Ich habe gestern ein Video einer englischsprachigen Influencerin gesehen, das mir erstaunlich aus der Seele gesprochen hat. Sie hat darüber geredet, wie Social Media Hobbys verändert und oft auch entwertet. Dass es beim Zeichnen zum Beispiel immer seltener darum geht, einfach aus Spaß zu malen oder auszumalen, sondern darum, welches Equipment man hat, was man malt, wie gut man ist, wie schnell man besser wird und dass Fehler bitte möglichst gar nicht passieren sollen. Der Fokus verschiebt sich ganz leise von Freude hin zu Leistung.
Besonders hängen geblieben ist bei mir aber der Teil über Bücher. Booktok und ähnliche Bereiche fühlen sich für mich oft so an, als würde Lesen gar nicht mehr einfach Lesen sein dürfen. Es reicht nicht, eine Geschichte zu mögen oder sich darin zu verlieren. Es sollte idealerweise ein Hardcover sein, am besten mit schönem Farbschnitt, perfekt sortiert im Regal, ohne geknickte Buchrücken, ohne Eselsohren. Und um überhaupt ernst genommen zu werden, liest man nicht einfach gern, sondern mindestens hundert Bücher im Jahr, besser noch im Monat. Bücher werden nicht mehr nur besprochen, sondern entweder in den Himmel gehoben oder komplett zerlegt. Lesen wird dadurch weniger Rückzugsort und mehr Aufgabe.
Mir geht es damit oft genauso, und vielleicht ist das auch der Grund, warum ich zu Booktok und Co kaum Zugang finde, obwohl ich Bücher liebe.
Das ist ausdrücklich kein Fingerzeig auf Menschen, die schöne Ausgaben sammeln, ihre Regale sortieren oder Leselisten führen. Ich finde aber, dass genau diese Social Media Bubbles einen gewissen Druck erzeugen können und aus einem eigentlich schönen Hobby einen Wettkampf machen.
Geht es noch jemandem so, oder empfinde ich das einfach sehr subjektiv?