Vieles erlebt man ganz anders, wenn man seine Freundesblase um sich hat.
Man muss nicht immer mit einem Ohr beim Hund sein, man kann Aufgaben bündeln und aufteilen — allein schon vom Raum her hat man von 2-3 Seiten Rückendeckung und kann zumindest mental mal kurz Abschalten.
Vor meiner ersten Ausstellung hab ich ewig gegrübelt, ob ich Mulder mitnehme.
Turniererfahrener Hund, laufen, stehen und anfassen lassen schon geübt — nix zu verlieren, warum nicht einfach mal probieren.
Weil ich ein Schisser bin, bin ich dann doch allein nach Nürnberg gefahren. Ohne Mann, aber auch ohne Kind und ohne Hund.
Mit der einfachsten Agenda: Einfach nur durchspazieren, Stände anschauen, mal nen Ring anschauen. Und hatte noch den Dogforum Rat in vielen Rassethreads im Kopf: „Fahr auf ne Ausstellung. Schau die Hunde live an. Probestreicheln. Unterhalte dich mit den Züchtern.“

Ich geh ja gern Wandern, aber es war ein Marathonlauf von einem der Parkhäuser bis zur Messehalle. Von Weitem begannen die Wege nach Hundeurin zu riechen.
Als Besucher stand ich nur so mittellang an. Die Schlange der Aussteller war mehrspurig (das war noch vor dem neuen TSchG), drinnen ein Menschengedränge, das war nicht mehr feierlich.
Jetzt war mir auch klar, warum man zwingend seine Campingausrüstung in einem Wagen fährt (so denn das Gelände barrierefrei ist) und den Hund am besten auch in nem verschlossenen Wagen.
Die Ringe waren dicht an dicht, dazwischen Menschen die sich durchzwängeln. Einige waren früh genug da (sei ihnen gegönnt) und haben Wagenburgen aus Frisiertischen, Hundeboxen und Campingstühlen gebaut — aber die Meisten standen(so wie ich) und haben über ne Schulter gelinst um mal nen Blick auf die laufenden Hunde zu werfen.
Was bin ich gelaufen, bis ich den Ring gefunden hab. Keine Ahnung wo ich Zeug und Hund hätte parken können. Also Hund ständig mit durch die Leute ziehen oder den Wagen überall mit hinschieben. Änderungen vom Ablauf oder nur Verspätungen? Wie soll man das mitkriegen?
Zum Glück hab ich ja nicht ausgestellt, aber wie zum Geier man da mit Züchtern reden oder Hunde kennenlernen soll?!
Gassimöglichkeit waren kleine, gepflasterte Hinterhöfe. Auch ziemlich voll.
Aussteller aus meinem Verein fragten später, warum ich sie nicht besucht hätte. Ich hab sie schlicht nicht gefunden. Ich hab noch nicht mal ihre Rasse gefunden.
Entgegen meines Planes blieb ich auch als Zuschauer nicht bis zum Schluss. Laut Programm waren da vielleicht viele Hunde, aber es waren noch sehr, sehr, sehr viel mehr Menschen.
Um Mulder auszustellen (Beginn der Corona-Zeit) sind mein Mann und ich dann quer durch Deutschland gefahren, auf eine Ausstellung nur für seine und ähnliche Rassen, mitten im nirgendwo.
War aufwändig aber ganz nett in einem Gasthof zu nächtigen, der sonst nie Touristen, sondern nur Geschäftsleute auf Durchreise sieht.
Das war ein Tag bei strömendem Regen im Freien. Aber mehr Platz für Zelt und Campingstühle.
So etwas ist ganz ok.
Aber entspannt waren eigentlich nur wir „Trampel vom Land“. Alle Insider waren sich sehr bewusst: wer sind die Promis, wer die Favouriten, wer züchtet nach den „richtigen“ Kriterien…
Mein Tip an Neulinge:
Bei den ersten Malen vielleicht ohne Hund fahren, aber auf keinen Fall ohne 1 besser 3+ menschliche Begleitpersonen.
Mein Tip an Funktionsträger:
Ach, wahrscheinlich wollen sie gar keinen von jemand wie mir.
Wenn doch, würde ich sagen: Fragt mal nach Feedback von Ausstellern, die nicht Kinder von Aktiven sind und nicht geschlossen als Ortsgruppe angereist sind.