Genau das habe ich mir beim Lesen auch gedacht. Erst heißt es, der VDH hätte keinen Einfluß auf das Zuchtgeschehen, sondern die RZV - und auf einmal steht etwas von Mindestanforderungen einer VDH-Zuchtordnung.Wenn es sowas gibt, dann kann man ja diese auch dahingehend ändern, daß Qualzuchtmerkmale verboten sind. Oder ist das etwa eine Art persönlicher Eingriff, der verboten ist?
Danke, jetzt bin ich richtig verwirrt...
Dann definiere doch mal Qualzuchtmerkmale EINEINDEUTIG.
Es gibt nun mal in den meisten Fällen keine EINEINDEUTIGE Definition, kein EINEINDEUTIGER Parameter, um den Beginn der Qualzucht zu definieren oder zumindest die Möglichkeit, Qualzucht zu verhindern.
Bei Merle macht es sich der Gesetzgeber einfach - Merle X Merle ergibt immer homozygot Merle. Und homozygote Merle haben ein signifikant hohes Risiko für Störungen im zentralen Nervensystem.
Aber selbst im Qualzucht-Gutachten steht, dass es nicht ausgeschlossen werden kann, dass auch bei heterozygoten Merle Beeinträchtigungen auftreten. Es gibt Studien, die besagen, dass auch heterozygote Merle-Hunde ein höheres Risiko für ZNS-Störungen haben, als Merle-freie Hunde ....
Also wäre es ganz einfach - generell Zucht mit dem Merle-Gendefekt wird verboten. Das Geschrei in der Hundewelt möchte ich mal hören, wenn plötzlich die ganzen hübschen bunten Aussies, Borders, Shelties und Co nicht mehr gezüchtet werden dürfen.
Brachycephalie - ab wann ist Kurzschnäuzigkeit ein Qualzucht-Merkmal? Und wie weit ist es tolerabel? Einfache Entscheidung des Gesetzgebers. Mit dem Defekt für Brachycephalie darf nicht mehr weitergezüchtet werden, da die Gefahr der Qualzucht besteht. Na die Boxer-Züchter werden sich bedanken, wenn ihre Hunde, die zur Zuchtzulassung eine Ausdauerprüfung über 20 km am Fahrrad vorweisen müssen müssen, als Qualzucht betitelt werden.
Chondrodysplasie - na, der Dackel gehört mit zu des Deutschen liebster Rasse ... Na das möchte ich erleben, wenn es da plötzlich heisst "Gendefekt = Qualzucht" ...
Da braucht man nicht mal den VDH bemühen.
Und solange nicht rigoros mit den im "Qualzuchtgutachten" angeführten "könnte Qualzucht verursachen"-Empfehlungen umgegangen wird und man komplett alles verbietet, was auch nur in Ansätzen vielleicht evtl. und überhaupt in die Richtung geht - solange braucht es messbare Parameter, um etwas einzuschränken.
Ich wage auch mal zu behaupten, dass es dem Gesetzgeber sehr viel schwerer gefallen wäre, die Merle X Merle Verpaarungen zu verbieten, wenn die so beliebte bunte Scheckung nicht autosomal dominant vererbt werden würde und deshalb bereits bei den heterozygoten Merle auftritt.
Wenn es so einfach wäre - Nasenlänge > 5 cm = noch ok, Nasenlänge < 5 cm = Beginn Qualzucht - dann wäre das eine einfache Geschichte.
Nichts anderes ist es mit Inzucht/Linienzucht. Ab wann ist Inzucht/Linienzucht kritisch? Auf welcher Basis berechnet man den COI? 5 Generationen? Lachhaft .... wenn ich mir die Abstammung eines GP ansehe, dann interessieren mich die ersten 5 Generationen einen feuchten Kehricht - die schaue ich mir dann irgendwann mal an, wenn ich die wirklich interessanten Generationen abgecheckt habe. Und interessant wird es für mich frühestens ab Generation 6. Oder berechnet man den COI auf 10, 15 Generationen?
All das sind Werte, die bis heute nicht eindeutig festgelegt sind. Und mE auch nicht wirklich festgelegt werden können. Nicht mit dem aktuellen Wissensstand.