Der Angsthund-Thread....

  • Zitat

    Wie kann ich ihm helfen seine Angst zu überwinden?


    Wahrscheinlich würde es helfen, wenn ihr genau ab dem Moment ab dem der Hund blockiert, stehen bleibt, ohne den Hund zu beachten und dann einfach abwarten, vielleicht 5 Minuten oder länger (je nachdem wie groß seine Angst ist). Irgendwann würde er wahrscheinlich ruhiger werden und merken, dass nichts passiert. Dann wieder einen kleinen Schritt vor, wieder einfach warten bis der Hund vollkommen ruhig scheint. Und so mit viiiel Ruhe und Geduld Schritt für Schritt vorarbeiten ohne den Hund zu beachten. Höchstens wenn der Hund ganz ruhig geworden ist, kurz loben.
    Durch das in die Knie gehen und locken, verhälst du dich ja anders als beim normalen Spazieren gehen. Das bedeutet für den Hund, dass es richtig ist, dass er Angst hat. Er bemerkt das irgendwas anders ist und das beunruhigt den Hund zusätzlich. Du kannst ja vielleicht noch eine weitere Person mitnehmen und dich mit ihr ruhig unterhalten, während du wartest, dass sich der Hund beruhigt. Den Hund beruhigen oder locken o. ä. führt in so einem Fall meistens dazu, dass der Hund sein Angst als berechtigt ansieht, da sich Herrchen/Frauchen ja auch "komisch"/anders verhält (aus Sicht des Hundes).

  • Zitat

    Da muss es doch noch was anderes geben. Was wäre denn wenn man eher in die Richtung arbeitet, das Vertrauen zum Halter so sehr zu stärken, dass der Hund z.B. weiß, wenn er an die Leine kommt, neben meinem Bein sitzt o.ä. kann er sich 100% sicher fühlen. Oder ist das utopisch?


    Ich denke, es wäre gut, wenn der Hund ein festes Ritual hätte, was zuerst ohne Besuch und dann mit eingeübt werden würde.
    Beherrscht der Hund normalerweise einen Befehl, wie "Auf Platz!" zu 100%?
    Das wäre noch eine weitere Möglichkeit. Dass der Hund einen Schlafplatz hat auf dem er sich sicher fühlt (etwas vom Besuch entfernt, wo er alle im Blick hat) und dass er dort abgelegt werden kann, ob er dann nun weiter bellt oder nicht, ist ja dann erst mal zweitrangig.
    Falls der Hund diesen Befehl sicher beherrscht, würde ich den mit ihm dann weiter ausbauen. Also als nächsten Schritt, wenn er jemanden an der Scheibe sieht: Den Befehl "Auf Platz"! wird er ja wahrscheinlich ignorieren. Deshalb am besten eine Leine parat liegen haben, den Hund sofort wenn er bellt anleinen und mit passendem Kommando auf seinen Platz führen und ablegen lassen. Das würde ich erst mal ohne Besuch üben.
    Ich denke, es wäre für den Hund gut, wenn er bei den Besuchsituationen dann einen ganz festen Ablauf hat, den man konsequent durchsetzt. Also zum Beispiel der Besuch klingelt an der Tür; der Besuch kommt herein; der Hund wird auf seinen Platz geschickt, ggf. mit Leine dorthin geführt. Dazu muss er natürlich vorher diesen Ablauf ohne Besuch durch sehr viele Wiederholungen schon verinnerlicht haben. Generell geben solche Rituale im Alltag ängstlichen Hunden mehr Sicherheit. Wenn der Hund merkt, dass Herrchen/Frauchen alles unter Kontrolle hat und du dabei souverän auftrittst, wird dies dem Hund Sicherheit vermitteln. Das dauert natürlich sein Zeit. Hast du so etwas schon probiert?

  • Hallo zusammen,


    hab ja vor einiger Zeit gepostet, das meine mittlerweile 10 Monate alte Hovawart Mischlingshündin Angst vorm Auto hat.
    Das hat sich jetzt alles gelegt.
    Zuerst habe ich sie neben das Auto gesetzt, Kofferaum auf gemacht, dann nach und nach mit Leckerlis angefüttert. Sie sprang da zwar nicht rein, aber die Angst ging merklich zurück.
    Dann fuhr ich mit ihr 3 Wochen gar nicht, sondern bin überall zu Fuß hin.


    Ich probierte nach dieser Zeit wieder mit dem Auto zu fahren, und das sabbern war fast weg.


    Und auf einmal sprang sie von allein ins Auto. Seitdem ist alles OK.


    Jetzt habe ich nur ein anderes Problem.


    Sie traut sich nicht in Hausgänge.
    Wir wohnen in einem Mehrfamilienhaus im Erdgeschoß. Da muss sie nur ein paar Treppen hoch. Ohne Probleme.
    Nur gehts einen Stock höher, wehrt sie sich und man hat keine Chance.


    Kennt das wer von euch?


    Danke


    Gruß

  • Zitat

    Das ist in der Regel ein guter Tipp und ich habe das auch schon ausprobiert, nur nimmt mein Hund von anderen Menschen keine Leckerlies, bzw. erst nachdem er sie eine halbe Stunde angebellt hat und nicht jeder hat die Geduld, das auszuhalten. Auch wenn die fremde Person ihn völlig ignoriert, auch wenn er sich im letzten Winkel des Hauses vor der fremden Person verkriechen könnte, bellt er. Beim bellen an der Scheibe verhält es sich übrigens ähnlich. Egal wie verfressen der sonst auch ist, wenn da draußen mal wieder ein "böser" Mensch vorbei geht, interessiert es ihn nicht mal wenn ich ihm Fleischwurst oder ein anderes Super-Leckerchen unter die Nase halte. Im besten Fall schnappt er schnell danach und bellt dann weiter. Ich habe so das Gefühl, ein bisschen ähnlich wie beim Jagdverhalten, er bekommt den Tunnelblick und dann dringt man nicht mehr zu dem Hund vor.


    Da muss es doch noch was anderes geben. Was wäre denn wenn man eher in die Richtung arbeitet, das Vertrauen zum Halter so sehr zu stärken, dass der Hund z.B. weiß, wenn er an die Leine kommt, neben meinem Bein sitzt o.ä. kann er sich 100% sicher fühlen. Oder ist das utopisch?


    Es gibt natürlich viele verschiedene Ansätze, wie man mit solchen Dingen umgeht.


    Die Frage im Vordergrund ist für mich die, hab ich die Erwartungshaltung an meinen Hund, dass er Besucher grundsätzlich "toll" finden muss oder kann ich damit leben - in meiner persönlichen Situation - dass mein Hund nun mal Fremde nicht mag/lieber Abstand hält.


    WIR haben mit unserer Doba das Problem zweigleisig bearbeitet.
    Zum einen dahingehend, dass "mitmach-willige" Besucher gezielt als Gegen-Konditionierung benutzt worden sind.
    Und zum anderen dahingehend, dass Doba sich nicht mit jedem Besucher auseinandersetzen MUSS.


    Wenn Handwerker kommen, oder der Schornsteinfeger, oder Menschen, die nun mal mit Hunden nix anfangen können, muss Doba sich gar nicht erst damit auseinander setzen.
    Da gibt es dann ihren Rückzugsort, an dem sie unter allen Umständen von niemandem "bedrängt" werden darf und dies genügt ihr mittlerweile vollkommen als Sicherheit.


    Der Rückzugsort kann örtlich gebunden sein, der Liegeplatz z. B., kann aber auch situativ sein, also etwa "am rechten Bein vom Besitzer", egal wo. Beides Funktioniert erst, wenn ein gewisses Grundvertrauen in den Halter da ist, der Hund also gelernt hat, dass er sich beide Male drauf verlassen kann, dass ihm dort niemand auf den Pelz rückt.


    Bis ein unsicherer Hund das immer und überall drauf hat - das dauert. Auch unsere Doba verfällt ab und an noch ansatzweise in ihr Unsicherheits-Bellen, aber es wird kontinuierlich besser.


    LG, Chris

  • Zitat

    Den Hund beruhigen oder locken o. ä. führt in so einem Fall meistens dazu, dass der Hund sein Angst als berechtigt ansieht, da sich Herrchen/Frauchen ja auch "komisch"/anders verhält (aus Sicht des Hundes).


    Das ist ein sehr wichtiger Hinweis - manchmal machen wir Menschen den Fehler, das "Unwohlsein" eines Hundes versehentlich zu bestärken, indem wir ZUVIEL dagegen unternehmen.


    Euer Hund ist ja jetzt noch gar nicht lange bei Euch.


    Variante 1 für mich wäre jetzt, für ein, zwei Wochen Brücken komplett zu meiden - um eben gar kein "Thema" draus machen zu müssen und erst mal die Zeit für mich arbeiten zu lassen, da der Hund ja erst einmal im "popeligen" Alltag Vertrauen aufbauen muss.


    Und dann nochmal ganz unbedarft und unbefangen die Brücke anzugehen.
    Am besten zu zweit und schon 50 Meter vor der Brücke gegenseitig Witze erzählen, damit man selbst so locker wie möglich ist...


    LG, Chris

  • Danke für deinen Rat. Da wir fast direkt am Bodensee wohnen (500m Luftlinie) müssen wir ab und an leider Brücken überqueren. Die meisten sind auch kein Problem. Bei einer hat er sich immer geweigert. Heute schlussendlich schaute er mich an - so auf die Art : "Da willst du wirklich drüber?" Ich sagte bloß: "Charlie komm!" und er ging einfach ganz vorsichitig und langsam drüber - als er stehen blieb, blieb ich auch stehen und sagte noch einmal "Komm!" Dann hatten wir es eh schon geschafft *frohbin* :lol:
    Das Theater mit dem "in die Knie gehen" war ein großer Blödsinn von mir, so ging es ohne Probleme. Danke für eure tollen Tipps!!!!!!

  • Hallo,


    vielen Dank für diesen wunderbaren Thread.


    Auch wir haben seit etwa einem Monat einen Angsthund.
    An ihn geraten sind wir "wie die Jungfrau zum Kinde"... wenn es Euch interessiert, werde ich die Geschichte gerne erzählen.


    Wie dem auch sei, unser Wunsch, einen niedlichen kleinen Welpen aufzunehmen, hat sich irgendwie nicht erfüllt... *gg* ... und jetzt stecken wir unsere ganze Energie und Liebe in ScoobyDoo.


    Und dies ist unsere Baustelle:
    Scooby ist ein Podenco-Schäferhund-Mix, etwa sieben Monate alt und hat eine wahnsinnige Angst vor vielem, hauptsächlich vor Menschen. Die Angst uns gegenüber hat er zum Glück fast sofort abgelegt, aber das war es denn auch schon. Unsere Gäste werden stets gebeten, den Hund einfach erstmal zu ignorieren, später können sie dann versuchen, ihm ein Leckerlie zu geben. Nach geschätzten 200 Laufrunden Terrasse-Wohnzimmer-Küche-Terrasse holt er es sich dann. Vielleicht. Da wir recht häufig Urlauber im Haus wohnen haben, sind diese dann am nächsten Tag auch noch da. Bis dahin hat Scooby allerdings vergessen, das er ein Leckerlie genommen hatte und das Spiel beginnt von vorn.


    Spielen kennt er gar nicht, als er letzte Woche zum ersten Mal einen Ball ins Maul nahm und auch wiedergab, hätte ich locker losflennen können.
    Gestern bekam er fast einen Anfall, weil ich Fenster geputzt habe. Ob es an dem erhobenen Arm oder an dem Gequietsche lag... keine Ahnung.
    Katzen muß man vernichten, wenn man nur hinterherjagen dürfte.
    Fremde Hunde wurden anfangs beäugt, mittlerweile angeknurrt und ausgebellt.
    Von der Leine nehmen ist bisher unmöglich, wenn Scooby einen Schreck bekommt - und da gehört nicht viel zu - ist er taub, panisch und über alle Berge.


    Wir sind beide recht unerfahren in der Hundehaltung, aber seit Scooby bei uns eingezogen ist, versuchen wir uns jede freie Minute zu informieren und alles richtig zu machen. Vor allem klare Regeln und Lernstunden für den Hund.
    Bevor Ihr mir das jetzt sagt...: Uns ist schon klar, das ein Angsthund nicht der geeignete Anfängerhund ist, aber wir leben hier in Spanien und Scooby hatte nicht viele Alternativen für seine Zukunft...
    Und... nein, wir können nicht zu einem Hundetrainer gehen, sowas haben wir hier nicht.


    Scooby hat ein gutes Herz, er erkennt uns als sein Rudel an (Rudelführer ist eindeutig mein Mann), knabbert liebevoll an uns herum, ist lernbegierig (allerdings scheinbar auch schon in der Pubertät und recht zickig manchmal "ich hör Euch nicht, ich hör Euch nicht") und er ist es definitiv wert, das wir an seinen diversen Baustellen arbeiten.


    Und nun werde ich erstmal weiterlesen in diesem Thread :gut: .


    Lg, Gaviota

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