kleine Scheißhose

  • Hallo an alle, die Erfahrungen mit ängstlichen Hunden haben! Unser Jorgo (7 Monate, seit etwas mehr als 3 Monaten bei mir) stammt aus Kreta und hat sein kurzes Leben bisher auf der Müllkippe, in der Tötungsstation und im Tierheim verbracht. Nun versuchen wir ihm ein schönes Zuhause zu geben. Er hat sich erstaunlich schnell an meinen Mann und mich gewöhnt, freut sich über unsere Anwesenheit, folgt uns durch ganze Haus, läßt sich überall anfassen etc. Er ist auch gut sozialisiert mit Hunden und anderen Tieren, jedoch nicht mit Menschen. Ich nehme an, dass ich die erste war, die sich eingehend mit ihm beschäftigt hat, Halsband und Leine hatte er bis dahin auch noch nie gesehen. Jetzt läuft er schon prima ohne Leine, geht aber nur solange gut, bis uns ein paar Jogger oder Spaziergänger entgegen kommen. Mit Autos und Radfahrern hat er weniger ein Problem, aber da laß ich ihn vorsichtshalber auch immer hinsetzen. Wenn er nicht angeleint ist, läuft er einen Riesenbogen um die fremden Leute und kommt erst zu mir zurück, wenn sie schon fast außer sicht sind und er sich wieder sicher fühlt. Normalerweise kommt er gut wenn man ihn ruft, aber in diesem Moment ist alles Flehen umsonst. Ich möchte dem kleinen Kerl mehr Selbstvertrauen geben, bin auch schon in der Hundeschule, würde gerne aber auch ein paar Übungen zuhause machen. Vielleicht kann mir der eine oder andere von euch einen guten Tipp geben.

    LG Ginny

    • Neu

    Hi


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    • Zum einen hast du einen Junghund, der diverse Phasen (auch Angstphasen) durchlebt.
      Zum anderen ist diese Verhalten aber typisch für Hunde, die auf sich selbst gestellt waren und (noch) kein Vertrauen haben. Sie halten bei bedrohlich wirkenden Dingen und Menschen soviel Abstand ein, daß sie die nötige Distanz für eine eventuelle Flucht hätten.

      Was du machen kannst, neben allen anderen Übungen die ihr wahrscheinlich in der HuSchu macht, ist ihn in einer ruhigen Gegend, wo ab und an ein paar Leute kommen an die Leine zu nehmen. Sobald jemand auftaucht wählst du die "Begegnungsseite", die dem Hund abgewandt ist, du also zwischen Hund und Fremden bist. Geh ruhig, souverän und gleichmäßig auf den Fremden zu, halte genug Abstand, behalte deinen Kleinen im Auge und lob ihn für jedes Verhalten was keine Angst ausdrückt. Jedes lockere laufen, Blickkontakt zu dir, eine entspannte Körperhaltung, ..

      Setz dich abseits in den Park, schaut euch einfach die Leute an, du mußt ihm vorleben, daß alles vollkommen normal ist. Er muß lernen dir zu Vertrauen, daß du ihn beschützt und ihn nicht in seinen Untergang hineinmanövrierst.

      Ich würde ihn in dieser Phase auf keinen Fall von irgendwelchen Fremden anfassen lassen. Das würde ich gezielt mit bekannten Personen zuhause oder in der HuSchu üben.

      Gib ihm Sicherheit, bleib selber entspannt, leb ihm vor was du von ihm erwartest und bestätige niemals seine Angst oder tröste ihn. Wenn er alle Viere in den Boden stemmt, bleib stehen, zerr ihn nicht hinterher, aber bestätige seine Angst nicht, indem du auch "davon" läufst. Wieviel Abstand du einhalten mußt, damit er noch halbwegs entspannt mitläuft wirst du schnell merken. Bei dieser Distanz fängst du an und arbeitest dich langsam dichter ran.

      Nur Geduld, der Kleine muß noch viel lernen und seine Vergangenheit "aufarbeiten". :wink:

    • Hallo Staffy,

      danke für deine Antwort! Ich werde das mit den "Begegnungen" mal ausprobieren. In den Park können wir leider nicht gehen, ich wohne sehr ländlich und hier fällt man quasi von der Haustür auf den Acker. Dadurch trifft man unterwegs auch nicht soviele Menschen, was einerseits gut ist, da Jorgo dann entspannt ist, andererseits kann man das Ganze schlecht üben. Ich hatte überlegt einen Bekannten zu fragen, ob er ab und zu zu uns kommen könnte und sich im Garten ein wenig mit ihm beschäftigt.... natürlich wenn ich dabei bin. Wenn andere Hunde dabei sind, so wie in der Hundeschule ist es übrigens gar kein Problem mit den Leuten, dann fühlt er sich offenbar sicher im Rudel.

      LG Ginny

    • Und die Sicherheit, die er jetzt im Rudel hat, muß er bei dir haben, darauf arbeitet ihr hin, dann wird er dir durch dick und dünn folgen.
      Aber sehr vorteilhaft, wenn er sich in der Huschu so verhält, ihr geht doch bestimmt aus raus, unter Leute, in die Stadt, ...

      Das mit dem von der Tür auf den Acker kenn ich nur zu gut. Bei Regenwetter trifft man hier stundenlang keine Menschenseele, für Übungszwecke natürlich ungünstig, aber dafür haben wir doch ansonsten sehr ruhige, entspannte Wanderungen, oder ? :)

    • Huhu...

      Mein Ben war auch ein Tier, dass bedingt durch seine Vorgeschichte (Kettenhund, Tötungsstation, Finca) kein Vertrauen zum Menschen und wahnsinnige Ängste vor Allem hatte, Selbstbewußtsein hatte er gar keins.

      Um ihm zuerst mal aus seinem Niemandsland im Innerren zu befreien, haben wir Bachblüten eingesetzt. Mit durchschlagendem Erfolg. Ben ist heute (nach 5 Monaten) in der Lage für ihn knifflige Situationen besser und schneller zu verarbeiten, hat zwar noch bei bestimmten Dingen Angst - aber ich bin sein Anlaufpunkt geworden. Wenn er Angst vor etwas hat, dann kommt er zu mir, ich "schütze" ihn dann vor dem angstauslösenden Objekt in dem ich mich zwischen die Gefahr und ihn stelle und mich groß mache und Selbstbewußtsein ausstrahle. Die Blüten haben Ben aus seinem innerren Gefängnis befreit und ihm geholfen sich Dingen zu stellen und Eindrücke zu verarbeiten. Unsere Bindung ist wunderbar, er folgt mir auf Schritt und Tritt und läßt auf leisen Zuruf sogar heißgeliebte Knochen fallen die er irgedwo findet. Ich kann den Einsatz von Bahcblüten uneingeschränkt empfehlen. Ich war bei keime Therapeuten, sondern befasse mich seit geraumer Zeit damit und habe sie bereits erfolgreich bei meinen Pferden und Hunden eingesetzt. Ich kann alle Bücher von Mechthild Scheffer empfehlen. Für weniger Geübte wäre natürlich ein Besuch beim Tierheilpraktiker sinnvoller.

      Fazit: mit Bachblüten kann man wirklich unterstützen und dem Hund helfen sicherer zu werden.

      Liebe Grüße
      Indi

    • Hallo Indi,

      vielen Dank für den Tipp mit den Bachblüten! Ich hatte am WE ein Gespräch mit einer Mitarbeiterin des Tierheims aus dem ich Jorgo habe und auch sie hat mir eine begleitende Therapie mit Bachblüten empfohlen. Sie hat mir sogar die Mischung aufgeschrieben, werd ich mir wohl in der Apotheke besorgen. Aber was genau ist eine Bachblütentherapie eigentlich? Kannst du mir eventuell einen kleinen Abriss dazu schreiben?

      Außerdem hat sie Kontakt zu einer Frau, die gerade ein Buch über Angststörungen bei Hunden aus Südeuropa schreibt und hat mir einige Artikel daraus kopiert. Da sind sehr hilfreiche Übungen drin.

      LG Ginny

    • Bitte Fremde und Besucher den Hund zu ignorieren und ihn auf keinen Fall anzustarren. Der schlimmste Horror für meinen Hund waren früher immer Hundebesitzer, die jeden Hund angrabbeln wollten.
      Mit zunehmdem Vertrauen wird er mehr und mehr Schutz bei Dir suchen.

    • Ja, das habe ich den Leuten auch schon gesagt, aber es ist schwierig, gerade wenn die Freunde unseres Sohnes vorbeikommen. Ich glaube aber mittlerweile haben sie es akzeptiert. Viel schlimmer ist es wenn man draußen jemanden trifft. "Ach der Kleine ist ja soooooo süß....." - und nach diesem Satz machen sie alles falsch was man nur falsch machen kann ohne dass ich bis dahin auch nur den Hauch einer Chance hatte, sie daruf hinzuweisen, den Hund bitte nicht anfassen zu wollen (würde er sich sowieso nicht gefallen lassen) und ihn auch nicht zu locken und auf ihn zu zu gehen. :bindagegen: Und irgendwohin muss man ja spazieren gehen *seufz*....

      LG Ginny

    • Kleiner Tipp:

      Wenn du die Leute nicht im Vorfeld davon abhalten und überzeugen kannst, den Hund zu ignorieren und nicht anzufassen, gibts einen sehr wirkungsvollen Satz !

      Vorsicht, der hat Milben !

      Kannst natürlich auch sowas wie Leishmaniose, Parvovirose, ... sagen. Es wirkt und die Leute ziehen ganz schnell die Hand zurück. ;-)

    • :lol: super Satz, den muss ich mir merken :lol:

      Das Problem ist ja weniger dass sie ihn anfassen, soweit läßt ers ja gar net kommen, schlimmer ist, dass sie auf ihn zugehen und vor allem ihn ansprechen. Ich habe gelernt zu warten, bis er zu mir kommt, aber erklär das mal der Omi die mir ihren zotteligen Vierbeiner unbdingt vorstellen möchte. Wenn man Leute mit Hunden trifft, macht er sich meist gar nichts aus den Menschen, sondern tollt mit den Hunden herum, also merken die Leute auch erstmal nichts von seiner Ängstlichkeit und tun mein "Gerede" erstmal mit Worten ab wie "... ach was, ich hab ganz tolle Leckerli dabei, zu mir kommt er bestimmt..." und versuchen trotzdem ihn anzusprechen und zu locken. Effekt: Er verkriecht sich zu mir oder bleibt in einigen Metern Entfernung erstarrt stehen. Wegrennen tut er Gott sei Dank nur noch sehr selten.

      LG Ginny

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