Konfliktverhalten und Wirkung
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Vergleichen wir mal das Konfliktverhalten von Mensch und Hund.
Es ist eigentlich unerheblich ob es sich um verbale Auseinandersetzungen zwischen kleinen Kindern, Prügeleien, angefangen im Grundschulalter bis zum Rentenalter, Konflikte in der Ehe, zwischen Freunden und Feinden, Generationen übergreifend in der Familie oder der Gesellschaft handelt. Die Konflikte können auf rein psychologische Weise ausgetragen werden, argumentativ, gewalttätig, kriegerisch, wirtschaftlich oder politisch.
Alle Formen menschlicher Konflikte haben eines gemeinsam, sie werden immer durch den vermeintlich oder tatsächlich überlegenen Konfliktpartner beendet. Der unterlegene Konfliktpartner hat grundsätzlich keine verlässliche Möglichkeit, den Konflikt an einem hm beliebigen Punkt zu beenden, beizulegen.Bei Caniden/Hunden stellt sich das Konfliktverhalten genau gegensätzlich dar. Weder das Kräfteverhältnis noch die Konfliktursache sind von Bedeutung. Ob im Stadium des Imponiergehabes, des Kommentkampfes oder des Beschädigungskampfes, der vermeintlich oder tatsächlich unterlegene Konfliktpartner kann den Konflikt an jedem ihm beliebigen Punkt beilegen, die streitbare Auseinandersetzung beenden und so das Maß der eigenen Schädigung selbst bestimmen.
Welchen Einfluss hat aber dieses gegenteilige Konfliktverhalten auf das Sozialverhalten des Hundes? Stehen das innerartliche und auch das außerartliche Konfliktverhalten von Hunden vielleicht sogar in direktem Zusammenhang zur Konfliktfähigkeit und sozialer Disposition ihrer Halter?
Wenn ja, wie weit geht der Einfluss?
Wenn nein, warum nicht?Bin auf Eure Meinungen gespannt.
Gruß
Wakan -
- Vor einem Moment
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Hallo
es gehört schon viel dazu als Mensch zu verinnerlichen das die Konfliktbewältigung beim Hund eine komplett andere ist, selbst wenn das Wissen darum vorhanden sein solte.
Da es Hundehalter gibt, die ebnen keine Ahnug haben endet eine Auseinandersetzung zwischen 2 Hunden ja meist noch in schreienden Besitzern die hektisch versuchen ihre Hunde zu trennen. Die ganzen Sachen wird mit menschlichen Maßstäben beurteilt und dementsprechen das natürliche Verhalten der Hunde verurteilt. Der Mensch guckt dann vielleicht auch noch genaustens sofort an Ort un Stelle nach Verletzungen und die Bedeutung der ganzen Situation wird nochmal größer...für den Hund. Es werden Situationen geschaffen die der Hund nicht verstehen kann.
Dies muß Auswirkungen auf das sozialverhalten eines Hundes haben, da führt meiner Meinung nach kein Weg daran vorbei. Was der Hund hierbei lernt ist in etwa artgerechtes Verhalten ist unerwünscht, je nach Hund und Vorfall kann das sicher ein großes Problem werden.Der Zusammhang zwischen menschlicher Konfliktfähigkeit und der des Hundes kann im zusammenhang stehen. Ein Konfliktscheuer Mensch wird vielleicht Situationen meiden wo ein konflikt mit anderen Hunden entstehen könnte. Ein Mensch der Konflikte eher lösen will wird vielleicht versuchen seinen Hund zu verstehen und an seiner eigenen Einstellung arbeiten.
Davon gibt es aber sicher einige Ausnahmen und viele Nuancen.
Sehr interessante Frage Wakan, denke ich bestimmt noch eine weile drüber nach.
LG
Sandra -
Hi
Puh, schwere Kost für diese späte Stunde und nach zwei Gläsern Sangria, aber ich probiers mal :wink:
Ich stimme Sandra zum Teil zu. Zu oft mischen sich Hundehalter in die Auseinandersetzungen ihrer Hunde ein und vermitteln den Hunden somit ein falsches Bild. Oft wird nach so einer Rauferei auch noch der "angebliche" Angreifer geschimpft oder sogar bestraft. Obwohl er womöglich von dem anderen Hund bis aufs Blut provoziert und gereizt wurde, was aber die Menschen nicht bemerkt haben. Der Hund hat sich aber aus seiner Sicht absolut korrekt verhalten.
Trotzdem kann ich es durchaus nachvollziehen, wenn man als Hundehalter in so einer Situation panisch wird und womöglich falsch reagiert.
Ich bin auch durchaus der Meinung, dass meine Hunde ihre Streitigkeiten mit anderen Hunde alleine regeln können, ABER ich bin in solchen Momenten auf die raufenden Hunde konzentriert, beobachte die Situation und bin bereit jederzeit einzugreifen, wenn es nötig werden sollte. Leider ist es ja so, dass man immer damit rechnen muss, auf einen nicht gut sozialisierten Hund zu treffen, der die Streitigkeiten eben nicht beendet, wenn der andere sich unterwirft. Es gibt genug Hunde, die in ihrer Welpen und Junghundezeit wenig (oder sogar keinen) Kontakt zu Artgenossen hatten, und die hündischen Umgangsformen einfach nicht gelernt haben.
Außerdem kann bei zwei Hündinnnen so eine Rauferei auch sehr schnell sehr ernst werden. Meine Hündin beendet eine Rauferei zB. sofort, wenn der andere Hund sich unterwirft. Aber wenn sie mit ihrer Lieblingsfeindin aneinandergerät müssen wir dazwischen gehen, da von den beiden keine aufgeben würde. Da wäre es am Ende mit etwas Betaisodona nicht getan.Grundsätzlich bin ich aber der Meinung, dass wir Menschen in der Beziehung von den Hunden einiges lernen könnten. Hunde sind dabei eben ehrlich, entweder sie mögen sich, oder nicht. Bei ihnen gibt es kein Hintenherum und keine Schauspielerei.
liebe Grüße
Steffi -
Wer dir hierauf die richtige Antwort gibt, dürfte nicht zu denen gehören, die im Forum Fragen posten !
Rhetorisch geschickt durch die Hintertüre gefragt sollte es manch einen zum Nachdenken anregen ... :wink:
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@ Casper & Kasha
Das ist die eine Seite. Aber was ist mit Konflikten zwischen Hund und Halter bzw. zwischen Menschen?
Ist dieser Unterschied auch ausschlaggebend in der Erziehung des Hundes. Wenn beispielsweise ein recht streitbarer Mensch den Hund erzieht?
Oder stellt Euch eine Situation vor wie sie jeden Tag gibt. Die Kinder spielen mit Freunden im Garten wie fast an jeden Wochenende. Es gibt Streit zwischen den Kindern. Plötzlich rennt der tatsächlich hervorragend sozialisierte und perfekt erzogenen Familienhund los und greift eines der Kinder an. Zufall oder Zwangsläufigkeit?
Eine Ehekrise mit anschließender Scheidung. Ein Hund hört nicht mehr oder wird als aggressiv im TH abgegeben.
Ist der Hund tatsächlich nur durch die schlechte Stimmung irritiert oder verunsichert? Oder ist das Konfliktverhalten selbst ausschlaggebend? -
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Hi Wakan
ZitatIst dieser Unterschied auch ausschlaggebend in der Erziehung des Hundes. Wenn beispielsweise ein recht streitbarer Mensch den Hund erzieht?
Absolut. Deshalb ist es meiner Meinung nach auch unerlässlich, dass man sich als Hundehalter mit dem Verhalten von Hunden auseinandersetzt. Gerade was Konflikte/ Bestrafung/Erziehung angeht, haben Mensch und Hund ja ein ganz unterschiedliches Verhalten.
Als Beispiel: der Hund stellt irgendeinen Blödsinn an. Der Mensch wird sauer, ruft den Hund zur Ordnung, schimpft, schreit ihn womöglich an und macht seinem ganzen Ärger Luft (ist an dem Tag womöglich sowieso schlecht drauf). Der Hund zeigt deutliche Beschwichtigungssignale, schmeißt sich vielleicht sogar auf den Rücken, aber der Mensch schimpft weiter. Der Hund lernt, dass es ihm nichts bringt, wenn er beschwichtigt und sich unterwirft. Dadurch kann ein Hund total verunsichert werden und die Bindung zu seinem Menschen kann enorm leiden.
Außerdem "leiden" wir Menschen ja natürlicherweise unter verschiedenen Stimmungen. Mal sind wir gut drauf und an manchen Tagen sind wir überempfindlich und gereizt. Trotzdem sollte man als Hundehalter darauf achten, diese Launen nicht auf den Hund zu übertragen. Wenn ein und dasselbe Fehlverhalten des Hundes uns an einem Tag nur ein müdes Lächeln entlockt, aber am nächsten Tag eine regelrechte Explosion unsererseits nach sich zieht, ist das für den Hund nicht mehr nachvollziehbar.Ich bin durchaus der Meinung, dass man einen Hund "versauen" kann, wenn er von jemanden erzogen wird, der sein Temperament selber nicht unter Kontrolle hat. Das kann sicher so weit gehen, dass der Hund lernt, dass Konfliktsituationen eben NICHT duch Unterwerfen beendet werden, sondern dass so ein Konflikt bis zum bitteren Ende ausgetragen wird. Wenn der Hund in seiner Erziehung gelernt hat, dass Beschwichtigen und Unterwerfen nichts bringen, wird er sicher früher oder später bei Konflikten mit anderen Hunden oder sogar Menschen entsprechend verhalten. Sei es aus Unsicherheit und Ängstlichkeit ("ich kann die Situation sowieso nicht klären, also greife ich lieber an"), oder bei Raufereien die Unterwerfung des anderen nicht akzeptieren.
ZitatOder stellt Euch eine Situation vor wie sie jeden Tag gibt. Die Kinder spielen mit Freunden im Garten wie fast an jeden Wochenende. Es gibt Streit zwischen den Kindern. Plötzlich rennt der tatsächlich hervorragend sozialisierte und perfekt erzogenen Familienhund los und greift eines der Kinder an. Zufall oder Zwangsläufigkeit?
Ich denke, dass kann man so einfach nicht erklären. Welche Rasse, wie alt, sieht er die Kinder der Familie als untergeordnete Rudelmitglieder, die eventuell beschützt werden müssen? Greift er aggressiv an und beißt wirklich zu, oder ist es eher ein Verwarnen?
Grundsätzlich reagiert ein Hund absolut artgerecht, wenn er versucht seine Rudelmitglieder vor Fremden zu beschützen. Dass so ein Streit unter Kindern ja eigentlich nichts Schlimmes ist, kann der Hund nicht abschätzen. Er sieht nur, dass ein Konflikt besteht und seine Rudelmitglieder möglicherweise in Gefahr sind, also greift er klärend ein.
Nun ist es aber an den Menschen, das Verhalten des Hundes richtig einzuordnen (möglichst ohne dass der Hund als aggressiv im Tierheim landet) und solche Situationen in Zukunft zu vermeiden.ZitatEine Ehekrise mit anschließender Scheidung. Ein Hund hört nicht mehr oder wird als aggressiv im TH abgegeben.
Ist der Hund tatsächlich nur durch die schlechte Stimmung irritiert oder verunsichert? Oder ist das Konfliktverhalten selbst ausschlaggebend?Ich denke, dass kommt auch wieder auf die Situation an. Haben sich die Eheleute oft und lautstark gestritten, sind womöglich sogar handgreiflich geworden, können sie in den Augen des Hundes völlig ihre Autorität und Führungsqualität verlieren. Hunde klären ihre Konflikte anders. Kurz aber präzise. Danach ist wieder Ruhe. Lange Streitereien und Brüllereien sind hundeuntypisch. Genauso, wie so eine schwärende unterschwellige Spannung, die in solchen Situationen entstehen. Hunde regeln ihre Streitigkeiten und danach ist die Sache bereinigt.
Je nach Wesen des Hundes, kann er darauf mit Ängstlichkeit und Unsicherheit, aber auch mit Aggressivität und Dominanz reagieren. Die Menschen zeigen kein Verhalten, dass ein souveränes Leittier zeigen würden, also ist die ganze Rudelstruktur durcheinander. Manche Hunde würden bestimmt versuchen, die vacante Stelle des Rudelführers zu besetzen um das Überleben zu sichern.liebe Grüße
Steffi -
Uwe,
wenn ich Dir darauf antworten wollte... ich könnt Romane schreiben *keinenbockzu*
Nicht umsonst haben wir einen eingehenden Fragebogen für alle Neukunden :wink:
Aber mal ein wenig in eine andere Richtung geschubst: Hast Du mal beschwichtigendes Verhalten von Hunden und Menschen verglichen... Fast noch interessanter :wink:
Viele Grüße
Corinna -
Zitat
Uwe,
wenn ich Dir darauf antworten wollte... ich könnt Romane schreiben *keinenbockzu*
Schade.
ZitatNicht umsonst haben wir einen eingehenden Fragebogen für alle Neukunden
Schick mir mal einen. Neugierig bin.
ZitatAber mal ein wenig in eine andere Richtung geschubst: Hast Du mal beschwichtigendes Verhalten von Hunden und Menschen verglichen... Fast noch interessanter
Du meinst diplomatisches "tu mir nichts, ich bin eine schwache Frau"- gehabe bei Frauen und großmäulige Rückzugsgefechte bei Männern?
Ja, deshalb kam ich ja auf das Thema.
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Menschen die Denken man muesse einen Hund anschreien um ihn zu erziehen, schreien im Regelfall auch andere Familienmitglieder an. Der Hund waechst von Klein an in einer nervoesen und hysterischen Umgebung auf. Ergo, entweder wird der Hund seinerseits nervoes und veraengstigt oder er wird seinerseits agressiv (Hunde sind der Spiegel ihrer Besitzer, im positiven wie im negativen Sinne).
Eingreifen bei streitigkeiten zwischen Hunden bringt im schlimmsten Fall dem Besitzer einen ungewollten Hundebiss und seinem Hund aengste gegenueber Artgenossen.
Eingreifen kann auch zu noch groesserer Agressivitaet beim vermeindlich ueberlegen Hund fuehren.
Wichtig erscheint mir einfach dem Welpen sobald er seine Schutzimpfungen hat so viel als moeglich die Gelegenheit zu Hundesozialkontakten zu bieten (nicht Welpenschule sondern spielen mit anderen Welpen ist wichtig) und auch soviel als moeglich Kontakte mit erwachsenen Hunden, egal welcher Rasse und Groesse. Ein Hund muss auch von seinen Artgenossen lernen koennen und nicht nur von Zweibeinern. Eingreifen ist im Regelfall destruktiv! Sicherlich auch meine Hunde wurden auch schon mal einfach gebissen (ohne Vorwahrnung und nichts) und jeder Hund (wirklich jeder) hat ab Teenagertagen einen Lieblingsfeind aber Hunde benoetigen dies in gewisser Weise. Der Lieblingsfeind wird im Regelfall auch nicht gebissen, sondern verknurrt und wohnt meistens im selben Haus :wink: . Dumm wenn es ein Staford mit Null Humor ist wie bei meiner Dogge, war aber immer entspannend wenn der Staford im Sommer fuer drei Monate auf seiner Datsche sass. Loesung, immer zum Fenster raus gucken ob das nette Tierchen nicht gerade an der Leine seine Pippirunde drehte. Mein Hund wurde dreimal von dem Staford gebissen, mit dem einzigen Effekt das Susi ihr erst recht irgendwelche Beleidigungen zugebellt hat.
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