Alles anzeigenHallo zusammen,
ich habe meine Lucy ja, wie schon in einem anderen Thema erwähnt, vom Tierschutz. Sie läuft sehr gut ohne Leine und ist super abrufbar, auch bei großer Ablenkung, aber da ich sie halt nicht überall laufen lassen kann und darf, habe ich uns in einer Hundeschule zu einem Leinenführigkeitsseminar angemeldet.
Dort haben wir gelernt, dass man den Hund immer an derselben Leinenlänge führen soll (bei uns wären das 1,20m) und dass es egal ist, ob Lucy nun vor, hinter oder neben mir geht, die Leine darf einfach nicht gespannt sein. Sobald sie auf Spannung ist, soll ich mich umdrehen und zügig in die entgegengesetzte Richtung laufen. Dasselbe wenn sie z.B. nach links zieht, mache ich einen großen Schritt nach rechts und mein Arm bleibt bei alldem dicht an meinem Körper, sodass ich die Leine weder verlängere noch verkürze.
Soweit, so schlecht. Das Ganze funktioniert zwar, sie geht konstant vor mir (die Trainerin meinte, das wäre eben einfach ihr "Wohlfühlradius" und solange sie nicht nach vorne zieht, ist das vollkommen okay), korrigiert sich auch meistens selbst, wenn sich die Leine spannt, ABER: Sie ist aufgrund ihrer Herkunft, da sie wohl nicht viel kennenlernen durfte, nach wie vor extrem unsicher und ängstlich. Wenn andere Hunde uns entgegenkommen, geht die Leine sofort auf Spannung, das fixieren beginnt und je nachdem, wie der andere Hund drauf ist, wird sie zum waschechten Leinenrambo mit bellen, nach vorne stürmen, fletschen etc.
Nun gut, alleine habe ich dies bis dato nicht in den Griff bekommen, also wieder zu der Hundeschule (selbe Schule, diesmal andere Trainerin) zum Leinenaggressions-Training. Sie hat sich das Ganze angeschaut und bekam dann auch hautnah mit, wie Lucy sich an einem kleinen kläffenden Hund hochgeschaukelt hat und mit voller Wucht in die Leine gesprungen ist. Die Trainerin meinte zu mir, das Ganze könne ich abwenden, indem ich sie einfach immer hinter mir gehen lasse, das gäbe ihr Sicherheit. Hä? Klingt für mich zwar logisch, aber im Leinenführigkeitsseminar habe ich ja gelernt, dass auch vor mir gehen mit lockerer Leine "Leinenführigkeit" bedeutet.
Jedenfalls meinte sie, immer wenn Lucy mich überholt, solle ich ihr einfach den Weg abschneiden, auch wenn ich sie dann mal mit dem Knie anremple, weil sie nicht auf mich achtet. Das Ganze trainiere ich jetzt schon seit gut 3 Monaten, aber sie will einfach partout nicht hinter mir gehen. Auch im Freilauf ist es so, dass sie immer sehr weit vorne läuft, was mich bisher aber nie gestört hat, da sie wie gesagt abrufbar ist.
Aber egal was ich anstelle, sie weigert sich strikt, hinter mir zu bleiben und versucht dann permanent, an mir vorbei zu drängeln. Insbesondere, wenn uns ein anderer Hund entgegenkommt, da funktioniert dann gar nix mehr. Mit dem Körper begrenzen geht dann auch nur bedingt, da sie unheimlich flink ist. Wenn ich sehe, sie will rechts an mir vorbeipreschen und ich einen Schritt nach rechts mache, um sie zu begrenzen, dass sie nicht wieder nach vorne zum Hund ziehen kann, ZACK steht sie schon links schräg vor mir und das Theater geht wieder los.
Nun ist halt guter Rat teuer, da ich in der Hundeschule leider diesbezüglich keine wirklich klaren Anweisungen erhalten habe.
Wie schaffe ich es, dass Lucy an der Leine nicht dauernd überholt? Hat irgendjemand eine Idee? Das Problem ist eben, die Trainer reden immer von "dem Hund Sicherheit geben", und dass ihre Hunde ja so supertoll funktionieren und schon von sich aus ihre Nähe suchen, wenn ihnen ein anderer Hund entgegenkommt, aber WIE man dem Hund sowas beibringen kann, das erzählt dir keiner.
hallo Velay,
ich kenne das von meinem Gio, der auch aus dem Tierschutz kommt.
Wir haben bei unserer Trainerin gelernt, dass er bei Hundebegegnungen oder sonstige aufregende Situationen wie Radfahrer, Jogger etc. absitzen soll und ich mich dann vor ihn stelle und blocke, falls er aufspringen will. Durch das Sitzen hinter mir sollte er auch Sicherheit kriegen. Soweit, so gut, im Kurs hat das auch ganz gut funktioniert.
Eines Tages kam uns dann ein Kind auf einem Scooter entgegen. Gio saß zwar hinter mir, aber gespannt wie eine Sprungfeder, und dann sprang er auf, ich blockte ihn, und im nächsten Moment lag ich am Boden mit einer geprellten Hüfte und einem verstauchten Knöchel.
Damit will ich sagen, diese ganze Blockiererei kann auch nach hinten losgehen, vor allem wenn man einen größeren Hund hat, aber auch kleinere können einen blöd erwischen. Pass also erst mal auf, dass du einen guten Stand hast, wenn dein Hund nach vorne prescht oder an der Seite vorbei will.
Ich habe inzwischen gemerkt, dass ausweichen die bessere Lösung für uns ist, sofern es möglich ist.
Und was bei uns sehr hilfreich ist, ist der Futterdummy, mit dem wir seit kurzem trainieren. Wenn ich merke, dass ihn etwas sehr aufregt, kann ich ihn ganz gut mit dem Futterdummy ablenken. Er liebt es, ihn zu tragen, und dann sind andere Dinge nicht mehr ganz so wichtig, und wir kommen gut an anderen Hunden etc. vorbei.
Du musst für deine Lucy halt einfach die für sie passende Lösung finden. Für manche Hunde mag es richtig sein, hinten zu bleiben, für andere weniger. Vielleicht findest du etwas, mit dem du sie in der Situation gut ablenken kannst, statt sie unbedingt hinten halten zu wollen. Wenn ein Hund partout nicht nach hinten will, hat man meistens sowieso keine Chance. Das wichtigste ist, dass du irgendwie ihre Aufmerksamkeit bekommst, egal ob vorne oder hinten.
Alles Gute euch beiden!