Beiträge von Lucy_Lou

    Rangordnung klingt so starr... Ich denke schon, dass Hunde ein gutes Gespür für Hierarchien und Kompetenzen haben und als sozial lebende Tiere auch wissen wollen, wo ihr Platz im Gefüge ist. Das verhindert ja letztlich auch Auseinandersetzungen, wenn nicht bei jeder Kleinigkeit neu ausgefochten werden muss, wer sich denn nun was erlauben darf.

    Aber ich würde es eher mit einer Familie vergleichen oder einer kleinen Firma vielleicht. Da gibt es diejenigen, deren Wort wichtiger genommen wird, diejenigen, denen man in Stress-Situationen vertraut, weil sie einen kühlen Kopf bewahren, diejenigen, denen man (in gewissen Bereichen) mehr Kompetenz zutraut. Aber zum einen ist kaum jemand perfekt und zum anderen hat fast jeder seine Nische, in der er wirklich gut ist. Das meine ich mit "zu starr". Und auch wirklich tolle Eltern/ein toller Chef, kann kaum verhindern, dass es nicht doch mal Kabbeleien oder Eifersucht gibt und sowohl Kinder als auch Angestellte neigen ja doch etwas dazu, auch ihr eigenes "Wohl" im Hinterkopf zu haben, zu versuchen, ihre Wünsche durchzusetzen. Sorry, ich glaube es ist noch zu früh, um zu formulieren, was ich sagen möchte...

    Zitat

    Nur warum sieht man das heute dann so extrem anders?. Trotz der erforschten Nachteile?
    LG
    das Schnauzermädel

    Das ist wohl der Punkt. Sprech doch mal einen x-beliebigen HH auf der Straße zum Thema Vorteile und Nachteile der Kastration an. Was denkst du, wie viele meinen, die Kastration hätte 0 Nachteile, würden aber zu einem ruhigeren, gehorsameren, besser zu händelnden und verträglichen Hund führen und Nachwuchssorgen ist man oben drauf auch noch los. Das scheint mir die "Allgemeinbildung" zu sein. Wer ursprünglich für diese "Weisheiten" verantwortlich war :???: ?

    Vielleicht war es speziell bei den Kriegshunden so, dass da auch die Psyche der menschlichen Krieger mit rein spielte (dürften alles Männer gewesen sein). Was ist denn ein Krieger (und sei es ein Hund) ohne Eier? Je wilder umso besser, kastriert hat(te) vielleicht den Beigeschmack von nicht mehr männlich, also auch kein Feuer, kein Kampfgeist mehr?!

    Ein kleines Update von uns :smile:

    Was Lucy angeht habe ich das Gefühl, mit diesem oben angesprochenen Osterspaziergang ist der Knoten irgendwie geplatzt. Sie ist immer noch nicht bei jedem Hund tief entspannt, aber mir fällt es irgendwie leichter, zum einen einzugreifen, wenn nötig, zum anderen aber auch ihr zu vertrauen. Vielleicht ist einfach die Erwartungshaltung bei mir weg, sie muss doch da jetzt irgendwie einsehen, dass der andere Hund so doof nicht ist... Im Moment laufe ich mehr mit der Einstellung durch die Gegend: wenn du den Hund doof findest, auch gut, dann halte dich aber bedeckt an meiner Seite... und zumindest die letzten Wochen hat es gut geklappt :smile:

    Vor ein paar Tagen z.B. kamen und zwei Golden Retriever an Flexileinen + ein großer Mix an kurzer Leine auf einem Waldweg entgegen. Einer der Golden Retriever machte Spielaufforderungen, der zweite ignorierte, der Mix fing an zu bellen. Und Lucy ließ sich hinter mich zurückfallen und trottete dort einfach weiter auf die Meute zu :D . Kein Rute hoch, kein Nackenfell hoch... Ich bin dann in einem Bogen durch den Wald drumherum (ins Flexileinen-Chaos rein wollte ich auch nicht) und Lucy trottete entspannt hinterher. Gestern ein schmaler Waldweg, ein Husky kam uns angeleint entgegen, fixierte, Lucys Nackenfell ging hoch, Distanz reinbringen ging nicht. Lucy war ja neben mir und ich habe meinen Körper leicht vor sie geschoben, kein richtiges hinter mir gehen, aber ein kleines "ich bin auch noch da". Und Lucys Nackenfell und Rute ging runter und sie passierte ungerührt den mittlerweile bellend in der Leine hängenden Husky : ) . Auch gab es in letzter Zeit ein paar Kleinhundkontakte, heute sogar mit einem Hund in Cocker-Größe. Da vertrau ich ihr mitlerweile auch, je kleiner, umso weniger gestresst ist sie.

    Dafür hätte ich Grisu heute mit den Ohren an die Wand nageln können :zensur: . Er war echt so toll in den letzten Monaten und heute?? Keine Ahnung, was da los war... Wir waren abseits des Weges am Talsperren-Ufer, als ein unkastrierter Dalmatinerrüde auf uns zu kam. Frauchens rufen ignorierte er. Ich bin langsam weiter gegangen und erst mal folgten meine Hunde mir auch. Lucy blieb dann stehen, Rute war oben, aber sie wirkte dennoch recht entspannt. Also dachte ich, prima, wenn sie Kontakt will, soll sie. In dem Moment explodierte Grisu, stürzte sich auf den Dalmatiner. Mein Nein! verhallte bei Grisu ungehört, dafür stand Lucy (zu meinem Erstaunen) Gewehr bei Fuß. Der Dalmatiner wehrte sich nicht, also ließ Grisu 2 Sekunden später wieder ab und beschnüffelte den Rüden interessiert. Ließ sich nun auch abrufen (na prima...).

    Etwas später tauchte dann ein leinenloser Kleinhund auf. Eigentlich finden beide meine Hunde Kleinhunde uninteressant. Eigentlich bleiben beide meine Hunde bei mir stehen, wenn ich stehen bleibe. Ja, eigentlich. Ich blieb stehen, Grisu: juchhu ein Hund, stürmt hin, wedelt dabei mit dem ganzen Körper (na spinnt denn der??). Gut, den Kleinhund hat es nicht gestört. Grisu blieb dennoch den Rest des Weges an der Leine, genug Blödsinn für einen Tag...

    Und wirklich, Grisu war die letzten Monate einfach toll, hat sich nicht mal von anderen Rüden provozieren lassen. Da muss ich die Zügel wohl doch wieder was kürzer nehmen :/

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    Vergesst nicht, damals hat man an allem rumprobiert. Und skrupel im Sinne heutiger Moral waren eher unbekannt.
    Es sind sicherlich Rüden kastriert worden. Warum blieb man nicht dabei?

    LG
    das Schnauzermädel

    Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass ein durchschnittlicher Bauer/Arbeiter, der 14 Stunden und mehr am Tag geschuftet hat, auch nur die Energie gehabt hat, sich Gedanken darüber zu machen. Oder die Energie an seinem Hund "rumzuprobieren".

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    Und da stellt sich mir die Frage, warum wurden Hunde nicht kastriert?

    Warum hätte man das tun sollen? Ich vermute, Otto-Normalbauer ging das am Pöppes vorbei... Und wenn er grad halt keine Welpen brauchen konnte, weg damit. Ich denke, es hatte einfach niemand Interesse, Zeit, Lust... sich damit auseinander zu setzen. Und der Adel hatte seine Hunde doch eh im Zwinger, was interessiert den der Dorfköter?

    Und es war sicherlich auch niemand da, der verbreitet hat, es ist alles besser, wenn der Hund kastriert ist (verträglicher, hört besser... was man halt heute an diversen Stellen nachlesen kann oder vom netten Nachbarn erzählt bekommt).
    Und: es gab nicht wirklich Spaziergänge. Die meisten Hunde lebten im festen Rudel (bzw. mit bekannten anderen Dorfhunden). Es hat sicher niemand aufgeschrieen, wenn da mal ne Hündin gedeckt wurde und Auseinandersetzungen zwischen Hunden dürften a) seltener gewesen sein und b) hat es dann kaum einen interessiert.

    Es gäbe ja auch andere Möglichkeiten. Darf dein Hund andere Hunde an der Leine begrüßen? Hunde die er kennt z.B.? Wie läuft das im Freilauf? Darf er da nach belieben Kontakt aufnehmen? Ist er da auch so auf andere Hunde fixiert? Hört er, wenn du ihn dann rufst?

    Eine Möglichkeit wäre z.B., den Hund die Erfahrung machen zu lassen, er kommt nur ans Ziel, wenn die Leine locker ist. Das kann man auch gut mit Hundefreunden üben. Man bewegt sich mit dem angeleinten Hund drauf zu (kann auch Futter, das Lieblingsspielzeug oder ein Mensch sein, den der Hund sehr mag) und sobald die Leine straff wird, dreht man kommentarlos wieder um. Ist der Hund dann wieder aufmerksam, neuer Versuch. Dann musst du dir keinen "Kampf" mit deinem Hund liefern, sondern er macht selbst die Erfahrung, er kommt nur zum Ziel, wenn die Leine locker ist. Gut wäre, wenn am Ende dann deine Erlaubnis steht, er also erst an Futter/Spielzeug/Hund/Mensch kommt, wenn du dein ok gibst. Wie läuft das denn, wenn du ihn ableinst zum spielen mit anderen Hunden z.B.? Ist da das lösen der Leine der Starschuss oder wartet der Hund auf dein Einverständnis?

    Ein fragendes ansehen kann man in sehr vielen Alltagssituationen üben, so wird es irgendwann selbstverständlich für den Hund. Z.B. man stellt den Futternapf vor den Hund, ohne dass er fressen darf, und wartet (Hund zur Not angeleint). Irgendwann kommt sicherlich ein Blick vom Hund, um zu erfahren, was los ist. Daraufhin kommt die Freigabe. Das gleiche an der Hundewiese oder an einer Böschung, an der der Hund sonst nach belieben nach Mäusen buddeln darf oder an einem Bachlauf/Gewässer oder was auch immer, wo der Hund bisher frei entscheiden durfte. Ziel: der Hund würde gerne etwas tun und schaut automatisch seinen Menschen an.