Hallo Dreezer,
in deinen ersten Zeilen im Eingangspost hab ich mich sehr wieder gefunden. Hab einen kleinen Terrier aus dem Ausland, der mir anfangs mit seiner Leinenaggression jeglichen Nerv geraubt hat. Wir haben vieles durch, auch einige Trainer. Jeder half nur ein stückweit, das grundsätzliche Problem blieb. Das ist jetzt 10 Jahre her und er ist immer noch leinenaggressiv und auch so mit Rüden, was bei euch vielleicht ein Vorteil ist, weil euer Hund nett ohne Leine ist. Trotzdem hab ich ein ruhiges Leben mit ihm und bei Hundebegegnungen gut im Griff.
Der Weg dahin war lang. Angefangen besser zu werden hat es, als ich diesen Wesenszug von ihm so akzeptiert habe. Hört sich albern an, bringt aber deutlich Ruhe rein. Situationen in denen es einfach passiert ist, dass er kläffend in der Leine hing, hab ich ignoriert, genauso wie dumme Kommentare. Er wäre eh nicht mehr ansprechbar gewesen und Menschen verändert man nicht. Zudem habe ich versucht heraus zu finden was die Ursache ist. Bei Janosch ist es so, dass er keine Toleranz für unhöfliches Verhalten hat und bei unkastrierten Rüden erst recht nicht. Ich habe also um offensichtlich unhöfliche Hunde (Welpen - die wissen es nicht besser, Hunde die sich anschleichen, Hunde die in uns reinbrettern) oder potenzielle Feindhunde einen Bogen gemacht. Mit der Zeit lernt man das genaue Beobachten und kann auch auf die Entfernung schon viel einschätzen. Sah alles gut aus, habe ich Kontakt zugelassen und viel Lockerheit vermittelt.
Später habe ich gelernt, dass Janosch wirklich einen sehr weichen Kern hat und bei mir Unterstützung sucht, aber nur wenn ich rechtzeitig handle. Wenn er denkt er muss übernehmen, dann tut er das. Also auch hier wieder viel Verständnis. Inzwischen ist es in Situationen in denen ich ihn nicht bellen lasse so, dass er fiepsend an mir hoch springt, weil er so im Zwiespalt ist. Dann lobe ich ihn und rede auch mal mit ihm, dass das schon schlimm ist, wenn da einfach ein anderer Hund rum läuft 
Trotz allem Verständnis habe ich ihm aber auch deutlich klar gemacht, dass ein gewisses Verhalten nicht geduldet wird. D.h. ich habe ein Aufplustern verhindert bevor es in ein Pöbeln überging und zwar teilweise massiv. Das konnte mal ein am Fell nehmen sein oder ein körpersprachliches zurück drängen. Anfangs hatte das noch nicht viel Erfolg, aber mit zunehmendem Vertrauen in mich hat er das auch besser angenommen. Gleichzeitig habe ich ihn sehr gelobt, wenn er brav war.
So, das war so etwas unsere Geschichte. Hoffe du kannst was daraus mitnehmen.
Für dich würde ich empfehlen genau zu beobachten warum dein Hund sich wie verhält. Will sie wirklich spielen, oder ist es eher Unsicherheit was sie da zu überspielen versucht? Sucht sie wirklich den Kontakt oder hätte sie lieber ihre Ruhe? Hat sie mit anderen Hunden Stress oder freut sie sich? Und freuen heißt nicht mit dem Schwanz wedeln. Wenn sie beim Spielen nur der Hase ist, würde ich auch eher Unsicherheit vermuten.
Starkzwang (zu Boden drücken) hilft eventuell das Verhalten zu unterbrechen, aber vermittelt ihr keine Sicherheit und stärkt nicht eure Bindung. Vor allem nicht wenn man das viel zu spät macht, wenn sie schon pöbelt.
Leckerli verstärken das falsche, wenn sie zu einem ungünstigen Zeitpunkt gegeben werden. Versuche sie mit Leckerli nicht nur abzulenken, sondern lass sie ruhig schauen (nicht starren) und wenn sie zu dir schaut, bekommt sie ein Leckerli.
Von den Methoden her finde ich, dass es die Mischung macht. Nur positiv und nur negativ ist oft Mist. Auch finde ich es für den Hund schwierig, wenn ihr so unterschiedlich an die Sache ran geht. Eine halbwegs gemeinsame Linie wär nicht schlecht. Vermittle deiner Frau, dass sie gutes Verhalten belohnen sollte und schau dafür bei dir, dass du nicht ausversehen das falsche Verhalten belohnst. Gleichzeitig gibt es bestimmt Konsequenzen die für euch beide machbar sind. Z.B. zurück drängen bis die Aufmerksamkeit bei euch ist (wichtig: bevor sie pöbelt).