Beiträge von Lucy_Lou

    Zitat

    Wie man das durchsteht? Weil man weiß, dass es richtig ist. Weil es weiß, dass es die einzige Entscheidung ist, die man für seinen Liebling noch treffen kann. Weil es der letzte Liebesbeweis ist, dem man ihm erbringen kann.


    In der Theorie klingt das prima. Aber ab wann ist der Tod für den Hund positiver als das Leben? Wenn man weiß, der Hund stirbt eh in max. 1 Woche (wie auch immer) und ich kürze das Leiden ab. Das ist eine Sache. Aber ab wann ist das (durchaus noch lange dauernde) Leben nicht mehr lebenswert? Wie weit geht man? Bis zu welchem Punkt ist der Hund noch "glücklich"? Was ist noch "Leben"?


    Ich habe keine Ahnung, wie ich das durchstehen sollte. Und irgendwann wird es bei Lucy wohl soweit sein. Sie wird sicher nicht an "Altersschwäche" sterben. Der Kopf mag dann sagen, der Hund leidet. Aber ich denke, selbst der Kopf hätte noch Zweifel, so lange der Hund noch irgendwas genießt am Leben.


    Es mag ein Segen sein, dass man das Leben des Hundes beenden darf/muss, wenn es nicht mehr lebenswert scheint, dass man Sterbehilfe geben "darf". Aber den Zeitpunkt zu treffen?

    Zitat

    Wenn ich ihn ablege, um Heranrufen zu üben


    Warum legst du ihn erst ab? Wie reagiert er denn sonst im Alltag auf den Ruf? Wie belohnst du ihn fürs Kommen? Würde er folgen, wenn du dich zügig entfernst?

    Bedenken nur, dass Artax sich das nicht gefallen lässt. Ist ja schon eine starke Einschränkung. Meine Hunde würden das beide nicht mit sich machen lassen vom jeweils anderen, denke ich. Außerdem würde ich nicht meinen einen Hund etwas durchsetzen schicken, was ich selbst beim anderen Hund nicht durchsetzen kann. Fühlt sich für mich falsch an. Bzw. : ich traue meinen Hunden zu, zu wissen, wie stark sie da gerade eingreifen.

    Im Alltag finde ich persönlich tatsächlich, dass weniger mehr ist. Im Großen und Ganzen würde ja schon ein ja/nein-System reichen (bzw. ein einmaliges Klären der Grundregeln), wenn der Hund in unklaren Situationen Rücksprache hält.


    Für einen Welpen finde ich "nein" und "komm" wichtig. Dann auch bleib/warte


    Im Alltag nutze ich:
    "Nein" als Mitteilung, dass ich das Verhalten nicht möchte oder auch z.B. keine Lust auf ein Spiel habe. Dann "Komm/Weiter", wenn ich möchte, dass der Hund sich so langsam mal gedanklich und körperlich in meine Richtung orientiert (bzw. weg von was auch immer). Ansonsten "Warte" und "OK" als Auflösungskommando. Selten mal Platz als längere Ablage. Noch seltener mal einen Pfiff, wenn die Hunde wirklich sofort und schnell kommen sollen. Je nach Situation ein hinter mir laufen, das läuft aber über Körpersprache.


    Alles andere ist Spielerei

    edit: Lucy begrüßt andere Hunde nicht (mit ganz wenigen Ausnahmen). Sie "erklärt" ihnen im Normalfall, dass sie froh sein können, ihre Luft atmen zu dürfen und sich doch bei nächster Gelegenheit bitte in Luft auflösen sollten. Sie prügelt sich nicht nicht, aber sie plustert sich auf und droht. Bisher hat auch noch kein anderer Hund es auf eine Prügelei ankommen lassen.

    Zitat

    Ich finde es auch am Entspanntesten einfach den Hunden die Wahl zu lassen ob sie Kontakt miteinander möchten. Das setzt aber voraus dass alle beteiligten Hunde der normalen Kommunikation fähig sind. Dass die Spieler merken dass ihr Gegenüber nicht spielen will und die Machos merken dass der andere Hund schon beschwichtigt ohne Prügel kriegen zu müssen etc.


    Meine Hunde verhalten sich normal so dass sie recht wild und ungestüm zu anderen Hunden hinlaufen, kurz davor aber bremsen und dann eher sanft anschnüffeln


    Siehst du, das war eines unserer Probleme. Da kam ein Hund angerannt, ok, der wollte vielleicht nur spielen oder schnüffeln, aber Lucy findet kaum etwas furchtbarer (mir fällt da grad echt nichts ein :???: ), als fremde auf sie zustürmende Hunde. Eine Zeit lang habe ich versucht, Lucy reagieren zu lassen, quasi die Erfahrung machen lassen, ist kein Drama... Sind doch nur Hunde... Problem war nur, es wurde wann immer ich es so probiert habe, schlimmer. Sie reagierte immer früher angespannt auf Hunde (also weiter weg, Hunde nähern sich "ruhig"). Sie dachte wohl, sie muss sich gezwungenermaßen eh mit jedem leinenlosen auseinandersetzen.


    Was ich jetzt mache, ist nicht mehr, durch die Situation zu gehen, sondern aktiv aus ihr rauszugehen.


    Ich hatte es mal probiert mit abblocken bestimmter anderer Hunde. Quasi Lucy demonstrieren, ich kümmer mich. Und Lucy gleichzeitig sagen, sie soll sich halt zusammen reißen. Aber irgendwie bin ich da nicht der Typ für, und ich frag mich auch, was signalisier ich meinem Hund damit? Dem anderen Hund so viel Aufmerksamkeit zu schenken und mich auf die "Auseinandersetzung" einzulassen. Ich meine, die allerwenigsten Hunde nähern sich mit der Absicht, meine Hunde totzubeißen oder so... Also kein Grund, ausfallend zu werden.


    Vielleicht habe ich mich auch nur endgültig von dem Gedanken verabschiedet, dass Lucy halt irgendwie mit anderen Hunden klar kommen muss. Muss sie nicht, im Normalfall reicht es, wenn sie einfach geht.

    Okay, worauf ich eigentlich hinaus wollte: ich denke, Lucy hat nun eine Alternative, wie sie sich verhalten kann und der andere Hund bleibt trotzdem auf Abstand, ohne dass sie sich aufplustern muss. Sie muss sich nicht auseinander setzen, wenn sie nicht will. Ich finde das auch deshalb angenehm, weil ich Lucy ungern Vorschriften mache (auch wenn das jetzt blöd klingt). Ich denk mir, das braucht es bei ihr nicht. Aber wann immer ich sie früher mehr Hundebegegnungen ausgesetzt habe, sie mehr hab „regeln“ lassen, hat sie nur stärker und auf größere Distanz schon reagiert.


    Grisu dagegen hat ein Ventil: er darf melden. Da ist ein Hund, oh, der plustert sich auf, womöglich ein Rüde…!! Grisu will da was tun, Und zu mir laufen und schauen und sich ans gemeinsame Vorgehen anpassen scheint ihm auch ein Ventil zu sein.


    wollte ich noch ergänzen…

    Ich würde um Erfahrungen bitten, da ich nicht weiß, ob man das so verallgemeinern kann. Ich hatte da heute ein Gespräch mit einer Freundin meiner Mutter, die meinte, das klappt eh nur bei sehr großen, selbstbewussten Hunden. Ich hatte ihr freudig von unseren Erfolgen erzählt :smile:


    Vorweg: Lucy (5 Jahre, Berner-DSH- Collie…-Mix) reagiert auf fremde Hunde in aller Regel nicht erfreut. Knurrt, post, scharrt, nähert sich aber nie von sich aus, wenn sie denkt, der Kontakt ist zu vermeiden. Sprich: wenn sie die Wahl hat, ignoriert sie, wobei die Frage ist, bis zu welchem Punkt glaubt sie daran, der andere Hund bleibt auf Abstand und was ist dazu nötig. Falls sie denkt, sie muss sich mit Hunden auseinander setzen, setzt sie sich extrem in Scene. Und 99% der Hunde geben klein bei, beschwichtigen... Ohne Prügelei oder so, Lucy vermeidet eine körperliche Auseinandersetzung, aber sie scheint „Eindruck“ zu machen. Wirklich souverän kommt sie mir dennoch nicht vor. Dass sie mal einen anderen Hund auf Anhieb toll findet, kommt fast nie vor. Die meisten Hunde haben Respekt vor ihr.


    Grisu (fast 4 Jahre, Aussie), ist mit Rüden eher aufbrausend (kommt auf die Souveränität des anderen Rüden an), sehr in Richtung Platzhirsch-Denken, mit Sicherheit nicht unsicher, aber mit eher niedriger Reizschwelle und im Zweifelsfall nicht auf Deeskalation setzend. Mit Hündinnen und souveränen Rüden ist er gut verträglich. Problem ist: er explodiert extrem schnell, wenn er dann doch mal einen Grund dazu sieht.


    Nach einigen Versuchen (von „möglichst viel Hundekontakt“, über „ich schränke ein und regel alles und bin offensichtlich in Extremsituationen unfähig“ und „ich lasse zu und lebe mit einer gewissen „Aggressivität“ (ist halt ein Hund) und versuche zu vertrauen) bin ich nun bei einer „Methode“ gelandet, die seit ein paar Monaten verblüffend gut (und mit der Dauer der Anwendung zunehmend besser) funktioniert.


    Ich muss dazu sagen, ich bin immer wieder verwundert, was andere ihre Hunde so alles machen und regeln lassen und wie sie bei Auseinandersetzungen etc. einfach drüber stehen. Ich kann das nicht. Meine Hunde müssen andere Hunde nicht toll finden, aber dann sollen sie doch bitte gehen, wenn ein Hund ihnen nicht passt und ausweichen möglich ist.


    Ich habe es nun in letzter Zeit konsequent so gemacht, dass ich bei heran stürmenden Hunden, bei denen ich mir nicht sicher, das passt, einfach gegangen bin. Andere Richtung, quer in den Wald… was auch immer. Grisu habe ich per Kommando bei mir gehalten, falls der seinem Hund hinterher brüllende Mensch einen Rüdennamen rief. Lucy hatte immer die Wahl. Nach meiner Erfahrung, rennt fast kein Hund (tatsächlich bisher noch überhaupt keiner) in uns rein, wenn wir uns zu dritt, ohne den anderen Hund anzusehen, von ihm weg bewegen. Der unsichere mag noch ein Stück hinter uns her bellen, glücklich, dass wir verschwinden. Der Macho denkt sich prima, die sind mal weg. Der Spielverrückte fragt sich, ob er wohl unsichtbar ist und bleibt irgendwann irritiert stehen…


    Dieses Wochenende sind wir bei tollem Wetter vielen Hunden begegnet (im Winter begegnen wir halt fast niemandem…) Lucy musste ich bei keinem Hund in irgendeiner Weise ansprechen, anleinen oder irgendwas. Sie wich von sich aus aus, ignorierte selbst bellend auf sie zu rennende… Grisus Blick ging zu mir, wenn ein Hund ihm nicht passte (mit einem Ausrutscher :hust: )… und im Zweifelsfall sind wir halt zusammen ausgewichen und es war völlig stressfrei.


    Ich bin selbst noch etwas baff, wie gut es im Moment läuft…


    Sorry für den Roman...