Ich habe innerhalb von 2 Jahren die Krebserkrankung meiner kleinen Schwester und meine eigene miterlebt, beide Male mit unterschiedlicher Chemo, bei mir zusätzlich mit 2 großen OPs, allerdings mit wesentlich kürzerer Chemo.
Wir haben 3 Hunde, die für mich unter dem Strich eindeutig eine Hilfe und Bereicherung waren.
Aaaber: Die Hunde sind leichtführig und "funktionieren" im Alltag relativ problemlos, und ich bin mit ihrem Erziehungsstand sehr zufrieden.
Ich hätte allerdings trotz meiner großen Hundeleidenschaft und auch nach über 30 Jahren eigenverantwortlicher Hundehaltung in dieser Zeit ums Verrecken keinen neuen Hund haben wollen.
Weil mir dazu einfach die Kraft gefehlt hätte, denn niemand kann Dir im Falle einer Chemo vorhersagen, an welchen Nebenwirkungen Du leiden wirst, vor allem nicht, in welcher Stärke sie auftreten werden.
Bei mir war es v. a. Polyneuropathie in Händen und Füßen, d. h. plötzlich und völlig unvorhersehbar war immer mal wieder das Gefühl ab Mitte Handfläche oder Fußmitte weg, und die Leine der Hündin (die einzige, die nicht durchgehend frei läuft) rutschte durch - oder ich lag schlicht auf der Fresse ...
Auch meine Schwester ist einige Male ziemlich übel gestürzt, weil die Rückmeldung der Füße plötzlich ausfiel.
Wer das nicht am eigenen Leib erlebt hat, kann sich nicht vorstellen, wie belastend diese Nebenwirkungen sind.
Und wenn man keinen Garten hat, dass man den Hund einfach rausschmeißt, wenn man morgens nicht aus dem Bett kommt bzw. es vor lauter anstehenden Terminen - Blutabnahme, Wundkontrolle, etc. pp. - nicht mehr zum regulären Gassigang schafft, ist das Fatigue-Syndrom nicht lustig.
So sehr ich die Hunde liebe, ich hätte sie nicht zu Dritt in einer Wohnung haben mögen, weil
[Dennoch sei der Vollständigkeit halber erwähnt: Insgesamt habe ich meine Behandlung deutlich besser weggesteckt als gedacht, und es war weniger schlimm als angenommen. Es war einfach anders, als ich es mir vorgestellt hatte. Übelkeit war bei mir z. B. nie ein Thema, bei meiner Schwester schon, weil bei ihr dasselbe Antiemetikum nicht so gut anschlug wie bei mir. Und ich hatte das Riesenglück, wunderbare Ärzte, v. a. die Operateure, und Schwestern zu haben. An Schwester B. aus der onkologischen Tagesklinik, die für alle Nebenwirkungen Rat wusste, denke ich heute noch voller Dankbarkeit zurück, und auch heute noch beginne ich meinen Tag gerne mit einem Glas Buttermilch JJ]
Will sagen: Wenn Du - was ich Dir nicht wünsche - eine "klassische" Krebsbehandlung mit OP, Bestrahlung und/oder Infusionschemo durchlaufen musst, geht es Dir mit jeder Behandlung schlechter, und das muss man auch mental wegstecken können.
Nicht unterschätzen würde ich auch den Aufwand für die Zusammenführung von Hund und Katzen.
Alles Gute und Liebe für Dich; ich wünsche Dir ähnlich gute Behandler, wie ich sie hatte, die Dir mit der richtigen Mischung aus Empathie und Professionalität Mut, Kraft und Zuversicht geben.