Ich wohne ja in einem Landkreis, wo schon ein Sheltie, der in einer Hundekeilerei bei Einmischung des Menschens "aus Versehen" in eine Hand hackt, amtsveterinärtechnisch als gefährlicher Hund mit all seinen Folgen eingestuft wird. Vergleichbare Fälle gab es in den letzten 2 Jahren mehrfach. Für mich ist das das andere Ende der Extreme: ein überreagierendes Amt. Ich finde das nicht einen Deut besser, als ein Amt das nichts tut oder meint, nichts tun zu können. Niedersachsen hat zwar keine Liste von verbotenen Hunden, aber in meiner Gemeinde gibt es eine Rasseliste mit 10facher Hundesteuer (die üblichen Verdächtigen plus die eingestuft Gefährlichen). Ob HSH da momentan draufstehen, weiß ich nicht. Aber wer gelegentlich doch mal in die Zeitung guckt, weiß, dass man sich hier keinen Fehltritt eines Hundes leisten kann. Schneller als man gucken kann, hat man sämtliche Auflagen an der Backe. So etwas trägt auch zu dem Verhalten bei, was Naijra so treffend anmerkt.
50m die Straße runter wohnt ein Kaukase. Der Kerl tut mir eigentlich leid ob seines handtuchstückgroßen Gartens und nix da zum Bewachen. Der ist immer in diesem Garten mit zusammengstückeltem hohen Zaun (keineswegs vertrauenswürdig) und dem Warnschild "gefährlicher Hund".
Zu Anfang war ich sehr skeptisch und hab gedacht, das kann nur schief gehen. Heute ist der mir lieber als so mancher Begleithund. Der hängt nämlich nicht halb über den Zaun und frißt mich fast, wenn ich was in seinen Briefkasten stecke. Da hängt der Briefkasten auch vernünftigerweise richtig draußen und kein Besitzer erklärt mir, ich müsse den nur mit Leckerlie füttern (und quasi des Hundehalters Job der Erziehung oder Sicherung übernehmen), um da zuzustellen. Mindestens einmal am Tag komm ich da auch mit den unangeleinten Collies vorbei und der hebt maximal den Kopf. Manchmal bellen die Nachbarhunde bevor wir sichtbar werden. Dann kommt er angelaufen und ist wohl jedes Mal enttäuscht, dass da eigentlich nix ist und die Deppen wieder mal nur heiße Luft bellen. Geordy ist von dem so beeindruckt, dass er mit Bürste vorbeigehen muß (die üblichen Zaunrandalierer werden ignoriert).
In der Heide haben wir Wanderschäfer. Wenn man die in den Touri-Gebieten trifft, sind die ohne Zaun unterwegs und führen auch immer Hunde mit. Meistens ist mindestens einer davon ein Altdeutscher Hüter und auch da sollte man seine eigenen Hunde deutlich fern halten. Die wollen nicht Hallo sagen und die Schnucken auch nicht.
Nun, ist schon so, dass ich den HSH einen vernünftigen Job samt Halter wünsche. Aber da wo sie wirklich gebraucht werden, würde ich lieber einen Umweg machen, wenn ich mich unwohl fühle. Wollen wir Wölfe, werden wir mit dieser Entwicklung leben können müssen. Und leider werden wir dann auch damit leben können müssen, dass der ein oder andere HSH in den falschen Händen landet oder sonst irgendwie nicht sauber tickt.
Hier ist momentan ein neues Baugebiet in Planung (noch nicht durch alle Instanzen entschieden), was ich an der Stelle auch nicht so gerne hätte. Mein erster Gedankengang dazu war, dass dort heute nicht selten Wölfe gesichtet werden. Ist halt Ortsrandlage mit Pferd, Rind und Schaf in unmittelbarer Nähe. Wenn dort dann die ersten Einfamilienhäuser stehen, wo nicht selten die Zäune im ersten oder zweiten Jahr noch fehlen, die Sandkästen aber schon da sind... wirds lustig. Wenn die Tierhalter da dann noch mit HSH aufrüsten, wirds noch lustiger. Aber es erinnert mich doch sehr an die Geschichten mit Hahnengeschrei. Erst aufs Land ziehen und sich dann wundern, dass es dort tatsächlich Natur gibt. Ortsrandlage mitten im Wolfsgebiet bedeutet eben heute, dass man Kind trotzdem nicht einfach aus der Pforte schicken kann, dass man dicht machen muß und die hübsche Hecke dafür nicht reicht. Und anders spazierengehen als im Stadtpark tut man ganz sicher auch.
Ähm ja, ich bin abgeschweift. Aber ich denke, HSH sind inzwischen unverzichtbare Hunde, mit denen wir uns arrangieren werden müssen. Und dass der ein oder andere davon in den falschen Händen landen wird, ist nicht vermeidbar. Ist bei allen Rassen quer durch die Bank so. Und wie ich z.B. das Eddie-Problem löse, wenn bei den Rindern plötzlich HSH auf der Weide sind, ist mein Problem. Bei den Wölfen kommt ja auch keiner und gibt mir ne Eddie-sichere-Zone. Des Wolfs Ankommen steht schließlich über meinen kleinen und ganz privaten Erholungs- oder Hobbyzwecken. Und in seinem Schlepptau ist so einiges, was der Landbewohner schon als nicht so nett realisiert hat.