Und zwei andere sind durch:
The Knight and the Moth - Rachel Gillig
“I confess horses are not the intelligent beasts I imagined them to be. Though I don’t think that merits the abuse they suffer postmortem.”
That one took me a moment.
“No one actually beats dead horses, gargoyle. It’s an... expression.”
“Really? How morbid.”
Das Buch spielt in der mystischen Welt Traum, im Steinwasserkönigreich. Sybil Delling, ein Findelkind, dient seit neun Jahren zusammen mit ihren Freundinnen, den Weissagerinnen in der heiligen Kathedrale von Aisling. Sie legten ihr altes Leben ab, ihre Namen, und werden fortan nur noch in Zahlen benannt - Eins bis Sechs. Sybil, Sechs, versucht alles, um der Äbtissin der Kathedrale, gefällig zu sein, zu weissagen, auch, wenn der Prozess furchtbar ist und mit Schmerzen verbunden. Als der geheimnisvolle Ritter Rodrick zusammen mit dem neu gekrönten Knabenkönig in der Kathedrale auftaucht, um zu sehen, wie die sechs Omen der Welt über seine Herrschaft weissagen, wird ihr Leben komplett aus den Fugen gerissen. Nicht nur verspottet "Rory" sie; er glaubt ferner nicht an Omen und Visionen und macht ihr das bei jeder Begegnung deutlich. Bevor die beiden jedoch in einen handfesten Streit geraten können, verschwindet plötzlich eine der Weissagerinnen nach der anderen, bis nur noch Sechs übrig bleibt. Es geht etwas unheiliges vor, und seltsame Träume, sowie die Gespräche mit ihrem Freund, einem Gargoyle, sowie der Wunsch, ihre Freundinnen wieder zu finden lassen Sechs ein Bündnis mit Rory und dem Knabenkönig eingehen - dass sie ihnen hilft, die Omen zu finden, und sie ihr helfen, die anderen Weissagerinnen aufzuspüren. Eine verhängnisvolle Reise beginnt.
Ich habe bereits die erste Duologie von Rachel Gillig gerne gelesen. Sie hat einfach einen ganz wunderschönen, etwas blumigen aber sehr bildhaften Schreibstil und sie schafft es, wie kaum jemand sonst, eine sehr märchenhafte, gothische Fantasywelt aufzubauen und mit vielen, neuen Elementen auszustatten, die man so noch nicht gelesen hat. Die Atmosphäre ist dicht und ein wenig wie ein düsteres Grimm-Märchen. Ich fand die Protagonistin in diesem Buch auf den ersten 100 Seiten wirklich etwas unausstehlich, aber ich denke, das soll so sein. Die Charaktere entfalten sich erst nach und nach, agieren sehr plausibel miteinander und die Unwissenheit von Sechs ist gleichzeitig die Unwissenheit des Lesers. Sowas mag ich, besonders im World Building, immer ganz gerne und wurde gut gelöst. Besonders schön ist die Figur des Gargoyles, von dem man am Anfang nicht weiß, was man von ihm halten soll, der sich aber sehr schnell als mein Liebling herausgestellt hat. Die Dialoge sind alle wunderbar, präzise und unterhaltsam, das ist Gilligs Stärke, auch schon in der Shepherd-Duologie. Wieder zu kurz kommt das World Building; es wird alles etwas grob gehalten und geht nicht in die Tiefe, hier erwarte ich von Band II dann wieder mehr, das war auch bei den ersten Büchern genau so.
Insgesamt war es wunderbares Buch, hat genau in diese Septemberzeit gepasst und war gleichsam schön, märchenhaft schauerlig und traurig zugleich.
starke 8/10
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Der Gott des Waldes - Liz Moore
"Wenn du dich verloren fühlst, setz dich hin und schrei."
In Der Gott des Waldes geht es in ein abgelegenes Feriencamp in den Wäldern des Adirondack Mountains des US-Bundesstaats New York. Es ist August 1975, und Barbara Van Laar liegt eines Morgens nicht mehr in ihrem Bett, sondern ist verschwunden. Sofort beginnt eine große Suche nach der aufsässigen 13-jährigen, denn Barbara ist nicht nur ein Kind im Camp, sie ist auch die Tochter der reichen Familie Van Laar, der das Camp und das Land der umliegenden Wälder gehören. Und sie ist die Schwester von Bear Van Laar, dem Sohn der Familie, der ebenfalls seit 14 Jahren vermisst wird. Ihr Verschwinden versetzt die ganze Gemeinschaft in Aufruhr, reißt alte Wunden auf und lässt Familie, Angestellte und Polizei immer wieder in die Vergangenheit zurückblicken. Liegt der Schlüssel zu Barbara in dem, was vor 14 Jahren passiert ist, oder ist sie einfach nur eine Ausreißerin, die genug vom engen Korsett ihrer altmodischen Familie hat? Und was hat der aus dem Gefängnis entflohene "Schlitzer" mit allem zu tun?
Ein wunderbarer Spätsommerroman, ich glaube Estandia hat ihn auch schon erwähnt, um die Familie Van Laar, ihre Kinder, ihre Angestellten und die ermittelnde Polizei. Die Autorin verwebt verschiedene Perspektiven und Zeitebenen und beleuchtet das komplizierte Geflecht aus Familienbanden, Erwartungen, Schuld und Geheimnissen, dass sich über Generationen aufgebaut hat. Das Buch hat eine starke Atmosphäre, die Figuren sind sehr vielschichtig, glaubhaft und einzigartig. Während ich mit Alice Van Laar, der Mutter beider Kinder, wenig Geduld hatte, weil ich mich nur schwer mit dem Frauenbild der 1970er abfinden kann, waren Figuren wie T.J., die Campleiterin, oder auch die Ermittlerin Judytta, einfach ganz wundervoll für mich. Es geht um Verlust und Veränderung, um das Frauenbild, aber auch um Machtmissbrauch in der Gesellschaft und soziale Ungleichheit. Und am Ende darf man sich selbst eine Frage stellen, die sich auch eine der Figuren stellen muss. Schön geschrieben, manchmal höchstens etwas langatmig, aber das trägt zur dichten Atmosphäre bei.
9/10
Next up sind dann Alchemised und Project: Hail Mary 