Beiträge von Lucy_Lou

    Du hast einen Aussie? Meiner reagiert extrem auf meine Stimmungen. Aus deiner Beschreibung heraus ist es schwer zu sagen, was die Ursache ist. Wenn ich raten müsste: er merkt, es stimmt etwas nicht, du bist gestresst, du reagierst stark auf den anderen Hund (und sei es eben nur, dass der Anblick des anderen Hundes dafür sorgt, in deinen Hund zu laufen). Du alarmierst ihn also erst mal. Dann klingt es so, als würdet ihr euch da gegenseitig hochfahren: du wirkst stärker ein, bist immer gestresster, dein Hund weiß nicht wirklich, was los ist, aber die ganze Situation ist unangenehm für ihn und Schuld hat offensichtlich der andere Hund, denn mit dem auftauchen fing das ganze Theater ja schließlich an.

    Ich denke, sehr wichtig ist bei dieser Methode das Timing. Und du musst beim ersten Ansatz des Fehlverhalten des Hundes so prägnant eingreifen, dass er sofort (!) sein handeln unterbricht. Sonst wird es nur zu Unruhe, Stress, Kabbelei...

    Was du versuchen könntest, ist dich mit einer Drehung frontal vor deinen Hund zu bewegen, dabei eventuell ein ksch oder zumindest entsprechende Körpersprache. Sobald er auf dich fokussiert ist, geht es weiter. Das Problem bei dieser Methode ist neben dem Timing und der passenden Intensität der Einwirkung, dass der Hund durchaus abstumpfen kann. Wenn man wirklich diesen Weg gehen möchte, müsste man vermutlich tatsächlich schon viel früher ansetzen, in reizärmeren Situationen die Kompetenzen klären, daran arbeiten, dass der Hund einen allgemein deutlich ernster nimmt.

    Wenn du denkst, dies ist dein Weg, kann dir die Hundeschule da vielleicht weiter helfen?

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    mir war die konstellation 2 unkastrierte rüden + 1 zickige hündin (die laut definition von wookiee SEINE hündin ist) zu heikel um alle hunde rennen zu lassen. wookiee ist auch nicht so begeistert von anderen rüden und wir hatten keine lust auf eine prügelei zwischen den hunden.


    Willkommen in meiner Welt :lol: :ops: . In der konkreten Situation (fremder großer Rüde ist nicht abrufbar, springt um uns rum), hätte ich entweder zickige Lucy abgeleint und das-ist-meine-Lucy! - Grisu angeleint gelassen, mit der Konsequenz, dass sich fremder Rüde mit wütender Lucy auseinandersetzen muss und sich Grisu an meiner Seite in den Bart grummelt oder: ich hätte beiden deutlich gemacht, es gibt keinen Kontakt und ihr benehmt euch!! (angeleint oder unangeleint, egal) und mich zügig mit den beiden entfernt. Wenn ich die Nerven dazu habe, funktioniert das sehr gut. Wäre der Rüde durch uns als "drohende Mauer" stoppbar gewesen, wäre auch dies eine Möglichkeit. So kommt erst mal was Ruhe rein.

    Also erster Schritt bei großem auf uns zu stürmenden Hund: völliges Desinteresse signalisieren und entfernen (hilft bei vielen Fremdhunden), zweiter Schritt: versuchen zu blocken, dritter Schritt: bei einer Hündin Grisu hinlassen, bei einem Rüden eventuell Lucy hinlassen (hängt von ihrem Auftreten ab).

    Grisu ist kein Kläffer, aber mitteilsam :smile: . Er kommentiert gerne, da kommen dann alle möglichen Laute bei raus, nicht nur Beller :lol: . Beim spielen allerdings kläfft er, aber so richtig! Ich denke, das ist dann auch das Erregungslevel bei ihm. Er bellt nicht, wenn es klingelt und allgemein im Haus sehr wenig, das ist das Ergebnis von Erziehung. Bei konzentrierter, ruhiger Arbeit ist er auch still.

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    Wenn mein Hund in übersichtlichem Gelände perfekt folgt, dann wird er das irgendwann auch in der Stadt an der vielbefahrenen Straße tun, rein aus Routine und weil er mir vertraut

    Meinst du wirklich?

    Nehmen wir einen total souveränen „Leithund“, der immer die Ruhe weg hat, respektiert wird von den anderen Rudelmitgliedern, an dem sich bei Gefahr orientiert wird und dessen „Brüller“ grundsätzlich ernst genommen werden. Dieser Hund streunt nun mit ein paar seiner „Untergebenen“ durch den Ort. Er verlässt das Grundstück, zwei Jungspunde stürmen vorneweg, da steht er drüber, sollen sie doch. Ein fremder Hund taucht auf, ein Hund startet ein verbellen, 2 weitere machen mit, Leithund überlegt kurz, aber ist grad nicht in Stimmung, sich zu präsentieren, also trabt er cool weiter die Straße runter. Die anderen Hunde merken das, wollen den Anschluss nicht völlig verlieren und rennen ihm irgendwann hinterher. Einer der Hunde sieht ein Katze auf der anderen Straßenseite, hechtet los, ein Auto kommt quietschend zum stehen. Leithund guckt missbilligend, mag das quietschen nicht. Eine Markise flattert im Wind, einer der Hunde erschreckt sich, aber ein Blick zum Leithund zeigt, kein Grund zur Aufregung. Ein anderer Hund findet ein Stück Semmel und schlingt es schnell runter. Irgendwann Pause auf einer Wiese. Leithund liegt und döst. 2 Jungspunde toben um ihn rum, er lässt kurz einen Brüller los, will seine Ruhe haben. Jungspunde verziehen sich kleinlaut. Einer der anderen Hunde verschwindet erst mal, einer Kaninchenspur hinterher…

    Es reicht völlig, von seinem Hund als souveräner Rudelführer respektiert zu werden, damit er „umwelttauglich“ ist und immer aufs erste Kommando hört? Lesen Hunde ihren hündischen Rudelführern jeden Wunsch von den Augen ab? Weichen nicht von seiner Seite? Halten grundsätzlich Rücksprache, bevor sie etwas tun? Sie erweisen ihm Respekt, geben sich Mühe, ihm nicht auf den Wecker zu fallen, beobachten, wie er sich in kritischen Situationen verhält. Ich denke, sonst sind sie eher mit Futtersuche, Revier-Erkundung, jagen, Rangordnungsplänkeleien untereinander, vertreiben Rudelfremder, Ressourcensicherung oder als Junghund schlicht mit spielen beschäftigen. Und den BigBoss stört das nicht. Hunde schauen, was ist sie für sie drin, was lohnt sich gerade, Motivatoren für ein Handeln gibt es viele, nicht nur die, den Chef nicht verärgern zu wollen.

    Klar, wenn es eine Situation ist, in der der Hund Stress hat, in der ihm souveräne Führung Sicherheit vermitteln kann, dann braucht und will der Hund in dem Moment genau das: souveräne Führung. Aber in den meisten Alltagssituationen geht es dem Hund nicht darum. Da geht es ihm z.B. ums hetzen, ums fressen, ums schnüffeln, sich zu präsentieren, Ressourcen zu verteidigen oder mit anderen Hunden/Menschen zu spielen. Da frage ich mich, warum nutzt man das nicht? Warum zeigt man dem Hund nicht, du bekommst diese Dinge, wenn du mit mir zusammen arbeitest. Warum sollte man auf diese Motivatoren verzichten?

    Natürlich, ein Leithund bespaßt nicht, der setzt Grenzen und die stellt niemand in Frage. Zumindest so lange Chef hinguckt… Da kann man als Mensch denn sagen: wann immer der Hund sich nicht in meinem Sinne verhält, bekommt er halt ein entsprechendes negatives Feedback. Hunde gehen ja auch nicht zimperlich miteinander um. Aber Hunde untereinander lassen sich sehr viel Freiraum, sich die meisten anderen Bedürfnisse, die ein Hund so hat, ohne Einwirkung des Chefs zu erfüllen.

    Für mein Empfinden, lässt sich auch sehr viel von dem, was so als „der Hund sieht mich als souveränen Rudelführer und hört deshalb“ verkauft wird, auf die Tatsache zurück führen, dass der Hund a) weiß, dass er mit Ungehorsam eh nicht durch kommt (Absicherung, sofortige Konsequenz) und es b) negative Folgen für ihn hat, wenn er nicht hört. Das lässt sich für mich auch nicht schön reden. Ich sage Platz, der Hund ist aber gerade so schön an einem Grashalm am schnüffeln. Dann wägt er ab: komme ich damit durch, erst noch zu Ende zu schnüffeln? Was sind die jeweiligen Konsequenzen? Ich persönlich würde da immer den Weg vorziehen: a) du kommst damit nicht durch und b) es hat positive Konsequenzen, wenn du hörst. Und positive Konsequenzen dürfen für mich auch mehr sein, als dem Hund durch ein freundliches Wort zu vermitteln, dass ich ihm grad wohl gesonnen bin/er keinen Ärger bekommt.

    In dem Zusammenhang stellt sich mir auch die Frage, wie freudig kann Grundgehorsam werden, wenn der Hund „nur“ mit freundlicher Stimme gelobt wird?
    Wenn ich den Unterschied bei Grisu (kaum verfressen, will es aber recht machen) und bei Lucy (total verfressen, wenig will to please) sehe: angenommen wir gehen spazieren und ich sage aus heiterem Himmel Platz. Lucy im Normalfall: hey klasse, eine Gelegenheit Futter zu erwerben, werf hin. Grisu: ok, muss jetzt wohl so sein, wenn du das sagst, leg hin, gut so? Lucy macht es in der Hoffnung auf Futter, trotzdem sehr zuverlässig und vor allem freudig. Grisu macht schon letztlich „für mich“, weil ich es sage und er nicht dazu neigt, mich in Frage zu stellen. Dennoch sehe ich Lucys Reaktion lieber (ist vielleicht zu menschlich gedacht?).

    Vergibt man sich wirklich automatisch so viel beim Hund, wenn man mit Futter bestätigt? Oder z.B. mit Spielzeug oder Umweltbelohnungen, statt in erster Linie Grenzen zu setzen? Führt das automatisch dazu, weniger ernst genommen zu werden?

    Wichtig ist, hinter seinen Entscheidungen zu stehen. Wenn ich sauer bin, darf mein Hund das wissen, wie sensibel er auch immer sein mag. Klar, um zu wissen, ich bin sauer, ist bei einem sensiblen Hund deutlich weniger nötig, als bei einem Hund, der hart im nehmen ist. Aber körpersprachliches blocken oder ein "hey!", ein in die Hände klatschen..., da stirbt kein Hund dran.
    Ein ignorieren finde ich persönlich nur bei Dingen sinnvoll, bei denen es dem Hund um Aufmerksamkeit geht. Baut er Mist und ich ignorier das, stimme ich doch eher stillschweigend zu

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    wie gesagt, vorher waren sie angebunden absolut niemals ruhig. das ist neu ;)

    Ja, darauf wollte ich auch nicht hinaus. Eher auf die Ruhe und die Selbstverständlichkeit und das Wissen, was man tut. Man selbst als Mensch hat einen Weg im Kopf und glaubt daran. Deine Hunde würden an der Leine bei dir doch nicht anders reagieren, als am Zaun, wenn du es da genau so rüber bringen könntest...

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    Ich reagiere schon, wenn ich die "Gefahr" sehe. Dann wird sie kurz genommen. Wir machen dann Aufmerksamkeitsübungen z.B. rückwärts gehen, seitwärts usw. Sie darf die Leine nicht straffen.
    Wenn wir noch so ca. 10 m entfernt sind, fängt sie meistens an zu fixieren. Dann ermahne ich sie.
    Wenn die Pöbelei anfängt gibts die Kralle.

    Erst mal: ich halte wenig davon, Tips zu geben via Internet in der Situation, denn das wichtigste ist das Timing. Aber was du beschreibst: du machst die Situation furchtbar wichtig. Du nimmst kurz (gibst damit ein Signal an den Hund), dann redest du von "Gefahr": da ist keine Gefahr! Es kommt ein Hund entgegen, kein Grund zu reagieren, kein Grund, sich aufzuregen. So lange du reagierst und dich aufregst, tut es auch dein Hund. So wie es sich liest, steigert ihr euch da gegenseitig rein...

    Wobei es ja schon interessant ist, dass sie am Zaun angebunden offensichtlich weniger ein Problem damit haben, ruhig zu bleiben, als wenn sie bei dir an der Leine laufen... Oft ist es ja grundlegend, für sich selbst einen Weg zu finden, mit dem man sich wohl fühlt und an den man glaubt. Es verändert alles, die ganze Körpersprache, Mensch weiß plötzlich, was er tut, agiert, statt zu reagieren und bleibt ruhig. Ich musste ja auch festestellen, wie viel Stress ich selbst eigentlich erzeuge. Nicht nur, dass man nicht souverän führt, nein, man macht es aktiv schlimmer :headbash:

    Wirklich toll, was ihr schon erreicht habt :smile:

    Es gibt doch sooo viele tolle Spiele :D . Ich habe eher das umgekehrte Problem: eigentlich mache ich keine Handfütterung und es gibt auch kein Futter mehr für Grundgehorsam, trotzdem haben wir die Futterrationen draußen immer ratz-fatz weg :roll: . Woran hat dein Hund denn Interesse? Schnüffeln, hetzen, Bewegungsspiele, konzentrierte Zusammenarbeit?