Nach dem Lesen des Threads, mag ich ein oder zwei Anmerkungen zu verschiedenen Punkten dalassen. :) Eine interessante, wenn auch nicht unbekannte Diskussion.
Wie oft werden kranke Tiere zur Zucht eingesetzt? Hierbei geht es speziell um Krankheiten, die nicht zu denen gehören, die in die Standarduntersuchungen fallen.
Ich kenne nun zwei Fälle, denen verboten wurde, darüber zu sprechen, einen kranken Hund erworben zu haben. Die eine durfte keinen Kontakt zu Wurfgeschwister-Haltern aufnehmen und nachzuforschen, ob weitere Hunde betroffen sind. Auch durfte sie in der Facebook-Gruppe nicht mehr über den Verlauf der Krankheit sprechen.
Zum Reden verbieten und Reden verbieten lassen gehören immerr zwei Personen. Solange kein Rufmord betrieben wird (also nachweislich gegen den Züchter gehetzt wird), sondern nur objektive und nachweisbare Ergebnisse veröffentlicht werden, kann ein Züchter weder den (freiwilligen) Kontakt zwischen Privatpersonen, die zufällig bei ihm Welpen erworben haben, noch die Äußerung in sozialen und digitalen Netzwerken verbieten.
Wer sich verbieten lässt den Mund aufzumachen (ohne dass er wissentlich und böswillig Rufschädigend agiert), der ist zu einem guten Teil selbst Schuld.
Ist es möglich, in der Rassehundezucht zu seinen Fehlern zu stehen und in der Öffentlichkeit zuzugeben, wenn z.B. eine Verpaarung "schlechte Ergebnisse" gebracht hat? Oder verliert man dann gleich das Gesicht?
Das ist mit absoluter Sicherheit eine Frage des eigenen Rückgrats und des persönlichen Stolzes.
Denn wenn man von Genetik keine Ahnung hat, sagt mir dann auch HD A etc zb nichts oder evlt irgendwas mit Träger. Ich müßte glauben, was mir ein Züchter erzählt
Eigentlich sollte es schlichtweg unmöglich sein gar keine Ahnung von Genetik zu haben, denn das ist Schulstoff der Sekundarstufe I. Mendel'sche-Regeln und die einfachen Grundlagen der Genetik (Was ist ein Gen? Was sind Keimzellen? Wie funktioniert die Durchmischung des Erbgutes? Was sind autosomale Erbgänge?) sollten in der neunten Klasse der Sekundarstufe I durchgenommen werden und waren auch meinerzeit in der Realschule bereits Inhalt des Biologieunterrichtes.
Genetik und Vererbung gibts in diversen Sendungen, die sich mit Krankheiten und allem möglichen anderen beschäftigen. Es gibt drölfzig verschiedene Youtube-Videos zu dem Thema. Zig verschiedene Webseiten, Texte, Bilderbeispiele und und und.
Wie kann man da denn gar keine Ahnung haben?
Und um die Grundlagen zu verstehen muss man wahrlich weder ein Professor noch ein Biologiestudent, nicht einmal wenigstens ein Abiturient sein.
Aber die Sache mit dem Inzuchtkoeffizienten find ich viel schlimmer. (...)
Bezüglich IK: Da sind Züchter wie auch Forumsteilnehmer so einig ja auch noch nicht, wann der zu hoch ist und wie viele Generationen da zu berücksichtigen sind.....
Aber der Welpeninteressent soll da mal nur ein bisschen goggeln.....
Grundsätzlich kann man sich recht simpel überhaupt über de IK informieren - wie so oft im Internet (zweite Google-Anzeige, direkt nach einem berechneten Beispiel aus der Doggenzucht):
https://de.wikipedia.org/wiki/Inzuchtkoeffizient
Bei den ESS wird (nachzuschlagen in der Zuchtordnung, die unter Formulare auf der HP des Jagdspanielclubs nachzulesen ist) ein möglichst niedriger IK veranschlagt, der wird bei dem Antrag einer Verpaarung überporüft und dann erlaubt oder nicht. Paarungen mit einem IK von 12,5% oder höher obliegen grundsätzlich einer Genehmigung durch die Zuchtkomission.
Diese oder ähnliche Formulierungen dürften wahrscheinlich in allen (den meisten?) Zuchtordnungen zu finden sein. Was 12,5% bedeutet und auf welche Generation das berechnet ist, lässt sich entsprechend auch nachlesen.
Das wirklich Tolle ist aber, dass das eigentlich gar nicht notwendig ist, denn ein Züchter im Jagdspanielclub, wird bereits durch den Club kontrolliert und ich kann als Käufer davon ausgehen, dass ich mit einer relativen Sicherheit einen Hund erwerbe, der zumindest nach den Mindestanforderungen der Zuchtordnung gezüchtet ist und daher nach bestem Wissen und Gewissen so gesund wie möglich sein sollte (soweit sich dies eben durch reflektierte Zucht beeinflussen kann).
in Verband und seine Züchter werden also als die Anlaufstelle vermarktet, können aber - wenn man ehrlich ist - die notwendige Seriösität eben doch nicht bieten, weil es eben da, wo Menschen sind, menschelt, und manchmal schon arg.
Ich wäre - vor meinen DF-Zeiten - tatsächlich so naiv gewesen zu glauben, beim Vdh einen Hund zu bekommen, der mit gutem Gewissen gezüchtet wurde, ohne daß ich da erst recherchieren müßte - zusätzlich natürlich die Vetternwirtschaft, ob der Halter des Champions nicht irgendwie verbandelt ist mit wichtigen Personen.
Ich hätte tatsächlich ziemlich naiv einfach nur Ponzüchter, die in relativer erreichbarer Nähe (da gibts ja nicht viele), angeschrieben, gefragt, ob Welpen geplant sind, ob ich mal schaun kommen darf usw. Das ich damit auf die Schnauze fallen kann, weil ich ja extra auf VDH-Zucht geachtet hätte, hätte ich ganz ehrlich so nicht gedacht.
Damit meine ich nicht, daß ich davon ausgehe, daß ein vdh-Hund perfekt in allem ist, einschl. Gesundheit, aber über den Tisch gezogen werden von einem Züchter in einem Verband, der ja so viel Werbung auch für sich macht, hm. Wenn man selbständig recherchieren MUSS, und eben nicht vertrauen kann, öh, dann finde ich das halt, milde formuliert, sehr verwirrend.
Warum sollte ich da als Laie überhaupt auf die Idee kommen, recherchieren zu müssen und Ahnentafeln zu studieren? Ich hätts nicht gemacht. Ich würde da, wie beschrieben, schaun, daß die aktuellen Hunde anständig gehalten sind usw. Weil einem ja immer auch vermittelt wird, wenn Welpe, dann Vdh. Warum sollte man mit so einer Info zweifeln?
Warum glaubst du, dass es sinnvoller ist, von einem Vermehrer/Züchter/Tierschutzverein ohne eine derartige, oben aufgeführte Kontrolle, einen Hund zu erwerben, obwohl es dort wenigstens genauso viele schwarze Schafe gibt? Warum glaubtst du / glaubt man, dass es in einem Bereich ohne Kontrollen menschlicher, seriöser und moralischer zugeht, als unter einem Kontrollorgan, dass es erst einmal notwendig macht Regeln und Statuen umständlich zu biegen und zu brechen, um sie zu umgehen?
Es sind doch dieselben Menschen!
Auch in Tierschutzvereinen menschelt es. Da werden Hunde bewusst angekauft, um mit ihnen hier Geld zu machen, da werden genauso bewusst Welpen erzeugt, weil es billig ist und diese sich gut verkaufen lassen. Trotzdem gibt es auch viele sehr gute, sehr seriöse und sinnvolle Tierschutz-Organisationen.
(Fast) Jede Privatperson nimmt Geld für ihre Welpen, die über die Deckung der Kosten (weit) hinausgehen. Die meisten Ups/Nett/Wollte-Mal/Sollte-Mal-Würfe geschehen nach einem wirtschaftlichen Gedankenspiel. Trotzdem gibt es tolle, gute und seriöse Züchter ohne Verein oder Verband.
Unter dem VDH gibt es Vereine, diese Vereine haben Zuchtordnungen und zur Einhaltung dieser Zuchtordnung verpflichten sich alle ihnen unterstehenden Züchter. Alle Züchter, die in diesem Rasseverein züchten möchten, müssen also dieses Mindestmaß an Qualitätsicherung betreiben. Manche von ihnen sind ambitioniert genug noch mehr Arbeit und Geld zu investieren, um eine höhere Qualität (nach ihren Ansprüchen) zu sichern. Andere halten sich an die Mindestanforderungen. Und einige werden trotz allem versuchen Regeln und Vorschriften zu ihren eigenen Gunsten zu biegen und zu brechen. Je besser die Kontrollen, desto schwerer wird dies für sie.
Ganz ohne Kontrolle, müssen sie freilich nicht einmal Regeln brechen (also Aufwand betreiben!), um das zu tun, was sie für richtig halten. Im Guten, wie im Schlechten.
Das ist genauso wie in allen anderen Bereichen der Welt. Ich gehe auch davon aus, dass alle Menschen die den Führerschein haben sich an die Verkehrsordnung halten, denn die sichert das Mindestmaß an Verhaltensregeln im Straßenverkehr und die einzuhalten haben sich alle verpflichtet. Trotzdem telefonieren genügend Idioten am Steuer, fahren ständig 70 statt 50 innerorts und machen dort, wo sie nicht kontrolliert werden, das was sie für richtig halten - egal, ob eine Verkehrsordnung sagt, dass das (aus gutem Grunde!) falsch ist.
Wenn es nun aber gar keine Verkehrsordnung gäbe und niemand mehr kontrollieren oder vorschreiben würde, was das ungefährlichste und sinnvollste Verhalten wäre, dann kann man sich mit etwas Fantasie ausmalen, wie viele Verkehrstote es in Deutschland jährlich gäbe ...
Warum in drei Gottes Namen sollte jemand, der vollkommen ohne Regeln und Grenzen handeln kann aus eigenem Antrieb um ein vielfaches moralischer und ehrlicher sein, als Menschen, die sich bereits dazu entschieden haben ihre eigene Freiheit zugunsten einer Qualitätsicherung einzuschränken?
Diese Logik will mir ganz und gar nicht in den Kopf. Vollkommen unabhängig davon, dass ich ebenfalls weiß, dass es überall und immer Menschen gibt die sich auf Kosten anderer bereichern - ob wirtschaftlich oder moralisch, ganz egal - und dass für manche Menschen der Club, der Verein oder eben die Zucht die Möglichkeit für diese Bereicherung darstellt.