Aufmerksamkeit einfordern in Extremsituationen...

  • Ich habe meine Grundeinstellung geändert (früher war mir das ausflippen von Max unangenehm und ich hatte Angst Streß zu kriegen, weil er ja so gefährlich ist ;)). Jetzt habe ich eine Scheißegaleinstellung.

    Dann habe ich das "Laufen" verändert. Er hatte nicht mehr vorzulaufen, sondern normalerweise bei Fuß zu laufen (das hat witzigerweise schon sehr viel gebracht). Wir laufen mein Tempo und nicht sein Tempo und er läuft nur nach Freigabe an der langen Leine und auf Ansage wieder "bei Fuß".

    Ich habe ihm eine klare Ansage gemacht ... kurz, klar "nein" und weiter.

    Nun kommt der unpopuläre Teil, weil ich weiß das viele sich da ganz was falsches drunter vorstellen und total dagegen sind. Ich gebe Max einen !kurzen! Leinenimpuls (Leine vorher locker, Leine hinterher locker) und sage zeitgleich "nein" wenn ich an seiner Körperhaltung merke, dass er gleich ausflippen möchte. Dann habe ich seine Aufmerksamkeit und er ist wieder ansprechbar. Ich bleibe bei gleichem Tempo und gehe weiter egal was passiert.

    Damit bin ich innerhalb von 4 Wochen soweit gekommen, dass ich sogar Situationen händeln kann, wo ein Hund aus dem nichts auftaucht (früher Garant für eine totale Ausflipporgie). Max ist insgesamt entspannter geworden beim laufen und hält nicht mehr Ausschau nach dem nächsten Kandidaten.

    Konkret arbeiten wir an dem Problem seit letztem Jahr ... seit April haben wir es dann über "Schau" probiert ... sind da aber regelrecht stagniert und konnten nur noch Schleifen laufen ... und vor ca. einem Monat sind wir nun umgeschwenkt und erfolgreicher, weil wir immer entspannter rausgehen können.

    Wobei wir auch bald einen Termin in einer HuSchu haben, um uns ggf. weitere Anregungen und Verbesserungsideen zu holen.

  • Hallo zusammen,
    eigentlich äussere ich mich nicht gerne zu "Erziehungsproblemen"ohne Hund und Besitzer mal in Aktion gesehen zu haben :???: aber ich tue es doch mal.
    Habe jetzt alles gelesen und muss sagen, dass aufgrund der Vorgeschichte des Hundes die Problematik nicht so einfach und schnell zu lösen ist.
    Es wird wohl Monate ( Jahre ) dauern bis es einigermaßen funktionieren wird.
    Allerdings sollte da schon der Besitzer selbst tätig werden, denn es scheint so als wenn der unsichere Hund eine gute, souveräne Führung braucht.
    Das heißt für mich der Hund muss gearbeitet werden, man muss das Management übernehmen.
    Erst in der Extremsituation zu reagieren halte ich für viel zu spät, da kannst du dann nur zu sehen aus der Situation rauszukommen ohne große Kommentare etc.
    Hat der Hund erstmal sein hohes Stressniveau erreicht, schaltet eine Gehirnhälfte ab. Du kannst den Hund anschreien,Bein ausreißen...etc. er wird es nicht wirklich wahrnehmen.
    Also muss erstmal das Ziel sein, den Stresspegel-Höchststand hinauszuzögern um den Hund so lang wie möglich ansprechbar zu halten.
    Wie man zu diesen Fortschritten gelangt, dazu gibt es sehr verschiedene Lösungsansätze ( individuell veschieden und vom Hund abhängig ).
    Noch zum Thema Sozialkontakte. Ich halte diese für sehr wichtig, gerade bei solchen Hunden.
    Also ich würde aber auch solche Situationen kontrollieren.Ich halte nix davon bei einem unsicheren Hund zu sagen, der wird schon lernen seine ruppige Art sein zu lassen.
    Wird er nicht, eher im Gegenteil, wenn er zum ersten Mal ne Wucht bekommt, wird er sein nicht mehr erfolgreiches Verhalten verändern müssen, d.h. meißtens er wird noch energischer vorgehen.
    Wenn er zu grob wird ( aus welchem Grund auch immer ) nimm ihn raus.
    Er bekommt von dir eine Auszeit und dann gehts weiter.
    Wichtig ist bei solchen Hunden auch nicht zuviel zu trainieren, hängt stark von der Tagesform ab.
    Manchmal ist es besser die Runde auch mal nur kurz zu halten, wenn der Hund von Anfang an schon nicht bei der Sache ist.
    Das wären so erstmal meine Gedanken...brauch jetzt nen Kaffee
    LG
    Markus

  • Hallo,

    also zunächst mal denke ich, gehört Björn ein Dankeschön entgegen gebracht, dass er sich die Zeit nimmt und einen FREMDEN Hund versucht zu erziehen. :gut:

    Die hier des öfteren genannten Vorwürfe, es sei besser die Besitzerin die tätig würde, kann ich einerseits verstehen. Andererseits scheint sie mit der Situation komplett überfordert und da ist eine Hilfestellung die Björn gerade zu geben versucht vollkommen in Ordnung. Selbst wenn die Besitzerin den Willen hat, endlich eine Änderung herbeizuführen - wenn sie aber nicht weiß WIE, wie soll die Arbeit dann aussehen?

    Natürlich muss das langfristige Ziel sein, dass die Besitzerin diese Aufgaben übernimmt. Ich kann diese sogar ein Stück weit verstehen, dass sie mit diesem "Proll" nicht in die HuSchu möchte. Habe es selber schon erlebt, dass gerade solche Hundebesitzer auf dem Platz eher "Randläufer" sind, da wollen nur die wenigsten wirklich ehrlichen Kontakt zu haben - was ich persönlich unheimlich traurig finde. Der Versuch des Hundebesitzers wird regelrecht untergraben und man resigniert - sowas darf eigentlich nicht passieren, findet aber immer wieder statt.

    Letztlich denke ich, wird sie nicht drumherum kommen, sich hier einen Trainer zu holen, der ihr zeigt, wo die Defizite liegen um dann konsequent daran zu arbeiten und das Leben des Hundes sowie das eigene Wohlbefinden zu verbessern.

    Lg
    Volker

  • @ Windi: Danke für dein Posting!
    Natürlich ist auch mir klar, dass langfristig gesehen auch die Besitzerin in das Training einsteigen muß sonst ist das alles zwecklos...aber ich glaub sie ist im Moment einfach völlig überfordert und weiß einfach gar nicht, wo sie ansetzen soll.
    Da ist gerade so ein richtiger Teufelskreis im Gange:
    Hundi benimmt sich draußen "schlecht", also geht man nur noch in einsamen Gegenden spazieren, wenn andere Hundehalter schlafen etc., dadurch dreht der Hund noch mehr auf wenn er den mal einen anderen Hund erblickt und die Schraube dreht sich immer weiter...bis zum derzeitigen Höhepunkt...der Hund lebt nur noch in Haus und auf der überdachten Terasse, hat seit Monaten keine Sozialkontakte mehr gehabt und weiß gar nicht mehr wohin mit seiner Kraft...der wiegt übrigens locker 35 Kg...
    Und dieses Muster versuche ich gerade zu durchbrechen, indem ich dem HUnd Auslauf verschaffe, indem ich ihn mit anderen Hunden konfrontiere und ihm etwas Grunderziehung angedeihen lasse...nicht mehr und nicht weniger...

  • Hallo,

    muss nun nochmal posten und Bezug auf das eigentliche Thema nehmen.

    Also letztlich kannst du den Hund aus solchen Extremsituationen nur rausholen, wenn er ein Abbruchsignal kennt.

    Wir haben unseren Hunden für diese Zwecke die Trillerpfeife beigebracht. Ertönt diese, ist JEGLICHE Aktion abzubrechen und der Hund hat stehenzubleiben oder sich hinzusetzen.

    Uns war dieses Signal wichtig, damit wir unsere Hunde ggf. in Gefahrensituationen stoppen können. Kennen die Hunde ein solches Abbruchsignal, kannst du mit diesem arbeiten und den Hund aus seinem Extremverhalten lösen und dann entsprechend mit einem Kommando ablenken.

    Es bringt nämlich nichts, den Hund mit Befehlen zuzudröhnen, wenn er diese eh nicht hört bzw. umsetzt. Bei uns funktioniert der Triller sehr gut und ich kann meinem Hund dann auch ohne weiteres im ruhigen Ton sagen, was er tun soll.

    Warum ausgerechnet der Triller? Weil dieser emotionslos ist. Er pfeift - Ende aus. Vielleicht mal lauter, mal auch leiser, aber es bleibt ein Pfiff. Arbeite ich jedoch mit meiner Stimme, lege ich IMMER Emotionen mit rein. Brülle ich, merkt mein Hund, dass ich böse bin und er reagiert mitunter ausweichend. Freue ich mich, merkt man dies auch meiner Stimme an. Büxt mein Hund aber gerade aus oder macht einen anderen Hund an, kann ich nicht mein Pokerface aufsetzen und süss "Komm her" säuseln, wenn ich innerlich am kochen bin - sowas merkt ein Hund.

    Daher die Pfeife, diese ist neutral und wird wirklich nur dann eingesetzt, wenn es brenzlig wird - eben damit es nicht abstumpft.

    Vielleicht besteht die Möglichkeit dass du ein solches Signal aufbaust und dieses dann in die Arbeit mit einbeziehen kannst.

    Lg
    Volker

  • Volker, das wäre ja - wenn es denn überhaupt funktioniert - ein ab-um-weg-lenken und herumdoktoren an den Symptomen und kein sinnvolles Training um die Ursache zu beheben.

    Ziel ist ja, wie bei jedem Hund, daß der Köterli sich gesittet benimmt, dieses Verhalten erst gar nicht zeigt, sich völlig am Halter orientiert. D.h. ich muß weiter vorne anfangen, ersteinmal an den Punkt kommen, wo ich dem Hund was sagen kann, wo dieser meine Kommandos, meine Ansprache überhaupt wahr und ernst nimmt.

    Dafür bedarf es ein wenig Vorarbeit (beim eigenen Hund 1-2 Wochen) und erst dann wagt man sich gezielt in schwierigere Situationen, geht erst mal Konflikte an, wo man noch Aussicht auf Erfolg hat.

    Habe ich diese abgearbeitet, reagiert der Hund auf mich, komm ich immer durch zu ihm und kenn ihn sogut, daß ich weiß wann er anfängt sich gedanklich mit anderen Dingen zu beschäftigen, dann geh ich in die Problemsituation und dann kann ich sie auch souverän lösen.

    Bis dahin würde ich meiden was meidbar ist und im Falle einer entsprechenden "Eskallation" meinen Hund nehmen, ihm keine Beachtung schenken, nicht ansprechen und einfach aus der Situation raus gehen. Alles andere würde das Gegenteil erreichen.

    Probleme fangen immer weiter vorne an, man merkts meistens nicht, bis es an irgendeiner Stelle eskalliert. (Paare, die sich wegen dem "Müll runtertragen" streiten, haben nicht wirklich ein Problem mit der Müllentsorgung ;-) ).

    Gruß, staffy

  • Hallo Staffy,

    im Grunde hast du sogar Recht, aber wenn mein Hund blindlinks auf eine stark befahrene Strasse zufliegt (ist gottseidank noch nie passiert) dann habe ich nicht viel Zeit zum reagieren. Und wenn dann noch dazu kommt, dass Hundi in diesem Moment in seiner eigenen Welt ist, dann habe ich das Problem, dass vieles Rufen oftmals nix bringt. Ich weiß durchaus wovon ich schreibe. Momo war so ein Kandidat, hat Passanten angepöbelt auf übelste Art. In diesen Momenten hätte ich die Bibel vorwärts und rückwärts beten können - das wäre alles an ihm abgeprallt.

    Das war der Hintergrund, warum wir ein "Abbruchsignal" eingeführt haben. Unsere Hunde unterbrechen ihre Tätigkeit auf der Stelle und nehmen Sichtkontakt zu uns auf, weil sie wissen, dass sie jetzt eine Anweisung bekommen. Entweder SITZ, oder HIER - was auch letztlich immer.

    Ich finde es halt wichtig, dass man einen Hund aus einer Extremsituation herausbekommt. Wenn ein SCHAU oder KOMM oder WEITER halt nicht durchdringt zum Hund - der Pfiff es aber schafft, dann bediene ich mich doch diesen Mittels, Hauptsache ich bekomme den Hund erstmal aus seinem stoischem Verhalten heraus.

    Natürlich - und da stimme ich dir voll und ganz zu - ist die Ursache solchen Verhaltens (das aus diesem Beispiel hier) letztlich ganz woanders zu suchen und sollte auch trainingsmässig angegangen werden. Die Pfeife ersetzt sicherlich keine Erziehungsarbeit.

    Wir haben an unseren Hunden auch anderweitig gearbeitet und gute Erfolge erzielt. Die Pfeife wird fast gar nicht mehr gebraucht.

    Lg
    Volker

  • Ach frustrierend ist das alles...scheinbar geht der Schuss mit dem Hund nach hinten los und es entwickelt sich gerade alles so wie es eigentlich NICHT sein sollte... :/
    Snoopy (so heißt der Labrador) ist eigentlich ein recht einfacher Hund...er dreht zwar schnell hoch und hat ne wirklich geringe Frustrationstoleranz, aber mit einer souveränen, konsequenten Führung ist er trotzdem recht gut zu händeln...labbimäßig hat er halt einen starken will to please...
    Das anfänglich große Problem bei Hundebegegnungen wird immer kleiner, einzig bei Hundebegegnungen auf recht engen Wegen ohne Ausweichmöglichkeiten gehen manchmal noch die Pferde mit ihm durch...bis hierhin eigentlich perfekt...ABER...die Besitzer wollen oder können es nicht umsetzen...es wird nach wie vor fast nichts mit dem Hund gemacht und Snoopy bindet sich immer stärker an mich...verständlich...denn ich bin für ihn ja derzeit der einzige Schlüssel zur Aussenwelt!
    Er betritt nach den Spaziergängen kaum noch freiwillig das eigene Grundstück...die ganze Körperhaltung ist völlig verkrampft und unsicher sobald er seine Besitzer sieht...er versucht mir hinterher zu kommen...fängt neuerdings an zu randalieren, wenn ich gehe etc.
    Die Besitzer scheinen das Problem aber trotzdem nicht zu sehen...wollen nicht mit ihm arbeiten...aber abgeben wollen sie ihn auch nicht...
    Das was ich da tue ist eigentlich vergebliche Liebesmüh...eigentlich sollte ich damit aufhören...aber der Hund tut mir so leid...
    Ziemlich verfahrene Situation...keine Ahnung, ob es da noch eine Verbesserung gibt...im Moment seh ich keine... :/

  • Schon lange nicht mehr hier geschrieben!
    Die Situation ist in den letzten Wochen extrem eskaliert.
    Die Hunde sind dauerhaft getrennt...einer ist immer im Keller...die Hunde sind teilweise über 24 Stunden alleine...die Hunde kommen gar nicht mehr raus...der ältere Hund ist völlig eingefallen, kommt hinten nur noch schwer hoch und wirkt völlig desorientiert. Langsam geht es an die elementaren Grundbedürfnisse der Tiere.
    Die Halterin hat eigentlich keinerlei Lust mehr auf die Hunde...kann sich aber zu einer Vermittlung nicht durchringen...obwohl ich ihr jede Unterstützung angeboten habe.

    Ich hab gerade beim Veterinäramt angerufen und dort den Fall geschildert...sie schicken in den nächsten Tagen jemanden vorbei!

    Ich fühl mich schlecht...und zwar richtig! Andere Hundehalter anschwärzen ist nicht meine Sache... :/

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!