Sind sie ohne Reiten unausgelastet, oder ohne Beschäftigung, da der Mensch, wenn er nicht reitet auch sonst nichts mit dem Pferd macht, es aber dennoch in einer 4x3m Box lebt mit stundenweise Koppelgang?
Also, die Pferde, an die ich so denke, sind tatsächlich ohne REITEN unausgelastet. Wenn ich als ein Beispiel das Pferd einer Freundin nehme, 21jährige Trakehnerstute, noch gut m Training. Meine Freundin ist beruflich viel unterwegs (letzte Woche in Italien, davor "bloß" in Nordrhein Westfalen) und das Pferd reiterlich anspruchsvoll. Ich helfe dann teilweise aus, und arbeite die Stute mal an der Doppellonge (reiten würde ich sie nicht wollen, wäre einfach nicht mein Kaliber und mittlerweile mir auch zu groß), und wenn meine Freundin dann wieder da ist (Pferd steht nachts in der Box, kommt morgens um sieben auf die Weide oder das Paddock, und wird am Abend wieder reingeholt), ist die Stute schon "auf Zinne" und erst nach einigen Tagen wieder zufriedener, wenn sie wieder ein paar Tage geritten wurde.
Meinem eigenen ist das in der Art im Grunde schnuppe, der tut auch gerne mal was anderes, als geritten zu werden, wird meist eh nur zwei bis dreimal die Woche geritten, den Rest der Woche machen wir andere Dinge. Aber der hat richtig Freude am Reiten, und er arbeitet auch gern am Langzügel und so weiter - aber ich kann weder am Landzügel noch an der Doppellonge DAS bieten (bewegungstechnisch), was wir unter dem Reiter tun, und das macht auch noch mal einen Unterschied.
Warum darf ein Pferd denn nicht auf die Koppel?
Bei uns in der Region dürfen die meisten Pferde auf Koppeln, oder eben (wenn sie Probleme mit zu viel Futter bekommen, was auf der Koppel möglich ist) auf große Sandflächen, damit sie sich in der Gruppe bewegen können. Ja, es gibt auch die Ställe, wo das Pferd im Winter nur ne Stunde raus kommt (oder gar nicht, wenn der Stall "nur" Sommerweiden hat, und im Winter kein Auslauf vorgesehen ist - das entspricht aber beispielsweise schon nicht mehr den Leitlinien der Pferdehaltung), und ansonsten geritten werden. Ich habe in Ställen gejobbt, bei denen die Pferde nicht mehr raus kommen, wenn der Boden gefroren ist, aus Sorge vor Verletzungen (meiner Erfahrung nach hat man dann allerdings tatsächlich so unausgeglichene Pferde, dass das Verletzungsrisiko eher höher ist als wenn sie sich frei bewegen dürften....)...
Am Ende ist aber "auf der Koppel herumlaufen" und "geritten werden" noch ein eklatanter Unterschied.
Dafür gibt's viele Gründe. Wenn die Koppel z.B. vereist oder versumpft ist, ist das kein Spaß für die Tiere und später auch nicht für den Menschen, wenn die Tiere dauerhaft feucht stehen und daurch Hufkrankheiten bekommen.
Ohne Frage - das Ziel sollte auch bei Matsch und Co immer sein, dass die Pferde auch trocken stehen können, selbst wenn sie es nicht 24 / 7 tun. Damit sie gesund bleiben....
Wenn das nicht jeder bieten kann... Muss dann jeder ein Pferd haben?
Auch da muß jeder für sich entscheiden. Für mich wäre es undenkbar, mein Pferd in einen Stall zu stellen, in dem die Pferde nur stundenweise herauskommen. Wenn ich ein Pferd habe, dann muß ich dafür sorgen, das es bestmöglich gehalten wird, damit es lange gesund bleibt, auch im Sinne des Tierschutzes. Und wenn ich das nicht kann, dann hätte ich tatsächlich Bedenken, mir ein Pferd zu halten. Rein ethisch betrachtet ist diese Frage daher in meinen Augen berechtigt.
Es werden jetzt schon reihenweise Pferde abgeschafft weil die Besitzer sich die Haltung nicht mehr leisten können. Wenn man da auch noch dran dreht haben wir demnächst keine Pferde mehr in Privathaltung
Siehe oben, ich denke, das muß jeder für sich verantworten und für sich entscheiden. Für Pferde gibt es Leitlinien der Haltung, die besagen, dass sich Pferde im angemessenen Rahmen frei bewegen können müssen.
Zitat
Pferde haben somit einen Bedarf an täglich mehrstündiger Bewegung.
Mangelnde Bewegung kann die Ursache von Verhaltensstörungen sein und bedingt Schä-
den, insbesondere am Bewegungsapparat. Darüber hinaus beeinträchtigt Bewegungsmangel
auch die Selbstreinigungsmechanismen der Atemwege sowie den gesamten Stoffwechsel.
In allen Pferdehaltungen ist daher täglich für ausreichende, den physiologischen Anforde-
rungen entsprechende Bewegung der Pferde zu sorgen. Kontrollierte Bewegung (Arbeit,
Training) beinhaltet nicht die gleichen Bewegungsabläufe wie die freie Bewegung, bei der
die Fortbewegung im entspannten Schritt überwiegt, aber auch überschüssige Energie und
Verspannungen abgebaut werden können. Daher kann kontrollierte Bewegung die freie Be-
wegung nicht vollständig ersetzen. Allen Pferden, insbesondere aber Zuchtstuten, Fohlen
und Jungpferden muss sooft wie möglich Weidegang und/oder Auslauf angeboten werden.
Aus "Leitlinien zur Beurteilung von Pferdehaltungen unter Tierschutzgesichtspunkten von 2009"
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Ich für mich könnte daher kein Pferd halten, was vorwiegend in der Box steht.
Wenn ich mich in meiner Region so umsehe, sollte es bei uns keinen Einfluss auf die Population der Freizeitpferde haben.