Hallo,
dein Hund scheint kaum Frustrationstoleranz zu haben. Das kannst du im Kleinen fördern. Was man da machen kann, hängt sehr vom Hund ab und ab welchem Punkt er überdreht. Ein Ansatz ist z.B. ihm im Haus öfter mal einen Platz zuzuweisen oder ihn daran zu hindern, ein bestimmtes Zimmer zu betreten oder ihn mal nicht aufs Sofa zu lassen, wenn er es sonst darf oder ihn kurz auszusperren (in den Flur) oder ein Spielzeug auf den Boden zu legen und er darf nicht ran. Oder sein Futter zuzubereiten, es aber erst noch eine Weile stehen lassen, bevor er ran darf.
oder (eben je nach Hund):
Hundebegegnungen: der Hund darf nicht nach Lust und Laune auf jeden fremden Hund zustürmen, sondern muss vorher seinen Besitzer „fragen“, also auf eine Freigabe warten.
Leine ab: nach dem Ableinen darf der Hund nicht sofort losstürmen, sondern muss sich erst noch einen Moment auf seinen Besitzer konzentrieren, z.B. ein Schau-Kommando ausführen.
erfordert sehr viel Konzentration und Selbstbeherrschung: Man lässt den Hund sitzen und legt das Lieblings-Spielzeug oder Futter 10 Meter weiter auf den Boden. Zur Not wird der Hund dabei festgebunden. Nun läuft man mit dem angeleinten Hund auf das Objekt der Begierde zu. Wann immer die Leine dabei straff wird, dreht man kommentarlos um und geht zurück zum Ausgangspunkt. Nur wenn das Ziel mit lockerer Leine erreicht wird, darf der Hund es haben.
Futtersuchspiel: Man gibt ein Kommando, Sitz, Platz, Steh oder Warte, und sobald der Hund dieses ausgeführt hat, fliegt Futter. Der Hund muss bis zum Auflösungskommando sitzen/liegen/stehen bleiben, erst dann darf er auf Kommando suchen.
Ball-Spiel: Man wirft den Ball, der Hund muss aber ruhig liegen bleiben, bis er das Kommando zum loslaufen bekommt. Oder er muss erst noch ein anderes Kommando ausführen, bevor er los darf. Eine andere Variante: der Hund wird beim Hetzen des Balles abgerufen oder muss Platz machen.
man wirft den Ball oder legt ihn aus und kehrt zurück zum wartenden Hund. Dann holt man den Ball selbst, während der Hund weiter warten muss. Oder man spielt mit dem Ball, wirft ihn hoch und fängt ihn wieder, der Hund bleibt sitzen.
Reizangel-Training: man nimmt einen langen Stab, befestigt daran ein Seil und an dessen Ende das Lieblings-Spielzeug des Hundes. Nun bewegt man das Spielzeug schnell um den Hund herum, während dieser liegen bleiben muss. Erst auf Kommando darf er sich drauf stürzen. Eine andere Variante: man lässt den Hund hetzen, er muss sich beim Hetzen aber ins Platz rufen lassen.
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- er zieht an der Leine. Wenn ich stehen bliebe, irritiere ich ihn, er umkreist mich dann und schnüffelt im Leinenradius.
Richtungswechsel versteht er auch nicht, er sieht einfach nicht den Zusammenhang damit und dem Ziehen
wie soll der Hund das auch verstehen? Wenn man es lange genug macht, ok, vielleicht fällt irgendwann der Groschen. Aber ich bin mit diesen Methoden damals auch verzweifelt... Ich habe es so gemacht: Leine straff = ich gebe kein Stück nach (niemals (!) hat der Hund mit dem ziehen Erfolg) und ich sage ihm, was er stattdessen tun soll. Ich klopf an mein Bein, bzw. teile ihm anders mit, dass er sich an mir orientieren soll, neben mir bleiben soll. Der Hund braucht ja ein Feedback: das ist falsch, das aber ist erwünscht und führt zum Erfolg.
Ein Hund zieht ja in der Regel nicht, weil er stur ist oder austesten will. Er sieht einfach herzlich wenig Sinn darin, neben seinem Besitzer herzudackeln, wenn die Welt so aufregend ist und er alles erkunden will. Dazu kommt, dass das Grundtempo eines Hundes höher ist, als das eines Menschen. Der Hund trabt, wenn er sich ausdauernd und gleichmäßig vorwärts bewegen möchte, der Mensch dagegen geht. Ein Hund hat außerdem ein Ziel, einen Grund, sich vorwärts zu bewegen. Er geht nicht bummeln oder genießt die schöne Natur. Ein Hund erkundet, wacht, markiert, spielt, jagt... oder wartet auf Aufgaben.
Darf dein Hund frei laufen? Sonst würde ich es so lösen, dass ich entweder kurze Leine - lange Leine als Signal nehme oder Halsband - Geschirr. Am Geschirr/an der langen Leine darf er schnüffeln, sich mit was auch immer beschäftigen, deinen Weg kreuzen, an der kurzen Leine/Halsband nicht.
Und letztlich ist es dann deine Konsequenz, ob es klappt.
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er ist seeehr ungeduldig. Sobald ich etwas von ihm will, oder ihm was beibringen möchte (da er immer um mich rumrennt, wollte ich ihm "rum" beibringen, also einmal mich umkreisen und dann sitz machen) aber er fängt nur an zu fiepen und bietet mir andere Sachen an.
Ich denke, das wichtigste ist, selbst die personifizierte Ruhe zu bleiben. Und möglichst nichts zu fordern und nicht so zu belohnen, dass der Hund noch mehr aufdreht. Ruhige Nasenarbeit, eventuell longieren, zufällig gezeigtes erwünschtes Verhalten mit dem Clicker belohnen. Und möglichst viel Routine und Ruhe in den Alltag bringen.
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er konzentriert sich überhaupt nicht mehr auf mich, wenn jemand anderes (Freund oder Schwiegerpapa in Spe) mitgeht.
Es wäre wichtig, dass die geforderten Dinge erst mal wirklich gut klappen, wenn niemand dabei ist. Und dann liegt es in erster Linie an dir, ob es auch klappt, wenn noch jemand mit geht. Oft ist man ja selbst auch abgelenkter oder auch verunsicherter (fühlt sich beobachtet, in der Kritik). Man muss sich anfangs absolut auf den Hund konzentrieren und durchaus auch selbst ausblenden, dass noch andere anwesend sind. In der Regel ist der Hund da Spiegelbild von einem selbst. Es liegt nicht wirklich an der Anwesenheit der anderen Menschen.
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er ist mein Schatten zuhause. Ist noch kein Problem, zumal er Nachts alleine schläft und ruhig ist. Könnte aber eventuell mal eines werden.
Wie oben geschrieben: öfter mal verhindern (Tür zu), dass er mit einen Raum betritt oder ihm seinen Platz zuweisen. Wenn es sonst keine Probleme bei euch gäbe, was soll's. Aber so kann man es gut nutzen, um ihm auch darüber Frustrationstoleranz beizubringen.
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Er jault immer, wenn er was möchte. Eigentlich sollte man ihn dann ja ignorieren, aber er tut es vor allem, wenn er raus muss. Daher vielleicht doch lieber beibehalten
Würde ich nach Situation entscheiden. Erst mal passt es ins Bild: dein Hund kann sich schwer zurück nehmen. Wenn du denkst, er muss wirklich, lass ihn raus, sonst ignorier ihn.