Es ist schon irgendwie so, dass es (zumindest in Foren) zum Thema optimale Beschäftigung so Wellen gibt, was man grad unbedingt tun muss bzw. nicht tun darf und sich das alle paar Jahre ändert.
Als ich meinen ersten Hund bekommen habe (vor so ca. 16 Jahren), war grad Agility im Kommen. Geeignet für jeden Hund, fast schon ein Muss, die Agivereine sind überall aus dem Boden geschossen. Und ich hab immer wieder gelesen, wie wichtig es wäre, den Hund beim Gassigehen quasi dauernd zu beschäftigen. Suchspiel hier, Zerrspiel da, auf den Baumstamm hüpfen, tricksen, nur ja keine Langeweile aufkommen lassen, man muss sich interessant machen etc.
Gerade ist irgendwie das Gegenteil in. Gar nix unterwegs machen, alles ist Stress für den Hund, Auslastung soll ruhig und konzentriert sein (heute ist Mantrailing das neue Agi, muss jeder Hund machen), Spaziergang muss auch ruhig ablaufen, ja nicht zu viel, ja nicht zu aufregend...
Und diese Konzepte werden dann irgendwie jedem Hund übergestülpt, egal ob's passt oder nicht. Und ehrlich gesagt erwische ich mich ständig dabei, wie ich über die Haltung, Erziehung, Auslastung meiner Hunde grübel. Nicht, weil die Hunde unzufrieden wirken, sondern weil halt nicht alles so perfekt abläuft, wie es teils im Forum geschildert wird. Daher finde ich diesen Thread grad sehr schön, dass erdet mich wieder mal bissel in der Hinsicht, dass halt nicht alles geht, und das nicht zwingend bedeutet, dass man in Sachen Erziehung völlig unfähig ist. Und dass es nicht die eine richtige Art der Hundehaltung gibt (ja, ich neige da leider zu Perfektionismus und hab mir damit schon so oft Sachen kaputt oder unnötig schwer gemacht...).
Mein Pointer kann z. B. nicht tiefenentspannt 3 Stunden in wildreichem Gebiet unterwegs sein. Solche Touren machen wir zwar auch, aber danach ist sie wirklich fertig, weil die ständigen Wildgerüche, während sie sich aber beherrschen muss und nicht durchstarten darf, unglaublich viel Konzentration fordert. Der Terrier ist wegen der hohen Hundedichte hier vor Ort manchmal schon nach ner halben Stunde durch. Also drehen wir morgens auch manchmal nach 10 min wieder um, wenn viel los ist.
Mit beiden Hunden kann ich aber am Stadtrand (wenig Hunde, wenig Wild) stundenlang laufen, danach sind die zufrieden und ausgetobt, aber nicht KO. Zusätzliche Auslastung bräuchten beide nicht, wenn die Spaziergänge immer mal aufregender und mal langweiliger gestaltet sind. Wir machen trotzdem hobbymäßig ein bisschen Dummy, bisschen UO etc., und da sind sie auch begeistert dabei, aber wenn's mal paar Wochen nicht ist, merke ich auch keinen Unterschied.
Hätte ich die Möglichkeit nicht, z. B. in wildarmen Gebieten spazieren zu gehen, wären mehrere Stunden Gassi täglich auch nicht möglich.
Beide Hunde sind auch eher reizoffen, sowas wie Restaurant, Einkaufszentrum geht zwar, aber das finden die höllisch anstrengend und sind danach zu nix mehr zu gebrauchen. Da sowas aber eh nicht unser Alltag ist, ist mir das egal. Wäre aber ein Problem, wenn es so wäre und ich zusätzlich noch jeden Tag stundenlang durch die Gegend wandern oder 3x die Woche auf dem Hundeplatz stehen möchte.