Mein kleiner Neuzugang, Lilly, 2 Jahre, Ukrainerin, evtl. Chi-Terriermix, von ihren Haltern bei der Flucht zurückgelassen und dann munter ca. 1 Jahr zwischen einigen Pflegestellen rumgereicht (nach allem Wissen nie Straßenhund oder im Shelter gewesen), ist sehr unsicher und geht nach vorne.
Mit mir persönlich ist alles kein Thema mehr, würde ich nur das betrachten ist sie ein Traumhund. Ich hatte sie persönlich abgeholt, als sie das letzte Mal wieder dringend weg musste und da sie auch auf dieser Pflegestelle niemand anfassen konnte und Geduld und Leckerlis nichts brachten, mussten wir das Thema ausdiskutieren. Da sie recht klein ist bestand die Diskussion einfach aus: Du kannst in mich rein hacken wie du willst, wir gehen jetzt trotzdem zusammen heim. Nach ca. 10 gehemmten Bissen war das Thema durch. Ab diesem Moment war erstaunlicherweise alles gut, sie himmelt mich an, ist witzig, ich kann sie überall anfassen, sie fiddelt aber durchaus auch bei mir wenn ich mich ihr mit Gegenständen in der Hand nähere (Maßband, Mantel, Leine). Sowas wie Ausmessen für Zubehör erträgt sie auch bei mir nicht ruhig stehend.
Jetzt arbeite ich mit ihr seit 8 Wochen mit den anderen beiden Familienmitgliedern und die Fortschritte sind zwar gegeben aber mäßig. Kuscheln, wenn sie selbst auf jemandem zukommt ist super. Sie fordert Streicheleinheiten intensiv auch von anderen ein, stoppt mein Partner mit dem Kraulen wird direkt näher gerückt und die Nase unter die Hand geschoben, mit der Pfote geschubst etc. Auf sie zugehen bleibt schwierig, von verbellen bis knurren ist alles drin, abschnappen tut sie nur, wenn sie sich sehr bedroht fühlt, was wir natürlich vermeiden. Dennoch wird hier alles besser, während sie anfangs meinen Partner und meine Mutter anhaltend aus einer Ecke heraus verbellt hat kommt sie jetzt recht zuverlässig, wenn sie sich hinsetzen. Sie hat eine recht hohe Eigenmotivation, da sie durchaus menschenbezogen ist, gerne Aufmerksamkeit bekommt und gerne trainiert. Was wie bei vielen unsicheren Hunden natürlich nicht geht ist locken.
Das unangenehme Thema bleibt das Anleinen. Egal wie klein der Karabiner und die Leine, egal wie gerne sie sich sonst am Körper streicheln lässt, mit einem Karabiner in der Hand kann niemand anderes an sie gehen. Dank Markertraining stupst sie problemlos selbstständig den Karabiner an. Aber alles was weiter geht als Nasenspitze geht nicht und sie würde beißen. Auch ruhig im Sitzen geht nichts. Aktuell markere und belohne ich schlichtweg wenn ich den Karabiner einhake, aber ich bezweifele, dass uns das wirklich weiter bringt. Erschwerend kommt hinzu, dass Dinge immer erstmal besser funktionieren, wenn ich mit im Raum bin und es lange dauert den Fortschritt auf Situationen ohne mich zu übertragen. Sprich die Tatsache, dass es nicht mal mit mir nebendran klappt, ist für mich gerade bedenklich.
"Lass dich halt beißen" ist nichts, was ich zu meinem Partner oder meiner Mama sagen kann (oder will) und es garantiert mir ja auch keiner, dass erneutes Flooding nochmal funktioniert und nicht mehr Schaden als Nutzen anrichtet.
Meine eigenen Ideen gehen mir leider langsam aus, meine Hundetrainerin hat erst in 2 Monaten einen freien Termin und ich habe in 2,5 Wochen eine ganztägige Fortbildung
Lässt sich natürlich zur Not mit einer Hausleine überbrücken, aber eine elegantere Lösung wäre mir lieber.