Das kopfschüttelnde Wildschwein

  • Brunos Ausdrucksvarianten werden mit zunehmenden Alter prägnanter.
    Anders kann ich es nicht sagen.
    Verstanden haben wir uns schon immer ganz gut, doch jetzt ist in seiner Mimik etwas abgeklärtes, überlegenes und weises, manchmal auch Kopf schüttelndes. Immer unmissverständlich.

    Wir traben einen gewohnten Weg, hügelan, um die Hinterbeine von Bruno zu stärken und die Waden von Friederike zu verkrampfen.
    Heiß ist es und ich habe ein Buch im Gepäck, um an einem lauschigen, kühleren Plätzchen etwas zu lesen und die Stille zu genießen.
    Ich sehe schon die Lichtung.
    Oft waren wir zusammen da und sind da gesessen, jeder in seine Art der Meditation vertieft.

    Bruno zieht es weiter, er will nicht rasten und läuft einfach weiter.
    Ich lasse mich nieder und rufe nach Bruno.
    Er kommt nicht, bleibt aber stehen und wendet sich mir zu.
    Dieser Blick: „Das haben wir doch noch nie gemacht. Was fällt dir ein? Der Weg ist das Ziel. Firlefanz. Tsss.“
    Ich muss ja nicht unbedingt lesen…

    Also alles wieder Huckepack und wir laufen weiter.
    Nach der Ecke mit dem wilden Majoran und den vielen Schmetterlingen, dem Sportplatz im Tal, steigen wir hoch zur Vogelschutzwarte.
    Ganz in deren Nähe ist ein dunkler Teich, ein Morastwasser, übel riechend.
    Just dort hinein will Bruno.

    Sein Gesicht sagt mir: „Das haben wir schon immer gemacht. Was ist bloß los mit dir?“
    Er würde dunkel und borstig aussehen wie ein Wildschwein, drei Tage stinken und sich vielleicht noch leckere Bakterien holen, wenn ich zulasse, dass er da rein geht.
    Wir fangen an zu diskutieren.

    „Ich kenn das Loch hier länger als dich und du warst da noch nie drin.“
    "Wie bitte? - Jedes Mal, wenn wir hier waren. Immer. Nur im Winter nicht.“
    „Ich lasse das nicht zu.“
    Kopf schütteln
    „Ich müsste dich mit dem Gartenschlauch abspritzen, dem langen gelben Ding.“
    „Kenne ich nicht.
    „Ich weiß, du hasst ihn.“
    „Wird schon nicht so schlimm sein“. Ich will jetzt baden.“
    „Nur die Füße.“
    "Klar"

    Platsch, paddel.
    Weiter geht’s mit: Er würde dunkel und borstig aussehen…

    LG, Friederike

  • haha, super geschrieben!!! :lol:

    Die Gesichtsausdrücke sprechen echt manchmal Bände. Kann mir euren Ausflug bildlich vorstellen: „Das haben wir SCHON IMMER so gemacht!"
    geil! :lol:

  • Neulich waren wir in der Ebene unterwegs, alles platt und prima Fernsicht.
    Wohltuend fürs Auge der Zweibeiner und auch Bruno gefällt es dort von jeher gut.
    Schon von weitem kann alles Interessante gecheckt und begutachtet werden.
    Wir nähern uns unserem Ausgangsort auf ca. 300 Meter.
    Dort fährt gerade ein Auto vor.
    "Oh, ein großes Auto, mindestens Platz für drei Hunde. Können wir nicht etwas schneller gehen. Bin mächtig neugierig.
    Geh bitte, das ist ein winziges Auto. Passt maximal ein Hund rein.
    Niemals. Da sind mehrere Hunde drin. Ich will sie kennenlernen.
    Ich sprinte mal los.

    Unterstehe dich. Du hältst mit mir Schritt.
    Grummel, grummel.
    Am Auto tut sich nichts.
    "Laß mich doch mal. Du siehst übrigens schlecht."
    Quatsch, nur weil ich das Rezept für die Gleitsichtbrille seit 4 Monaten in der Tasche herumtrage, sehe ich nicht schlecht und auf die Entfernung kann ich schon noch einschätzen, ob ein Auto groß oder klein ist."
    "Pah".
    So ist denn jeder überzeugt von seiner Einschätzung und wir kommen näher.
    "Sack Zement, das Auto ist wirklich viel größer als gedacht."
    Bruno grinst.
    Da gehen endlich die Autotüren auf und ihm entsteigen drei riesige Hunde, die sofort los stürmen.
    Ich warte auf das "Die tun - nix- Geschrei" und lasse den hippeligen Bruno sitzen, wobei ich lieber nicht kontrolliere, ob sein Hinterteil in voller Fläche den Erdboden berührt.
    Ein Pfiff. - Die drei Riesen liegen patt wie Flundern und in Formation.
    Also Bruno bei Fuß und weiter gehts zu Herrchen und Hunden.
    "Ihrer ist doch sicher schon älter. Mag er denn noch spielen?"
    Du meine Güte, jetzt ist Bruno bestimmt beleidigt, egal was ich sage.
    Ich sage gar nichts, außer freundlich "Hallo" und passiere mit einem schreitenden Bruno die kleine Meute.
    Da kommt Brunos Schnauze und stubst mich leicht.
    Wir schauen uns an und eine wunderbare Freundschaft setzt sich fort.

    LG, Friederike

  • Friederike, danke für die wunderbare Erzählung.
    Es ist schön euch begleiten zu dürfen und ich hoffe, es gibt noch Fortsetzungen.
    Liebe Grüße und ein Bussi an Bruno er ist ein toller Hund

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