegt, Luft als Kontrast in die Blase gepumpt und ein Röntgen gemacht, das soweit unauffälig war. Der Tierarzt meinte, die Ursache könne beim Futter liegen. Nun füttere ich genau dieses Futter (Exclusion Diet Horse and Potato Trockenfutter) allerdings schon 5 Jahre lang auf Anraten eines tierärztlichen Ernährungsspezialisten einer veterinärmedizinischen Fakultät, weil der Hund damals aufgrund einer ewigen Verdauungsproblematik einen wahren Spiessrutenlauf an Untersuchungen durchlaufen musste. Die Nahrungsmittelsensibilität hält an, ist aber dank dieses Futters gut im Griff. Es wird also schwierig, bei genau diesem Hund 'einfach' das Futter zu wechseln. Kann die Steinbildung wirklich am Futter liegen? Der Proteingehalt der beiden vom TA empfohlenen Futter (Hills Urinary und Royal Canin Urinary) liegt in einem ähnlichen Bereich wie bei Exclusion (22% bzw. 17% vs. 22.5% bei Exclusion).


    Ich glaube mich zu erinnern, dass der gestrige Tierarzt mir sagte, ich müsse den Urin des Hundes ansäuern und deshalb unbedingt mehr Protein zufüttern. Zuhause angekommen, höre und lese ich allerdings plötzlich an verschiedenen Orten, Proteine müssten bei diesem Befund, ganz im Gegenteil, dringend reduziert werden. Ich bin verwirrt - was gilt nun?

    Als Therapie habe ich übrigens eine Paste (Vetoquinol Uro Pet) erhalten, die ich unters Futter mischen soll. Ausserdem kriegt er Novalgin gegen die Schmerzen.

    Danke für Euren Input!

    Hallo Johanna,


    Willkommen im Forum!


    Du hast Dir einen Hund geholt, den Du behandelst, als ob er in unserer Umgebung aufgewachsen, geprägt und sozialisiert wurde. Leider scheint es sich bei Deinem Exemplar allerdings um einen Hund zu handeln, der völlig andere Erfahrungen gemacht hat, als Du es Dir vorstellst. Vielleicht wurde er auf der Strasse geboren (das wäre u.U. sein Glück, weshalb erkläre ich gleich) oder eben möglicherweise leider bereits in einem Shelter, wo er nichts, aber auch gar nichts über die Welt, die ihn hier erwartet, lernen konnte.

    Wenn er von der Strasse kommt und erst relativ spät in ein Tierheim gesteckt wurde, konnte er vielleicht immerhin noch einige, wenige Eindrücke der Umgebung da draussen mitnehmen. War er schon von Anfang an in einem Heim, wurde er wohl - wie so viele andere Hunde aus dem Ausland auch - völlig isoliert gehalten hat überhaupt gar nichts davon mitbekommen, was es bräuchte, um in unsere Umgebung zum sicheren, zufriedenen und souveränen Alltagsbegleiter zu werden.

    Weshalb es manchmal geht und manchmal eben nicht, liegt daran, dass der Hund sich für eine Weile reizüberfluten lässt (bzw. durch Euer Verhalten lassen muss), bis eben gar nichts mehr geht und er dann wortwörtlich 'zu' macht (bzw. machen muss) weil sein System das alles ganz einfach nicht mehr verkraftet und verarbeiten kann. Weshalb solche Hunde trotzdem gerne und häufig vermittelt werden, hängt genau damit zusammen: es sind Hunde, die ihre Stressbewältigungsstrategie im sogenannten 'Freeze' oder 'Einfrieren' gefunden haben. Bei Überforderung (also Stress und Druck) beissen die nicht und scheinen somit für ihre Umwelt nicht gefährlich, sondern fallen bestenfalls einfach stumm in sich zusammen und geben sich auf. Die Strategie 'ich hau ab!' wird ihnen durch intrikate Geschirrkonstruktionen und doppelte und dreifache Sicherungen verunmöglicht und wenn sie fliehen wollen, wird ihnen nicht zugehört und sie werden trotzdem mitgeschleift weil 'der muss das lernen' oder 'da muss der durch' oder 'der lernt das schon noch' oder 'man muss dem erst Mal überhaupt alles zeigen'.

    Hast Du 'Glück' und ein Exemplar erwischt, das seine Stressbewältigungsmethode nicht ändert, wird das zu einem der Hunde, die sich einfach aufgeben und relativ dumpf alles mit sich machen lassen. Damit hab ich eigentlich selten zu tun, weil die für ihre Menschen und das Umfeld häufig nicht auffällig sind. Das sind meist die Hunde, die kaum Lebensfreude zeigen, lustlos sind und scheinbar zu keinen grossen Emotionen fähig sind. Die Hunde sind angenehm, weil sie sich einfach in ihr Schicksal ergeben und ihr Leben absitzen, bis es dann irgendwann (endlich) vorbei ist.

    Spannender wird es, wenn es sich um einen Hund handelt, der irgendwann so leidet, dass er seine Methode ändert (bzw. ändern muss) und er beginnt, sich zu wehren. Das wird dann häufig als Dominanz abgetan oder eben damit, dass er zu sehr verwöhnt wird, zu wenige Regeln herrschen, etc. Da diese Hunde ja bereits ausführlich die Erfahrung gemacht haben, dass ihnen nicht zugehört wird und 'nett bleiben' erst gar nicht hilft, gestaltet sich ein Umtrainieren - insbesondere, wenn der Hund in derselben Familie bleiben soll, in der er das Verhalten erst überhaupt erlernen musste - hier zwar nicht unmöglich, aber schwierig.

    Ich würde also empfehlen, dem Hund jetzt schon gut zuzuhören und sofort aufzuhören, das Tier in permanenten Stress zu versetzen. Ideal wäre, wenn ihr einen Garten hättet, wo der Hund hinkönnte um sich zu versäubern, damit ihr Spaziergänge so lange aussetzen könnt, bis er erst einmal ein Grundvertrauen gefasst hat und sich zwischen Wohnung und Garten angstfrei bewegen kann. Ist das nicht möglich, muss ein Kompromiss gefunden werden. Manchen Hunden hilft es, wenn sie getragen werden, andere, wenn man sie - möglichst ohne Druck - an der Leine nach draussen führt und sie sich dort an einem Ort, den sie als sicher erachten, versäubern lässt.

    Ihr habt übrigens ein riesiges Glück, wenn der Hund sich trotz seiner Angst draussen versäubert. Ich kenne genug vergleichbare Modelle, deren Panik vor der Aussenwelt so gross ist, dass sie sich konsequent drinnen erleichtern. Da ist der Leidensdruck für Mensch (und Hund!) noch einmal grösser - aber das hilft Euch jetzt auch nicht weiter.

    Also: dem Hund gut zuhören, ihn in seiner Angst ernst nehmen und vertrauensbildende Massnahmen ergreifen. In der Wohnung clickern, kleine Tricks (ohne Zwang und Druck) üben, Suchspiele machen und den Hund Vertrauen in Euch fassen lassen. Draussen weiter daran arbeiten, dass der Hund Kekse nimmt (und das möglichst zu jedem Zeitpunkt), denn das wird die Voraussetzung für jedes weitere Training sein. Jegliche Art von Zwang oder Druck verstärkt die Angst und lässt sein Vertrauen in Euch noch weiter schrumpfen.

    Spaziergänge würde ich fürs Erste aufs reine Versäubern reduzieren und ganz langsam daran arbeiten, eine gemeinsame Kommunikationsbasis aufzubauen. Es geht nicht darum, den Hund nun für immer von allem fernzuhalten, sondern ihn langsam, in seinem Tempo, an die Welt da draussen zu gewöhnen.