Ich kann quietschendes Spielzeug nicht ausstehen. Trotzdem lernt jeder Hund bei mir den vernünftigen Umgang mit Quietschies. Ich will wissen, wie meine Hunde darauf reagieren und inwiefern meine Hunde kontrollierbar sind, wenn sie auf so ein Spielzeug treffen. Können sie sich dabei selber gut einschränken, super. Können sie es nicht, üben wir an der Impulskontrolle. Das ist mir sehr wichtig, weil ich genügend Hunde kennen, die eben nie lernen durften, sich auch in Anwesenheit von Quietschspielzeug im Griff zu behalten und dann komplett ausrasten und nicht mehr ansprechbar sind, wenn sie dann mal auf eines treffen.
Beiträge von Wandelroeschen
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Mir gefällt ja der Spitz, der sich, so um Minute 1:30 herum - ganz seinem eigenen Hobby fröhnend - mal so gar nicht um die Schafe schert. War das von Anfang so?
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Hallo zusammen,
Ich wäre sehr froh Eure Hilfe und Erfahrungsberichte. Einer meiner Hunde (Hütehund bzw. Koppelgebrauchshund, Rüde, unkastriert, 7.5-jährig) wurde gestern beim TA mit Harnsteinen diagnostiziert. Symptome, die er vorgängig zeigte, waren häufiges und intensives Lecken am Penis, Unruhe und Herumwandern, sowie dringender Harndrang mehrmals am Tag, teilweise auch nachts. Ich nahm und nehme an, dass er Schmerzen hat(te).
Der Urin des Hundes wurde untersucht und sei voller Kristalle. Daraufhin wurde ein Katheter gelegt, Luft als Kontrast in die Blase gepumpt und ein Röntgen gemacht, das soweit unauffälig war. Der Tierarzt meinte, die Ursache könne beim Futter liegen. Nun füttere ich genau dieses Futter (Exclusion Diet Horse and Potato Trockenfutter) allerdings schon 5 Jahre lang auf Anraten eines tierärztlichen Ernährungsspezialisten einer veterinärmedizinischen Fakultät, weil der Hund damals aufgrund einer ewigen Verdauungsproblematik einen wahren Spiessrutenlauf an Untersuchungen durchlaufen musste. Die Nahrungsmittelsensibilität hält an, ist aber dank dieses Futters gut im Griff. Es wird also schwierig, bei genau diesem Hund 'einfach' das Futter zu wechseln. Kann die Steinbildung wirklich am Futter liegen? Der Proteingehalt der beiden vom TA empfohlenen Futter (Hills Urinary und Royal Canin Urinary) liegt in einem ähnlichen Bereich wie bei Exclusion (22% bzw. 17% vs. 22.5% bei Exclusion).
Ich glaube mich zu erinnern, dass der gestrige Tierarzt mir sagte, ich müsse den Urin des Hundes ansäuern und deshalb unbedingt mehr Protein zufüttern. Zuhause angekommen, höre und lese ich allerdings plötzlich an verschiedenen Orten, Proteine müssten bei diesem Befund, ganz im Gegenteil, dringend reduziert werden. Ich bin verwirrt - was gilt nun?
Als Therapie habe ich übrigens eine Paste (Vetoquinol Uro Pet) erhalten, die ich unters Futter mischen soll. Ausserdem kriegt er Novalgin gegen die Schmerzen.
Danke für Euren Input! -
Hallo Ihr Lieben,
Das ist mein erster Beitrag im Hundeforum und ich konnte keinen ähnlichen Beitrag finden.
Fiete (7 Monate) ist seit Anfang November bei uns. Zu Anfang war es fast gar nicht möglich mit ihm große Runden zu drehen. Er läuft, sobald ich sein Geschirr von der Garderobe nehme, weg und versteckt sich. Vielleicht hat er in Rumänien schlechte Erfahrungen gemacht. Wir wissen es nicht..
Wir sind nun schon so weit, dass er vor die Tür geht, kurz pinkelt, aber dann wieder rein will. Ich habe schon so viel probiert. Mit Leckerlis locken oder mitgezogen. Warten bis er weitergeht (er bleibt stur auch gerne 20 minuten stehen) oder ihn einige 100 Meter weit tragen. Die letzte Version klappt bis jetzt "am besten", wobei tragen ist auf Dauer auch keine Lösung.
Sobald wir in hundepark sind ist er auch glücklich und spielt ausgelassen mit anderen Hunden.
Aber auch unterwegs bleibt er irgendwann stehen und will partout nicht weiter.
Unsere Betreuung beim Tierschutz sagt dass er einfach Zeit braucht.
Bin ich vielleicht zu fordernd?
Ich kenne leider keinen Hund, der nicht raus möchte. Alle vorherigen Hunde standen mit wedelnden Schwarz vor der Tür und haben sich gefreut wenn ich das Geschirr in die Hand genommen habe.
Bei Fiete jedoch ist es so, dass er zwar anzeigt, wenn er MUSS, aber dann wegläuft wenn ich mich anziehe und rausgehen will.
Wir haben auch schon mehrere Geschirre und Halsbänder probiert, da wir dachten vielleicht liegt es am unbequemen Geschirr.
Vielleicht hat jemand von euch einen oder mehrere Tipps, wie wir vorgehen könnten.
Über jede Hilfe bin ich dankbar.
Ganz viele Grüße aus Hamburg
Merle und Fiete
Hallo Johanna,
Willkommen im Forum!
Du hast Dir einen Hund geholt, den Du behandelst, als ob er in unserer Umgebung aufgewachsen, geprägt und sozialisiert wurde. Leider scheint es sich bei Deinem Exemplar allerdings um einen Hund zu handeln, der völlig andere Erfahrungen gemacht hat, als Du es Dir vorstellst. Vielleicht wurde er auf der Strasse geboren (das wäre u.U. sein Glück, weshalb erkläre ich gleich) oder eben möglicherweise leider bereits in einem Shelter, wo er nichts, aber auch gar nichts über die Welt, die ihn hier erwartet, lernen konnte.
Wenn er von der Strasse kommt und erst relativ spät in ein Tierheim gesteckt wurde, konnte er vielleicht immerhin noch einige, wenige Eindrücke der Umgebung da draussen mitnehmen. War er schon von Anfang an in einem Heim, wurde er wohl - wie so viele andere Hunde aus dem Ausland auch - völlig isoliert gehalten hat überhaupt gar nichts davon mitbekommen, was es bräuchte, um in unsere Umgebung zum sicheren, zufriedenen und souveränen Alltagsbegleiter zu werden.
Weshalb es manchmal geht und manchmal eben nicht, liegt daran, dass der Hund sich für eine Weile reizüberfluten lässt (bzw. durch Euer Verhalten lassen muss), bis eben gar nichts mehr geht und er dann wortwörtlich 'zu' macht (bzw. machen muss) weil sein System das alles ganz einfach nicht mehr verkraftet und verarbeiten kann. Weshalb solche Hunde trotzdem gerne und häufig vermittelt werden, hängt genau damit zusammen: es sind Hunde, die ihre Stressbewältigungsstrategie im sogenannten 'Freeze' oder 'Einfrieren' gefunden haben. Bei Überforderung (also Stress und Druck) beissen die nicht und scheinen somit für ihre Umwelt nicht gefährlich, sondern fallen bestenfalls einfach stumm in sich zusammen und geben sich auf. Die Strategie 'ich hau ab!' wird ihnen durch intrikate Geschirrkonstruktionen und doppelte und dreifache Sicherungen verunmöglicht und wenn sie fliehen wollen, wird ihnen nicht zugehört und sie werden trotzdem mitgeschleift weil 'der muss das lernen' oder 'da muss der durch' oder 'der lernt das schon noch' oder 'man muss dem erst Mal überhaupt alles zeigen'.
Hast Du 'Glück' und ein Exemplar erwischt, das seine Stressbewältigungsmethode nicht ändert, wird das zu einem der Hunde, die sich einfach aufgeben und relativ dumpf alles mit sich machen lassen. Damit hab ich eigentlich selten zu tun, weil die für ihre Menschen und das Umfeld häufig nicht auffällig sind. Das sind meist die Hunde, die kaum Lebensfreude zeigen, lustlos sind und scheinbar zu keinen grossen Emotionen fähig sind. Die Hunde sind angenehm, weil sie sich einfach in ihr Schicksal ergeben und ihr Leben absitzen, bis es dann irgendwann (endlich) vorbei ist.
Spannender wird es, wenn es sich um einen Hund handelt, der irgendwann so leidet, dass er seine Methode ändert (bzw. ändern muss) und er beginnt, sich zu wehren. Das wird dann häufig als Dominanz abgetan oder eben damit, dass er zu sehr verwöhnt wird, zu wenige Regeln herrschen, etc. Da diese Hunde ja bereits ausführlich die Erfahrung gemacht haben, dass ihnen nicht zugehört wird und 'nett bleiben' erst gar nicht hilft, gestaltet sich ein Umtrainieren - insbesondere, wenn der Hund in derselben Familie bleiben soll, in der er das Verhalten erst überhaupt erlernen musste - hier zwar nicht unmöglich, aber schwierig.
Ich würde also empfehlen, dem Hund jetzt schon gut zuzuhören und sofort aufzuhören, das Tier in permanenten Stress zu versetzen. Ideal wäre, wenn ihr einen Garten hättet, wo der Hund hinkönnte um sich zu versäubern, damit ihr Spaziergänge so lange aussetzen könnt, bis er erst einmal ein Grundvertrauen gefasst hat und sich zwischen Wohnung und Garten angstfrei bewegen kann. Ist das nicht möglich, muss ein Kompromiss gefunden werden. Manchen Hunden hilft es, wenn sie getragen werden, andere, wenn man sie - möglichst ohne Druck - an der Leine nach draussen führt und sie sich dort an einem Ort, den sie als sicher erachten, versäubern lässt.
Ihr habt übrigens ein riesiges Glück, wenn der Hund sich trotz seiner Angst draussen versäubert. Ich kenne genug vergleichbare Modelle, deren Panik vor der Aussenwelt so gross ist, dass sie sich konsequent drinnen erleichtern. Da ist der Leidensdruck für Mensch (und Hund!) noch einmal grösser - aber das hilft Euch jetzt auch nicht weiter.
Also: dem Hund gut zuhören, ihn in seiner Angst ernst nehmen und vertrauensbildende Massnahmen ergreifen. In der Wohnung clickern, kleine Tricks (ohne Zwang und Druck) üben, Suchspiele machen und den Hund Vertrauen in Euch fassen lassen. Draussen weiter daran arbeiten, dass der Hund Kekse nimmt (und das möglichst zu jedem Zeitpunkt), denn das wird die Voraussetzung für jedes weitere Training sein. Jegliche Art von Zwang oder Druck verstärkt die Angst und lässt sein Vertrauen in Euch noch weiter schrumpfen.
Spaziergänge würde ich fürs Erste aufs reine Versäubern reduzieren und ganz langsam daran arbeiten, eine gemeinsame Kommunikationsbasis aufzubauen. Es geht nicht darum, den Hund nun für immer von allem fernzuhalten, sondern ihn langsam, in seinem Tempo, an die Welt da draussen zu gewöhnen. -
Eine Frage noch zum Verständnis: löst du das "am platz bleiben müssen" dann in irgendeiner Form wieder auf, und wie? Sonst würde der Hund ja entweder ewig dort bleiben müssen oder irgendwann einfach entscheiden, dass es nicht mehr gilt?
Nein, weil ich auch kein Kommando dafür benutze, das der Hund nicht selbstständig wieder auflösen dürfte. Wenn der Hund gerne woanders döst (ich hab mehrere Exemplare, denen es in ihrem Körbchen schnell mal zu warm wird und die sich dann lieber auf die Fliesen legen) ist das für mich auch völlig ok, solange der Hund mich nicht verfolgt (dazu gehört übrigens auch, wenn er sich so positioniert, dass er mich jederzeit im Blick hat). Wie gesagt, sobald der Hund das Grundprinzip 'oh, es lohnt sich nicht und es ist nicht erlaubt, dieser Person auf Schritt und Tritt zu folgen' verstanden hat, ist es mir völlig schnuppe, wo die Viechers liegen - solange sie mir dabei nicht in die Quere kommen oder mich beobachten. Wenn die Verhältnisse erst einmal geregelt sind und ich meinen Hund jederzeit auch einfach mal aus der Laune heraus aus dem Zimmer schicken kann und der sich, ohne eine Sinnkrise zu schieben oder eine Diskussion anzufangen, irgendwo sonst im Haus verkrümelt, haben die (meisten) Hunde Narrenfreiheit. Ab und zu mal gibt es Exemplare, denen weise ich ganz konkret eigene Plätze zu und bestehe auch darauf (z.B. weil sie Ressourcen verteidigen, sich mit einem oder mehreren Mitbewohnern nicht vertragen oder mit so viel Freiheit einfach nicht umgehen können), aber das ist nicht die Regel.
Bis das aber der Fall ist, bin ich sehr konsequent. Zu Beginn geht's bei diesem 'Spiel' sowieso einfach darum, wer den längeren Atem hat. Du denkst hier nämlich schon einige Schritte zu weit vor. Du bist im Moment bei Schritt 0 und möchtest jetzt schon über Schritt 5 diskutieren. Wenn Du es aber bis Schritt 5 geschafft hast, wirst Du selber wissen, was für Du akzeptabel findest und wieviel Rahmen Dein Hund braucht.Und schickst du den Hund jedes mal auf den selben Platz, oder entscheidest du je nach Situation, wo er sich hinlegen soll? Unser Haus ist recht weitläufig, bzw über mehrere Stockwerke, und ich bin mal hier mal da am wurschteln, oft auch am hin- und herrennen, zumindest beim Haushalt erledigen.
Beste Trainingsvoraussetzungen! Ich bin ein relativ fauler Mensch und mach mir das Leben gern leicht. Am Anfang bin ich da sehr konsequent und schicke, bzw. bringe den Hund immer auf 'seinen' Platz. Ich mach mir einen Spass daraus, die Hunde aus jedem beliebigen Winkel des Hauses auf 'ihren' Platz schicken zu können (und belohne das auch grosszügig!). Später ist es mir ziemlich egal, wo die Hunde liegen, Hauptsache, sie sind aus dem Weg. Die, die damit umgehen können, dürfen natürlich auch gucken kommen, was ich so treibe, (das ist meistens der Fall, wenn ich etwas für sie Ungewöhnliches tue, ein neues Gerät benutze, den Koffer packe, etc. und sie die Geräuschkulisse noch nicht kennen). Auch Kontaktliegen oder sich in demselben Raum aufzuhalten, in dem ich z.B. am Schreibtisch arbeite sollte für das hochsoziale Tier, das der Hund nun einmal ist, auch häufig genug möglich sein. Aber ich will nicht dauerbespitzelt werden, weil das für Mensch und Hund Stress bedeutet.
Mit meinem Exemplar habe ich auch schon die ein oder andere Diskussion geführt, wenn ich ihn an einem Platz halten will. Ich bringe ihn dann auch immer wieder hin und wenn er sich dann irgendwann hinlegt, meckert er oft noch ein bisschen rum (so ein knurriges jaulen) und/oder fängt dann an Blödsinn zu machen (Teppich ankauen, Körbchen ankauen
). Er gehört auf jeden Fall zu den willensstärkeren Kandidaten, fürchte ich...
Ja klar, der ist dann gefrustet und weiss ganz genau, wie er Deine Aufmerksamkeit kriegt. Ideal wäre, den Frust möglichst zu minimieren, wenn er aber eben schon gelernt hat, wie er Dich zu einer Reaktion auf sein Verhalten bringen kann, dann nutze zunächst wirklich ein Kindergitter oder einen Welpenauslauf (bei grösseren und meinungsstärkeren Exemplaren eben einen Indoor-Zwinger oder einen Hunderaum), wo Du weisst, dass er dort nichts anstellen kann. Manche Hunde akzeptieren es auch, wenn sie an einer Leine angebunden werden, aber weder das Einschliessen, noch das Anleinen ist eigentlich Zweck der Sache. Der Lerninhalt besteht für den Hund nämlich darin, zu verstehen, dass er Dir von der Pelle bleiben soll. Denk daran: im Tierheim hatte der Hund auch nicht 24 Stunden lang Menschen um sich herum und konnte da also wahrscheinlich problemlos 'alleine bleiben'...
Der Kreis schliesst sich auch hier: hat der Hund erst einmal gelernt, sich an einem gefüllten Kong abzureagieren und sich damit zu beschäftigen, kann er nicht gleichzeitig an der Decke nagen und / oder jaulen - aber er muss es zuerst lernen dürfen, um sein Verhalten dann auch entsprechend zu ändern... Merkste was?
So. Und jetzt fertig diskutiert und einfach machen. -
Wandelroeschen, ich schließe mich Sora an: tolle Schilderung, vielen Dank! Genau so werde ich es ausprobieren!
Du sagst, du schickst den Hund konsequent immer freundlich/neutral weg, wenn er dir hinterherläuft oder bringst ihn auf seinen Platz. Könntest du das evtl noch etwas ausführlicher beschreiben? Wie schickst du ihn weg, bzw wie weit weg soll er dann gehen? Reicht ein "Mindestabstand" zu dir, der eingehalten werden soll, oder soll er wirklich an eine bestimmten Stelle/seinen Platz gehen und dort bleiben? Ich glaube ich wäre den ganzen Tag nur damit beschäftigt, wenn ich ihn konsequent zurück auf einen bestimmten Platz bringen würde 🙈 Das ist ja dann im Prinzip auch Aufmerksamkeit, oder?
Danke für die Blumen Euch beiden!
Da hast Du Dein Problem ja schon im Kern: der Hund fühlt sich furchtbar zuständig dafür, Dich permanent zu überwachen. Der kommt so gar nicht zur Ruhe, weil er im Prinzip dauernd damit beschäftigt ist, nicht zu verpassen, wenn etwas läuft. Er ist damit überfordert und diese unklare Rollenverteilung führt - wie Du ja selber siehst - bei allen Beteiligten zum Stress.
Deine Aufgabe ist es jetzt, Deinem Hund beizubringen, dass das ständige Aufpassen weder sein Job noch erwünscht ist. Das hat auch ganz viel damit zu tun, ob und wie Du Dich als Führungsperson in Eurer Beziehung positionierst. Ich denke dabei weniger an ein 'Ich Chef, Du nix'-Bild (im Sinne der Dominanztheorie), sondern vergleiche die wünschenswerte Dynamik gern mit einer Eltern-Kind-Beziehung, in der auf die Bedürfnisse des Kindes eingegangen und darauf Rücksicht genommen wird, in der die Eltern aber klar die Erziehungs- und Führsorgeaufgaben übernehmen. Mithilfe von Regeln und Strukturen, aber auch einer relativ klaren Rollenverteilung kann ein Kind geborgen aufwachsen, sich in seiner Umwelt zurechtfinden, Sicherheit erfahren und Vertrauen lernen. Welche Regeln das genau sind, ist eigentlich gar nicht so wichtig, solange sie für alle jederzeit transparent sind, relativ konsequent gelten und niemandem schaden. Beim Hund - der ja ein essentiell menschliches Produkt ist - gestaltet sich das nicht unähnlich. Auch Wölfe leben in sehr komplex aufgestellten, familienähnlichen Verbänden.
Konkret sieht das bei mir so aus, dass ich bereits den kleinsten Ansatz von Nachdackeln unterbinde und zwar von Anfang an. Ich halte es aus menschlicher Sicht zwar für verständlich, dass man den Hund sich erst ein paar Tage (oder noch viel schlimmer, einige Wochen) lang 'einleben' lassen will, aus hündischer Sicht ist es aber unlogisch und verwirrend, dass nach einer willkürlich festgelegten und für den Hund intransparenten 'Eingewöhnungszeit' plötzlich völlig neue Regeln gelten sollen. Aus erziehungstechnischer Sicht ist das dem Hund gegenüber sogar höchst unfair.
Ich habe Dir gegenüber den grossen Vorteil, dass ich es jeweils mit Hunden zu tun habe, die mich noch nicht kennen, dadurch sowieso schon verunsichert sind und damit meist zunächst kleine Brötchen backen. Das heisst, wenn die mir nachlaufen wollen, reicht meistens ein klares Handzeichen und eine eindeutige Körpersprache, um sie davon abzuhalten. Das mache ich ihnen nach dem Motto 'so wenig Druck möglich, aber so viel Vehemenz wie nötig' klar: bei sehr sensiblen Exemplaren reicht auch schon ein feiner Blick in ihre Richtung. Mit ganz renitenten Exemplaren, die sich durch ausgeprägte Willensstärke und einen regelrechten Verfolgungswahn auszeichneten, hab ich das durchaus auch schon per Hausleine (weil die teilweise um sich beissen, wenn man körperlich wird oder sie am Halsband fassen möchte) 30 Minuten lang ausdiskutiert.
Dabei bringe ich den Hund einfach wieder auf seinen ihm zugewiesenen Platz zurück, sobald er Anstalten macht, sich davon zu entfernen. Dabei etabliere ich auch das Kommando, was ich dazu benutzen möchte (bei mir häufig so etwas wie 'leg Dich hin' oder 'geh auf Deinen Platz'. Egal was passiert, ich bleibe freundlich, aber konsequent und werde auch nach dem 20igsten Mal nicht ärgerlich, wenn ich den Hund zurückbringen oder schicken muss. Es dauert eben so lange es dauert. Und wenn das den ganzen Tag ist, ich hab Zeit. Ich mache es dem Hund so einfach wie möglich, ab und zu gibt's einen Keks, wenn ich ihn zurückbringe, ab und zu werfe ich etwas Leckeres zum Platz hin, wenn er schön liegen bleibt und das Thema ist meist nach einem Tag in seinem Grundsätzen verstanden worden.
Im Grunde genommen ist es mir vollkommen egal, was die Hunde tun, wenn ich weggehe, sie sollen mir einfach nicht folgen. Da es für den Hund aber einfacher ist ein 'tu genau das' anstatt ein 'tu das nicht' zu verstehen, definiere ich ganz klar, was ich vom Hund will und zwar: leg Dich einfach hin und entspann Dich. Das hilft auch mir selber, ein geistiges Bild der Idealsituation, wie ich sie haben will (und dann eben auch belohnen kann) vor Augen zu haben. Wichtig ist es, möglichst keine Hektik (= Stress) oder Frust (auf beiden Seiten!) aufkommen zu lassen. Es ist ganz essentiell, dass es dabei auch immer wieder Phasen gibt, in denen der Hund wirklich entspannen und ruhen und bei mir sein kann.
Ich mach's den Hunden zu Anfang auch nicht allzu schwer und verlange im Prinzip einfach, dass sie sich auf ihren zugewiesenen Platz legen und da bleiben, während ich mich für ein paar Minuten an den Schreibtisch oder aufs Sofa setze und selber einer ruhigen, konzentrierten Tätigkeit nachgehe. Wenn die Situation sich ergibt, steh ich halt mal auf und geh kurz raus - ohne dass der Hund mir folgen darf - und komme wieder rein. Ich übe, dass ich mich frei im gesamten (Wohn-)raum bewege, ohne dass der Hund mir zu folgen braucht, denn ich komme ja eh gleich wieder.
Dabei 'denke' ich aber möglichst gar nicht an den Hund, sondern tue einfach, was eben gerade so anfällt. Also möglichst Alltag wie ich ihn haben will von Tag 1 an.
Die ganze 'Alleinbleibe'-Thematik ist aber eben sehr vielschichtig und es ist wirklich wichtig, alle der von mir aufgeführten Trainingsansätze parallel immer wieder zu üben. Gerade bei der 'Lauf-mir-nicht-Nach'-Thematik hilft es sehr, z.B. während einer kurzen Clicker-Einheit 'Geh auf Deinen Platz' als 'Trick' zu üben. Dabei kann ich auch gleich spielerisch etablieren, dass der Hund jedes Mal einen Keks erhält, wenn er brav auf seinem Platz bleibt, während ich ein paar Schritte weggehe.
Das ist bei mir also wirklich so ein 'Rundum'-Paket, das aus ganz vielen Faktoren und Übungen besteht, die schlussendlich aber auf ein und dasselbe Ziel hinauslaufen. Genau das macht es auch so schwierig, jedes einzelne Element im Detail aufzudröseln. -
Danke für die ausführliche Beschreibung deines Vorgehens Wandelroeschen. Erstmal üben, dass der Kong zum Entspannen da ist, ist ein super Hinweis, das habe ich tatsächlich nicht gemacht.
Im Prinzip übst Du mit Deinem Hund ja ein, wie er zur Ruhe kommt und dass er bei Deiner Abwesenheit nicht auf- sondern runterdrehen soll. Das ist für Deinen Hund erst einmal völlig gegen die eigene Intuition, also musst Du ihm dabei helfen und genau das üben. Deshalb ist die Einführung der Routine (Spaziergang -> Kong -> Schlafen) erst einmal so wichtig.
Mit dem begrenzten Bereich durch Türgitter und Tür auch mal ganz zu, mache ich auch so. Wird mittlerweile auch einigermaßen akzeptiert, er legt sich aber press vor die Tür. Beim Türgitter verzieht es sich auch mal auf einen gemütlicheren Platz. Mal schauen, vielleicht braucht alles einfach etwas mehr Zeit? Wenn ich die Wohnung verlasse, fängt er sofort an zu Bellen und hin und her zu rennen. Würdest du dann erst noch warten, bis ich diesen Schritt wieder mache? Oder es hinnehmen und einen (kurzen) ruhigen Augenblick abwarten für die Rückkehr? So habe ich es bisher gemacht. Es ist übrigens das selbe Spiel, wenn mein Mann zuhause bleibt und nur ich gehe, dann wird er auch total nervös. Irgendwann lässt er sich dann einigermaßen beruhigen. Andersrum ist es ihm egal, wenn mein Mann geht...
Auch in solchen Fällen warte ich nicht, sondern verlasse (für Sekunden!) die Wohnung - immer und immer wieder - und kehre aber auch sofort wieder zurück, bis das für den Hund völlig normal wird. Ich spreche hier wirklich von aus der Tür raus, wieder zur Tür rein, ohne überhaupt draussen zu verharren - eifach bis es kein Thema mehr ist, dass ich da durch die Tür gehe. Im Prinzip so, als ob die Eingangstür ebenfalls eine weitere Wohnungstür wäre.
Ich lasse mich in meiner eigenen Wohnung nicht verfolgen und schicke den Hund immer und immer wieder (freundlich-neutral!) auf seinen Platz oder bringe ihn dahin. Bei allen Trainingsschritten ist es wichtig, selber keine Hektik zu verbreiten und jederzeit völlig entspannt und nett zu bleiben: denk daran, Du willst den Hund in die Ruhe bringen und wer sich ärgert, nervt oder gar selber Angst verbreitet ('jetzt bellt er dann gleich wieder!') kann keine Entspannung verbreiten.
Am Anfang ist es mir wurscht, was der Hund tut, bzw. ich verlasse den Raum erst gar nicht so lange, dass der Hund überhaupt ins Bellen oder Winseln kommt. Ich geh wirklich nur kurz weg und bin blitzartig wieder zurück - bei der Wohnungstür sogar deutlich kürzer als z.B. wenn ich ins Bad geh.
Es klingt danach, als ob sich der Hund - ziemlich rassetypisch - Dich als Bezugsperson ausgesucht hätte und sich jetzt an Dich klammert. Ob man dies jetzt als Kontrollverhalten oder Verlassensangst betrachtet ist eine Philosophiefrage und auch ziemlich einerlei - das Vorgehen zur Behebung des Problems ist dasselbe.Sora, bei uns klappt es im Kofferraum komischerweise auch viel besser. Da schafft er es auch mal 10 Minuten ohne in totalen Stress zu verfallen....
Das ist gar nicht komisch, sondern deckt sich damit, was ich oben bereits geschrieben habe. Auch wenn viele Hundehalter*innen Mühe damit haben: sehr vielen Hunden hilft ein (gerade anfangs sehr) beschränkter Raum um zur Ruhe zu kommen, weshalb sich viele Hundehalter zur Anschaffung einer Zimmerbox entscheiden. Menschen empfinden das häufig als grausam, weil wir einen ausgeprägten Freiheitswunsch haben. Bei Hunden ist das etwas anders. Trotzdem finde ich es wichtig, in diesem Rahmen darauf hinzuweisen, dass es ein Tierschutzgesetz gibt, das es (zumindest teilweise) zurecht verbietet, Hunde stundenlang in Boxen oder Kennels unterzubringen oder zu halten. Laufgitter oder eben Hundezimmer hingegen erfüllen häufig die gesetzlich vorgegebenen Dimensionen. Es geht ja auch nicht darum, den Hund stundenlang zu separieren, aber fürs Alleinbleibe-Training hilft es sehr vielen Hunden, zunächst nur einen sehr eingeschränkten, übersichtlichen Raum zur Verfügung zu haben, der für sie Ruhe und Entspannung bedeutet und der nach und nach im Zuge des Trainings vergrössert werden soll und muss.
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Danke für eure Nachrichten. Es ist in den letzten Tagen deutlich besser geworden mit der Ruhe tagsüber. Einfach, weil der Alltag zurück ist. Die Ferien sind vorbei, und er ist über längere Zeit nur mit mir allein zuhause, während ich am Rechner arbeite, also auch nicht ständig hin und her renne.
Habe jetzt auch das allein bleiben mal getestet, mit Kamera. Bin 2x für ca. 3 Minuten aus dem Haus gegangen (vorher nur innerhalb der Wohnung oder nur kurz Müll rausbringen, was er schon nicht so toll fand). Ich hatte ihm einen Kong mit Nassfutter gemacht (Jackpot für ihn), den er bekommen hat bevor ich raus bin. Den hat er komplett links liegen lassen weil er sofort riesen stress hatte. Hin und her rennen, an der Tür hoch springen und kratzen, hohes bellen, wieder hin und her,.... Habe dann einen Moment abgewartet, wo er kurz ruhig war und bin wieder rein. Ohne große Begrüßung. Er hat sich gefreut, ist aber nicht gesprungen oder so. Beim 2. Mal ist er an mir hochgeklettert und hat mein Bein so umklammert...
Ich bin mir nicht sicher, ob er Trennungsangst hat oder Kontrollverlust. Was denkt ihr? Habt ihr noch Tipps wie ich weiter üben könnte?
Das war ein Schritt von 0 auf 100. Der Hund muss erst lernen dürfen, dass ein Kong in Ruhe bearbeitet und er danach schlafen kann. Ich übe das gerne, indem ich die Hunde in diesem ersten Schritt schon räumlich begrenze. Ich bin zwar (noch) da, aber auf Distanz und sitze z.B. ruhig am Schreibtisch, beschäftige mich aber nicht mit dem Hund. Das tue ich, bis der Kong zur Routine geworden ist (also z.B. Spaziergang, Kong, Ruhe) und der Hund sich freut, in seinen Bereich (meist ein Kindergitter oder Welpenauslauf) zu dürfen. Das dauert bei mir normalerweise nur drei bis vier Tage, weil ich den Hund eben nur noch per Kong füttere und seine Mahlzeiten auf drei pro Tag aufteile, egal wie alt der Hund ist.
Zusätzlich verlasse ich von Tag 1 an immer wieder den Raum und die Wohnung. Grundsätzlich dürfen neue Hunde mich nicht jederzeit bei der Durchführung von Alltagsdingen begleiten, also z.B. nicht mit ins Bad, auf die Terrasse, in den Garten, in die Küche, etc. Nicht, weil mich das stören würde (die alteingesessenen Hunde dürften das, wollen es aber nicht), sondern damit sie sofort lernen, dass ich nicht stets und dauernd verfügbar bin. Ich komme immer gleich wieder zurück, sie dürfen sich also völlig entspannen, während ich im Haus herumwusle.Bei einem Hund mit schon bestehender Trennungsangst schliesse ich auch gerne immer wieder mal eine Tür zwischen mir und dem Hund. Nur kurz - für Sekunden - zuerst und komme dann freundlich-neutral wieder zurück. Da wird aber auch niemand begrüsst oder angsprochen - ich erledige schliesslich einfach meinen Haushalt, neuer Hund hin oder her.
Ausserdem übe ich - ebenfalls zeitgleich und immer wieder mal in ganz kurzen Sequenzen (1-2 Minuten pro Sequenz und ja, ich stoppe das) vielleicht 3-5 mal am Tag, dass ich den Hund auf (s)einen Platz verweisen kann und er da entspannt liegen bleibt.Je grösser die Fortschritte werden und je selbstverständlicher es wird, dass ich ab und zu auch mal die Wohnung verlasse, desto eher bleib ich mal länger weg. Das allerdings in völlig unberechenbaren Zeitabständen: ich halte nichts davon, die Minuten zu stoppen und dann schrittweise zu erhöhen. Ich bleibe weg, solange ich eben wegbleiben will, (anfangs) mal für zwei Sekunden, mal für fünf Minuten.
Ich gehe dann zum Hund zurück, wenn er ruhig ist, sollte er trotzdem mal das Lärmen anfangen. Ausserdem sorge ich bei dieser Art von Training dafür, dass der Hund sich in einem Bereich befindet, in dem er keinen Schaden anrichten kann. Erstens hänge ich an meiner Einrichtung und zweitens reduziert es den Stresslevel, wenn ich weiss, dass der Hund (und mein Haus) in Sicherheit sind. Drittens hilft es vielen Hunden zur Ruhe zu kommen, wenn sie nur einen eingeschränkten Bereich zur Verfügung haben und nicht das Gefühl haben müssen, den gesamten Wohnraum überwachen zu müssen, vorausgesetzt, sie haben zuvor gelernt, dass man hier schön entspannen kann.
Ich persönlich sehe nicht ein, weshalb man seinen Sozialpartner nicht begrüssen sollte, wenn man länger weg war und handhabe das auch nicht so. Allerdings gibt's weder beim Abschied noch beim Heimkommen ein Riesentamtam. Gehe ich allerdings einfach der Arbeit im Haus nach, gibt's gar keine Ansprache: nicht aus Bosheit oder weil ich irgendwelchen Dominanztheorien anghängen würde, sondern weil ich in diesen Moment ganz einfach andere Dinge tue, als mich um die Hunde zu kümmern. Hunde sollten lernen dürfen, dass die Anwesenheit ihrer Menschen nicht automatisch 'Hundezeit' und Interaktion bedeuten. Im Umkehrschluss heisst das auch, sie dürfen die Lernerfahrung machen, dass es Momente gibt, in denen sie sich erholen, dösen und schlafen können, ohne dauernd auf ihre Menschen achten zu müssen. -
Bei auffälligem Verhalten - und das ist ständiges Knurren in jedem Fall - denke ich als allererstes einmal an (körperliche) Schmerzen. Natürlich sind Körper und Geist gekoppelt, doch meiner Erfahrung nach liegt 'Problemverhalten', insbesondere, wenn der Hund, wie in diesem Fall, Distanz schaffen möchte, sehr häufig erst einmal eine körperliche Ursache zugrunde.
Hunde, die an Allergien und Verdauungsproblemen leiden, haben häufig chronische Schmerzen, welche leider auch viele Tierärzte übersehen. Auch wenn zunächst keine körperliche Ursache gefunden wird, kann es helfen, solchen Tiere (natürlich unter Aufsicht eines Tierarztes) eine Weile lang Schmerzmittel zu verarbreichen und zu beobachten, ob sich das Verhalten verändert. Zusätzlich (aber nicht gleichzeitig) kann z.B. über eine Ausschlussdiät herausgefunden werden, welche Futtermittel der Hund gut verträgt.
Der Hund zeigt Euch ja sehr genau, was er möchte und was ihm missfällt. Hört ihm zu, nehmt sein Knurren ernst und zeigt ihm, dass ihr auf seine Kommunikationsversuche eingeht. Sein Verhalten dadurch zu erklären, dass er die Hundesprache eben nie richtig gelernt hat, öffnet Übergriffigkeiten dem Hund gegenüber Tür und Tor. Ausserdem hattet ihr ja bereits einen Hund zuhause, als ihr den Welpen aufgenommen und aufgepäppelt habt und der Jungspund ist somit nicht ohne Hundekontakt aufgewachsen. -
Hallo zusammen,
Spannend, Eure Reaktionen.
Es steht Euch frei, meinen Beitrag nicht zu mögen, aber bei dem / der Fragenden scheint es sich um jemanden zu handeln, der / die nicht einfach mal kurz joggen gehen möchte, sondern jede Woche rund 60 km läuft. Bei manchen Reaktionen und Beiträgen hier bin ich mir nicht sicher, ob die Schreiber wissen, was das wirklich bedeutet.
Ich hab in meinem nahen Umfeld sehr ambitionierte Langstreckenläufer (100k plus bei Rennen, also Ultra-Trailmarathon im Hochgebirge, etc.). Ich weiss, wovon ich rede. Diese Leute dürfen nur sehr ausgewählte Hunde von mir auf nur sehr ausgewählte Strecken mitnehmen - oder haben sich, nachdem sie gemerkt haben, dass dazu eben nicht einfach jeder x-beliebige Hund taugt, selber welche (und, man höre und staune: allesamt Hounds oder entsprechende Jagdhunde) geholt - weil irgend ein netter Haus- und Hofhund das über längere Zeitdauer - eben nicht nur mal eine, zwei Wochen - nicht leisten kann: die Retriever nicht, die Kleinhunde nicht und die Border sowieso nicht. Meine eigenen Hüter dürfen genau maximal dreimal die Woche nicht mehr als 15 km am Stück mitlaufen und auch das nur sehr ungern über mehr als zwei Wochen. Ich weiss warum.
Wir erinnern uns an diesem Punkt noch schnell daran, dass der 'Ausdauertest' für Deutsche Schäferhunde sich auf (einmalige...) 20 km am Rad beläuft und die Hunde nach jeweils 8 und 15 km eine Pause von 15 bzw. 20 Minuten machen. Dabei soll ein Tempo von zwischen 12-15 km/h eingehalten werden. Ich kenne da nicht nur einen oder zwei Schäferhundehalter, die ihre Hunde systematisch auf die Ausdauerprüfung vorbereitet haben. Völlig zurecht. Bei den Tschechoslowakischen Wolfshunden, so glaube ich mich zu erinnern, gibt's in den Ursprungsländern eine Ausdauerprüfung von 40 km. Die Bedingungen hierzu kenne ich nicht, aber auch die ist einmalig und wird nicht wöchentlich gefordert. Klar, das ist nicht 1:1 vergleichbar, aber wichtig ist es hier zu bedenken, dass dies eben nicht dauerhaft und über Jahre hinweg vom Hund gefordert und trotzdem auftrainiert wird.
Die einzigen, die das sowohl körperlich wie auch mental durchhalten ohne völlig durchzuknallen und im Alltag auffällig (bzw. in Bezug auf den Terrier: noch auffälliger) zu werden sind hier der Jagdhund und der Deutsche Jagdterrier: und die laufen keine 10 km am Tag, sondern 20 km ein- bis dreimal die Woche bei durchschnittlich 6-12 km/h in meist bergigem Gelände. Auch dafür werden sie gezielt auf- und wenn nötig (z.B. wenn eine Trainingspause ansteht) wieder abtrainiert. Alles andere wäre dem Hund gegenüber unfair, bzw. macht ihn physisch und / oder psychisch kaputt. Den beiden tut das auch wirklich gut: die sind von Natur aus lauffreudig und das Laufen ist für sie sehr selbstbelohnend und eine echte Auslastung. Aber es ist - nicht wie bei den Hütern oder dem Retriever - keine Droge, so dass sie sich geistig dabei nicht abschiessen und 'blöd' werden.
Ich rate hier also nicht einfach aus dem Blauen heraus und werweisse ein wenig aus Lust und Laune vor mich hin. Mir sind in diesem Milieu (Langstreckenläufe, nicht einfach so ein bisschen joggen) ehrlich noch nie Schnauzer, Dalmatiner begegnet, aber wenn jemand dazu wirklich mit Erfahrungen aus ersten Hand aufwarten kann, immer nur her damit. Ich bin an einem (anständigen) Austausch sehr interessiert und lerne gerne dazu.
Aber nur, weil man sich selber so einen Hund nicht zutraut oder eben selber keine Langstrecken läuft, muss das nicht bedeuten, dass andere das deswegen nicht könnten und wollten. Im Übrigen ist so mancher Jagdhund führiger, als es sich gewisse Schreiber hier vorstellen. Sowohl der Jagdterrier wie der Pointer und der Drahthaar in der Bekanntschaft laufen in geeignetem Gelände durchaus frei mit. Dass das aber eben nicht immer möglich sein würde, habe ich in meinem ersten Beitrag genau deswegen explizit erwähnt. Gewisse Kompromisse muss man eingehen.
Um wirklich Laufsport zu betreiben und nicht einfach nur ein bisschen joggen zu gehen benötigt man, wenn man sowohl sich als auch dem Hund dabei einen Gefallen tun will, einen Läufer, der dafür lebt. Verträglich in der Familie sind - bei vernünftiger Auslastung - sehr viele der Jagdhunde. Wäre das nicht gefordert gewesen, hätte ich mir ja durchaus überlegen können, die Empfehlung abzugeben, einen Jagdterrier zu kaufen... (im Ernst: natürlich nicht. Was auch immer Du tust, eibwen, tu das bitte wirklich nicht).