Wie reagiere ich richtig?

  • Hallo,
    wir haben ein kleines aber recht nervendes Problem und ich hoffe, ihr habt ein paar Tipps für uns.
    Kurze Vorgeschichte: (sorry, wird doch etwas länger..)
    Nemo stammt aus Griechenland, ist dort mit 3 oder 4 Monaten ins Tierheim gekommen (winziger Zwinger, wenig Ansprache..)
    Mit 7 Monaten ist er zu uns gekommen und war anfangs total verschreckt, hatte vor allem und jedem Angst und mußte selbst das Spielen lernen.
    Er hat aber in den 4 Monaten große Fortschritte gemacht, ist auch sehr gelehrig und ein schlaues Köpfchen aber ein Problem bekommen wir einfach nicht in den Griff.
    Fremden gegenüber ist er sehr unsicher, bei Männern ist es noch schlimmer.
    Wir können problemlos dicht an Menschen vorbeilaufen - aber wehe derjenige bleibt stehen und quatscht mich oder Nemo an, da geht das Gebelle los.
    Versucht haben wir bisher folgendes erfolglos:
    Person Leckerlis in die Hand gedrückt (die holt er sich gaanz vorsichtig, um danach sofort wieder loszubellen)
    ignorieren, umdrehen und Hund nicht beachten, "nein", "aus", wenn er mal kurz ruhig ist sofort belohnen - danach macht er aber weiter, schimpfen mag ich nicht, da ich denke, daß er dann das Schimpfen negativ mit fremden Menschen verbindet..
    Er braucht sehr lange, bis er zu jemandem Vertrauen hat - meine Eltern haben ihn ca. 10x gesehen und mit meiner Mutter spielt und kuschelt er mittlerweile aber meinen Vater wufft er nach wie vor an, genauso unseren Tierarzt, während er die TA-Gehilfin freudig begrüßt..
    Sicherlich hat er mit Männern wohl schlechte Erfahrungen gemacht.
    Das anbellen ist nicht ängstlich oder agressiv sondern unsicher (er geht auf die Person etwas zu, weicht aber schnell wieder zurück, schnuppert manchmal ganz kurz und vorsichtig an der Hand, weicht dann wieder schnell zurück usw..geschnappt hat er noch nicht.
    Allein bleiben klappt auch noch nicht, da leidet er und fängt das Jaulen an, Futter und Leckerlis rührt er nicht an, wenn ich aus der Haustür bin.
    Aber das ist ein anderes Thema..
    Ich vermute, ihm mangelt es noch an Selbstbewußtsein.
    Wie soll ich denn nun reagieren, wenn er bellt und ich möchte daß er aufhört? Das Kommando "ruhig" klappt nicht, oder er hat es noch nicht verstanden, was ich von ihm will?
    Andere Kommandos hat er schnell gelernt. Ich bin momentan mit meinem Latein am Ende .. :hilfe:

    LG Ute

  • Zitat


    ignorieren, .... und Hund nicht beachten

    Ich würde damit konsequent weiter machen. Optimal wäre, wenn die fremde Person Nemo den Rücken zudreht und ihn überhaupt nicht beachtet.

    Falls Du mal auf der Straße jemanden triffst und Dich mit ihm unterhalten willst, wäre es vielleicht auch eine Möglichkeit, den Hund in einiger Entfernung anzubinden (aber nur, wenn er dann nicht ängstlich ist, weil er eigentlich Deinen Schutz benötigt).

    So kann er lernen, dass ihm bei Dir nun nichts mehr von Männern droht und die nicht übergriffig werden.

    Ich würde vermeiden, dass ihn fremde Männer ansprechen und ihn gar mit Leckerlies locken, denn dann "nötigen" sie ihn, ihnen in die Augen zu schauen, was er durchaus als "Angriff" werten könnte. Vielleicht kann ein Mann ja mal Leckerlies zufällig fallen lassen, wenn er völlig unbeteiligt mit dem Rücken zum Hund relaxt stehenbleibt. ;)

  • Zitat

    Sicherlich hat er mit Männern wohl schlechte Erfahrungen gemacht.


    Das glauben viele, ist aber selten der Fall. Meist kennen die Hunde einfach keine Männer, denn im Tierschutz sind fast nur Frauen tätig. Daher ists keine Panik weil schlechte Erfahrung, sondern Unsicherheit, weil er "solche Menschen " gar nicht einschätzen kann.

    Ich würde mir eine gute Hundeschule suchen, viele Spielstunden besuchen und dafür Sorgen, daß sich alle (dosiert nach Absprache) mit deinem Hund beschäftigen. Ich würde ihn auch jemand anders in die Hand drücken, soll der ihn mal festhalten, ne Runde mit dem Hund laufen, etc.

    Natürlich alles kontrolliert, nicht mit wildfremden. Die "geben sie ihm mal ein Leckerli" Methode halte ich für völlig kontraproduktiv. Fremde Menschen gehen gezielt über die persönliche Individualgrenze deinen Hundes, halten Futter hin und verschwinden wieder .... nach dem 3.876 mal wird ers vielleicht positiv finden.

    Mach den Umgang zur Normalität. Bring ihn viel unter andere Menschen (deshalb die HuSchu), laß ihn festhalten, anfassen, etc. Je eher er das lernt umso besser. Derzeit, in seinem Alter festigt sich dieses Verhalten nur und wird immer schlimmer werden.

    Gruß, staffy

  • Vielen Dank Euch beiden für Eure Meinungen.
    Männer kennt er, da er in Griechenland einen Besitzer hatte, der drohte ihn und die zwei Welpen seiner anderen Hündin umzubringen, da er kein Geld fürs Futter hätte.
    Danach ist er ins Tierheim gekommen.
    In die Hundeschule gehen wir seit August und dort meistert der kleine Kerl seine Übungen super und viele staunen, was er in 4 Monaten bei uns schon alles gelernt hat, der Hundetrainer konnte ihn anfangs auch nicht anfassen..jetzt geht es langsam.

    Draußen ist er noch oft unsicher und nimmt kleinste Veränderungen wahr, auch dreht er sich beim Spazieren gehen (meist im Dunkeln) oft um und schaut..hab schon öfter ein mulmiges Gefühl gehabt, da ich dachte, da ist wer aber es war nie was.
    Das mit den Leckerlis habe ich Anfangs mit Nachbarn gemacht, damit er mit Fremden was positives verknüpft. Habe Ihnen auch erklärt, sie sollen sich mal hinhocken, Kopf wegdrehen, nicht anschauen usw...
    Wir arbeiten ja ständig daran, sein Selbstvertrauen zu stärken - wir spielen viel und er darf auch gewinnen, auf Spaziergängen werden Übungen und Spiele mit eingebaut, wir erziehen liebevoll und mit vielen Leckerlis aber konsequent.

    Aber irgendwie kapiert unser Eselchen einfach nicht, daß ihm hier keiner etwas tut!! :headbash:

    Manchmal weiß ich auch nicht, ob es eventuell Beschützerinstinkt ist, wenn er Fremde anbellt, denn in der Huschu knurrt und bellt er manchmal andere Hunde auch an, die mir aus seiner Sicht zu nahe kommen (ansonsten ist er aber verträglich und geht Raufereien aus dem Weg)
    Andererseits würde er dann doch forscher auf die Fremden zugehen und nicht zurückweichen?
    Das mit dem Anbinden wird nicht funktionieren, da fängt er an zu winseln und wird vielleicht Fremde mit was Negativem (anbinden) verknüpfen.
    Habe ihn mittlerweile soweit, daß ich ihn max. 6-8 min vor dem Supermarkt anbinden kann, ich hetze dann dort durch, denn wenn es länger dauert, wird er unruhig und zerrt an der Leine, bellt und winselt.
    Ich würde es ja nicht schlimm finden, wenn er mal bellen würde aber sich auf Kommando ruhig verhält, aber momentan ist es einfach nur unangenehm - z.B. gestern abend - hält ein Auto neben mir, die Scheibe geht runter und man wollte mich nach dem Weg fragen.
    Ich bezweifle, daß die meine Wegbeschreibung wegen dem Gebell verstanden haben, auch wenn sie sich artig bedankt haben..
    Wie bringe ich ihn in so einer Situation dazu, ruhig zu werden??
    Bin ich zu ungeduldig, weil er andere Kommandos auch in kürzester Zeit gelernt hat??
    Habe aber auch die Bedenken wie Staffy, das sich das festigt..

  • Ich vermute, daß dein Hund nicht aus Unsicherheit, weil er Angst vor fremden Menschen hat, bellt, sondern schon ein bisschen, weil ihm die deutliche Führung und ein paar klare Worte fehlen !?

    Ich weiß ja nun nicht, wie DU dich verhälst, wie sehr du auf sein Verhalten eingehst, wie du reagierst. Ich schätze, eine straffere Führung, mehr Regeln zum Anlehnen und auch mal ein deutliches "so nicht" wären vielleicht viel hilfreicher.

    Will meinen: Nicht nur die "der tut nix" Schiene fahren, Hund füttern lassen, etc., sondern einfach mal deutlich sagen "halt die Klappe" und vom Hund verlangen, daß er sich gesittet benimmt.

    Ich weiß ja nicht, was ihr in den 4 Monaten gemacht habt, aber ein gewisses Vertrauensverhältnis sollte vorhanden sein, ebenso eine klare Rollenverteilung und dann solltest du an dem Punkt sein, wo du dem Hund sagen kannst, was toll war, aber auch was nicht akzeptabel ist.

    Vorm Supermarkt würd ich keinen Hund anbinden und so einen erst Recht nicht. Ein Depp und du hast ein richtiges Problem - rechtlich wie hundepsychologisch. Laß das Köterchen einfach zuhause, wenn du einkaufen gehst ;-)

    Gruß, staffy

  • Ohha, wie bekannt mir dein Problem vorkommt... :roll:

    Mia kommt aus Rumänien und verhält sich genau so. Und meine Gedanken waren: die Arme, hat Angst vor Männern, Menschen, ... Also alles mögliche versucht, Leckerli, Abbruchsignal, Ablenken, ... hat nichts geholfen und ich war innerlich immer schon nervös wenn mich und den Hund jemand auch nur angesehen hat.
    Dann bin ich zu einem Hundetrainer, Mia hat ihn erst mal angebellt - er nahm die Leine, ging ein paar Schritte ohne den Hund groß zu beachten - und mein Hund war sofort ruhig. Tja, das Fazit war das Mia zwar ein unsicherer Hund ist aber keinesfalls Panik vor Männern hat. Ich habe ihr diese Verhalten unbewusst angelernt. Für mich war es wichtig innerlich kein Mitleid mit dem Hund zu haben und so souverän zu bleiben.
    Heute händle ich solche Situationen unterschiedlich.
    Entweder ich lege den Hund ein paar Meter entfernt ab, das klappt sehr gut.
    Oder ich gebe ihr ein klares Kommando (am Besten Schau) und habe so die Kontrolle über sie.
    Oder ich erkläre den Leuten, dass sie den Hund komplett ignorieren sollen und lasse Mia bei mir. Halten sich die Leute an meine Anweisung (das fällt vor allem Männern richtig schwer =) ) ist die Situation entspannt. Jeglichen Ansatz eines Gebells unterbinde ich dann aber auch.

    Das Alles klappt prima solange ich selbst gelassen bin. Bin ich aus irgendeinem Grund unsicher oder genervt kläfft mein Hund... :roll:

    Tja, so eine Veränderung geht nicht von heute auf morgen, wir trainieren jetzt schon eine ganze Weile und ich sehe immer wieder kleine Erfolge und dann auch wieder kleine Misserfolge.

  • Die Regeln und Rollenverteilung sind bei uns klar und wenn er was tut, was er nicht soll, gibt es auch ein scharfes "Nein"/"Aus" (je nach Situation) - ist nicht so, daß ich den Hund verhätschel und er alles darf..nee, nee - er hat klare Grenzen und weiß, was er darf und was nicht und er hört auch super und lernt schnell- bis auf die Sache mit dem Bellen, da bekomme ich ihn nicht ruhig.

    Vor dem Supermarkt habe ich eigentlich keine Bedenken, wenn ihm einer zu nahe kommt, bellt er und da kommt keiner in die Versuchung ihn anzufassen..
    Nach Menschen geschnappt hat er noch nie.

    Ich nehme ihn mit, da er zu Hause jault und heult und wir mit dem alleine bleiben üben wieder von vorn, mit wenigen Minuten, angefangen haben, außerdem muß er lernen, auch mal irgendwo angebunden zu werden und sich still zu verhalten.
    Das konnte er erst auch nicht, da hat er nach einer Minute Theater gemacht, nun sind wir bei fast 10, wo er still sitzt und wartet.
    (ja ich weiß, klingt für manche nicht viel aber wir freuen uns über jeden kleinen Erfolg) :smile:

    Grüße
    Ute

  • Zitat

    Vor dem Supermarkt habe ich eigentlich keine Bedenken, wenn ihm einer zu nahe kommt, bellt er und da kommt keiner in die Versuchung ihn anzufassen..


    Dadurch hat er aber jedesmal Erfolg mit seinem Verhalten. Er bellt und die Menschen gehen weg ... schonmal darüber nachgedacht wie es dem Hund geht, wenn jemand "Wer bist du denn, Hundchen?" auf ihn zugeht, oder gar Jugendliche was hinwerfen ?

    Gerade wenn du das alleine bleiben üben willst, dann separier ihn erstmal in der Wohnung, schick ihn in ein anderes Zimmer und bind ihn lieber am Hundeplatz an, wo ihn jemand sieht !

    Wir verstehen dich, für manche sind 10 Minuten nix, für andere ein Grund zum Feiern, ich weiß ;-)

    Gruß, staffy

  • staffy
    hmm, stimmt auch wieder, daß er dadurch bestätigt wird.. werde das mal lassen und ihn zu Hause lassen, lang bin ich ja nicht weg.

    lillameja
    Panik hat er ja nicht direkt und Mitleid hab ich da auch nicht mit ihm aber mir gehts auch so, daß ich mittlerweile schon verkrampfe, wenn mir jemand entgegen kommt (Oh Gott, gleich geht das Gebelle wieder los)
    Das wird er sicherlich auch merken und ich werde versuchen gelassener zu bleiben.
    Das mit dem Ablegen werde ich auch mal probieren.
    Ich erkläre auch jedem, bitte den Hund zu ignorieren aber manche kapierens nicht und starren ihn trotzdem an oder quatschen auf ihn ein.
    Wie lange trainiert ihr denn schon?

  • Wir trainieren jetzt ca. ein dreiviertel Jahr an diesem Problem, allerdings habe ich es davor ja auch schon ein Jahr verstärkt. :smile:

    Immerhin klappt es zunehmend besser mit Fremden ein Gespräch zu führen oder sie zu Orten mitzunehmen an denen sie viele Menschen trifft. Vor ein paar Tagen hatte ich sie mit bei uns im Lehrerzimmer, da hat sie niemanden angebellt. :D

    Viel geholfen hat wirklich das gelassen Bleiben und schon im Ansatz zu unterbinden oder eben die Alternative Hund entfernt abzulegen.

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