Chanel Miller - "Know my Name"
CN: sexuelle Gewalt
Chanel Miller wurde 2015 auf einer Collegeparty von dem damaligen Stanford-Studenten Brock Turner sexuell genötigt. Zwei junge Schweden auf Fahrrädern beobachteten, wie Turner sich draußen, im Dunkeln, neben Mülltonnen, an der offensichtlich bewusstlosen Miller verging, und gingen dazwischen, sodass Turner festgenommen und Miller ins Krankenhaus gebracht wurde. Wenig später erfuhr sie von den Untersuchungsergebnissen, die den Missbrsuch an ihr bestätigten.
Chanel Miller versuchte zunächst, ihren Alltag weiterzuleben, doch schon bald holte sie ihr Trauma ein: Sie wurde reizbar, bekam Angstzustände, konnte ihrem geregelten Vollzeitjob nicht mehr nachgehen. Auch das bevorstehende Gerichtsverfahren mit den ständigen Terminverschiebungen war für Chanel ein großer Stressfaktor.
In den Medien wurde häufig auf Brock Turners sportlichen Erfolg als Schwimmer hingewiesen, auch vor Gericht wurde er als "all-american golden boy" porträtiert. Chanel musste sich aufgrund ihres alkoholbedingten Blackouts in jener Nacht später anhören, die sexuellen Handlungen seien einvernehmlich geschehen umd sie habe "schlechte Entscheidungen" getroffen. Turner gab sich als Opfer der College-Partykultur, obwohl er bereits früher Alkohol und Drogen konsumiert hatte, wie in der polizeilichen Ermittlungsarbeit herausgekommen war.
Chanels eindrucksvolles und bewegendes "Victim Impact Statement", eine von ihr geschriebene und vor Gericht von ihr vorgetragene Aussage, wie nachhaltig sie jene Vergewaltigung verändert und geschädigt habe, wurde auf Buzzfeed veröffentlicht und ging viral. Brock Turner wurde von den Geschworenen zwar schuldig befunden, erhielt vom amtierenden Richter jedoch eine nur milde Strafe, was auch medial stark kritisiert wurde.
"Know my name" veröffentlichte Chanel Miller unter ihrem eigentlichen Namen, davor war sie als "Emily Doe" bekannt. Sie verzichtete auf ihre Anonymität, weil sie sich nicht mehr verstecken wollte. In dem Buch beschreibt Miller aus ihrer Perspektive und Erfahrung, welch langanhaltende Folgen sexuelle Gewalt hat und wie sie mit Unterstützung der ihr nahestehendsten Menschen auch die schlimmsten Tage überlebte. Sie findet klare Worte für eine Gesellschaft, die viel zu oft Täter schützt und Opfer dehumanisiert und beschuldigt. Sie schreibt unglaublich kraftvoll und ausdrucksstark, "Know my Name" enthält so viel mehr als ihre eigene Lebens- und Leidensgeschichte, es ist auch ein Appell an alle Leser:innen, für positive Veränderungen einzutreten, es ist ein Infragestellen des Status Quo, und letztlich auch eine wahnsinnig starke Solidaritätsbekundung mit anderen Überlebenden sexueller Übergriffe.