Wird was länger. Ich hoffe, es liest sich trotzdem jemand durch und schreibt seine Gedanken dazu.
Ich überlege, ob ich Lucy nicht mal einem guten Hundetrainer vorstellen sollte, der sich ihr Verhalten (und meins) live anschaut und einschätzt. Wenn da jemand einen empfehlen kann?
Eigentlich gibt es kein Problem… Lucy findet im Großen und Ganzen fremde Hunde doof. Aber sie pöbelt nicht (egal ob mit oder ohne Leine), sucht von sich aus keinen Kontakt und signalisiert den meisten fremden Hunden offensichtlich auch so überzeugend in Ruhe gelassen werden zu wollen, dass die abdrehen, ohne dass es knallt.
Mein Problem: sie hat Hundefreunde, mit denen sie spielt, sie hat Grisu und sie muss natürlich auch nicht jeden fremden Hund mögen. Nur bin ich mir unsicher, ob nicht eher Unsicherheit hinter ihrem Verhalten steckt, statt Desinteresse an fremden Hunden. Letzteres wäre völlig ok, nur gegen die Unsicherheit würde ich gerne was tun, Sie selbst hätte ja viel davon, wenn sie sich sicherer fühlt und auch, wenn sie mehr Hunde zum spielen hätte. Denn prinzipiell spielt sie gerne mit anderen Hunden.
Mein Hauptproblem ist, ich bin unsicher. Ich weiß nie so recht, soll ich sie frei agieren lassen oder unter Kommando stellen. Es gab so einige Situationen, da könnte ich mir für in den Hintern beißen, dass ich eingegriffen habe, denn so wurde es nur schlimmer, Lucy war eigentlich entspannt… Vielleicht bin ich das Problem? Das würde ich gerne ansehen lassen, von einem guten Hundetrainer. Ob es Unsicherheit ist bei Lucy und was ich anders machen kann
Ein paar aktuelle Beispiele:
1.: Collie-Jungrüde kommt quer über eine Wiese auf uns zu gerannt, Frauchens Rufen verhallt im Nirvana. Lucy ist hinter mich gegangen, Grisu freut sich wie blöd. Ich habe versucht, den Collie mit Grisu abzufangen (auch Scheiße, da Grisu an der Leine war und da eigentlich keinen Kontakt haben soll), Lucy war ohne Leine. Der Collie hat leider nur Augen für Lucy gehabt. Das Folgende dauerte etwa 2 Minuten. Als erstes versuchte Lucy auszuweichen, drehte den Kopf weg, versuchte, sich durch Grisu und mich abschirmen zu lassen. Collie sprang fröhlich um sie herum, schnüffelte, rempelte. Lucy fixierte ihn und knurrte. Collie: siehe oben. Lucy stürzte sich auf ihn. War vielleicht 2 Sekunden lang, lautstark, Collie bekam keinen Kratzer ab. Der flüchtete daraufhin endlich. Wobei sein Frauchen nun ebenfalls etwas schneller wurde… Nun, es war ein recht aufdringlicher Jungrüde, ich würde in der Situation eher nicht von übertriebenem Verhalten von Lucy sprechen. Sie hätte ihn zwar auch freundlicher empfangen können, aber nun gut…
2.: Enger Weg, kein Platz zum ausweichen, uns kommt ein angeleinter Spitz-Mix entgegen. Lucy kommt von sich aus an die vom anderen Hund abgewandte Seite von mir. Spitz fixiert, stellt Nackenhaare auf, wirkt unsicher, bellt oder knurrt aber nicht. Lucys Schritte werden steif, sie dreht aber den Kopf weg, als wir auf einer Höhe waren, beschleunigt sie, um schnell vorbei zu kommen. Grisu dagegen freut sich erst, merkt dann, er hat eh nix zu erwarten vom Spitz-Mix und trabt entspannt mit. So stelle ich mir souveränes Verhalten vor, nicht das, was Lucy da macht. Oder liege ich da so falsch? Ist Grisu eigentlich der Sozial-Trampel?
3.: Agility auf dem Hundeplatz. Ein neuer Hund war dabei, ein Collie-Mix. Lucy ignoriert ihn, außer er kommt näher als etwa 1 Meter und zeigt dabei Interesse. Dann knurrt sie. Ich muss dazu sagen, Der Collie weicht daraufhin sofort aus, er provoziert nicht, ist nicht ungestüm oder aufdringlich, er sucht höchstens freundlichen Kontakt. Aber Lucy knurrt ja schon fürs anschauen. Ähnlich ist es auch bei Hundebegegnungen draußen: so lange der andere Hund sie ignoriert oder auf Abstand bleibt, ist es schnurzegal. Kontakt aber will sie zu den meisten Hunden nicht. Siehe 4. und 5.
4.: zwei angeleinte Hunde kommen uns entgegen. Besitzer bleiben stehen und wirken nervös, als sie uns sehen. Ich habe daraufhin Grisu angeleint, Lucy lief weiter frei. Ich gehe weiter auf sie zu, worauf die angeleinten Hunde sie knurrend und kreischend (!) in den Leinen fast erwürgt hätten. So etwas drastisches habe ich bisher kaum erlebt. Ich bin daraufhin in den Wald ausgewichen, habe Grisu und Lucy da absitzen lassen. Lucy war die Entspanntheit in Person. Sie hat die anderen Hunde nicht angeschaut, aber auch nicht weg geschaut oder den Körper angespannt. Der Abstand war da und die Hunde waren für sie quasi nicht existent
5.: 2 Jack Russell kommen unangeleint auf uns zu gerannt, wild kläffend. Ich hatte einen halben Herzinfarkt, da ich keine Ahnung hatte, was Lucy mit den Hunden macht. Und was tut sie? Nichts. Sie lässt sich beschnüffeln und ignoriert die kläffenden, springenden Hunde komplett. Bevor jemand am Sinn dieses Postings zweifelt: normalerweise reagiert sie da nicht so gelassen (siehe Collie)
Sie mag Hunde, die zum einen klein sind und zum anderen selbstbewusst. Am wenigsten mag sie unsichere Hunde. Sie mag keine Golden Retriever und auch eher keine Hütehund (-Mixe). Also mittelgroß und eher wuschelig. Vor größeren Hunden, als sie es ist, hat sie großen Respekt und versucht mit ihrer Umgebung zu verschmelzen…
Die Vorgeschichte (grob): Lucy hatte als Welpe/Junghund vor stürmischen Artgenossen Angst, ruhige hat sie ignoriert. Nur Welpen mochte sie und Hunde, die sie nach einer Weile näher kannte. Mir wurde damals geraten: so viele Hundebegegnungen mit verträglichen Hunden wie möglich, damit sie merkt, die tun ihr nix.
Ich war in der Welpengruppe/Junghundekurs, bin oft an den Rhein gefahren, habe mich viel mit anderen Hundebesitzern getroffen. Bei Begegnungen mit fremden Hunden wurde sie aber eher mit der Zeit nur noch unsicherer, trotz dass sie nie wirklich schlechte Erfahrungen gemacht hat.
Es gab genau eine Situation, da war sie etwa 4 Monte alt. Wir waren an der Talsperre unterwegs und sind dort einem angeleinten Golden Retriever begegnet. Lucy lief frei an meiner Seite, war fröhlich und entspannt, hatte nur Augen für mich (ja, so ein Hund hat auch Vorteile ). Als wir an dem Retriever vorbei sind, ist er von hinten auf sie drauf. Es ist nichts passiert, aber der Schreck saß tief. Es hat bestimmt 2 Monate (!) gedauert, bis sie wieder entspannt an anderen angeleinten Hunden vorbei gelaufen ist. Ich bin Bögen mit ihr gelaufen und habe Kontakt an der Leine ganz untersagt, so wurde es langsam besser.
Im Freilauf besser wurde es bei ihr, als ich aufgehört habe, sie quasi zu jedem Hund „hinzuschubsen“, nach dem Motto: siehst du, der ist doch toll… Sie war damals etwa 10 Monate alt und fing an, nicht mehr nur auszuweichen oder beschnüffeln zu erdulden, sondern zu knurren. Ich habe angefangen, sie sehr viel stärker zu beobachten. Aufgefallen ist mir damals auch, dass sie an der Leine grundsätzlich entspannt war, im Freilauf dagegen nicht, wenn wir anderen Hunden begegnet sind. Wohl weil sie an der Leine keinen Kontakt befürchten musste.
Es gibt Hunde, die findet sie auf Anhieb sympathisch, zu denen habe ich sie dann hingelassen. Bei allen anderen habe ich sie hinter mir gehen lassen oder auf der vom anderen Hund abgewandten Seite von mir, habe sie also abgeschirmt. Im Nachhinein könnte ich mir in den Hintern beißen, sie so lange der Situation ausgesetzt zu haben!
Kurz bevor Grisu einzog, da war sie etwa 1,5, war ihr Umgang mit Artgenossen sehr entspannt, egal ob im Freilauf oder an der Leine. Mit Grisus Einzug hat sich das dann leider wieder geändert. Sie hat ihn anfangs in bestimmten Situationen „verteidigt“ und dabei die Erfahrung gemacht, dass sie in der Lage ist, andere Hunde einzuschüchtern. Bis dato hat sie das nie probiert. Es folgte eine kurze Phase „angriff ist die beste Verteidigung“, die wir vor allem über viel getrennt gehen und Gehorsam in den Griff bekommen haben. Aber Lucy zeigt es nun sehr viel deutlicher als vor Grisus Einzug, wenn ihr ein anderer Hund nicht passt. Ist nicht immer einfach, da Grisu das komplette Gegenteil ist. Er liebt nach wie vor alle Hunde und möchte am liebsten mit jedem spielen…
So, könnte noch mehr schreiben, aber ich bin ja schon froh, wenn das jemand liest…