Ich habe inzwischen zwar nicht "Alchemised", aber die Vorgängerversion "Manacled", also das Hermione/Draco Fanfic gelesen. Jedenfalls ziemlich weit rein, weil ich doch mal wissen wollte, wieso der Hype. (Das ist zwar nicht mehr auf AO3, aber im Internet leicht innerhalb von 3, 4 Klicks zu finden.)
Ich habe die ersten circa 400 Seiten endloser Quälerei und Demütigungen hinter mich gebracht, bis man endlich mehr über das Vorher und wie es dazu kam ecetera erfährt. Damit war klar, wohin die Reise geht - die Quälerei ist nicht nur einseitig, sondern auch ein bißchen gegenseitig - und den Rest habe ich mir nach etwas querlesen bis zum Ende erspart.
In meinen Augen ist das ein typisches Angst!Fest, wie es sich nicht so selten in der Fanfiction findet und was dann auch gern mit viel Beifall gefeiert wird. Sogar, wenn das Ausgangsmaterial ursprünglich eine romantische Komödie ist, findet sich immer jemand, der die Charaktere sich gegenseitig zerfleischend durch die Hölle und zurück schickt. Diese Romantisierung toxischer Beziehungen ist allerdings nicht meins und wird es auch nie werden. Aber na gut, Geschmäcker sind verschieden.
Was mich tasächlich an "Manacled" ärgert, ist, daß das Meisterwerk von Margret Atwood, "The Handmaids Tale" hier gnadenlos trivialisiert wurde, als Quellenmaterial ausgeschlachtet für möglichst grausame Effekte.
Das ist halt der Unterschied zwischen Kunst und Trivialem: in einem Kunstwerk dient alles dem Sinngehalt und ist dem untergeordnet, zB auch die Darstellung von Gewalt. In der Trivialliteratur ist dagegen alles Selbstzweck zur Erzeugung von möglichst viel Drama und Gefühl.