Hallo,
obwohl ich mich als Tierliebhaberin bezeichnen würde, gibt es doch Viehzeug, das mir nicht so ganz geheuer ist, und dazu gehören Bullen und Ratten. Und von beidem gibt es hier genug auf dem Hof.
Die Weidesaison über schütte ich meine fressbaren Küchenabfälle den Bullen in die Krippe, weil die Kühe und das Jungvieh ja draußen sind, und dabei begleitet mich immer der Hofdrachen, seines Zeichens Cattledog und ein exzellenter Viehhund und Leibwächter. Ich mag nämlich nicht gerne ohne Hund in den Stall gehen, weil es schon mal sein kann, dass ein Bulle übers Boxengitter auf den Futtergang springt, weil er meint, den Kühen auf der anderen Seite nacheilen zu müssen, und wenn die Sonne durchs hintere Stalltor reinscheint, sieht man auf 75 m Länge nicht unbedingt, wenn da einer auf dem Gang steht und sehnsüchtig am Gitter schmachtet.
Mit dem vierbeinigen Bodyguard dagegen fühle ich mich absolut sicher, und der Hund liebt seinen Aufpasserjob.
Erst letzte Woche war ich, wie des öfteren, mit dem Rad in den Stall gefahren, weil ich Fallobst im Fahrradkorb hatte, und als ich wegen eines festgefahrenen Brockens auf dem Gang etwas zu dicht - nach meinem Empfinden zumindest - an eine Box mit Bullen kam, war auf mein erschrockenes "Huch!" sofort der Hund da und biss erst mal alle neugierigen Bullenschnauzen ab, um sich dann mir zuzuwenden, fast so, als wollte sie sagen, "na, wie habe ich das gemacht?".
Er merkt, wenn ich Angst habe.
Seit mein eigener Hund tot ist, gehe ich so oft wie möglich auch morgens mit in den Stall zum Melken, um mit dem Hund Kühe zum Melkstand zu treiben, und auch da weiß er, wenn ich ihn brauche. Wenn z. B. Kühe brünstig sind und gegenseitig aufreiten und die Gefahr besteht, dass sie sich auf dem glatten Spaltenboden gegenseitig zu Fall bringen oder auf den engen Durchtreibegängen quetschen, brauche ich nur "Hilf mir!" zu sagen, und er räumt auf. Obwohl er normalerweise erst mal bellt, um die Kühe vorwärts zu bewegen, und durchaus auch mal abwartet, ob sie tatsächlich weitergehen, beißt er bei aufreitenden Kühen sofort in die Fessel, und bei jedem erneuten Aufreiteversuch täuscht er einen neuen Biss an. Lässt die Kuh von ihrem Vorhaben ab, ist es gut, springt sie dagegen auf, wird sofort wieder zugebissen. Die Hupfdohlen hat er dann auch so lange auf dem Kieker, bis sie im Melkstand verschwunden sind.
Nachdem Herrchen heute morgen nach einem langen Abend Schwierigkeiten hatte, den Allerwertesten aus der Koje zu kriegen, waren Hund und ich die ersten im Stall.
D. h. wir mussten Licht machen.
Schon vor der Tür zum Futtergang hatte der Hund so einen versonnenen Blick, so nach dem Motto, ach, was DA wohl sein mag...?
Vielleicht 3 m vor mir saß eine RATTE mümmelnd wie ein Osterhase in der Krippe und guckte interessiert.
Ich: "Aaaahhhh....!!"
Der Hund daraufhin breitbeinig wie eine stachelhalsbandbewehrte Bulldogge aus einem Walt-Disney-Film losgestürmt, "Wo sind die Feinde? Wo? Wo?", guckt links, guckt rechts - und die Ratte hüpfte völlig unbehelligt hinter dem Hund über den Gang in eine leere Jungviehbox auf der anderen Seite und verschwand.
Ich glaube, ich leihe mir beim nächsten Mal den Jack Russell von Herrchens Vater aus.
Caterina