Beiträge von Estandia

    Geht es noch jemandem so, oder empfinde ich das einfach sehr subjektiv?

    Ich weiß was du meinst. Auf den sozialen Plattformen dreht sich schon seit einiger Zeit alles nur noch um Performance und Challenges, Hobbies werden zur Arbeit, um Klicks zu generieren. Mir ist das wumpe, ich weiß genau welchen Content ich konsumieren möchte und ich weiß auch, warum manche Menschen 100 oder mehr Bücher pro Jahr lesen können ... ich persönlich sammle nicht(s) und ich habe auch keine Ambitionen irgendwen nachzumachen oder zu übertreffen, weil ich neidisch oder mißgünstig bin. Ich kann sehr gut filtern und ausblenden, was mich nicht interessiert.

    Ich schließe hiermit meine Challenge ab – ich habe 36 Kategorien + 1 Monatsmotto geschafft :mrgreen-dance: Es war ein fantastisches Lesejahr für mich, Fiarego vielen Dank für all die Arbeit!! :bindafür::applaus:

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    2. Lies ein Buch, das im Jahr 2025 veröffentlicht wurde: Jess Kidd – Murder at Gulls Nest
    3. Lies ein Buch mit den Zahl(en) im Titel: 2, zwei, 0, null, 5, fünf: Caz Frear – Five bad deeds
    4. Lies ein Buch mit weniger als 205 Seiten: Carys Davies – Clear
    5. Lies ein Buch einer/s Nobelpreisträger/in: Kazuo Ishiguro – The buried Giant
    6. Lies ein Buch, das das Klima zum Thema hat: Charlotte McConaghy – Migrations
    8. Lies ein Buch mit einem nicht-menschlichen Gegner/Antagonist: Stephen King – Pet Sematary
    10. Lies ein Buch, das den/die Charakter-Name/n im Titel trägt: Sarah Crossan – Hey, Zoey
    11. Lies einen Bestseller aus 2024: Liz Moore – The God of the Woods
    12. Lies ein Buch mit einer Richtung im Titel: Sara Gran – Come Closer
    13. Lass dein Haustier wählen: T. M. Logan – The Curfew
    15. Lies ein Buch, bei dem der Name der Hauptfigur mit dem gleichen Buchstaben beginnt wie eines deiner Haustiere: Kirsty Capes – Careless
    16. Lies ein Buch, dessen Titel in einer Primär(Druck)farbe gedruckt ist: Diverse Autoren – Of the Flesh
    17. Lies ein Buch, das dir im DF empfohlen wurde: Samanta Schweblin – Little eyes
    18. Lies ein Buch mit blauem Cover oder Buchrücken, Titel mit dem Wort "blau" oder Autorname mit "blau": Sarah Moss – Cold Earth
    19. Lies ein Buch, das auf einer Insel spielt: Louise Minchin – Isolation Island
    20. Lies ein Buch, das aus einer Sprache übersetzt, die dir nicht geläufig ist: Ricardo Romero – The Presidents Room
    21. Lies ein Buch, das in einem Land spielt, das dir unbekannt ist, wo du noch nicht warst: Jess Kidd – Himself
    24. Lies ein Sachbuch: David Grann – The Wager
    25. Lies ein Buch, in dem ein Gedicht vorkommt: Hollie McNish – Lobster
    26. Lies ein Buch, das schon lange auf deinem SuB liegt: Mieko Kawakami – Brüste und Eier
    27. Lies ein Buch mit einem kontroversen Thema: Sarah Crossan – Where the heart should be
    28. Lies ein Buch mit einem Tier im Titel: Katherine Rundell – The Golden Mole
    30. Lies ein Buch, das verfilmt wurde: A. M. Shine – The Watchers
    31. Lies ein Buch, in dem eine Krankheit thematisiert wird: Kumi Kimura – Someone to watch over you
    32. Lies ein Buch, das in einem unabhängigen Verlag veröffentlicht wurde: Siân Hughes – Pearl
    35. Lies ein Buch von einem Autor, dessen Vor- und Nachname mit dem gleichen Buchstaben endet: Alan Murrin – The Coast Road
    36. Lies ein Buch, das Sonderzeichen im Titel enthält: Sarah Easter Collins – Things don't break on their own
    37. Lies ein Buch, auf dessen Cover eine Lichtquelle zu sehen ist: Diverse Autoren – The Winter Spirits
    38. Lies ein Buch, dessen erster Satz eine Frage ist: Michelle Paver – Thin Air
    39. Lies ein Buch mit allen 5 Vokalen im Titel: Susan Forward – Emotionale Erpressung
    40. Lies ein Buch mit einem Zeitpunkt oder Zeitraum im Titel: Nancy Tucker – The First Day of Spring
    42. Lies ein Buch, in dem Hauptfigur ca. 20 Jahre jünger oder älter ist als du derzeit: Coco Mellors – Cleopatra and Frankenstein
    44. Lies ein dystopisches Buch: Helen Phillips – Hum
    45. Lies ein Buch mit einer 1 als Prüfziffer am Ende der ISBN: Claire Fuller – Bitter Orange
    47. Lies ein Buch, das du in einer Bücherzelle gefunden hast: Saša Stanišić – Möchte die Witwe angesprochen werden
    48. Lies ein Buch, dessen Titel aus maximal zwei Wörtern besteht: Cathy Sweeney – Breakdown

    November: Lies ein Buch, dessen Schrift auf dem Cover eine Edelmetall-Farbe hat: Clémence Michallon – The quiet tenant

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    Saša Stanišić – Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne

    "Was wäre, wenn man nicht diese eine Entscheidung getroffen hätte, sondern diese ganz andere? Was wäre, hätte man der Erwartung getrotzt? Und: wäre es nicht schön, könnte man ein Leben probeweise erfahren, bevor man es wirklich lebt? Manchmal fürchten wir uns, feige gewesen zu sein, zu lange gezögert und etwas verpasst zu haben, das uns ein besseres Ich beschert hätte, ein größeres Glück und die besser aussehenden und lustigeren Haustiere und Partner. Die neuen Erzählungen von Saša Stanišić widmen sich diesem permanenten Grübeln an den Kreuzwegen unserer Biografie, an denen man doch auch einmal einen überraschenderen Weg hätte gehen, eine unübliche Wahl hätte treffen oder eine Lüge hätte aussprechen können. So wie die Reinigungskraft, die beschließt, mit einer Bürste aus Ziegenhaar in der Hand, endlich auch das Leben in die eigenen Hände zu nehmen. So wie der deutsch-bosnische Schriftsteller, der zum ersten Mal nach Helgoland reist, nur um dort festzustellen, dass er schon einmal auf Helgoland gewesen ist. So wie der Vater, der bereit ist zu betrügen, um endlich gegen den achtjährigen Sohn im Memory zu gewinnen ..."

    Gefunden und gelesen für die DF-Bücherchallenge, ist das ein Buch, was ich mir niemals selbst ausgesucht hätte. Anscheinend sehr populär, war der einzige Kommentar, den ich von einer Bekannten gehört hatte, "furchtbar, konnt ich nichts mit anfangen"... ich habe dem Buch trotzdem eine Chance gegeben und hatte meine wahre Freude daran! Ganz besonders an der titelgebenden Geschichte :nicken:

    Dussmann's Rezension beschreibt es sehr gut: "Saša Stanišić liefert mit diesem Werk ein lebendiges, witziges und zugleich tiefgründiges Prosaband, das sich kaum in ein Genre pressen lässt – irgendwo zwischen Erzählung, Miniatur und vernetztem Roman. Seine Sprache ist humorvoll und kunstvoll zugleich, sein Blick sowohl warmherzig als auch analytisch, wenn er Alltagsmomente aufbricht und Fragen an unser Leben stellt. Die Erzählungen und Figuren sind skurril, liebevoll und überraschend."

    Nicht linear aufgebaut und eher aus einer lockeren Folge von Prosatexten bestehend, folgt man Momentaufnahmen diverser Charaktere, teils Saša selbst, findet sie hier und da in anderen Geschichten wieder und am Ende kommen alle noch einmal zusammen, man hat das Gefühl ein großes Mosaik zusammengelesen zu haben. Sašas Stil ist eigen aber ich hatte nach den ersten paar Seiten kein Problem mehr damit und kann das Buch sehr empfehlen.

    Erforschte Themen: Entscheidungen und Lebenswege – Zeit, Erinnerung und Identität – Humor als Überlebenskunst – Gesellschaft und Alltag

    Bin Seite 85

    Spoiler anzeigen

    Tolle, faszinierende Protagonistin, komplexe Kleinstadtatmosphäre, jeder kennt jeden, die sich nach und nach aufdeckenden Beziehungen sind spannend... im Moment hab ich noch so gar keinen Plan wo die Reise hingehen wird, aber es liest sich superflüssig... Fragen, die ich mir aktuelle stelle: hat Marthas Sohn was mit dem Mord zu tun und von wem ist Rebecca schwanger und Stresspickel hab ich bekommen bei dieser Gerichtsanhörung, dass Rebeccca wegen Unzucht zur Rechenschaft gezogen werden soll... :fluchen:


    Cathy Sweeney – Breakdown

    "Mütter sollten nicht auf Road Trips gehen...
    Doch eines Wintermorgens in Dublin wacht eine ganz normale Frau in ihrem ganz normalen Haus auf, ihr Mann neben ihr im Bett, ihre Kinder im Teenageralter schlafen in der Nähe. Und – ohne groß darüber nachzudenken – geht sie zur Haustür hinaus und kommt nie wieder zurück. So beginnt eine Reise, die sie in Tankstellen und Einkaufszentren, Hotelbars und Friseursalons und in die Betten fremder Männer führt. Bis sich die Frau schließlich achtundvierzig Stunden später allein in einem Cottage in Wales dem stellt, was sie in sich selbst, in ihrer Familie, in der modernen Gesellschaft ignoriert hat: Anzeichen eines Breakdowns."

    Das Buch beginnt an einem ganz normalen Morgen in einem Dubliner Vorstadthaus, die Erzählerin verlässt spontan aber sehr routiniert ihr gewohntes Leben und weiß zu dem Zeitpunkt schon, dass sie nie zurückkommen wird. Anstatt zur Arbeit zu gehen, fährt sie weg und schreibt der Schule noch, dass sie heute leider kurzfristig ausfällt. In den nächsten zwei Tagen reist sie mit dem Auto, dem Zug, der Fähre, dem Bus und landet schließlich in einem abgelegenen Cottage.

    Die Protagonistin bleibt ungenannt. Sie wird nur als Frau mittleren Alters beschrieben, die zunächst durch ihre Rollen – Mutter, Ehefrau, Lehrerin – definiert wird. Sie könnte „jede Frau“ sein, eine Art universelle Figur. Ich mochte, dass es hier um einen erfahrenen, gestandenen Charakter ging, sie ließ sich von Männern nichts bieten, wusste was sie wollte und was nicht.

    Während sie reist, wechselt die Erzählung zwischen ihrer unmittelbaren Erfahrung und Erinnerungen oder Betrachtungen: vergangene Enttäuschungen, Untreue, vereitelte Ambitionen, Bedauern über die Kindheit. Die minimalistische, knappe Prosa verweilt bei alltäglichen Details – Tankstellen, Einkaufszentren, Cafés, Hotelbars. Anstatt sich auf ein plötzliches dramatisches Ereignis oder eine schockierende Wendung zu stützen, entfaltet sich das Buch allmählich. Man merkt, dass die Protagonistin erstmal nur funktioniert und erst am Ende ihrer Reise die wichtigen Fragen und Emotionen zulassen kann, um zu verstehen was sie getan hat und was sie nun braucht.

    Erforschte Themen: Rolle der Mutterschaft und Ehe/Geschlechtererwartungen; Entfremdung und die Suche nach sich selbst/Identität; Zusammenbruch über das Persönliche hinaus – gesellschaftlich, ökologisch, existenziell; Schweigen, Unsichtbarkeit und unterdrücktes Begehren; Erinnerung, Bedauern und unerfüllte Sehnsucht

    T. J. Klune – Under the whispering door / Das unglaubliche Leben des Wallace Price

    "Willkommen bei Charon's Crossing: Der Tee ist heiß, die Scones sind frisch und die Toten sind nur auf der Durchreise.
    Als Sensenfrau Mei kommt, um Wallace von seiner eigenen, spärlich besuchten Beerdigung abzuholen, ist Wallace empört. Aber er beginnt zu ahnen, dass sie Recht hat und er tatsächlich tot ist. Als Hugo, der Besitzer eines höchst merkwürdigen Teeladens, ihm verspricht, ihm beim Durchqueren der Tür ins Jenseits zu helfen, akzeptiert Wallace widerwillig die Wahrheit.
    Doch selbst im Tod weigert er sich, sein Leben aufzugeben - obwohl Wallace sein ganzes Leben damit verbracht hat, zu arbeiten, Kollegen zu korrigieren und Angestellte zu schikanieren. Für Frivolitäten wie Spaß und Freunde hatte er keine Zeit. Doch als Wallace mit Hugo Tee trinkt und sich mit seinen Kunden unterhält, fragt er sich, ob er etwas verpasst hat.
    Das Gefühl wächst, als er mit dem ansässigen Geist Witze reißt, peinliche Schuhe anprobiert und die Sterne bemerkt. Als ihm eine Woche Zeit gegeben wird, um durch die Tür auf die andere Seite zu gehen, macht sich Wallace daran, in nur sieben Tagen ein ganzes Leben zu leben."

    Meiner Meinung nach bei weitem nicht so stark wie "The House in the Cerulean Sea" aber dennoch totales slow burn light Fanatsy Komfort-Buch. Die Haupthemen sind hier Der Tod und das Leben nach dem Tod / Erlösung, Schuld und Vergebung / Der Sinn des Lebens und was es bedeutet zu „leben“ / Trauer, Verlust und Heilung / Familie, Liebe und Verbundenheit finden (jenseits konventioneller Grenzen) / Zweite Chancen und Transformation und das nicht zu knapp, wenn auch immer mit einer sehr empathischen, hoffnungs- und humorvollen Note. Abzüge gibt es für Wallace's Entwicklung: dass er ein "schlechter Mensch" im Leben war wird durch etwas viel Exposition in den ersten Kapiteln etabliert, dann besteht die Mehrheit seiner "Reise" aus dem Verweilen im Teeladen, bei dem nur durch wichtige Momentaufnahmen seine Weiterentwicklung zum Besseren vollzogen wird. Die oft angesprochenen "7 Tage" sind nicht das wofür man sie halten möchte, waren aber nachvollziehtbar und befriedigend. Der Twist am Ende war für mich eine zu einfache Lösung, gerade auch vor dem Hintergrund, dass die Beziehung zwischen Hugo und Wallace etwas unverdient rüberkommt.

    Ansonsten aber leicht zu lesen, tolle Charaktere, interessante Dialoge, viel Humor aber dennoch Trigger Warnings checken, wer den genannten Themen eher zart besaitet sein sollte.