Die Ursprungsfrage war ja: wozu täglicher Kontakt? Und das zu beantworten, hängt sicher sehr vom einzelnen, dessen Erfahrungen und dessen Hund ab. Wenn ein Hund fremde Hunde ziemlich überflüssig findet und 15x am Tag sagen muss: nu geh schon endlich… ist das ja nun auch nicht das Wahre. Und einig scheint man sich ja zu sein, längst nicht alle Hunde wollen spielen. Da gibt es dann in 90% der Fälle ein beiläufiges schnüffeln und das war es. Und braucht der Hund das (mehrmals) täglich? Entzieht man ihm damit sein Hund-sein, seine artgerechten Sozialkontakte, wenn man nicht alles versucht, damit der Hund zumindest einmal am Tag ein beiläufiges schnüffeln erleben darf?
Ich finde es auch etwas vermessen zu sagen, der arme Hund, der spielt/übt lieber mit seinem Menschen, da muss ja was schief laufen, denn andere Hunde sollte er doch als „bessere“ Kommunikationspartner wahrnehmen, endlich jemand, der sie versteht… Ich behaupte, da gibt es Dinge, die meine Hunde aneinander haben, die ich kaum ersetzen kann, aber es gibt auch viel, was sie an mir haben, was ihnen andere Hunde nicht ersetzen können.
Es ist sicher so, wenn man in der Stadt wohnt, hat man keine Wahl. Man begegnet zwangsläufig vielen anderen Hunden und genug davon sind weder angeleint noch gehorsam. Also muss der eigene Hund lernen, sich damit zu arrangieren. Wenn ich mir das vorstelle, aus Menschensicht, womit ein Hund so alles klar kommen muss… Haben ja einige angesprochen, Menschen kommunizieren ja auch, ein gewisser Stress ist ok, man sollte mit den verschiedensten Persönlichkeiten klar kommen, ohne dass es einen aus der Bahn wirft… Und dann die Vorstellung, man geht 1,5 Stunden spazieren, so als Mensch: man wird 3x von Halbstarken angerempelt und angepöbelt, 2x klammern sich fremde Kinder an einen, in einer Mischung aus „sei lieb zu mir“ und „beschäftige mich“, 2 mal fängt jemand ein freundliches Gespräch an, 1x wird man von einem Fremden umarmt, weil der einen so toll findet, 2x bekommt man eine Schachfigur oder eine Frisbee in die Hand gedrückt: hey, Lust?, 1x wird man von einem erwachsen Fremden nieder gebrüllt und gepufft, weiß der Geier warum…
Und Hunde scheinen da ähnlich zu sein, wie Menschen. Großstadthunde scheinen eher an die seltsamsten Anblicke gewöhnt, manche Hunde sind sehr duldsam und immer höflich, andere sehr verspielt, einige wollen bloß ihre Ruhe, andere kriegen schon die Krise, wenn da schon wieder so jemand mit unerwünschter Absicht in Sicht kommt…
Und noch mal zum Ausgangspunkt: was hat ein Hund, der nicht spielen will, konkret von Hundekontakten zu fremden Hunden? Ich habe es von mir ja schon vorher geschrieben: üben von Sozialverhalten, das Lernen, dass so einiges halt normal und kein Grund zur Aufregung ist… Aber das sehe ich vor allem auch deshalb so, weil Deutschland nun mal dicht besiedelt ist und Hundekontakte zu fremden Hunden damit immer wieder vorkommen. Viele hier schreiben ja, alleine das schnüffeln oder ein kurzes "hey, lass mich", ist mehr Wert, als das, was Hunde von ihren Menschen haben können. Warum? Die Ausgangsfrage war ja nicht, sollte ein Hund mit der Anwesenheit fremder Hunde klar kommen und sauber kommunzieren können, sondern braucht er (täglichen) Kontakt zu fremden Hunden...