Beiträge von Lucy_Lou

    Zitat

    2.) Will er nach vorne gehen, zurückschicken mit taktilem Reiz vor die Brust (Stoß, Querstellen des Beines) in Verbindung mit "kssscchhhtt".

    Ich würde es alternativ zum taktilen Reiz auch mal mit frontal vor den Hund drehen probieren. Zumindest meine Hunde reagieren da sehr viel deutlicher drauf, als auf "taktiles". Du nimmst Raum, der Hund nimmt sich zurück, man rückt mehr in den Focus des Hundes; statt auf "Schreck" zu setzen. Zumindest mein Eindruck. Wenn Max sehr sensibel, würde ich das aber erst mal etwas zurückhaltender probieren.

    Zitat

    Auf der anderen Seite frag ich mich - das mein ich jetzt allgemein - wieso man so verständnisvoll mit seinem Hund umgeht, der arme, im Haus ist er ja nett, sooo sensibel und überhaupt, da kann ich doch nicht deutlich, erst Recht nicht körperlich werden.
    Aber genau dieses Köterchen vergißt draussen jegliche Manieren, ignoriert mich völlig, hängt sich in die Leine, reißt mich fast um, ist peinlich und für andere eine Gefahr. Mal abgesehen wie sich das Gegenüber fühlt, wenn einem eine solche Bestie begegnet - ich hoffe dann immer, daß die Leine hält und der Halter nicht auf Glatteis tritt.

    Und genau darin erkenne ich mich einfach nicht wieder. Ich weiß, Lucy hat ihren eigenen Kopf, ist egozentrischer als Grisu (wenn man das bei Hunden so sagen kann). Und ich habe verstanden, sie hat auch draußen so ihre Strategien entwickelt, um ihr Leben in ihrem Sinne "berechenbarer", leichter zu machen und ihren Vorteil zu haben. Sie weiß, was sie durch ihr agieren erreichen kann. Das bemitleiden ist bei mir nicht mehr da. Aber ich sehe weder den Unterschied drinnen/draußen, noch dass mein Hund mich tatsächlich ignorieren, schnappen oder was auch immer würde. Ich schaffe es einfach nicht, bei Lucy zu sehen, das ist der Moment, in dem sie sich bewusst über mich hinweg setzt, ohne Rücksicht auf Verluste agiert, unbedingt und dringend in ihre Schranken gewiesen werden muss. Ich sehe immer nur mich, dass ich nicht genug Sicherheit, Selbstbewusstsein oder was auch immer in der Richtung vorlebe. Und einen Hund, der letztlich froh ist, wenn man es ihm abnimmt. Nicht der Hund gehört zurechtgewiesen/versagt, ich bekomm es letztlich in manchen Situationen nicht auf die Reihe. Und das macht es mir so schwer, Lucy zurecht zu weisen. Wenn ich selbstbewusst agiere und ich es ihr abnehme, ist sie froh. Sie reißt sich absolut nicht darum, sich selbst zu kümmern.
    Bei Grisu denk ich, der ist selbstbewusst, der agiert überlegt, vor allem agiert der auch ohne Unsicherheit, einfach weil er das grad gut so findet. Bei Lucy denk ich immer, wenn ich das gebacken und geregelt bekäme, hätte sie keinerlei Ambitionen, sich um irgendwas selbst zu kümmern. Und wie sollte ich sie "bestrafen", wenn es letztlich ich und meine Unsicherheit ist?!

    Zitat

    Ich hab bei Sascha von Anfang an darauf geachtet, dass er an der Leine nicht zieht und hatte damit dementsprechend nie Probleme.

    Wobei da ja die Frage offen bleibt, wie? Jedes mal stehen geblieben? Angesprochen? Richtungswechsel?

    Bei Grisu könnte ich es auch so ähnlich ausdrücken: ich habe dem ziehen schlicht nie nachgegeben, mich nie in die Richtung bewegt, in die er gerade zog. Und wir hatten nie ein Problem mit der Leinenführigkeit. Klar, im Junghundealter konnte da mal was spannendes dazu führen, dass die Leine kurz straff wurde (oder auch heute noch bei sehr spannenden Dingen). Ich hab dann kurz gewartet, bis er ausgestaunt hat, und weiter ging es. Bei ihm ging es aber letztlich mehr über "Feedback geben". Ansprechen, ans Bein klopfen, Lob (nur verbal) und eben nie in die Richtung bewegen, in die er gerade zieht. Kein "be a tree", keine Richtungswechsel, kein Futter, kein Kommando. Hat hervorragend funktioniert.
    Wobei mich auch interessiert, ob andere "Problemlose" da genau so vorgegangen sind, ob es da so eine Art roten Faden gibt oder was genau dazu führt, dass aus dem putzigen Welpen ein Zugochse wird.

    Es gibt ja noch und nöcher Threads zum Thema Leinenführigkeit, der Hund zieht wie bekloppt, wann hat das bei euch endlich funktioniert? und so weiter.

    Mich würde interessieren, wer einen Welpen oder nicht leinenführigen erwachsenen Hund übernommen hat und keine Probleme damit hatte, ihm schnell eine gute Leinenführigkeit beizubringen. Worauf führt ihr das zurück? Ich kann mir ehrlich kaum vorstellen, dass wirklich so viele so lange daran herum doktern, wie man es bei den vielen Threads zu dem Thema denken mag. Was machen diejenigen anders, bei denen sich von Anfang an nie ein Zieh-Problematik entwickelt hat?

    Zitat

    1. es fängt an im Alltag - der Hund bekommt generell keine Aufmerksamkeit mehr, auch keinen Blickkontakt, außer ich will etwas von ihm.
    2. Auf jedem Spaziergang laufe ich wie ein König - Blick geradeaus, stolze Körperhaltung, kein Leinenfummeln, kein Blick zum Hund.


    Damit tu ich mich sooo schwer, vor allem, weil ich es eigentlich gar nicht will, so mit den Hunden leben. Ich sehe es bei Grisu (bei Lucy weniger), wann immer ich etwas mehr in die Richtung gehe, wird er sehr viel aufmerksamer, nimmt sich mehr zurück, hat einen sehr viel engeren Radius auf Spaziergängen, läuft von sich aus öfter mal hinter mir... Aber ich frag mich dann immer: wo ist mein Hund? Er hat nur noch mich im Kopf, blendet die Umwelt größtenteils aus, nimmt sich extrem zurück... Auf der einen Seite wirkt er in gewissen Situationen weniger gestresst bzw. überlässt es automatisch mir. Auf der anderen Seite geht quasi nichts mehr an Aktion von ihm aus und es gefällt mir nicht, ihn so zu sehen.
    Blöderweise lebe ich/geh ich da mit 2 Hunden spazieren, die in der Beziehung extrem unterschiedlich reagieren. Bei Lucy muss ich sehr viel deutlicher werden (auch im "ignorieren"), damit sie überhaupt mal anfängt ins grübeln zu kommen. Und auch, wenn ich Grisu da versuche nicht mit einzubeziehen, bekommt er es ja mit und reagiert darauf.

    Zitat

    Ich habe in der letzten Zeit mein Timing stark verbessert. Ich sehe schon viel früher, was sie vorhat und reagiere sofort drauf. Ich unterbreche sie also schon bevor es überhaupt losgeht und das funktioniert ganz gut.

    Mir fehlt da bei Lucy immer noch der Blick für die Feinheiten, fürchte ich. Als Grisu mal das pöbeln ausprobiert hat, war es einfach: Anspannung + fixieren, ich wusste, gleich hängt er in der Leine, habe ein deutliches Abbruchkommando gegeben und gut war. Hat er ein paar mal probiert und dann akzeptiert, dass er damit eh nicht durchkommt.
    Bei Lucy gibt es ja kein "explodieren", sie bleibt beim grummeln, Nackenfell aufstellen, fixieren. Das aufstellen des Nackenfells kommt zuerst. Ich kann sie dann hinter mich schicken und sie entspannt. Aber mir fehlt da immer noch der Ansatzpunkt, der Moment, in dem ich sagen würde "hey, so nicht!". Ich weiß nicht so recht, was ich ihr verbieten soll...

    Zitat

    Mit diesem "vorzeitig schon eine Ansage machen" hab ich bisher immer befürchtet, dass ich Balou damit erst recht aufstachele und auf dumme Gedanken bringe und habs deswegen vermieden...


    Genau da hakt es bei mir auch. Manchmal habe ich den Eindruck, ich habe den Moment verpasst und deshalb regt sie sich auf und manchmal denke ich, sie regt sich bloß deshalb auf, weil ich durch mein eingreifen den Startschuß gegeben habe...
    Manchmal läuft es super, ich habe ein Gefühl dafür und "lebe" es einfach. Aber oft steht mir einfach mein Kopf im Weg. Was ist jetzt angebracht, was tust du, wann greifst du ein? Und dann ist da natürlich auch nur noch wenig mit der Ruhe, die ich eigentlich vermitteln möchte...

    In Thailand gibt es wirklich viele Straßenhunde, da kümmert sich kaum jemand, was die so tun. Klar, viele sind friedlich oder lassen sich zur Not vertreiben. Aber ein Rudel hältst du eher nicht so ohne weiteres ab. Vor allem sind viele Straßenhunde sichtbar krank. Und ich kann mir kaum vorstellen, dass irgendein TA in Deutschland dagegen vorsorgen kann oder wirklich weiß, was da an Erregern so unterwegs ist. Woran die Straßenhunde dort krepieren, interessiert nicht, so lange die Menschen außen vor bleiben. Dazu kommt, dass die Hunde in Thailand im Laufe der Zeit mit "ihren" Krankheitserregern klar kommen gelernt haben. Menschen mit empfindlichem Magen empfielt man ja auch eher nicht, nicht schälbares Obst/Gemüse zu essen. Der Organismus kennt es nicht, kann sich nicht wehren. Weiß der Geier, was sich ein Hund da alles einfangen kann. Alleine auf Grund dessen, würde ich meine Hunde niemals in ein solches Land mitnehmen.
    Ein Hund meiner Tante ist z.B. einige Wochen nach dem Umzug nach Ägypten an irgendeiner Infektion gestorben. Und der war komplett durchgeimpft, kräftig und gesund. Es passiert.