Das diese Hibbeligkeit von Überforderung kommt, ist aber eine reine Vermutung, oder?
Weil es eben bei ein paar andere Hunde so war.
Ich sehe biologisch und hormonell auch keinen Unterschied, ob ein Jungrüde schon zweimal "richtig" gedeckt hat, -- oder ob er sich ein paar mal an der Schmusedecke "vergangen" hat.
Hormonell ist Ejakulation gleich Ejakulation.
Ich finde es schön, pubertierenden Jungtieren gegenüber verständnisvoll zu sein und es mag tröstend für viele Hundebesitzer sein, dass ein adulter Hund nicht mehr ganz so aufgedreht ist.
Aber das als schwere psychische Belastung/Erkrankung darzustellen, finde ich etwas übertrieben.
Genauso ist es eine Mutmaßung, dass die Einschränkung durch eine Schleppleine soooo gravierende Auswirkungen auf sein Seelenheil hat.
Ich finde es, rein rational, allein deswegen unwahrscheinlich, weil er mit der Schleppleine denselben Radius hat, wie ein Hund, der gelernt hat im Umfeld seine Besitzers zu bleiben.
Vielleicht sogar unbeschwerter, weil er nicht immer wieder kontrollieren muss, dass ihm sein Zweibeiner nicht "davon läuft".
Mit einem anderen Hund, egal welchen Geschlechts, zusammen zu leben, ist doch das natürlichste und gesündeste - und der beste Garant für ausreichend sozial Kontakte - die ein Hund haben kann!
Und die wenigste Zeit ist die Hündin läufig, oder wird läufig.
Was nun wirklich der Fall ist, kann leider nur Valerie herausfinden.
Aber ich werfe mal eine weitere *Möglichkeit* in den Raum und denke bei Hufgetrappel nicht an die spektakulären Zebras, sondern nur an Pferde:
Jagen und Stöbern ist für ihn eine selbstbelohnende Tätigkeit. Das ist eine Resource, die das Frauchen nicht oder zu wenig kontrolliert hat.
Er weiß es macht irre Spaß, er ist gewohnt sich dieses Entertainment selber beschaffen zu können.
Vielleicht hätte er auch Spaß mit Frauchen zu spielen oder ritualisiert zu jagen -- aber warum diese Anstrengung unternehmen, wenn es in der Vergangenheit leichter ging?
Eventuell wurde er in letzter Zeit darin etwas eingeschränkt. Kann gut sein, er reagiert darauf, dass seine normale Methode (einfach drauflos stöbern/schnüffeln) nicht mehr funktioniert, erstmal mit Frust und Löschungstrotz.
Andere Hunde nicht beschnüffeln zu können erzeugt Frust, den er lautstark abreagiert. Er braucht ein Alternatives Verhalten, mit dem er das entstandene Adrenalin loswird (sportliche Betätigung).
Wenn er keinen interessanten Ersatz für sein bisheriges Entertainment Jagen und andere Hunde konfronieren bekommt, sondern nur aus Hundesicht fade Dinge die anstrengend und wenig spaßig sind -- dann sind alle Trainingserfolge zunichte, sobald er wieder die Chance hat RICHTIG Action zu erleben.
Mein Vorschlag wäre: sich allmählich an 30min Traben täglich heraustrainieren.
Damit er sich einfach wohl und entspannt fühlt. Außerdem stärkt Ausdauersport die Nerven gegen Stress.
Die Ressourcen die ihn wirklich interessieren kontrollieren und gegen Gegenleistung freigeben. - Außerdem *richtiges Spielen* trainieren.
Da kann man als Mensch noch einiges Lernen. Und der Hund muss ersteinmal feststellen, dass das Spielen mit dem Mensch etwas sein könnte, dass richtig Spaß macht. Aber die Erkenntnis kommt ihm nicht beim ersten Versuch.
Ich habe keinen jagenden Hund. Aber ich weiß nicht, ob ich Legolas minutenlang herumstöbern lassen würde, wenn das dazu führt, dass ich dann abgemeldet bin.
Wenn ich meinen BC bei jedem Spaziergang unkontrolliert Tiere zusammentreiben und scheuchen lassen würde, dann würde zum einen eine enorme Erwartungshaltung bei ihm entstehen und er würde auch nicht mehr einsehen, was er davon hat, auf mich zu hören.
Oder seh den Vergleich mit einem Hund, der sich seine Leckerlis durch Plünderung von Müllsäcken selber suchen kann. Der interessiert sich für deine Hundekekse (für die er auch noch was tun muss) auch nicht mehr.
Üben würde ich 90% Rückruf, weil ich jemand bin, dem das sehr wichtig ist. Auf dem Spaziergang (zur Not mit einholen der Schleppleine), aber auch reizarmer Umgebung im Garten und im Haus. Und zwar häufig.
Belohnung Futter und Spiel/Beute.
Nicht nur um ihm zu zeigen, dass sich das lohnt, sondern auch um in seinem Denken eine Art Routine herzustellen, dass er sich schon automatisch wenigstens zu dir umdreht, weil das halt immer so ist.
Das ist nur ein unverbindliches Brainstorming.
Es könnte auch sein, dass er ein junger Mann ist, der die Welt entdeckt, der sich erproben und seine Grenzen austesten will. Und dem du etwas bieten können muss. Wenn man Resourcen nicht übertrumpfen kann, kann man sie zumindest einschränken.
Eventuell solltest du auch darauf bestehen, dass er die Hunde, zu denen er nicht hindarf und nicht die ganze Zeit anstarren darf.
Durch dieses "so nah und doch so fern" wächst der Trieb ins Unermessliche.
Ich würde darauf bestehen, dass er sich umdreht und wenn nötig in die Gegenrichtung weggehen
ohne ihn Rückwärtslaufen zu lassen.