Ich kenne das Zitat von Hallgren und finde es durchaus schlüssig, es betrifft aber nicht alle Rassen.
"Gute sexuelle Ausstrahlung" ist allerdings eine fehlerhafte Übersetzung des Begriffs aus dem Schwedischen. Gemeint ist "Ausgeprägter Geschlechtstyp" und der wird allerdings bei vielen Rassen ausdrücklich im Standard verlangt. Man soll Rüde und Hündin auf den ersten Blick am Kopf und Körperbau unterscheiden können und nicht erst, indem man ihnen unter den Bauch schaut.
Wenn man Wölfe, Schakale oder andere Wildcaniden anschaut, wird man die Geschlechter kaum oder nur mit sehr viel Übung unterscheiden können. Bei vielen Hunderassen reicht dagegen schon ein Kopfportrait, wenn man sich nur ein bißchen mit dem Rassebild vertraut gemacht hat, zB beim Labrador oder deutschen Schäferhund. Richtig schwer wird es aber wieder beim Sheltie, in dessen Standard nicht auf den Geschlechtstyp eingegangen wird.
Der Kynologe Hans Räber hat diese Tendenz ebenfalls kritisiert und als negatives Beispiel eine der kleineren Sennenhunderassen aufgeführt, in der Rüden und Hündinnen in Größe, Gewicht und Körperbau schon so weit auseinanderliegen, daß sie nebeneinandergestellt eher wie Angehörige zweier verschiedener Rassen wirken.
Ich glaube, daß der Wunsch nach ausgeprägten Unterschieden zwischen den Geschlechtern eine Projektion des Menschen auf den Hund ist. Ob das letztendlich kulturell bedingt ist oder schon ein Erbe unserer äffischen Vorfahren, wer weiß?
Auf jeden Fall formen Schaurichter durch ihre Bewertung unsere heutigen Rassehunde ganz maßgeblich. Und wenn sie sehr maskuline, üppig bemuskelte Rüden nach vorne stellen, dann fördern sie automatisch Hunde mit mehr Testosteron, und das kann im täglichen Zusammenleben schon mal problematisch werden.
Ich glaube allerdings nicht, daß Hallgren das als alleinige Ursache für verstärkte Kastrationen ansieht.
Der Lebensstil hat sich geändert, von Hunden wird heute ganz allgemein ein Maximum an Anpassung gefordert, und was vor Jahrzehnten noch als normal hingenommen wurde, wie streunende Rüden vor der Haustür einer läufigen Hündin, gilt heute als problematisch.
Was nun speziell deine Rasse, die Chihuahuas betrifft, da wird ja in der Zucht gerade nicht der große, breite, maskuline Rüde bevorzugt sondern im Gegenteil der kleine, feine. Ähnlich wie bei anderen Zwergrassen, bei denen man sich die Zuchthündin ausreichend groß und robust wünscht und die Zwergengröße dann eher durch kleine Rüden erhält.
Dagmar & Cara