Balljunkie - Therapie

  • Hallo! :)


    Vor kurzem habe ich hier mal wieder einen guten und interessanten Beitrag zum Thema "Balljunkie" gelesen, wo von Endorphinen, generell überdrehten Hunden etc. die Rede war und dass man seinen Hund nicht zu einem solchen erziehen sollte.


    Obwohl ich selber eigentlich dachte, kein Problem damit zu haben, hat mich der Beitrag zum nachdenken angeregt. Ich setze Ballwerfen bei meinem Border Collie schon als Belohnung ein, aber er zeigt keine "typischen" Balljunkie-Symptome: ist auch ohne Ball glücklich, wenn "Schluss" ist, fixiert keine fremden Spielsachen, lässt sich vom geworfenen Ball abrufen bzw. läuft erst auf Befehl los, fordert nicht zum Spielen auf (naja, außer vielleicht Besucher oder so, bei denen er es öfter mal probiert).
    Trotzdem stecke ich momentan in einer Prüfungsphase und habe täglich weniger Zeit für den Kleinen - was er ganz gut wegsteckt; allerdings habe ich mich verleiten lassen, zwecks der schnelleren körperlichen Auslastung, doch zum Schluss des Spaziergans öfter mal den Ball fliegen zu lassen... leider. Ist aber nicht wirklich bewusst geschehen. Nun ja, und während der letzten heißen Tage blieb der Ball eben daheim, und während der letzten Tage war mein Border-Bub sehr unleidlich, aufgeputscht, hektisch, unfolgsam... Nun frage ich mich ob hier ein Zusammenhang besteht.
    Ausserdem würde ich mir die Freude, die er beim Ballspielen hat, auch öfter mal bei der Arbeit wünschen! Es ist nicht immer so, aber manchmal habe ich das Gefühl, er versucht diesen "lästigen" Teil schnell hinter sich zu bringen, damit endlich die Belohnung kommt...


    Lange Rede, kurzer Sinn: weil es mich schon lange allgemein und gerade jetzt im Besonderen interessiert und hier bisher immer nur von Prophylaxe und nicht von Therapie gesprochen wurde: Wie therapiert man ihn, den Balljunkie? Ist es so einfach - Ball weg? Wenn ja, von heut auf morgen? Oder langsam ausschleichen? Und dann gar nie wieder? Oder nur selten einsetzen? Was mache ich bei einem extremen Hund - der gar aggressiv (gegen sich, die Besitzer, oder andere Hunde) wird, weil er so gefrustet ist? Welche "Ersatzbeschäftigung" hat sich in so einer Zeit gut bewährt? Wie lange dauert es etwa, bis die physische Abhängigkeit vorbei ist?


    Fragen über Fragen! :D Ausserdem noch eine spezielle an alle, die mit ihren Hunden Hundesport (etwa Obedience) betreiben - belohnt ihr mit dem Ball? Habt ihr das Gefühl, der Hund hat trotzem auch Freude an der Arbeit an sich, oder macht er es "nur" für den Ball? Belohnt ihr immer wieder zwischendrin mit einem Ballspiel, oder erst am Schluss?



    Über viele qualifizierte Beiträge würde ich mich freuen, denn vielleicht wird mit so einem Thread auch Leuten geholfen, die wirklich ein richtiges Problem damit haben, es sich aber nicht eingestehen oder gar hier veröffentlichen mögen. Und ich bin natürlich auch wissbegierig!


    Jetzt muss ich aber wieder was für die anstehenden Prüfungen tun :headbash:


    Liebe Grüße
    ~Felis

  • Also ich habe einen Balljunkie ... einen kontrollierten Balljunkie :D


    Früher hatte er aus diesem Grund von jetzt auf gleich totales Ballverbot. Wir haben dann aber gemerkt, dass wir das viel positiver für uns und den Hund machen können. Das heißt wir machen es jetzt so, dass wir ihn absitzen lassen, den Ball werfen und er darf erst loslaufen auf Freigabe. So hat er Spaß, dreht nicht so hoch und wir haben ein Stück Impulskontrolle, was uns widerrum bei seinem Jagdinstinkt hilft.


    Von daher ist der Ball für uns mitlerweile eher postiv denn negativ. Zur freien Verfügung hat er Bälle trotzdem nicht.

  • Grüße,


    ich habe einen Border Collie/Cattle Dog Mix und von Anfang an den Ball so eingesetzt, dass garnicht erst die Gefahr aufkommt, dass sie zum Balljunkie wird.


    Ball spielen ja, aber nur kontrolliert und mit Unterordnung und Impulskontrolle.


    Ablegen und liegen bleiben müssen, wenn ich den Ball werfe. Auf dem Weg zum Ball kommt ab und an der Befehl "platz" und anschließend entweder zum Ball laufen oder auch mal zu mir zurückkommen müssen.


    Mal darf sie auch direkt zum Ball. Aber da es für sie nicht absehbar ist, was noch an Befehl kommt, ist sie sehr aufmerksam und zwar auf mich und nicht auf dem Ball.


    Willow macht es so riesen Spaß und ist gleichzeitig eine wirklich gute Übung


    lg
    sabine

  • hallo


    unser sam,collie schäfer mix spielt super gern ball.werfen,wiederholen,auch mal ne runde damit rumrennen.
    z.b. haben wir das interesse am ball jetzt genutzt um ihn abzulenken wenn unser sohn mit familie kommt da davina(3) immer solche angst vor sam hatte. jetzt liegen immer 2 bälle im hof,kommt unser sohn wird 2 o. 3x der abll in den garten geworfen und sam schert sich überhaupt nicht mehr um davina.begrüßung wird einfach "vergessen".vorher hat er immer ein heiden aufstand gemacht wenn die kamen.


    aber ist mein hund deswegen ein balljunky?
    das behauptete nämlich neulich eine freundin.


    wir finden es hält sich alles noch im rahmen.
    wenn genug ist,also,wir meinen es ist schluß,dann wird der ball weggepackt und gut ist.




    lg kirsten

  • Bei meinem Hund hat nur eins geholfen: Ball erstmal komplett weglassen, ohne Wenn und Aber.


    Nach einigen Monaten haben wir dann angefangen, den Ball sinnvoller einzusetzen, mit kleinen Unterordnungsübungen, Suchspielen etc.
    Und vor allem ist der Ball jetzt nur noch selten beim Spaziergang dabei. Wenn, dann wird auch nicht nur blöd geworfen, sondern damit gearbeitet.
    Seitdem haben wir kein Problem mehr damit. :D

  • Hallo,


    ich stell mir immer die Frage, ob der Hund wirklich ruhig und impulskontrolliert ist, wenn er vorher absitzen muss, bevor er den Ball hetzen darf.
    Ehrlich gesagt glaube ich, dass da unter der Oberfläche immer noch sehr viel brodelt...
    Hund hat ja nur gelernt, über Umwege zum begehrten Objekt zu kommen.


    Messt einfach mal den Puls bei der angenommenen Impulskontrolle, das gibt sicher Aufschluss.


    Ich würde als "Therapie" alles markern was weg geht vom Ball.
    Ball hinlegen, Hund anleinen und warten bis Hund woanders hin guckt.
    Markern (Click, Lob, Leckerchen oder womit man eben belohnt)
    Dafür ist das Clickern wieder sehr gut geeignet, weil man da punktgenau bestätigen kann.


    Gruß Regine

  • Zitat

    ich stell mir immer die Frage, ob der Hund wirklich ruhig und impulskontrolliert ist, wenn er vorher absitzen muss, bevor er den Ball hetzen darf.
    Ehrlich gesagt glaube ich, dass da unter der Oberfläche immer noch sehr viel brodelt...


    Ja natürlich, dass ist für mich aber auch ok. Er kann sich kontrollieren und lernt, dass er mit Kontrolle weiter kommt als mit sinnlosem Hetzen. Der Hund sitzt ja im Zweifelsfall auch nicht nur ab ... wir lassen ihn auch abliegen, er sucht Augenkontakt, er sucht nach dem Ball, wir stoppen im Lauf, etc. Es ist eine gute Erziehungsarbeit und am Ende kriegt der Hund als Belohnung seinen Ball ... kann man als Ersatz zum Leckerlie sehen.


    Ich sehe also keinen Grund dem Hund seine Ballfreude komplett zu nehmen und nutze sie positiv.

  • Zitat

    Hallo,


    ich stell mir immer die Frage, ob der Hund wirklich ruhig und impulskontrolliert ist, wenn er vorher absitzen muss, bevor er den Ball hetzen darf.
    Ehrlich gesagt glaube ich, dass da unter der Oberfläche immer noch sehr viel brodelt...
    Hund hat ja nur gelernt, über Umwege zum begehrten Objekt zu kommen.


    Messt einfach mal den Puls bei der angenommenen Impulskontrolle, das gibt sicher Aufschluss.


    Wie definierst du denn Impulskontrolle? Es geht doch nicht darum, dass der Hund das Objekt gar nicht mehr will.....:???:


    Impulskontrolle IST sehr stressig für den Hund. Es ist sehr Mode geworden, aber viele verlangen zu viel zu schnell und merken gar nicht, wie sehr es den Hund belastet und pusht. Man sollte schon einen Blick auf das erregungsniveau haben und auch genügend Zeit zum runterkommen einplanen.

  • Ich hab mich da falsch ausgdrückt, sorry!


    Viele meinen, ihr Hund wäre während einer Impulskontrollübung ruhig und gelassen, weil er nach außen hin so wirkt.
    Man kann es aber auch so sehen, dass man die Spannung/Erwartung dann nur noch steigert, wisst Ihr wie ich meine?


    So in etwa wie ein Teekessel, wo der Druck steigt.


    Ich würde da eher mit konditionierter Entspannung ran gehen.


    Und es geht nicht darum, dass er den Ball gar nicht mehr wollen soll.
    Das wirste bei einem Junkie auch nicht hinbekommen.
    Aber er wird dadurch lernen, dass man sich von dem begehrten Objekt auch mal abwenden kann und trotzdem weiter leben kann.
    Und dass es ihm noch was positives einbringt.


    Einfach seinen Horizont da erweitern.


    Gruß Regine

  • Bollerkopp Meinste wirklich, dass es Balljunkies gibt, die "ohne" tatsächlich nicht mehr leben können? Bzw. bei denen ein abruptes Absetzen tatsächlich zu viele Nebenwirkungen hat, um das Leben für Hund und Herrchen noch erträglich zu gestalten? Gibt man dann einfach nach/auf oder versucht es in gaaaaanz langsamen Schritten?



    Im übrigen denke ich auch nicht, dass ein Hund nicht trotz Impulskontrolle noch ein Balljunkie sein kann. Hier (nicht in diesem Thread) wurde schon geschrieben "Wenn ein Hund erst auf Befehl dem Ball hinterherrennt, ist er kein Balljunkie." Finde ich Schwachfug, genau wie den Umkehrschluss. Das ist alles eine Trainingssache. Daher frage ich mich z.B. auch, ob man (vllt. so wie ich?) quasi einen unerkannten Junkie hat, der genauso geil auf den "Kick" ist aber dank guten Gehorsams sonst nicht auffällt. Und wenn ja, wäre das schlimm?!


    Nachdenkliche Grüße,


    ~Felis

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