Hier wird aber einiges in einen Topf geworfen - Mann-o-mann.
Zunächst einmal:
Unverträglich ist ein weit gespannter Begriff und ein Hund der mobbt, ist nicht zwangsläufig unverträglich. Er ist ein kleines A****, aber er ist kein Mörder. Verglichen mit pubertierenden Jugendlichen, wäre es der junge Kerl / das junge Mädchen, dass seine Überlegenheit durch dumme Sprüche auf Kosten weniger selbstbewussten Mitmenschen auskostet. Nicht schön? Ja. Deswegen den/die Jungen und Mädchen in Einzelhaft geben? Nein.
Niemand würde zwei Freunde zwingen mit einem dritten fremden Kind zu spielen, wenn (a) das dritte Kind keine Lust auf die beiden hat und (b) die beiden keinen Bock auf einen Fremden. Warum müssen wir das also bei unseren Hunden machen, die naturgemäß auch noch weniger diplomatisches Feingefühl haben?
Eine freie Freilauffläche kann prinzipiell von jedem genutzt werden. Vom Chihuahua bis zur dänischen Dogge. Ein besetzter Freilauf hingegen, sollte von jenen genutzt werden, die mit dem, was sich dort im Freilauf befindet klar kommen.
So lasse ich meine 20kg Hündin nicht rennen, wenn dort zwei 3kg Hunde spielen - die Verletzungsgefahr ist einfach sehr groß. Anders herum, sollte jeder Halter eines Fliegengewichts einsehen, dass es ungünstig ist, sein Leichtgewicht in den Ringkampf mit zwei Labradoren zu schicken.
Wenn auf der Wiese zwei beste Freunde spielen, die keinen Bedarf an einem Dritten haben, dann hat der Dritte heute eben Pech gehabt. Und gewöhnlich hat der Dritte auch keine Lust darauf, sich den beiden aufzuzwingen. Lust darauf haben nur Herrchen und Frauchen, denen keine andere Beschäftigung für ihren Hund einfällt.
Hier wird immer so groß propagiert, dass ein Hund an der Leine ein trostloses Leben fristet und dieser Hund auch Freilauf genießen möchte. In vielen Fällen ist dieser Freilauf nur auf eingezäunten und ausgewiesenen Hundewiesen möglich, sodass ist nur nachvollziehbar ist, dass diese Wiesen auch von allen Haltern und ihren Hunden in der entsprechenden Gegend genutzt werden.
Auch ein Artgenossen-unverträglicher Hund, der mit Beschädigungsabsicht vorgeht, sollte Freilauf genießen können. Natürlich nur, wenn die Wiese frei ist. Aber wenn der Halter die Wiese nutzt und dann andere kommen, die sie zur gleichen Zeit nutzen wollen und er diese ausdrücklich, frühzeitig und freundlich warnt, dann muss dem Halter auch die Möglichkeit gegeben werden, seinen Hund zu sichern und die Wiese freizugeben. Er hat sich ja vorbildlich verhalten, indem er einen Zeitpunkt wählte, als er niemanden vertrieben hat (!) und niemandem schadete (!).
Alle Halter, die das immense Glück haben einen Hund ihr eigen zu nennen, der keinen Unterschied zwischen seinen Artgenossen macht, nie über die Stränge schlägt und absolut fair spielt, haben großes, großes Glück gehabt. Denn das Sozialverhalten unter Hunden, lernen Hunde von Hunden - und nicht von Menschen!
Und schlussendlich haben sie eben den netten Mitläufer erwischt, den freundlichen Sunnyboy, der keine großen eigenen Ambitionen in der Gruppe hat und auch keine Erwartungen an andere stellt. Alle anderen haben eben den großen Rest der Hunde, die nicht jedes Mitglied der großen Hundegesellschaft tolerieren. So, wie auch wir Menschen nicht jede Nase mögen.
Die Augen davor zu verschließen, dass auch Hunde Persönlichkeit haben, Vorlieben und Abneigungen entwickeln und Unterschiede zwischen anderen Hunden machen, ist selige Blindheit, die nur solange funktioniert, wie der eigene Hund und die eigenen, räumlichen Möglichkeiten, exakt in dieses Bild passen. Leidtragend ist am Ende der eigene Hund, wenn er eins auf die Mütze bekommt, weil der Halter dem anderen Hund Persönlichkeit, sowie Vorlieben und Abneigungen abgesprochen hat.
Ein Beispiel in eigener Sache:
GrPups und ich waren gestern gemeinsam spazieren, natürlich mit den Hunden. Da die beiden (Wurfgeschwister, Boxer) gemeinsam nicht die diplomatischsten sind, leinen wir sie solange an, bis wir an den stark frequentierten Stellen vorbei sind und suchen uns abgelegene Wiesen und Felder, die weit zu überblicken sind, um sie laufen zu lassen. Denn auch unsere Hunde spielen und toben gerne und haben untereinander und mit ihnen bekannten Hunden ein vollkommen normales Sozialverhalten.
Auf dem Rückweg kam uns ein Halter mit seinem abgeleinten Hund entgegen. Wir weichen grundsätzlich großzügig aus, clickern und nehmen die Hunde kurz, auch als sichtbares Zeichen für andere Halter. Der Halter indes interessierte dies nicht und ließ seinen Hund bis auf zwei Meter an unsere beiden heranstürmen, tatsächlich in friedlicher (aber aufgeregter) Absicht.
Selbige interessiert unsere beiden nicht, sie fangen an zu stänkern. Wohlbemerkt: An der kurzen Leine gesichert.
Das lief zwei Minuten so, der Hund hüpft zunehmend aufgeregter vor uns auf und ab. Der Halter reagiert nicht. Erst als wir ihm zurufen, er möge seinen Hund bitte abrufen, reagiert er und sagt: "Meiner ist aber lieb!"
Wir weisen daraufhin auf das offensichtliche hin: "Unsere aber nicht!"
Er hat seinen Hund vorbildlich abrufen können und wir uns getrennt, mit wieder ruhigen Hunden. In diesen zwei Minuten hätte aber eine Menge geschehen können und am Ende wäre der liebe Hund der geschädigte gewesen, denn unsere beiden waren gesichert. So sieht nämlich die rechtliche Lage aus. Abgeleinter Hund = schuldiger Hund. Und warum? Weil der Halter sich auf seinen lieben Hund verließ, der keine Probleme macht und sich daraufhin nicht dazu herabließ ihn ranzurufen.
Da stellt sich doch die Frage, wie - liebe Halter von netten, aufgeschlossenen und friedvollen Mitläufern - wir Halter von nicht-so-netten, nicht-so-kommunikativen und nicht ganz so diplomatischen Artgenossen, durch unseren Hundealltag gehen sollen und ihn artgerecht bewältigen können, wenn uns dazu keine vernünftige Möglichkeit geboten wird?
Warum ist es ein Problem einem mobbenden Hund auszuweichen, einen Hund abzurufen und zu sichern, wenn ein anderer Hund stänkert? Das ist nicht schwer. Die Wiese ist in 10min wieder frei. Der Weg in 30 Sekunden wieder für euch alleine da. 