Beiträge von Clover

    Nicht jeder Hund äußert Stress beim Alleinsein durch Bellen oder Wohnung zerstören, manche leiden auch still. Ich würde da tatsächlich mal eine Kamera bzw. Smartphone aufstellen und schauen, was er macht. Ist er entspannt, schläft er? Oder starrt er stundenlang die Tür an, trippelt ohne Pause durch die Wohnung?

    Dazu kommt noch, wenn er viel trinkt und gewöhnt ist, häufig raus zu kommen, ist es natürlich auch ohne Stress beim Alleinsein doof, wenn er dann plötzlich viel länger als gewohnt aushalten muss.

    Auf alle Fälle wirst du vorerst nicht um eine Betreuung herum kommen, wenn er nicht so lange stressfrei allein bleiben kann. Oder zumindest um einen Gassigänger, wenn er nicht so lange einhalten kann.

    Ich habe keinen Tagesablauf

    Was meinst du damit? Jeder hat doch irgendeinen Tagesablauf :???: Wenn du meinst, dass der sehr unregelmäßig ist: wäre es dann möglich, den regelmäßiger zu gestalten? Das hilft den Hunden gerade am Anfang sehr viel.

    Es ist schon irgendwie so, dass es (zumindest in Foren) zum Thema optimale Beschäftigung so Wellen gibt, was man grad unbedingt tun muss bzw. nicht tun darf und sich das alle paar Jahre ändert.

    Als ich meinen ersten Hund bekommen habe (vor so ca. 16 Jahren), war grad Agility im Kommen. Geeignet für jeden Hund, fast schon ein Muss, die Agivereine sind überall aus dem Boden geschossen. Und ich hab immer wieder gelesen, wie wichtig es wäre, den Hund beim Gassigehen quasi dauernd zu beschäftigen. Suchspiel hier, Zerrspiel da, auf den Baumstamm hüpfen, tricksen, nur ja keine Langeweile aufkommen lassen, man muss sich interessant machen etc.

    Gerade ist irgendwie das Gegenteil in. Gar nix unterwegs machen, alles ist Stress für den Hund, Auslastung soll ruhig und konzentriert sein (heute ist Mantrailing das neue Agi, muss jeder Hund machen), Spaziergang muss auch ruhig ablaufen, ja nicht zu viel, ja nicht zu aufregend...

    Und diese Konzepte werden dann irgendwie jedem Hund übergestülpt, egal ob's passt oder nicht. Und ehrlich gesagt erwische ich mich ständig dabei, wie ich über die Haltung, Erziehung, Auslastung meiner Hunde grübel. Nicht, weil die Hunde unzufrieden wirken, sondern weil halt nicht alles so perfekt abläuft, wie es teils im Forum geschildert wird. Daher finde ich diesen Thread grad sehr schön, dass erdet mich wieder mal bissel in der Hinsicht, dass halt nicht alles geht, und das nicht zwingend bedeutet, dass man in Sachen Erziehung völlig unfähig ist. Und dass es nicht die eine richtige Art der Hundehaltung gibt (ja, ich neige da leider zu Perfektionismus und hab mir damit schon so oft Sachen kaputt oder unnötig schwer gemacht...).

    Mein Pointer kann z. B. nicht tiefenentspannt 3 Stunden in wildreichem Gebiet unterwegs sein. Solche Touren machen wir zwar auch, aber danach ist sie wirklich fertig, weil die ständigen Wildgerüche, während sie sich aber beherrschen muss und nicht durchstarten darf, unglaublich viel Konzentration fordert. Der Terrier ist wegen der hohen Hundedichte hier vor Ort manchmal schon nach ner halben Stunde durch. Also drehen wir morgens auch manchmal nach 10 min wieder um, wenn viel los ist.

    Mit beiden Hunden kann ich aber am Stadtrand (wenig Hunde, wenig Wild) stundenlang laufen, danach sind die zufrieden und ausgetobt, aber nicht KO. Zusätzliche Auslastung bräuchten beide nicht, wenn die Spaziergänge immer mal aufregender und mal langweiliger gestaltet sind. Wir machen trotzdem hobbymäßig ein bisschen Dummy, bisschen UO etc., und da sind sie auch begeistert dabei, aber wenn's mal paar Wochen nicht ist, merke ich auch keinen Unterschied.

    Hätte ich die Möglichkeit nicht, z. B. in wildarmen Gebieten spazieren zu gehen, wären mehrere Stunden Gassi täglich auch nicht möglich.

    Beide Hunde sind auch eher reizoffen, sowas wie Restaurant, Einkaufszentrum geht zwar, aber das finden die höllisch anstrengend und sind danach zu nix mehr zu gebrauchen. Da sowas aber eh nicht unser Alltag ist, ist mir das egal. Wäre aber ein Problem, wenn es so wäre und ich zusätzlich noch jeden Tag stundenlang durch die Gegend wandern oder 3x die Woche auf dem Hundeplatz stehen möchte.

    Meine Hunde kommen mit Flexileine auch nicht zurecht. Ich denke, es ist ihnen zu deutlich zu wenig Radius, um wie im Freilauf zu agieren, aber zu viel, um als Leine erkannt zu werden (falls man versteht, was ich meine |)). Dazu der ständige Zug (anders als bei einer Schlepp auch dann, wenn der Hund sich nicht bewegt) und die Tatsache, dass man keine Chance hat, den Hund sanft auszubremsen. Das endet hier in einer Mischung aus nur neben mir her laufen, an der voll ausgezogenen Flexi zerren und in die Leine rennen. Ich hab's mittlerweile aufgegeben. Entweder Freilauf bzw. Schlepp oder kurze Leine.

    Zur Schleppleine: ich hab 20m Biothane, die wickel ich quasi einfach in Schlaufen wie ein Lasso und halte den aufgewickelten Teil der Leine in der linken Hand, in der rechten Hand hab ich die Leine im "Zügelgriff" und geb dort nach, wenn der Hund vor läuft und nehme die Leine wieder auf, wenn er stehen bleibt oder langsamer wird. Kommt sie ans Ende, wird das angekündigt und gelobt, wenn sie daraufhin langsamer wird. Knoten habe ich so eigentlich nie in der Leine und auch irgendwo verheddern tut sie sich selten. Bei dem Wetter sieht man dann natürlich aus wie Sau :ugly:

    Längere Schleppleinen habe ich auch, aber die lasse ich dann tatsächlich schleppen, wo man immer noch ein paar m als Sicherheit einplanen muss, damit die Leine nicht außer Reichweite ist, bis man reagiert. Die sind hier aus dünnem Paracord, damit das Gewicht nicht zu viel wird, ist dann aber nur was, wenn man fernab der Zivilisation spazieren geht und der Hund unterwegs nicht groß herum tobt.

    Dass andere Tiere genauso schlecht gehalten werden, macht die Sache aber doch nicht besser...

    Meiner Meinung nach wird sich überall da, wo Tiere einfach Werkzeug und Mittel zum Zweck sind, im Zweifelsfall gegen das Wohl des Tieres entschieden. Der Zweck heiligt die Mittel, da nützt dann auch alles Gerede vom gleichwertigen Partner auf 4 Pfoten nichts mehr...

    Ich würde z.B. gar nicht wollen, dass jemand anderes mit meinen Hunden spazieren geht, wenn es nicht sein muss. Ohne Leine sowieso nicht, und angeleint hat keiner meiner Hunde sonderlich viel von einem Spaziergang. Daher, wenn sich deine Hunde in der Pension wohlfühlen, dann würde ich sie da auch länger unterbringen und würde mir keine Gedanken machen, wenn es dann halt mal keine Spaziergänge gibt. Genug zu verarbeiten haben die beiden auch so, und genug Möglichkeiten zur Bewegung im Auslauf ist ja gegeben.

    Das stimmt doch ein Stück weit auch - also dass Hunde nur zeitlich sehr begrenzt einen Zusammenhang zwischen Handlung und Belohnung herstellen können.

    Würde das so absolut stimmen, könnte ja kein Hund eine Verhaltenskette bilden. Hunde können sich schon mehr als 2 Sekunden lang etwas merken.

    Dass es trotzdem völlig sinnlos ist, mittags zu belohnen wenn der Hund morgen Sitz macht, ist natürlich klar :lol:

    Es geht ja nicht ums Merken, sondern ums Verknüpfen von Handlung und Feedback. Je mehr Zeit dazwischen liegt, umso schwerer macht man es dem Hund. Deswegen nutzen viele ja auch einen konditionierten Verstärker wie den Clicker, weil man damit Verhalten quasi punktgenau verstärken kann.

    Verhaltensketten sind auch wieder was anderes, da dient das nachfolgende Verhalten als Verstärker des vorangegangenen.

    Ich saß gemütlich auf dem Sofa in eine Decke eingekuschelt, der Pointer neben mir vergraben, nur der arme kleine Terrier trappelte unglücklich durch die Wohnung, weil wir seinen Lieblingsplatz auf der Couch blockiert haben. Mich anstarren hat nichts gebracht, fiepsen auch nicht, ankläffen war auch ein Schuss in den Ofen.

    Plötzlich rennt sie zur Tür, fängt an zu schmatzen und zu würgen, ich spring also auf weil ich denke, sie muss kotzen und wir schaffen es vielleicht noch rechtzeitig raus. Und was macht die olle Mistkröte, während ich hektisch in die Schuhe springe? Hopst auf den nun frei gewordenen Sofaplatz, krabbelt unter meine Decke und schaut sehr zufrieden mit sich und der Welt drein :rollsmile:

    Ich eher weniger :skeptisch2:

    Wenn ich jetzt mal von mir ausgehe: niemand in unserer Familie hatte Hunde, im engen Freundeskreis auch nicht. Ich fand Hunde schon immer toll und wollte einen, seit ich denken kann Ich hab alles an Büchern und Zeitungen über Hunde verschlungen, aber irgendwelche praktischen Erfahrungen (vom Gassigehen mit Tierheimhunden abgesehen) hatte ich nicht. Als ich mit 16 endlich die Erlaubnis für einen Hund bekam, sollte es unbedingt ein Staff aus dem Tierheim sein (damals war grad diese Kampfhundehysterie und die TH voll mit diesen Rassen).

    Die Rassebeschreibung las sich nett, und am Ende ist Hund gleich Hund, konsequent erziehen und fertig |)

    Ich weiß nicht, ob ich mir das damals hätte ausreden lassen. Auf alle Fälle hätte ich aber überhaupt nicht formulieren können, was ich für einen Hund suche. Einen Hund halt, mit dem ich Spazierengehen und bissel hobbymäßig Hundesport machen kann. Jagdtrieb, Schutztrieb, Verträglichkeit mit anderen Hunden, was genau das bedeutet, wie sich das auf den Alltag mit Hund auswirkt und dass es da nun so großartige Unterschiede zwischen einzelnen Rassen gibt :ka: JETZT weiß ich das, jetzt kann ich auch ziemlich genau formulieren, was ich mir wünsche und was nicht, aber ich glaube, manchmal wird vergessen, dass es dafür eben schon eine gewisse Erfahrung braucht.