Eine Versicherung, die meine Beiträge erhöht, sobald sie Wind davon bekommt, dass mein Hund teure Erkrankungen hat, finde ich nicht besonders sicher.
Dass Versicherungen Unternehmen sind, die Gewinne erzielen müssen ist mir schon klar. Man darf sich aber dennoch die Frage stellen, wie "sicher" so eine Versicherung ist, wenn diese dann solche Praxis an den Tag legt. Und wie gesagt. Die Information habe ich nicht von jemandem, der jemanden kennt, dem das scheinbar Mal passiert ist sondern von jemandem, der direkt in so einer Versicherung arbeitet und genau solche Fälle bearbeitet. 🤷🏻
Was sind denn solche Fälle? Und was für eine Praxis?
Ich habe jahrelang selbst bei einem großen Versicherungskonzern gearbeitet. Ich habe nichts mit der eigentlichen Abwicklung der Schadensfälle zu tun gehabt, kenne aber Abläufe und Prozesse sehr genau. Für Beitragsanpassungen werden komplexe mathematische Modelle mit tausenden Parametern genutzt, die Beiträge, Churn, Kündigungen, usw. berechnen. Ziel sind immer möglichst viele zufriedene Kunden. Da sitzt niemand, blättert durch die Akten und schreibt dann ein paar Kündigungen weil ein Hund zu alt ist. Das sind Systeme, die auf vorhandenen Daten arbeiten und dann zum Jahresende tausende Briefe mit Beitragsanpassungen und Kündigungen automatisiert rausschicken.
Wenn Beiträge einigermaßen stabil bleiben sollen, muss man sich bei extrem steigenden Kosten von Altverträgen trennen. Das ist für den Einzelfall traurig, keine Frage. Es ist aber kein falsches Verhalten der Versicherung.
Dann habe ich mir eingebildet, dass die AGILA meine Hündin aus dem Tarif geschmissen hat und mir einen schlechteren dafür angeboten hat? War keine jährliche Anpassung. Ich habe auch keine Rechnung eingereicht.
Wenn das bei dir passiert ist, gab es bei deiner Versicherung keinen Kündigungsverzicht. Eine Kündigung ist dann rechtlich vollkommen in Ordnung, so traurig es auch für dich ist.
Der Verzicht auf das Kündigungsrecht spiegelt sich auch deutlich in den Beiträgen wieder. Wir zahlen aktuell für die Vollversicherung mit Kündigungsverzicht etwa 100 Euro monatlich. Bei anderen Versicherern bekommt man das für knapp 60 Euro. Wir zahlen also seit Welpenalter gut 500 Euro jährlich mehr, um auszuschließen, dass wir mit 12 Jahren aus der Versicherung fliegen. Das ist letzten Endes alles eine Wahrscheinlichkeitsrechnung: zahle ich jetzt mehr, um später 100% sicher zu sein? Oder ärgere ich mich, wenn mein Hund dann mit 10 Jahren plötzlich stirbt und nie krank war? Alles eine persönliche Entscheidung.
Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass man sich davon überrumpelt, vielleicht auch betrogen fühlt. Daher kann ich auch jedem, der keine Lust und Zeit hat, Versicherungsverträge zu lesen, nur einen guten Versicherungsmakler ans Herz legen. Die nehmen dem Thema auch die Emotionalität, was bei solchen Themen sehr hilfreich ist.