Ich habe ja so ein Kaliber als Ersthund zuhause, da kann ich vielleicht noch das ein oder andere zu schreiben.
Vorweg: Es ist ein GSS (Hofhund und Allrounder) und somit kein HSH - letzteres wäre bei uns trotz aller Vorbereitung mächtig in die Hose gegangen!
Ich kann verstehen, dass man einen großen Hund haben will. Wollten wir auch, haben wir auch geholt. Aber man erschwert sich doch einiges damit. Unsere Hundesitterin kann ihn nur nehmen, wenn gerade kaum ein anderer Hund in Betreuung ist. Bei uns gab es jetzt Probleme bei der Betreuung - natürlich nimmt niemand mal eben so einen großen Hund in Betreuung! Ganz platt gesagt: du kannst dich von längeren Urlauben ohne Hund verabschieden. War uns bewusst, aber vergisst man manchmal.
Zum Halten: Das geht über Gewöhnung und Technik. Deshalb ist gut, wenn man den großen Hund von Welpe an hat. Er checkt nicht ganz so sehr, dass er stärker ist und man wächst langsam rein. Aber man kann einfach nicht so völlig entspannt laufen. Die ersten Jahre, weil der Hund noch nicht voll im Gehorsam steht (meiner würde zu, Beispiel gerne zu anderen Hunden abzischen). Das ist bei vielen jüngeren Hunden so - aber andere Hundehalter haben zurecht keinen Bock, dass ein Kälbchen auf sie zugeritten kommt! Später rechne ich damit, dass er andere Hunde überflüssig findet und vielleicht sogar eine gewisse Abscheu entwickelt.
Zum Wachen: Wir wohnen in einem Baugebiet. Ich habe von Anfang an darauf geachtet, dass Henning eben nicht nach eigenem Gusto wacht! Anschlagen - gerne. Meinen, dass etwas außerhalb des Grundstücks ihn was angeht? Auf keinen Fall. Unterwegs lasse ich mich auch im Dunkeln nicht beschützen. Er darf auf keinen Fall auf die Idee kommen, das sei sein Job und er müsse regeln.
Es ist mit so einem eigenständigen Hund super anstrengend, ihn vernünftig zu erziehen (vor allem ohne Erfahrung!!). Und gleichzeitig sind die Mitmenschen viel, viel kritischer, weil er halt so groß und eine potenzielle Gefahr ist.
Ich sehe ständig, dass GSS mit bis zu 3 Jahren wieder vermittelt werden, weil es einfach nicht mehr geht. Weil sich die Besitzer übernommen haben. Wie schon viele schrieben: die ersten vier Jahre bist du viel am diskutieren (und verzweifeln). Dann hast du noch drei bis vier gute Jahre und dann einen alten Hund. Je nach Rasse nicht mal - viele haben keine Chance ein zweistelliges Alter zu erreichen. Und weil der GsS als gesunde Alternative zum Berner verkauft wird (obwohl viel ernsthafter) geht es hier auch los.
Mein Tipp: Mach es dir nicht zu schwer. Fahre zu einem Rassetreffen von einem Hund, der dich interessiert. Und dann frag mal die Besitzer, ob sie dir das empfehlen. Erlebe die Hunde jung und wild. Und entscheide auf gar keinen Fall nach den romantischen Rassebeschreibungen a la großer Beschützer! Ich würde mich nicht anders entscheiden (trotz der Tränen und Narbe, weil er mich einmal umgerissen hat ), aber tu dir das in deinem Alter nicht an. Großer Hund = große Einschränkung.