Ich weiß ja, daß viele die Worte "Dominanz" und "Alpha" nicht mehr hören können, aber ich war am Mittwoch auf einem Vortrag einer Tierpsychologin mit dem Thema "Die Gesten und das Verhalten von Hunden!". Die Dame hat in England studiert und hat eine, tja ich glaube nicht wirklich HuSchu, denn sie sprach von Ihren Patienten.
Seitdem spukt es mir schon im Kopf herum, jetzt muß ich es mir mal von der Seele schreiben und will einfach mal ein paar Meinungen dazu hören.
Naja, in den Vortrag ging es erst mal darum was ist Dominanz bzw. was sind Dominanzgesten. Wird man alleine durch Dominanzgesten zum Alpha usw.?
Eigentlich ja ganz interessant, aber irgendwie machte sich spätestens bei dem ständigen Vergleich von Hund und Wolf ein leichtes Kribbeln bei mir breit. Dann ging es darum, daß man mit Dominanzgesten (zurechtweisen, unterwerfen, Schnauzengriff etc.) noch lange nicht zum Alpha wird, sondern nur dadurch, daß man als Alpha sozusagen eine Intimsphäre um sich hat, den der Hund nur nach Aufforderung betreten kann.
Jetzt stellt Euch das mal in der Praxis vor. Ihr kommt nach Hause und es fällt Euch kein Hund um den den Hals, sondern der liegt im Körbchen und wartet, bis ihr ihn auffordert Euch zu begrüßen. Ihr sitzt gemütlich im Wohnzimmer auf der Couch und Euer Hund darf sich nur zu Euch gesellen, wenn ihr ihn dazu auffordert. Ist es anders, also Wauzi kommt Euch freudig wedelnd entgegen oder schummelt sich für eine Schmuserunde zu Euch auf die Couch, seit ihr kein souveränes Alphatier und Euer Hund hat Todesängste, weil er, da ihr die Rolle nicht wirklich ausfüllt, deshalb Eure Rolle als Alpha übernehmen muß und damit völlig überfordert ist. So in etwa war die Grundessenz dieses 2 1/2 stündigen Vortrages.
Tja und je mehr ich darüber nachdenke, um so mehr sträubt sich in mir alles gegen diese Theorien. Okay, ich bin auch der Meinung, daß ein Hund eine klare Struktur in der Familie braucht und wissen muß, wo er steht. Und ich denke auch, daß es Hunde gibt, mit denen man das tagtäglich ausfechten muß und Hunde, die sich nahtlos in die Familienstruktur einfügen. Ich versuche auch, mich nicht von Silky manipulieren zu lassen (-gelingt mir aber nicht immer :freude: ), wenn es drum geht, mit großem Hundeblick Frauchen zum Schrank zu lotsen und ein Leckerli zu ergattern. Aber selbst wenn ich mal nachgebe, wird mein Hund doch nicht sofort in die Alpha-Rolle schlüpfen.
Silky ist, wie die meisten Cocker denke ich, ein sehr extrovertierter Hund, der ein sehr großes Bedürfnis nach Körperkontakt hat und wenn er zu mir kommt, weil er gerne mit mir schmusen will und mir auch danach ist, werde ich ihn doch nicht ignorieren, 10 Minuten schmorren lassen und dann herholen und durchknuddeln. Oder, nach diesem Vortrag, wäre es, wenn der Hund zB. auf den Füßen liegt, nicht der Wunsch nach Körperkontakt, sondern der Wunsch nach Kontrolle.
Auf der anderen Seite müßte mein Hund, der, wenn ich mir das alles genau überlege (begrüßt mich stürmisch, darf mich zum spielen oder knuddeln auffordern, darf im Bett schlafen und auf der Couch kuscheln und liebt es, während ich am PC sitze, unter dem Tisch auf meinen Füßen zu liegen) in unserer Familie die Alpharolle inne hat, wenn er alleine zu Hause ist, mir die Bude auf den Kopf stellen, Möbel zerbeißen, Mülleimer ausräumen etc., wenn wir kleinen Betamenschen alleine die Wohnung/Höhle verlassen, wird der Alpha ja wütende, weil der darf nicht mit! Macht er aber nicht, eigenartig, oder? Ob Silky vielleicht deshalb so einen Jagdtrieb hat, weil er denkt, ich schaffe es nicht mehr, den Sack Happy Dog im Zoopalast einzukaufen (er war schon dabei und weis wie die Jagd abläuft :shock: )
Ne, also ich weiß nicht, das kommt mir alles viel zu einseitig und zu Schubladen gedacht vor. Je mehr ich darüber nachdenke, finde ich, da wird das Verhalten eines wilden Rudeltieres, wahllos über alle Hunde, vom Chihuahua bis zum Irish Wolfshound, gestülpt. Das kann doch nicht funktionieren, oder was meint ihr? Also ich finde das total übertrieben und verdreht. Oder was denkt ihr??
Ich hätte gerne mit der Dame mal diskutiert, aber leider war dazu erstens keine Zeit und zweitens muß ich über so Dinge immer erst mal eine Weile nachdenken und es auseinander tröseln, um mir über die Ungereimtheiten klar zu werden. Ich habe es erst bedauert, daß Holger keine Zeit hatte, mitzugehen, aber inzwischen bin ich froh darüber, denn ich denke, daß hätte ihn, also sozusagen Neuhunde-Herrchen sicher total verunsichert.
Bin mal auf Eure Meinung gespannt und hoffe, ich habe alles verständlich aufgeschrieben. Ist nicht so einfach 2 1/2 Stunden in kurze Worte zu fassen. Naja, okay nicht gerade kurz, aber doch nicht so viele. Wenn ich was unklar geschrieben habe bitte fragen.
Viele Grüße von Daniela, die ihren Alpha-Hund Silky liebt und gerne bereit ist, sich dominieren zu lassen, wenn man darunter das oben gesagte versteht. :freude: