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Wohin abgeben? Woher weiss ich, dass es ihm dort besser geht als hier?
Gegenfrage: Woher weißt du, dass es ihm schlechter geht? Und was könnte denn noch viel schlechter laufen als ein Besitzer, der Angst vor seinem Hund hat und dessen Leben vollständig von seinem Hund kontrolliert wird?
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Ich habe doch Verwantwortung übernommen, mir geschworen, dass er mein/unser/anderer Fehlverhalten nicht ausbaden muss.
Und gerade weil du Verantwortung übernommen hast, musst du doch objektiv beurteilen, ob eure Beziehung eine Zukunft hat oder ob dies eine Lüge ist. Der Hund kann dies nicht entscheiden, er muss das mitmachen, was du für ihn entscheidest.
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Ich kann damit umgehen, keinen Besuch zu empfangen, meine Familie mit ihm nicht zu besuchen etc. Ich weiss auch, dass mit ihm kein netter Mutter/Kind Treff bei mir stattfinden würde und mich jeder im Geburtsvorbereitungskurs komisch anguckt, weil mein Arm blitzeblau ist und ich sage, dass mein Hund nur spielen wollte, er in wahrheit aber nach meiner sechsjährigen Patentochter geschnappt hat.
Kann deine Patentochter damit umgehen, wenn er sie beißt? Kann deine Mutter damit umgehen, dass sie ihr Enkelkind nicht besuchen kann? Kannst du damit Leben, dass Hund und Kind womöglich nicht im selben Raum sein dürfen? Kannst du damit Leben, wenn dein Mann ins Krankenhaus muss, weil euer Hund ihn ernsthaft verletzt hat?
Kannst du wirklich und allen ernstes sagen, dass dein Hund dir wichtiger ist als die Unversehrtheit deines Mannes und deines Kindes? Das wäre wirklich, wirklich erschreckend!
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Es ist mir alles egal und das meine ich ganz ehrlich. Scheiss auf Urlaub, Ärger mit dem Vermieter, weniger arbeiten gehen, Geld für Hundetrainer, scheiss auf löchrige Schuhe und Blessuren. Ich kann aber nicht auf ihn scheissen ( meine wortwahl tut mir leid) und sagen:"so mein freund, schön wars, danke für alles, aber du funktionierst hier nicht, weil wir unfähig sind und dein beschissener Vermehrer lieber saufen gegangen ist, als euch einmal am Tag was zu fressen zu geben und eure Mutter schon nach drei Wochen von euch getrennt wurde. Es tut mir auch ganz furchtbar leid, dass dein grosser Bruder wohl auch dein Vater ist. Pech gehabt. Wir packen jetzt deine Sachen und sagen tschüss. Immerhin kommt bald ein baby und dann brauchen wir dich hier nicht mehr" Ich kann es einfach nicht. Ich bin so erstarrt und schmeisse mich sinnbildlich wie eine Löwin vor ihn, sobald jemand sagt, er muss weg und ist gefährlich. Mein Freund bekommt Feuer von mir, wenn Ludo ihn angeht. Er hätte ja auch mal in der Küche bleiben können oder das husten unterlassen.
Ganz ehrlich? Du belügst dich. Und du tust dir damit nur weh. Du funktionierst nicht mit deinem Hund, dein Hund funktioniert nicht mit dir – das liegt vielleicht an seiner Herkunft, vielleicht liegt es an den bisherigen Monaten mit euch, vielleicht ist dein Hund aber auch krank. So oder so: Dein Hund beißt. Deinen Freund. Dich. Womöglich dein Kind. Ist es da nicht an dir die richtige Entscheidung für ihn und für dich zu treffen? Und das bevor etwas wirklich schreckliches geschieht? Du bist in der Lage diese Entscheidung zu treffen, dein Hund nicht. Er muss zwingend mitmachen, was du für ihn vorsiehst und dass das bisher nicht klappt, siehst du an den ausbleibenden Erfolgen.
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Wir haben mit Box, Ruhezeiten etc angefangen, da war er ca. 4-6 Monate. Er hat es auch angenommen. Mittlerweile können wir die Box nicht schließen, weil er sofort schnappt ( spätestens beim öffnen). Wenn er in Rage ist, hilft nichts. Kein Ball, Spielzeug, Futter etc.
Wir füttern ihn ausschließlich aus der Hand und in der Wohnung liegt nichts rum. Selbst seinen Korb haben wir heute morgen weggestellt, weil er ihn so verteidigt. Jetzt gerade liegt er zu meinen Füßen und knurrt, sobald mein Freund auf drei Meter ans WoZi rankommt
Ihr habt so viel gemacht, du kannst dir doch wirklich nichts vorwerfen – nur gehört zu dazu auch die Erkenntnis, wenn man einer Situation nicht mehr gewachsen ist. Ihr seid keine Trainer für extrem problematische Hunde und ihr seid auch nicht in der Lage ein gestörtes (?) Tier bei euch zu halten und das Risiko zu tragen, dass von ihm ausgeht.
Die Entscheidung zu fällen ist saumäßig schwer – das kann ich unglaublich gut nachvollziehen. Unser erster, eigener Hund hatte einen Tumor im Kopf, der ihm aggressive Anfälle (eine Form der Epilepsie) bescherte (sowie einige andere Verhaltensauffälligkeiten) und der uns am Ende nur die Möglichkeit ließ ihn einschläfern zu lassen, da war er gerade mal 1,5 Jahre alt. Niemand hätte diesen Hund halten können, ohne beständig Gefahr zu laufen gebissen zu werden, aus heiterem Himmel heraus und in den unmöglichsten Situationen und deswegen wollte ihn auch niemand übernehmen (zumal wir uns gescheut haben jmd. den Hund zu geben, der nicht sehr genau wüsste, auf was er sich einließe). Unser Tiertherapeut sowie mehrere Tierärzte und Trainer haben uns geraten Hamlet einschläfern zu lassen, weil sein ganzes Verhalten unkontrollierbar wurde. Auch wir haben da lange in uns gehen müssen, weil wir die Fehler bei uns gesucht haben – aber ganz ehrlich: Ich will und kann nicht riskieren, dass ich trotz aller Mühe meinen Hund nicht kontrollieren kann, weil er schlichtweg krankhaft unkontrollierbar ist. Da ist nun einmal die Grenze meiner menschlichen Möglichkeiten erreicht und es tat mir furchtbar leid, als ich mitbekommen musste, wie unsicher mein Hund wurde, weil ich anfing Angst vor seinen Anfällen zu bekommen. Hamlet wusste schließlich nicht, was er falsch machte und er war auch unfähig dies zu lernen oder zu erkennen – weil er es nicht konnte.
Sicherlich ist dies nicht 1 zu 1 auf euren Fall übertragbar, aber der Fazit ist doch derselbe: Wenn der Hund zu einer ernst zunehmenden Gefahr wird, die nicht zu beheben ist, weil das Tier gar nicht in der Lage ist sein Verhalten zu korrigieren, dann bist du als Mensch dafür verantwortlich eine Entscheidung zu treffen. Zum Wohle deiner Familie und zum Wohle des Hundes. Da muss der Kopf über das Herz entscheiden, sonst endet alles in einer Katastrophe, die dir noch viel mehr weh tun wird. Irgendwo ist deine menschenmögliche Grenze erreicht und die zu erkennen gehört auch zu der erzieherischen Stärke eines Hundehalters.