Gerade erst gesehen, aber schreibe ich gerne was zu. Eins vorweg: Unser GSS ist unser erster Hund und ein sehr netter Vertreter seiner Rasse (ist auch noch keine 2 Jahre). Ich weiß nicht, was davon Charakter und was Erziehung ist. Aber er ist ein Hibbel, der fast alle Menschen und Hunde mag. Dennoch habe ich schon einen Eindruck, was an Ernsthaftigkeit noch dahinter steckt. Aber es sind eh alle Hunde verschieden.
Man muss beim GSS sehr aufpassen, wenn die Rassebeschreibung ihn als super Familienhund beschreibt. Henning liebt auch Kinder und will da immer hin. Wenn eins schreit, will er sofort trösten. Ich muss das aber sehr deckeln und im Auge halten: Ich bin mir sicher, dass er die Kinder auch aktiv beschützen würde. Also Kinderwagen bewachen und den Zugang regeln zum Beispiel. Und ich würde (ohne Regelung durch uns) auch nicht in der Haut desjenigen stecken wollen, der ein Kind zum Weinen bringt.
GSS sind Hofhunde. Besucher werden also abgecheckt und im Auge behalten. Das kann sehr nervenaufreibend sein, das zu regulieren. Es sind aber keine sinnlosen Kläffer.
Stur klingt immer etwas böse. Aber die Rasse ist dafür gezüchteter, selbstständig zu entscheiden. Liegt in der Genetik: Die haben früher selbstständig den Hof bewacht, waren teilweise im Herdenschutz eingesetzt oder haben Karren selbstständig ins Tal gezogen. Kommandos sind für sie also eher Vorschläge. Wenn sie gerne mit dir zusammenarbeiten und gelernt haben, dass du weißt, wo es lang geht, befolgen sie die Vorschläge gerne. Aber meistens siehst du erst mal, wie sie ein paar Sekunden drüber nachdenken und abwägen. Deswegen sind es auch keine Hunde für Tricksereien: Mal das ein oder andere Kommando, klar. Aber die Hunde sehen den Sinn nicht darin, einen Trick nach dem anderen abzuspulen. In Facebookgruppen zum GSS sind übrigens schon sehr viele am Charakter verzweifelt, die vorher schon vermeintlich sture Hunde hatten. Das Thema Leinemführigkeit ist so was. Manche lassen ihn immer frei laufen, weil sie die Leinenführigkeit nicht hinbekommen und der Freilauf gut klappt. Geht alles, aber damit du mal ein Extrembeispiel hörst.
Aber das heißt nicht, dass die Hunde nicht arbeiten wollen. Du schreibst, dass die Hunde nicht so zeitaufwändig sind. Ja und nein. Sie brauchen natürlich ihre Bewegung. Gerade bei großen schweren Hunden sollte man auf einen guten Muskelaufbau achten. Aber sie brauchen nicht unbedingt unendlich viel zusätzliche Beschäftigung. Wobei ich mit dabei sagen muss, dass Henning einmal wöchentlich einen Beschäftigungskurs besucht und wir im Januar mal in den Zughundesport reinschnüffeln wollen. Und das nimmt er auch dankbar an, er arbeitet sehr gerne. Aber unser Grundstück ist auch zu klein, um angemessen wachen zu können. Das wäre halt eine Alternative Auslastung.
Zusammengefasst: Es können tolle Familienhunde sein. Ich war froh, dass wir jetzt noch keine Kinder haben wo Henning noch so jung und anspruchsvoll ist. Und er wird auch später nicht der sein, der mit den Kindern toben und spielen kann. Dafür ist er zu schwer. Ich vermute, das wäre eher so ein Nebenher mit kuscheln. Aber da fehlt mir die Erfahrung.
Ich bin schon das ein oder andere mal etwas verzweifelt an ihm, weil er immer wieder diskutiert. Aber es sind tolle Hunde und ich würde mich immer wieder für Henning entscheiden. Es muss einem nur klar sein, dass es herausfordernd sein kann und es einfachere Rassen gibt. Und vor allem die Rasseportraits im Internet sind oft etwas zu positiv dargestellt. Da muss man viel zwischen den Zeilen lesen.
Zum Schäferhund im Vergleich kann ich dir leider nichts sagen. Aber ich hoffe, das hilft dir schon mal weiter.