Umgedrehte Aggression - wie damit umgehn?

  • Hallo zusammen,
    wie ich schonmal gepostet habe, kämpfe ich zurzeit mit Janoschs Leinenaggro. In dem Bereich hab ich vorher so gut wie noch keine Erfahrungen gemacht, zumindest nicht in dem Maße.
    Janosch gebärdet sich wie doof bei vielen anderen Hunden (nicht bei allen) und vor allem bei solchen die sich ebenfalls aufregen, also das typische bei Leinenaggression.
    Bei ihm kommt aber noch dazu, dass er mich dann gerne beißt, wenn er nicht hin kommt. Einmal ging der Biss durch die Jeans und hinterließ eine kleine, aber nicht untiefe Wunde und einmal einen sehr großen blauen Fleck. Die anderen gingen nur ins Hosenbein.
    Das Problem ist, dass das meistens in Situationen passiert, in denen man nicht ausweichen kann, also die Konfrontation unvermeidlich ist.
    Einen Trainer hab ich schon engagiert, aber bis jetzt haben wir erst die Analyse hinter uns.
    Er sagte es fehle an "respektvoller Bindung" und es wäre auch keine Übersprungshandlung, sondern "umgedrehte Aggression". Das heißt er will den anderen Beißen, kommt aber nicht hin, deswegen beißt er mich um den Druck los zu werden. Von Maßregelung seinerseits hat er nicht gesprochen.


    Mich würde jetzt einfach mal interessieren, wie ihr in so einer Situation handeln würdet, oder vielleicht schonmal gehandelt habt, oder einfach glaubt zu handeln?
    Auf der Hundewiese hör ich da immer wieder "ja bei mir hätt er was erlebt", "wenn der das bei mir machen würde..." usw.

  • Umgedrehte Agression, Übersprungshandlung (die Unterschiede dürften wohl minimal sein) hin oder her, es gibt gewisse Grenzen die hat mein Hund nicht zu überschreiten.
    Wenn ich soeinen Kandidaten an der Leine habe, bekommt der meistens etwas zum abreagieren, Ball Beisswurst oder ähnliches in das er beissen darf. Trotzdem, sollte er sich dann bewusst doch noch für mich entscheiden, ist das einfach nicht akzeptabel. Es ist für mich durchaus verständlich, dass ein Hund der etwas nicht gelernt hat sich irgendwie abreagieren muss, aber wie schon erwähnt - es gibt Grenzen und ich bin kein Punching Ball.


    Ja, wenn ich alternativen Anbiete und man ganz bewusst lieber mich wählt, dann werde ich sehr unfreundlich.

  • Zitat

    Das Problem ist, dass das meistens in Situationen passiert, in denen man nicht ausweichen kann, also die Konfrontation unvermeidlich ist. [...] Das heißt er will den anderen Beißen, kommt aber nicht hin, deswegen beißt er mich um den Druck los zu werden.


    Nachvollziehbar und schon auch ein bisschen das, was ich unter Übersprungshandlung verstehen würde. Für ihn ist der Stress in diesem Moment zu groß, er muss also irgendwo hin mit seiner angestauten Aggression. Ich glaube auch nicht, dass "dem hätte ich aber was erzählt" in diesem Moment wirklich weiterhilft, wobei ich andererseits auch denke, dass Janosch jemanden, den er bedingungslos als Rudelführer akzeptiert, nicht angreifen würde.


    Wie arbeitest du denn an der Leinenaggression? Eigentlich sollte es mit zunehmendem Trainingserfolg in weniger stressenden Situationen auch in Extremsituationen besser werden.


    LG
    das Krümelmonster

  • Zitat

    Umgedrehte Agression, Übersprungshandlung (die Unterschiede dürften wohl minimal sein) hin oder her, es gibt gewisse Grenzen die hat mein Hund nicht zu überschreiten.
    Wenn ich soeinen Kandidaten an der Leine habe, bekommt der meistens etwas zum abreagieren, Ball Beisswurst oder ähnliches in das er beissen darf. Trotzdem, sollte er sich dann bewusst doch noch für mich entscheiden, ist das einfach nicht akzeptabel. Es ist für mich durchaus verständlich, dass ein Hund der etwas nicht gelernt hat sich irgendwie abreagieren muss, aber wie schon erwähnt - es gibt Grenzen und ich bin kein Punching Ball.


    Ja, wenn ich alternativen Anbiete und man ganz bewusst lieber mich wählt, dann werde ich sehr unfreundlich.


    Ja, so würde ich es auch handhaben.

  • @ Bordy und Morrigan


    Ich bin eigentlich der gleichen Meinung. Als ich das das erste Mal so wirklich mitbekommen habe, bin ich auch ziemlich sauer geworden und hab ihn gepackt und runtergedrückt, ohne viel zu überlegen. Das erstaunliche war aber, dass ihn das 0 interessiert hat. Er hat auch so am Boden noch weitergekläfft und sich gewehrt. Ansätze zum beißen gabs da aber nicht.
    Ball o.Ä. spuckt er aus.


    Ich bin da total zwiegespalten. Einerseits denk ich mir, wenn ich ihn körperlich maßregele, wird das seinen Stress eher noch erhöhen und er wird immer gespannt in solche Situationen gehen. Andererseits kann ich auch nicht einfach ignorieren, wenn er mich beißt :/


    Wo wir dann zur Frage kommen wie wird am Gesamtproblem gearbeitet:
    Bei der Huschu bei der ich mit ihm bis vor kurzem war, handhabte das Problem so, dass man schon bei Ansätzen dazwischen funken sollte. Entweder in Form von Sichtfeld versperren und körpersprachlich drohen, oder im Fell zupfen. Sofort wieder nett sein, wenn der Hund aufhört.
    Damit haben wir aber nicht viel erreicht. Deswegen hab ich auch den Trainer gewechselt, weil ich nicht glaube, dass diese Methode was bringt. Er soll ja lernen, dass er das gar nicht nötig hat und da eigentlich drüber stehen kann und dass ich ihn beschütze.
    Mit dem neuen Trainer war aber wie gesagt erst die Analyse und noch keine Trainingseinheit.


    Von dem her versuche ich zurzeit früh genug auszuweichen und ihn zu ignorieren.
    Wenn ich mich mit Leuten unterhalten will und er sich aufführt nehm ich ihn auch mal hoch, weil er dann ruhig ist. Mir ist das aber irgendwie unangenehm und ich weiß auch nicht, ob das richtig ist.

  • Geht er denn auf Beisswurst ab? SChönes Zerrspiel? Das würde ich in entspannter Situation üben und dann im Konflikt, bevor es eskaliert, starten.

  • Nein, sowas findet er nicht toll. Bälle liebt er, aber sogar die lässt er in solchen Situationen fallen.
    Was das angeht bin ich auch sehr vorsichtig, damit ich ihn nicht im falschen Moment bestätige.

  • Dieses umgelenkte Aggressionsverhalten ist eine Stresssituation für deinen Hund und für dich.
    Die tatsächliche Aggression geht in die Richtung des anderen Hundes und wird durch dein Eingreifen kurzfristig auf dich gerichtet ohne, dass es dich wirklich 'treffen' soll.


    Zuerst würde ich Hundebegegnungen auf engem Raum vermeiden. (Bogen gehen, notfalls umdrehen) Da muß man sich langsam 'rantrainieren'.
    Ruhiges, konsequentes Auftreten deinerseits, ist in diesen Situationen sehr hilfreich.
    Bestätigung des Hundes NUR für wirklich gewünschtes Verhalten, dann aber deutlich.

  • Hm, doof.


    Ich hatte das vor 5 Jahren auch, als ich meinen 9 jährigen Terrier übernahm. Selbst massive Maßregelung kamen nicht durch, wenn sein Hirn ausgeschaltet war.


    Ich habe es dann über langsame Gewöhnung und Distanzverringerung zu den Feinden gemacht, eben so viel Abstand, dass er eben nicht ausgerastet ist. Und der Stachelwürger wurde sofort gegen ein Geschirr getauscht. :roll:


    Als Rettung in der Situation, würde ich die Leine über einen Pfosten, Zaun, Laterne ect. werfen und aus der Reichweite gehen.

  • BlueSusa
    Ich möchte nochmal klar stellen, dass ich nicht eingegriffen habe, wenn er sich aufgeführt hat. Nur kurz gehalten und weitergelaufen. Wenn das Bein dann vor seinem Kopf war und die Sicht versperrt hat, dann wurde reingebissen. Ich hab ihn dabei nicht berührt.
    Wie gesagt, ausweichen geht nicht immer. Einmal lief ein supersüßer Labrador, der nur spielen wollte :mute: uns auf der Straße hinterher und hörte absolut nicht. Natürlich war er ohne Leine und Herrchen sonstwo.
    Oder hinter ner Ecke taucht plötzlich ein anderer Hund auf, dann ists auch zuspät.


    Morrigan
    Das war auch ein Tipp, den ich gern mal umsetzen würde, aber wenns soweit ist vergesse ich es immer :hilfe:
    und die Sitution muss halt passen.
    Der andere Hund darf dann nicht hinkommen, es muss ein Pfosten da sein usw.

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